Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon? - Light Novel, Band 06 (eBook)
309 Seiten
Tokyopop Verlag
978-3-7593-0571-8 (ISBN)
Prolog: Die Wurzel des Übels in einer Mondnacht
Das Mondlicht drang nur schwach durch die Wolkendecke. Dort, wo sie aufriss, waren Sterne zu sehen und die sie umgebende kosmische Schwärze drohte den Betrachter förmlich zu verschlingen.
Es war mitten in der Nacht und die meisten Menschen schliefen friedlich in ihren Betten. Abseits des Stadtzentrums und des Lärms der zechenden Abenteurer schlich ein Mädchen verstohlen durch die dunklen Straßen und betrat schließlich ein Gebäude, um seinen Gott zu treffen.
»Ich bitte Euch, Meister Soma! Bitte erlaubt mir, die Familia zu verlassen!« Lilis Stimme zitterte vor Ehrfurcht. Den ganzen Körper in eine alte Robe gehüllt, kniete sie mit tief gesenktem Haupt vor der Gottheit nieder. Ihre runden kastanienbraunen Augen waren strikt auf einen Punkt auf dem Fußboden vor sich gerichtet.
Der Gott, an den sie ihre Worte gerichtet hatte, saß mit angezogenen Knien in einer Ecke des Zimmers. Durchs Fenster drang Mondlicht in den Raum. An einer Wand stand ein Regal, das mit Pflanzen und Weinflaschen dekoriert war. Die beiden befanden sich im Privatgemach der Gottheit, die der Soma-Familia vorstand. Lili hatte sich eine Gelegenheit geboten, direkt mit Soma zu sprechen, und sie erbat bei dieser Audienz ihren Ausschluss aus seiner Familia, um von deren Fluch befreit zu werden und erhobenen Hauptes neben Bell und Welf stehen zu können.
Für ihren Austritt war neben der Konversion der auf ihrem Rücken eingravierten Falna auch die Zustimmung des Schutzgottes der Soma-Familia notwendig.
»Ich bitte Euch um Verzeihung für diese plötzliche Störung und meine zahlreichen Verfehlungen und Unhöflichkeiten. Und ich bitte Euch um Eure Gnade …« Nach wie vor hielt sie den Kopf gesenkt und vermied tunlichst jeden Blickkontakt.
Ihr kleiner kauernder Körper bebte vor Furcht und ließ ihre demütige Scheu vor der Gottheit deutlich erkennen. Sie hatte den Schrecken des Soma-Weins, dessen Magie sie so durcheinandergebracht hatte, noch nicht verwunden. Und vor dem Schöpfer dieses Getränks kniete sie nun nieder.
Soma hingegen zeigte keinerlei Reaktion. Er war ein junger Mann von durchschnittlicher Körpergröße und schlanker, fast zierlicher Gestalt. Die Ärmel und die Säume seiner locker sitzenden, einer Robe ähnlichen Kleidung waren leicht mit Lehm beschmutzt.
Noch immer mit angezogenen Knien in seiner Zimmerecke sitzend murmelte der Gott an die Wand gerichtet: »Selbstdisziplin in der Führung …«, »Bestrafung …« und »Meine Leidenschaft, mein Lebenssinn …«
Sein zerzaustes Haar ließ ihn ungesund aussehen und verbarg Teile seines Gesichts, das von Enttäuschung und Verzweiflung gezeichnet war. Er rührte sich kein bisschen und hielt dem Pallum-Mädchen weiter den Rücken zugewandt.
Dann ertönte im Raum eine Stimme, die weder Soma noch Lili gehörte: »Gott Soma ist beschäftigt. Wenn du etwas zu sagen hast, höre ich dir zu, Arde.« Neben der starr auf dem Boden sitzenden Gottheit stand nun ein Menschenmann. Tiefe Furchen durchzogen sein schmales, bebrilltes Gesicht. Seine stechenden schwarzen Augen ließen ihn intelligent erscheinen, doch sein offenkundig dreckiges Grinsen strafte diesen Eindruck Lügen. »Aber dass du noch lebst, überrascht mich. Ich wurde von Kanuu über deinen Tod informiert.«
Lili verspürte den Drang, mit der Zunge zu schnalzen, unterdrückte ihn jedoch erfolgreich.
