John Sinclair 2398 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6585-5 (ISBN)
Suko und ich, die beiden Geisterjäger aus London, in der türkischen Metropole Istanbul!
Wir waren in die Stadt am Bosporus gekommen, weil Nancy Warren hier aufgetaucht war, eine der Vollstreckerinnen unserer Erzfeindin Lilith! Und die war nicht allein in Istanbul! Wir bekamen es mit einer ganzen Armee von Vollstreckerinnen zu tun, aber auch mit Strigen, den teuflischen Bluteulen - und mit Prinz Stolas, einer mächtigen Höllenkreatur, die mit Liliths Tochter eine Dämonenhochzeit feiern wollte!
Dämonenfalle Istanbul
von Ian Rolf Hill
Vom Regen in die Traufe.
So und nicht anders fühlte sich Sevasti, nachdem sie von mehreren unbekannten Frauen aus den Fängen brutaler Menschenhändler befreit worden war. Die Kerle hatten sie und ihre Leidensgenossinnen über die Balkanroute nach Europa verschiffen wollen, wo sie in irgendeinem Bordell hätten anschaffen gehen müssen.
Doch es war anders gekommen. Plötzlich waren die maskierten Frauen aufgetaucht und hatten die Gangster regelrecht abgeschlachtet. Anschließend waren die Gefangenen in ein Frauenhaus am Rande von Istanbul gebracht worden.
Im ersten Moment hatte Sevasti erleichtert aufgeatmet.
Da hatte sie allerdings noch nicht gewusst, dass es sich bei dem Frauenhaus um eine Falle handelte.
Genauer gesagt, um eine Dämonenfalle!
Einige Monate zuvor
Der Gestank war unerträglich, und die Luft war zum Schneiden dick. Und sehen konnte Sevasti nicht mal die Hand vor Augen. In dem Container war es stockfinster.
Still war es jedoch keineswegs. Außer den Geräuschen an Bord des Schiffes war es vor allem das Wimmern der anderen Frauen, das Sevasti beinahe in den Wahnsinn trieb.
Sie war sechzehn, und ihr Vater hatte sie an Schlepper verkauft. Er hätte sie natürlich auch dem dicken Vlademir geben können, einem Bauern aus dem Nachbardorf, der ihm immerhin eintausend Lari* für seine Tochter geboten hatte. Doch von den Menschenhändlern hatte ihr Vater sicherlich das Fünf- bis Zehnfache bekommen.
Als die Männer sie aus dem Haus zerrten, hatte Sevasti gewusst, dass sie es nie wiedersehen würde. Ebenso wenig wie ihre Mutter und ihre Brüder Gocha und Davit, die bloß stumm und tatenlos zugesehen hatte. Nur ihre Mutter hatte Rotz und Wasser geheult.
Für ihren Vater war Sevasti nur ein hungriges Maul, das gestopft werden musste. Keine Seltenheit in den ärmlichen Bergdörfern Georgiens.
Sevasti wusste bis heute nicht, wie ihr Vater an die Schlepper herangekommen war. Vielleicht hatte ihm jemand in Mestia einen Tipp gegeben. Das war die nächstgrößere Stadt im Kaukasus, in der ihr Vater mit seinen Söhnen regelmäßig zum Markt fuhr, um das Fleisch und den Käse der Ziegen zu verkaufen.
An die ersten Tage hatte Sevasti kaum eine Erinnerung. Nachdem sie in den Lieferwagen geworfen worden war, hatte man ihr einen Sack über den Kopf gestülpt und die Hände mit Kabelbindern auf dem Rücken gefesselt. Mehrere raue Männerhände hatten sie berührt und ihren Körper abgetastet, als wollten sie auf dem Markt ein Stück Vieh begutachten.
