G. F. Unger Sonder-Edition 295 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6714-9 (ISBN)
Ich trug noch die Hosen und die Stiefel der einstigen Rebellen-Armee. Nur das Hemd und die Jacke waren kein Eigentum der ehemaligen Konföderation des Südens. Einen Hut besaß ich nicht.
Der kostbarste Besitz an mir war mein Colt. Denn dieses Ding war wirklich erstklassig, einst von einem berühmten Waffenmeister gefertigt, ausgewogen und angepasst. Sonst besaß ich nichts mehr von Wert.
Aber da war ja auch noch die Fahrkarte nach Denver. Die hatte ich mir in Kansas City für mein letztes Geld gekauft. Denn Denver in Colorado, dies war damals ein wildes Goldgräber-Camp, eine Camp-Stadt inmitten vieler Goldfundgebiete. Denver war sozusagen der Nabel dieser Welt, benannt nach dem Bürgerkriegsgeneral Denver.
Die Gilde
der Schmutzigen
Ich trug noch die Hosen und die Stiefel der einstigen Rebellen-Armee. Nur das Hemd und die Jacke waren kein Eigentum der ehemaligen Konföderation des Südens. Einen Hut besaß ich nicht.
Der kostbarste Besitz an mir war mein Colt. Denn dieses Ding war wirklich erstklassig, einst von einem berühmten Waffenmeister gefertigt, ausgewogen und angepasst. Sonst besaß ich nichts mehr von Wert.
Aber da war ja auch noch die Fahrkarte nach Denver. Die hatte ich mir in Kansas City für mein letztes Geld gekauft. Denn Denver in Colorado, dies war damals ein wildes Goldgräber-Camp, eine Camp-Stadt inmitten vieler Goldfundgebiete. Denver war sozusagen der Nabel dieser Welt, benannt nach dem Bürgerkriegsgeneral Denver.
Im Goldland – so hoffte ich – würde es eine Chance für mich geben. Aber so wie ich dachten viele entlassene Kriegsteilnehmer, die in ihrer Heimat nichts mehr vorfanden als Armut und Trümmer.
Ich fragte mich manchmal in diesen Tagen und Nächten, die ich in der ruhelos rollenden Kutsche verbrachte, was sein würde, wenn ich im Goldland ankam.
Ich würde einer der vielen hungrigen Burschen sein, die fünf Jahre im Krieg waren und deren Hunger nach allen Dingen unersättlich war.
Vielleicht – wenn sich keine Chance bot, auf redliche Weise ein Auskommen zu finden – würde ich bald ein Bandit sein. Denn mit dem Colt konnte ich umgehen wie kaum ein anderer Mann.
Das hatte ich schon daheim in Texas als junger Bursche gekonnt, weil es mir irgendwie angeboren zu sein schien. Und während des Krieges hatte ich diese Fertigkeit vervollkommnet. Dafür war ich belobigt und befördert worden.
So war das nun mal während eines Krieges.
Da konnte ein Revolverheld ein Held der Armee sein.
Als Zivilist aber war er der letzte Dreck.
Es war nicht einfach, diese Dinge richtig zu begreifen.
Nun, wir rollten mit der Kutsche nach Colorado hinein und wechselten im Morgengrauen in einer kleinen Stadt das Sechsergespann.
Jemand stieg hinzu und setzte sich mir gegenüber.
Es war eine Frau, aber ich schlief noch halb, hatte das Kinn auf der Brust und den Kragen meiner Jacke hochgeschlagen. Ich sah die Frau mir gegenüber erst später richtig. Denn inzwischen war der graue Morgen zu einem sonnigen Tag geworden. Die Welt hatte Farbe bekommen.
Als ich den Kopf hob, sah ich in ihre grünen Augen hinein.
Und ich dachte: Hey, da sitzt eine prächtige, zweibeinige Tigerkatze. Mann, hast du jemals solch ein Weib gesehen?
Das hatte ich nicht.