Zanis Lustra war der Anführer der Soma-Familia und ein hochrangiger Abenteurer auf Level 2. Sein Pseudonym war »Gandharva, Hüter des Weins«. Dank seines Levelaufstiegs war er willensstark genug, der betörenden Magie des göttlichen Weins zu widerstehen.
Wegen Somas Mangel an Führungsqualitäten erteilte er den anderen Familia-Mitgliedern häufig an dessen Stelle Anweisungen. Als Anführer missbrauchte er sogar nicht selten Somas Namen, um dessen Schützlinge zur Erreichung seiner eigenen Ziele zu manipulieren. So wie sein Kollege Kanuu, der Lili einmal in einen Schwarm Killerameisen gestoßen hatte, hatte dieser Mann noch keine Gelegenheit ausgelassen, Schwächere zu seinem Vorteil auszunutzen.
Bis heute hatte die kleine Pallum deshalb ihren eigenen Tod vorgetäuscht und jede nur erdenkliche Vorsichtsmaßnahme getroffen, um dem Familia-Anführer und seinen Leuten aus dem Weg zu gehen. Doch nun war sie von genau der Person entdeckt worden, der sie auf keinen Fall hatte begegnen wollen.
»Übrigens, Kanuu und die anderen sind seit einiger Zeit verschollen … Hattest du da deine Finger im Spiel?«
»Nein, ich weiß von nichts«, antwortete Lili knapp und wahrheitsgemäß dem unverändert grinsenden Zanis. Sie bemühte sich angestrengt, ihren Zorn im Zaum zu halten, und sah kurz zu dem Mann auf. »Meister Zanis, bitte übermittle Meister Soma mein Ansinnen.«
»Gut, kommen wir zurück zum Thema.« Zanis nickte wichtigtuerisch und fuhr gemächlich und mit einer geradezu theatralischen Gebärde fort: »Ein Austritt erfordert natürlich die Entrichtung einer hohen Summe, insbesondere für die Mühen, die Gott Soma für deine Ausbildung aufgewandt hat. 10.000.000 Valis, um genau zu sein.«
Lili verblieb für einige Sekunden regungslos, doch seufzte tief, nachdem sie die volle Bedeutung von Zanis’ Worten verstanden hatte.
»Herr Soma, ist das in Eurem Sinne?«, fragte der Anführer den Gott zur Bestätigung.
»Mir egal, das überlasse ich dir«, antwortete Soma regungslos und ohne Zanis eines Blickes zu würdigen. Es war, als ob man einen Stein gegen die Wand geworfen hätte, der nun einfach von dort abprallte.
»Z… zehn Millionen …« Lili verschlug es die Sprache und sie wurde angesichts der eben festgesetzten Summe kreidebleich. Doch ihre erschrockene Äußerung erreichte die Ohren der in sich selbst versunkenen Gottheit gar nicht und gegenüber dem dreckig auf sie herabgrinsenden Zanis erschien jede Form des Aufbegehrens sinnlos.
Lilis kleiner Körper drohte kraftlos in sich zusammenzusinken, als wären die Fäden einer Marionette durchgeschnitten worden. Zwar gelang es ihr, sich mit ihren schmächtigen Ärmchen abzufangen und so einen Sturz zu verhindern, aber sie brauchte eine Weile, um sich nach und nach wieder aufzurichten. Schließlich verließ sie mit leblosem Gesicht und unsicheren Schritten Gott Somas Privatgemach.
Zanis sah ihrer durch die Doppeltür entschwindenden Gestalt nach und zog die Mundwinkel hoch. Unmittelbar darauf erschien eine hochgewachsene Person im Raum.
»Hey, Apollos Leute sind da!«, verlautbarte ein mürrisch wirkender Zwerg, an dessen Hüfte eine große Kürbisflasche baumelte.
