Waldland in Flammen (eBook)
376 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-22258-9 (ISBN)
Sascha Raubal wurde 1972 in Ulm an der Donau geboren und zog mit 4 Jahren nach Bayern. Er studierte Informatik an der TU München, arbeitete danach zuerst als Software-Entwickler und ist inzwischen freiberuflich als Spezialist für elektronischen Datenaustausch (kurz EDI) unterwegs. Seine erste Geschichte schrieb er mit etwa acht bis zehn Jahren. Dieses potentielle Meisterwerk der Weltliteratur - irgendwas über eine intelligente außerirdische Fliege - kam leider nie über wenige Seiten hinaus und muss heute als unwiederbringlich verschollen gelten. Seine erste ordentliche Veröffentlichung hatte er 2015 im Machandel-Verlag, den ersten Band einer inzwischen vierteiligen Reihe über den Münchner Privatdetektiv Kurt Odensen. Die Abartigen sind eine insgesamt zwölfteilige Reihe, Band 1 erschien im September 2022, Band 12 wurde am Ostersonntag 2023 fertig geschrieben. Geplant ist, etwa alle drei Monate einen Band zu veröffentlichen.
Sascha Raubal wurde 1972 in Ulm an der Donau geboren und zog mit 4 Jahren nach Bayern. Er studierte Informatik an der TU München, arbeitete danach zuerst als Software-Entwickler und ist inzwischen freiberuflich als Spezialist für elektronischen Datenaustausch (kurz EDI) unterwegs. Seine erste Geschichte schrieb er mit etwa acht bis zehn Jahren. Dieses potentielle Meisterwerk der Weltliteratur – irgendwas über eine intelligente außerirdische Fliege – kam leider nie über wenige Seiten hinaus und muss heute als unwiederbringlich verschollen gelten. Seine erste ordentliche Veröffentlichung hatte er 2015 im Machandel-Verlag, den ersten Band einer inzwischen vierteiligen Reihe über den Münchner Privatdetektiv Kurt Odensen. Die Abartigen sind eine insgesamt zwölfteilige Reihe, Band 1 erschien im September 2022, Band 12 wurde am Ostersonntag 2023 fertig geschrieben. Geplant ist, etwa alle drei Monate einen Band zu veröffentlichen.
2
»Das stinkt«, maulte Damir zum wiederholten Male. Solche kleinen Beschwerden waren allerdings so ziemlich das Einzige, was er überhaupt von sich gab. Ansonsten saß er still in seiner Ecke und litt vor sich hin.
»Ich kann nichts dran ändern«, giftete Loris zurück, hob den Hintern vom Eimer und zog sich die Hose wieder hoch. Nicht einmal etwas zum Abwischen gab es hier. Anfangs hatten sie das Stroh genutzt, bis ein Wächter ihnen höhnisch erklärte, dass sie kein neues bekommen würden. Sie mussten also auf dem blanken Stein schlafen, wenn sie das bisschen Polstermaterial verschwendeten.
»Wir dürfen uns wahrscheinlich schon dafür bedanken, dass man die Scheiße überhaupt einmal am Tag wegschafft.« Dunja klang müde. Kein Wunder, die letzte Nacht war grausig gewesen. Sie hatten in Schichten geschlafen, damit immer einer das ganze Stroh für sich hatte, wodurch aber jeder nur wenige Stunden Schlaf bekommen hatte.
Andererseits brauchten sie sich nicht darum zu kümmern, ob Tag oder Nacht war, denn hier in ihrer Zelle, tief unter der Erde, sahen sie eh nur ein bisschen Fackelschein, der durch eine winzige Luke in der Tür hereindrang. Loris schätzte, dass sie inzwischen mindestens einen ganzen Tag in dem wenige Quadratmeter großen, stinkenden Raum saßen, den man als Kerker bezeichnete. Da wünschte er sich doch glatt die Zelle in Or zurück, in der er als vermeintlicher Mörder gesessen hatte. Bett, Tisch, Stuhl und ordentliches Essen, kein Vergleich zu dem hier. Selbst der Eimer war sofort geleert worden, wenn er Bescheid gesagt hatte. Der Fraß hier bestand aus irgendwelcher Pampe, die nach Mais und anderem schmeckte und die man ihnen in einem hölzernen Gefäß mit einem ebenfalls hölzernen Löffel durch eine Klappe hereinreichte. Aufteilen durften sie sich das Essen dann selbst.
Leises Schluchzen ertönte aus Damirs Ecke. Oh nein, nicht schon wieder.
»Es tut mir leid«, sagte Loris in die Dunkelheit.