Jawohl, darüber war ich mir klar.
Sie hatte eine Ausstrahlung, die ich sofort stark spürte, und obwohl ich sie nur sitzen sah, wäre ich jede Wette eingegangen, dass sie makellos gewachsen war und von jenem Paris den Apfel bekommen hätte, würde sie am Schönheitsstreit der Göttinnen teilgenommen haben.
Weil sie die staunende Bewunderung in meinen Augen erkennen konnte, verzog sie ihren Mund und zeigte mir damit unmissverständlich, dass sie auf die Bewunderung aller Männer verzichten konnte, ja, dass sie darauf pfiff, weil sie längst schon herausgefunden hatte, wie wenig Männer etwas taugten.
Da legte ich mich wieder in meine Ecke zurück, schloss die Augen und wollte meinen Schlaf fortsetzen. Doch das Knurren meines leeren Magens konnte ich nicht verhindern.
Und überdies hatte ich auch bei geschlossenen Augen ihr Bild deutlich vor mir.
Heiliger Rauch, was für ein Weib!
Dies war fortwährend der Gedanke in mir.
Dann aber hielt die Kutsche plötzlich.
Eine Stimme tönte draußen. Sie rief: »Bleibt nur ruhig und friedlich! Sonst bekommt ihr mehr Blei, als ihr vertragen könnt!«
Die Stimme des Fahrers erwiderte mürrisch und bitter vom hohen Bock aus: »Aaah, ihr Schlauköpfe, wir haben keine Geldkisten mit. In dieser Kutsche gibt es nichts zu holen. Da habt ihr diesmal aber Pech, ihr verdammten Witwenmacher.«
Einige Reiter, welche unsere Kutsche umgaben, lachten nun.
»Das werden wir ja sehen«, sagte einer. »Steigt ab! Kommt heraus aus der Kutsche. Und werft vor allen Dingen die Waffen herunter!«
Der letzte Befehl galt dem Fahrer und dessen Begleitmann. Denn diese hatten oben zwei Gewehre bei sich. Das wusste ich.
Wir kletterten aus der Kutsche. Wir waren sieben Passagiere. Ich half der Schönen heraus. Sie nahm tatsächlich meine Hand, so als wäre das selbstverständlich.
Einer der Reiter sagte: »Da ist sie ja«, und er meinte die Schöne.
Ich begriff nun, dass die Kerle es allein auf sie abgesehen hatten.
Ein anderer Reiter sagte: »Also, wir können es ganz kurz machen, schöne Lady. Wir sollen nur das Geld zurückholen, welches Sie in der letzten Stadt den Burschen abgeknöpft haben, die sich für erstklassige Pokerspieler hielten. Es müssten so an die dreitausend Dollar sein. Vielleicht haben Sie dieses Geld im Gepäck, vielleicht aber auch unter Ihren Röcken. Sollen wir erst suchen? Oder wollen wir das alles gütlich erledigen?«
Sie stand neben mir. Und ich hörte sie heftig atmen.
Dann sagte sie: »Ich gebe euch freiwillig die Hälfte.«
Da lachten die drei Reiter amüsiert.
Und einer sagte: »Lass es, Honey. Heraus mit dem Geld! Oder sollen wir – nein, müssen wir – rau werden?«
»Schon gut«, murmelte sie. »Ich weiß immer, wann ich verloren habe.«
Sie stand neben mir. Nun wandte sie sich ab, um den Reitern ihren Rücken zuzukehren. Sie hob vorne ihre Röcke hoch. Es waren mehrere Röcke, wie man sie zurzeit als Lady trug. Am untersten Rock waren Taschen aufgenäht.
In diesen Taschen war das Geld verteilt. Es musste Papiergeld sein, denn es klimperte nicht, war auch leicht.
Aber sie holte nicht Geld, sondern einen kleinen Derringer aus einer der Taschen.
Es war ein doppelläufiges, kleines Ding, und sie würde damit gegen die drei Straßenräuber gar keine Chance haben.