»Danke, Chandra. Führ sie in den kleinen Raum auf der Rückseite.«
»Nicht meine Sache. Mach das doch selbst«, gab der Zwerg namens Chandra barsch und mit sauertöpfischer Miene zurück, bevor er wieder im Gang verschwand.
Ach herrje …, dachte Zanis schulterzuckend. Dann drehte er sich um und sprach seinen Gott an: »Herr Soma, wenn es Euch genehm ist, würde ich jetzt gehen und mit den Verhandlungen beginnen.«
»Mach, was du willst.« Soma war vollkommen desinteressiert.
Sein Anhänger schmunzelte spöttisch und machte kehrt.
Nachdem das Geräusch der zufallenden Tür verklungen war, erfüllte Stille den Raum. Auch der bis eben noch vor sich hin murmelnde Gott schwieg nun. Das durch das Fenster hereinfallende Mondlicht ließ die Pflanzen im Regal bläulich leuchten.
Soma griff sich eine der Weinflaschen. Er öffnete sie, füllte sein Glas bis zum Rand und trank es in einem Zug aus.
Die akkurat verlegten Pflastersteine strahlten im warmen Licht der Sonne. Auch heute nutzten wieder viele das heitere Wetter für Besorgungen oder einen Bummel in der Stadt. Überall sah man lächelnde Gesichter und da und dort schallten fröhliche Stimmen durch die Straßen. Auf der breiten Hauptstraße wimmelte es von Halbmenschen, Pferdekutschen, Stadtbewohnern und auch schwer bepackten Reisenden.
Im Zentrum der Stadt ragte ein riesiger, wunderschöner weißer Turm in den blauen Himmel und überstrahlte alles mit seiner Präsenz.
»Ich bin so froh, dass ihr heil zurückgekehrt seid, Bell.«
»Tut mir leid, dir Sorgen bereitet zu haben … Und vielen Dank!« Ich wusste nicht mehr, wie oft ich mich hier vor dem Hostess of Fertility in der westlichen Hauptstraße schon bei Syr entschuldigt und bedankt hatte, und tat es nun ein weiteres Mal.
Die Kellnerin mit dem wehenden silbergrauen, hinten teilweise zusammengebundenen Haar zeigte sich aufrichtig erstaunt darüber, dass wir lebend aus Ebene 18 zurückgekommen waren.
Unsere Rückkehr zur Erdoberfläche nach dem Sieg über den Goliath lag nun schon fast drei Tage zurück. Vor einer Woche hatten wir im mittleren Bereich festgesessen und keine andere Wahl gehabt, als uns auf Ebene 18, einen Sicherheitspunkt des Dungeons, zu retten. Oben hatten sich viele Leute um uns gesorgt, darunter auch Syr. Auch wenn sie nicht selbst zu uns hatte hinabsteigen können wie meine Göttin, hatte sie uns doch enorm geholfen, indem sie ihre Kollegin Ryu zu uns geschickt hatte.
Ich kann dieser Elfin gar nicht genug für all die Male danken, die sie mir das Leben gerettet hat. Selbstredend freute ich mich über Syrs aufmerksame Hilfe ebenso riesig.
Diese strahlte mich freundlich an und ich verbarg meine Verlegenheit hinter einem schüchternen Lächeln.
»Bist du auch gesundheitlich wieder auf dem Damm?«, fragte die junge Frau nun.
»Ja, dank der Miach-Familia.«
Mithilfe der...
Erscheint lt. Verlag | 12.6.2024 |
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Reihe/Serie | Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon? |
Illustrationen | Suzuhito Yasuda |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction |
Kinder- / Jugendbuch | |
Schlagworte | Abenteuer • action • Adventure • Comedy • Dungeon • Fantasy • Movie & TV • Mystery • Shonen • Shounen |
ISBN-10 | 3-7593-0571-7 / 3759305717 |
ISBN-13 | 978-3-7593-0571-8 / 9783759305718 |
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