Sevasti hatte keine Ahnung, wie lange sie unterwegs gewesen waren, bis sie den Hafen erreichten. Sie hatte ja nicht mal gewusst, in welche Stadt man sie verschifft hatte. Sie war in einen der Container gestoßen worden, nachdem man die Kabelbinder durchgeschnitten und ihr die Kapuze von Kopf gezogen hatte. Weiche Körper hatten sie aufgefangen. Eine Frau hatte sie derbe von sich gestoßen und war von einer anderen angeschrien worden.
Sie hatte sich als Elena vorgestellt.
Elena war dreiundzwanzig Jahre und stammte aus dem Hochland von Imeretien. Mehr war Sevasti nicht im Gedächtnis haften geblieben.
Irgendwann war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen. Niemand hatte zu sagen vermocht, ob es Tag oder Nacht war. Nur wenn die Männer an Bord das Essen brachten, war der Container geöffnet worden.
Zweimal hatten die Kerle eine reglose Frau hinausgeschleift. Die Männer hatten sie einfach über Bord geworfen und dabei derbe geflucht, denn jede tote Frau bedeutete für sie einen finanziellen Verlust.
Doch die schlimme Fahrt war irgendwann vorüber. Einige Frauen keuchten erschrocken auf, als der Container sich bewegte. Sevasti hingegen brachte keinen Ton über die Lippen. Elena hatte sie in den Arm genommen und strich zärtlich über ihr sprödes, ungewaschenes Haar.
Sie murmelte irgendetwas, das Sevasti nicht verstand. Manchmal klang es, als würde Elena beten, dann wiederum hörte es sich wie Gesang an, vielleicht war es ein altes Kinderlied.
Ein Ruck ging durch den Container.
Sevasti hörte, wie sich die anderen Frauen eng an die Rückwand drückten. Ein warmer, schwitzender Körper presste sich gegen sie.
Dann wurde der Container geöffnet.
Ein Schwall eiskalter Luft fuhr in das Innere, brachte den Geruch nach Öl, Zigarettenrauch und Leder mit sich. Ein grelles Licht blendete Sevasti. Die Schatten mehrerer Männer tauchten darin auf. Einige hielten Maschinenpistolen in den Händen.
Der einzige Kerl, der keine Waffe trug, gab den Frauen mit einem Wink zu verstehen, dass sie den Container verlassen sollten. Er sagte etwas auf Türkisch und grinste dabei, dass Sevasti die Goldzähne blitzen sah.
Sevastis Knie zitterten wie die eines neugeborenen Zickleins. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und wäre gestürzt, hätte Elena sie nicht festgehalten. Sevasti blinzelte. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit.
Die meisten der anderen Frauen sah sie heute zum ersten Mal. Einige, so wie Elena, hatte sie zumindest kurz zu Gesicht bekommen, wenn der Container geöffnet worden war, aber längst nicht alle.
Elena war früher bestimmt eine wunderschöne Frau gewesen. Jetzt sah sie nur noch müde und erschöpft aus. Die Haare waren zerzaust, unter den Augen lagen dunkle Halbmonde, die Lippen waren rau und farblos, die Kleidung starrte vor Schmutz.
Während Elena sie nach vorne schob, bemerkte Sevasti, dass es noch mindestens zwei weitere Mädchen in ihrem Alter gab. Eines war so verängstigt, dass seine Unterlippe zitterte. Die Augen schwammen in Tränen. Der Blick der anderen war so leer, als wären sie tot.
Sevasti schluckte.
Und zuckte zusammen, als sie von dem Mann mit den Goldzähnen brutal nach vorne gezerrt wurde. Elena wollte das Mädchen noch festhalten, doch ein Hieb mit der flachen Hand trieb sie zurück. Sofort trat einer der Bewaffneten vor und hob die Mündung der Maschinenpistole.
Die Frauen keuchten verängstigt.