»Was?«, fragte Damir zwischen zwei Schluchzern. »Dass du uns in dieses Drecksloch gebracht hast? Dass wir deinetwegen aus unserer Heimat fliehen mussten? Dass …«
»Damir!«, fuhr seine Zwillingsschwester scharf dazwischen. »Hör auf! Wir beide haben uns entschieden, Loris aus der Zelle zu holen. Du und ich, er konnte nichts dafür. Dass dann alles schiefgegangen ist, war auch nicht sein Fehler. Dieser Drecksack von Angus und seine bescheuerten Speichellecker sind an allem schuld, nicht Loris. Hör auf, ihn immer wieder für die Scheiße hier verantwortlich zu machen!«
»Und wessen Idee war es, diese ahnenverschissene Wand runterzuklettern?«, schrie Damir nun wütend. »Dazu hat er uns überredet!«
»Hör auf, sag ich«, plärrte nun Dunja ebenso zornig. »Das bringt uns kein Stück weiter. Wir sitzen zusammen in der Pampe, also müssen wir auch zusammenhalten, um da wieder rauszukommen.«
Eine Weile herrschte Stille, dann schnaubte Damir. »Rauskommen. Wie denn? Selbst, wenn wir diesem Irren mit den Goldzähnen alles sagen, was wir wissen, wird er uns doch nur umbringen lassen. Und sein angeblicher Freund steht daneben und schaut zu.«
Dunja und Loris waren übereingekommen, Damir nichts von dem Wink zu sagen, den Mikail Loris gegeben hatte. Der Uhrmacher war so weinerlich und in Selbstmitleid versunken, er hätte es wahrscheinlich keine fünf Minuten für sich behalten.
»Ich bin auch schwer enttäuscht von ihm«, behauptete daher Loris. Nach wie vor rechnete er damit, dass man Wächter mit extrem gutem Gehör einsetzen könnte, um sie zu bewachen. Alles, was sonst niemand hören durfte, flüsterte er so leise in Dunjas Ohr, dass nicht einmal ihr Bruder etwas mitbekam.
Ehe Damir etwas entgegnen konnte, klangen von draußen gedämpft Schritte durch die Tür. Einen Moment später ging auch schon die Essensklappe auf.
»Abendessen«, verkündete eine weibliche Stimme und hielt das übliche Gefäß mit Maispampe herein. Loris erhob sich vom Boden und schlurfte zur Tür.
Mit einem gemurmelten »Danke« nahm er das Essen entgegen.
»Aber bitte, gerne doch«, antwortete die Frau ironisch. »Wahrscheinlich nicht der delikate Schmaus, den das reiche Söhnchen sonst gewöhnt ist, was?«
Sie sprach sehr leise, was Loris eigenartig fand. Wenn sie sich über ihn lustig machen wollte, dann würde sie das doch eher laut tun, um ihre Kameraden an dem Spaß teilhaben zu lassen.
»Was soll das denn heißen?«, fragte er daher ebenso leise zurück.
»Ach, man hört so einiges. Bist wohl ein verwöhntes Bübchen, das sein ganzes Leben lang nie einen Handstreich gearbeitet hat. Und während andere ihre Heimat gegen Donnerechsen und anderes Getier verteidigen, sitzt du lieber mit einem Mädchen im Arm daheim und lässt es dir gutgehen, nicht? Schon schön, wenn man sich aus allem Unangenehmen raushalten kann.«
Das konnte nur von Mikail kommen, das war Loris sofort klar. »Mein Freund«, er spuckte dieses Wort mit so viel Abscheu aus, wie er nur aufbringen konnte, »scheint ja sehr gesprächig zu sein. Euer großer Herrscher muss ihm einiges geboten haben, um alles zu verraten, was ihm einmal wichtig war.«
»Ach«, entgegnete die Wächterin, »der Erhabene weiß schon, wie er Menschen überzeugt; werdet ihr auch noch feststellen. Und jetzt gib mir den Scheißeeimer.« Sie griff neben sich, hob etwas auf und warf es herein. Es schlug schwer und hölzern auf. Der Ersatz für den inzwischen gut gefüllten Eimer, über dessen Gestank sich Damir beschwert hatte.
Kurz darauf saßen sie wieder im Dunkeln. Dunja kam zu Loris herübergekrabbelt und brachte ihre Lippen dicht an sein Ohr. »Hatte das was zu bedeuten?«
Loris brummte bestätigend und antwortete ebenso leise. »Mikail erzählt dem Erhabenen einiges über mich, aber nicht alles stimmt. Und wenn ich das richtig sehe, wollte sie mich genau darüber informieren, damit ich dasselbe erzähle.«
»Heißt das, wir haben hier drin tatsächlich Freunde?«
»Nennen wir sie Verbündete.«
Im Stillen dankte er den Ahnen dafür, dass er den Zwillingen nie von seiner Rolle als Dürrekommandant erzählt hatte. Er hatte nur nicht angeben wollen, aber jetzt stellte sich diese Bescheidenheit als goldrichtig heraus.
