Stummes Erbe (eBook)
340 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-19440-4 (ISBN)
Cynthia Lotz wurde in Langen/Hessen geboren und zog mit 28 Jahren in den Vogelsberg. Zunächst studierte sie Jura in Frankfurt/Main, betrieb dann ein eigenes Weinlokal in Alsfeld/Vogelsbergkreis und danach folgten ein paar Jahre als Geschäftsführerin eines Tierheims. Dort lernte sie ihren Mann kennen und arbeitet von da an mit in seiner Tierarztpraxis. Nach einem beruflich sehr abwechslungsreichem Leben widmet sie sich nun ausschließlich dem Schreiben. Sie lebt mit ihrem Mann und Ihren Tieren in einem kleinen idyllischen Städtchen im Vogelsberg. In ihren Büchern versucht sie das Landleben in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen und zu vermitteln, dass man modern und intelligent sein kann und gerne auf dem Land leben möchte. "Stummes Erbe" ist das erste Buch gemeinsame Buch mit Viola Euler und Herbert Jost-Hof. Davor veröffentlichte sie bereits eine Trilogie mit ihrer Protagonistin Nora Nieberg: 1. Sie verschwinden nicht 2. Der Tod kam zur blauen Stunde 3. Ein verhängnisvoller Stopp Auch diese drei Bücher sind bei Tredition erschienen.
Cynthia Lotz wurde in Langen/Hessen geboren und zog mit 28 Jahren in den Vogelsberg. Zunächst studierte sie Jura in Frankfurt/Main, betrieb dann ein eigenes Weinlokal in Alsfeld/Vogelsbergkreis und danach folgten ein paar Jahre als Geschäftsführerin eines Tierheims. Dort lernte sie ihren Mann kennen und arbeitet von da an mit in seiner Tierarztpraxis. Nach einem beruflich sehr abwechslungsreichem Leben widmet sie sich nun ausschließlich dem Schreiben. Sie lebt mit ihrem Mann und Ihren Tieren in einem kleinen idyllischen Städtchen im Vogelsberg. In ihren Büchern versucht sie das Landleben in seiner ganzen Vielfalt zu zeigen und zu vermitteln, dass man modern und intelligent sein kann und gerne auf dem Land leben möchte. "Stummes Erbe" ist das erste Buch gemeinsame Buch mit Viola Euler und Herbert Jost-Hof. Davor veröffentlichte sie bereits eine Trilogie mit ihrer Protagonistin Nora Nieberg: 1. Sie verschwinden nicht 2. Der Tod kam zur blauen Stunde 3. Ein verhängnisvoller Stopp Auch diese drei Bücher sind bei Tredition erschienen.Viola Euler lebt seit gut 40 Jahren in einer beschaulichen Kleinstadt im Vogelsbergkreis. Sie arbeitet bei der Kirchengemeinde im Büro und hält ehrenamtlich Gottesdienste. Die Predigten dafür schreibt sie selbst mit viel Freude. Dabei wird naturgemäß das Gute in den Vordergrund gestellt. Die Vorstellung, sich bei einem Krimi zur Abwechslung einmal in die bösartige Seite der Menschen hineinzuversetzen und perfide und finstere Pläne auszuarbeiten, war sehr verlockend und wurde mit Begeisterung in die (theoretische) Tat umgesetzt.Herbert Jost-Hof wurde 1960 in Frankfurt am Main geboren und lebt heute in Kirtorf/Oberhessen. Er ist promovierter Kulturanthropologe, Journalist, Kolumnist, freier Autor (Fiction und Non-Fiction), Illustrator und freier Dozent. Er leitete eigene Theaterproduktionen sowie literarische Aktionen.
Kapitel 1
Tag 1 – Donnerstag
Es gab keinen Verein, den Rainer Werner interessant genug fand, um sich dort zu engagieren.