Der Mann, der Sevasti festhielt, grinste und stieß sie vor sich her auf einen Durchgang zwischen zwei weiteren Containern zu. Sevasti bemerkte, dass sie sich auf einem Kai am Hafen befanden. Es war Nacht. Keine Wolke war am Himmel zu sehen. Die Sterne funkelten wie winzige Diamanten. Der zunehmende Mond glotzte traurig auf sie herab.
Sevasti stolperte über ihre eigenen Beine. Elena tauchte neben ihr auf und zog sie wieder auf die Füße. Diesmal hatte keiner etwas dagegen.
Vielleicht lag es an der Gestalt, die im Schatten zwischen den Containern aufgetaucht war.
Der Mann mit dem speckigen Nacken und der schwarzen Lederjacke blieb stehen und rief etwas, das Sevasti nicht verstand. Schließlich brüllte er, griff unter die Jacke und wollte offenbar eine Pistole ziehen. Das sollte ihm jedoch nicht mehr gelingen.
Die schlanke Gestalt zwischen den Containern bewegte sich, und im nächsten Moment wirbelte etwas aus den Schatten auf den Mann zu. Sevasti sah noch einen silbrigen Blitz, als sich das Licht des Mondes auf dem Gegenstand brach, dann schlug dieser auch schon mit einem furchtbaren Geräusch in die Brust des Mannes ein, dessen Lederjacke sich am Rücken urplötzlich ausbeulte.
Der Mann schrie erstickt auf. Dann gurgelte er, während er sich langsam auf der Stelle herumdrehte. Ein vielstimmiger Aufschrei ging durch die Menge.
Sevasti dagegen brachte noch immer keinen Ton hervor. Stumm starrte sie auf den Griff der Machete, die aus dem Brustkorb des Mannes ragte.
Vor ihren Füßen brach er zusammen und hauchte sein Leben aus.
Nur einen Atemzug später brach die Hölle los.
Das Krachen der Maschinenpistolen war ohrenbetäubend.
Endlich löste sich der Kloß in Sevastis Kehle. Sie schrie, presste die Hände auf die Ohren, fiel auf die Knie und erwartete, dass jeden Moment Kugeln in ihren Leib nageln und sie zerfetzen würden.
Doch das geschah nicht.
Dafür schlug ein weiterer Mann neben ihr zu Boden. Aus seinem Rücken ragte ebenfalls die Klinge einer Machete.
Sevasti fuhr zusammen, als sie die Hände an den Schultern spürte. Es war Elena. Sie wollte das Mädchen auf die Beine ziehen ...
Und erstarrte mitten in der Bewegung!
Plötzlich waren sie da.
Frauen in hautengen grauen Trikots. Dass es sich nicht um Männer handelte, war allein an der Form ihrer Körper zu erkennen, denn die Gesichter wurden von Hauben verdeckt, die nur die Augen aussparten.
Die Maskierten waren allesamt mit Macheten bewaffnet, deren Klingen in der oberen Hälfte leicht nach vorne abknickten.
Eine der Unbekannten hielt zwei solcher Messer in den Händen, sprang auf einen der Bewaffneten zu und schleuderte noch in der Luft die erste Machete auf den Kerl. Die Klinge grub sich mit einem dumpfen Schlag in dessen linke Schulter.
Die Maschinenpistole in seiner rechten Faust ratterte. Der Lauf zitterte, die Garbe fuhr in den Himmel.
Die Maskierte schlug mit der zweiten Machete zu. Der abgetrennte Arm, dessen Hand noch die Waffe hielt, fiel zu Boden, der Verletzte taumelte.
Mit einer Bewegung, der Sevasti kaum mit den Blicken zu folgen vermochte, wirbelte die Vermummte um die eigene Achse. Die Machete funkelte im Mondlicht. Ein...
Erscheint lt. Verlag | 22.6.2024 |
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Reihe/Serie | John Sinclair |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead |
ISBN-10 | 3-7517-6585-9 / 3751765859 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6585-5 / 9783751765855 |
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Größe: 1,4 MB
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