Am nächsten Morgen zerrte man sie ohne Frühstück aus dem Kerker und schleifte sie in einen größeren Raum, in dessen Boden Rinnen geschlagen worden waren. Für einen Moment erinnerte es erschreckend an ein Schlachthaus, aus dem man das Blut der Tiere ableiten musste, dann jedoch entdeckte er mehrere Eimer mit Wasser an einer Wand aufgereiht, daneben Bürsten. Sie durften sich wohl waschen.
»Ausziehen!«, befahl ihnen eine Wächterin, die zusammen mit vier männlichen und einer weiteren weiblichen Kollegin zugegen war. Alle waren bewaffnet, daher hatte man den Gefangenen nicht wieder diese kupfernen Ringe um die Handgelenke gelegt. Die Stimme kam Loris bekannt vor, die Wächterin ließ aber mit keiner Regung erkennen, ob sie die vom Vorabend war.
Die feixenden Gesichter der versammelten Wächter ließen darauf schließen, dass sie nun erst einmal Klagen darüber erwarteten, dass sich ihre Gefangenen einfach vor ihnen ausziehen sollten. Loris erinnerte sich aus seiner Zeit bei Ralfs Gruppe daran, dass man in diesem Land ziemliche Probleme mit Nacktheit hatte.
Als sich alle drei jedoch ohne Murren ihrer Kleidung entledigten und nicht einmal Anstalten machten, irgendetwas verbergen zu wollen, wurden die Augen der Bewaffneten groß. Ganz besonders die Männer starrten unverhohlen auf Dunjas beachtliche Ausstattung, während die Frauen eher verschämt den Blick abwandten.
»Was ist?«, fragte Dunja gereizt. »Dürfen wir uns jetzt endlich waschen oder wollt ihr noch eine Stunde weiterglotzen?«
Ein besonders großer und muskelbepackter Wächter verzog den Mund zu einem fiesen Grinsen. »Lass mich dir helfen.« Er griff zu einem der Eimer, holte Schwung und schüttete den Inhalt in einem einzigen Schwall über Dunja. Während sie noch prustend nach Luft schnappte, drückte er ihr eine Bürste in die Hand. »Und jetzt schrubb dich ordentlich. So stinkend tretet ihr nicht vor den Erhabenen.«
Einen Moment später traf auch Loris und Damir je ein eiskalter Wasserschwall.
Bald darauf führte man sie barfuß und in frischen, wenn auch sehr einfachen Kleidern hinaus und auf das große Gebäude zu, in dem sie schon vor zwei Tagen dem Herrscher dieses Landes gegenübergestanden hatten. Ihre Haare waren noch ziemlich nass, aber immerhin fühlten sie sich wieder sauber.
»Ich dachte, der vergreift sich gleich an dir«, flüsterte Loris Dunja zu.
»Jetzt noch nicht«, kam prompt der Kommentar der Wächterin, die ihnen das Ausziehen befohlen hatte. Loris drehte sich zu ihr um. Sie ging mindestens vier Meter hinter ihnen, und die verwunderten Reaktionen der anderen Wächter zeigte ihm, dass sie keine Ahnung hatten, was ihre Kollegin meinte. Die Frau grinste breit. Aha, sie war also offenbar eine von denen mit den guten Ohren. Und Loris verstand ihre Drohung sehr gut. Knickten sie nicht bald ein, zogen die Wächter andere Saiten auf. Nur interessant, dass das Grinsen der Wächterin sehr aufgesetzt wirkte und darunter womöglich so etwas wie Mitleid schimmerte.
Sie stiegen die Stufen des großen Gebäudes hinauf, wurden erneut in die Halle mit den riesigen Säulen geführt und knieten gleich darauf wieder vor dem Mann auf dem goldenen Stuhl mit den ebenso goldenen Zähnen.
»Nun?«, fragte der. »Habt ihr darüber nachgedacht, ob ihr weiter störrisch sein wollt oder doch lieber ein paar Fragen beantwortet?«
Wie schon zuvor blieb Damir von sich aus stumm und sah nur zu Boden, während Dunja nun ganz freiwillig das Reden Loris...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2024 |
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Reihe/Serie | Die Abartigen |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer • Ehre • Freundschaft • Gefahr • Kampf |
ISBN-10 | 3-384-22258-X / 338422258X |
ISBN-13 | 978-3-384-22258-9 / 9783384222589 |
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