Dennoch versuchte sie es.
Und da konnte ich nicht länger tatenlos danebenstehen und zusehen.
Ich trug meinen Colt nicht in einem Gürtelholster, sondern unter der Jacke hinter Gürtel und Hosenbund geschoben.
Als sie mit dem Derringer herumwirbelte, um den Kampf mit den Banditen aufzunehmen, da hatte ich meinen Colt schon in der Hand und wurde mir dieser Tatsache bewusst, als die Waffe zu krachen begann.
Auch ihr Derringer krachte.
Und dann war alles auch schon vorbei.
Zwei der Reiter jagten angeschossen davon. Sie konnten sich nur mühsam in den Sätteln halten.
Der dritte Bandit lag am Boden.
Wir kletterten eilig in die Kutsche, denn der Fahrer und dessen Begleitmann trieben uns mit schnellen Worten dazu an.
Und dann rollten wir auch schon weiter.
Die Leute der Postlinie wollten nichts anderes als weiter. So schnell wie möglich.
Das konnte ich gut verstehen.
Die Schöne saß mir wieder gegenüber.
Die anderen fünf Passagiere redeten noch erregt durcheinander. Wir aber schwiegen. Nur manchmal sahen wir uns an.
Ich dachte: Die könnte sich wenigstens bedanken für meine Hilfe.
Aber das tat sie nicht. Noch nicht.
Erst als wir an die dreißig Meilen weiter eine Relaisstation erreichten und unser Gespann wechselten, wobei wir uns alle die Beine vertraten, etwas Kaffee und belegte Brote bekamen in der Station, da trat sie zu mir heran und sagte: »Danke, Texas, danke. Und was muss ich dafür zahlen?«
Ich grinste und sah auf sie nieder. Dann sagte ich: »Schwester, es waren meine letzten drei Kugeln im Colt. Jetzt ist er leer. Wenn Sie mir einen Dollar leihen könnten, damit ich mir Zündhütchen, Pulver und Blei kaufen kann... Es könnte ja sein, dass wir unterwegs noch mal...«
»Sicher«, sagte sie. »Dort im Anbau ist der kleine Stations-Store. Gehen wir hinein. Ich denke mir, dass Sie auch eine neue Hose, ein frisches Hemd und ein paar andere Dinge gebrauchen könnten. Vielleicht haben die dort im Store etwas für Sie, mal sehen. Wie ist denn Ihr Name, Texas?«
»Ach«, erwiderte ich, »was ist schon ein Name jetzt in dieser Zeit? Aber warum nicht, ich meine, warum sollte ich mich nicht vorstellen? Ich bin Joshua Taggert. Und wie heißen Sie, schöne Schwester?«
»Nancy Dollar«, sagte sie.
Dann betraten wir den Store.
Als wir wieder herauskamen, wartete schon die abfahrbereite Kutsche auf uns.
Ich trug wahrhaftig eine neue Hose, neue Stiefel, ein neues Hemd und auch neues Unterzeug. Ich sah nun nicht mehr wie ein entlassener Soldat der Konföderierten, sondern wie ein Cowboy aus. Andere Kleidung war nicht zu bekommen.
Bevor wir in die Kutsche kletterten, hielten wir auf halbem Wege noch einmal an.
Nancy Dollar sah zu mir empor und sagte: »Wollen Sie einen Job, der Ihnen hundert Dollar im Monat und freie Unterkunft und Verpflegung in den besten Hotels am jeweiligen Ort einbringt?«
Es war eine knappe Frage.
Und ich wusste sofort, dass sie meinen Colt mieten wollte.
Sie brauchte einen Beschützer, eine Art Leibwächter.
Denn sie war eine Spielerin, die mit viel Bargeld unterwegs war und wahrscheinlich zumeist...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2024 |
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Reihe/Serie | G. F. Unger Sonder-Edition |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6714-2 / 3751767142 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6714-9 / 9783751767149 |
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