Er war Kommissar im Ruhestand und nach einem Schlaganfall körperlich nicht mehr so mobil wie zuvor, da er seitdem unter leichten Lähmungserscheinungen in seinem linken Bein zu leiden hatte. Sein Verstand funktionierte aber immer noch so scharfsinnig wie zu seinen besten Zeiten. Seine Frau hatte ihn schon vor vielen Jahren verlassen und sein einziger Sohn hatte eine Französin geheiratet und lebte mit ihr in der Bretagne. Er hatte als Kommissar unzählige Fälle gelöst und konnte auf ein erfolgreiches Berufsleben zurückblicken. Dieses war sehr abwechslungsreich gewesen und die Arbeitszeiten füllten seine Tage aus. Wenn er abends heimkam, blieb meistens nicht mehr genug Zeit für irgendwelche Aktivitäten. Mit der Reinigung seiner Wäsche und der Wohnung sowie dem Einkaufen und Kochen war er völlig ausgelastet und froh, wenn er danach seine Füße hochlegen konnte und der Fernseher ihm ein Programm bot, welches nicht zu anspruchsvoll war. Seit seiner Pensionierung hatte sich dies jedoch grundlegend geändert. Seine Arbeitskollegen fehlten ihm und auch die geistige Anregung. Nachdem er den Schlaganfall überlebt und sich soweit regeneriert hatte, dass ein normales Leben wieder möglich war, wurde er sich seiner Vereinsamung bewusst.
Er überlegte, ob er nicht ein paar Menschen zu regelmäßigen Treffen einladen sollte. Der Zweck könnte sein, Cold-Case-Fälle neu durchzusehen und eventuell zu lösen. Dies würde nicht nur seinen Geist anregen, sondern auch seine Einsamkeit mildern. Das Problem dabei war, dass er während seiner Berufstätigkeit so wenig Sozialkontakte außerhalb des Kommissariats hatte, dass er nun nicht wusste, wen er zu sich einladen sollte. Er war nach seiner Scheidung nach Merschenrod gezogen, weil es nur ein paar Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt lag und die Miete für seine Wohnung sehr günstig war. Als Zugereister mit inzwischen 60 Jahren schloss man nicht so leicht Freundschaften. Seine ehemaligen Kollegen hatten tagsüber genug Fälle zu lösen und würden sich sicherlich nicht dazu bereit erklären, sich auch noch nach Feierabend damit auseinanderzusetzen. Privat kannte er nicht viele Menschen. Die Bäckerin und der Metzger, mit denen er gelegentlich über das Wetter sprach, hätten vermutlich kein Interesse daran. Auch nicht seine Nachbarn, die er höchstens traf, wenn sie gemeinsam Mülltonnen rausstellten oder wieder hereinholten. Die einzige Person, die ihm nach langem Nachdenken in den Sinn kam, war eine Autorin, die Krimis schrieb, welche in Bergental und Umgebung spielten. Leider war er ihr noch nie begegnet. Er überlegte, wie er sie von seiner Idee überzeugen könnte. Nach zwei Tagen war ihm noch immer nichts eingefallen. Völlig frustriert entschied er sich für einen Spaziergang durch den Ort. Er hoffte dabei auf eine Eingebung, wie er dieses Problem lösen sollte.
Vor dem örtlichen Supermarkt gab es eine alte, frisch gestrichene Telefonzelle. Diese diente als Bücherzelle. Wer mochte, konnte dort Bücher hineinstellen oder sich welche mitnehmen. Direkt daneben stand eine Sitzbank aus Holz. Der Schriftzug an der Rückenlehne erklärte diese zur ‚Schwätzerbank‘. Er fragte sich, ob man sich auch daraufsetzen durfte, wenn man nicht mit jedem schwätzen, sondern nur ausruhen wollte. Die Schmerzen im Bein entschieden darüber, dass er sich die Frage mit ‚ja‘ beantwortete. Während seine Beschwerden langsam abklangen, kam eine Frau mit einem Bollerwagen voller Bücher vorbei und füllte die Bücherzelle auf. Als sie damit fertig war, setzte sie sich zu ihm, davon ausgehend, dass er ein Gespräch suchte. Sie stellte sich als diejenige vor, die die Bücherzelle betreute. Da er nicht unhöflich sein wollte, stellte auch er sich vor. Als er erwähnte, dass er Ex-Kommissar sei, strahlte die Frau über das ganze Gesicht.
„Das ist ja fantastisch, dass ich Sie endlich einmal kennenlerne. Das habe ich schon länger vorgehabt. Mein Name ist Dajana Borowska, aber sicher kennen Sie mich besser als Jana Jackson, das ist mein Pseudonym, unter dem ich Regionalkrimis schreibe. Dürfte ich Sie vielleicht hin und wieder um fachmännischen Rat fragen, wenn ich für eines meiner Bücher ein Verbrechen plane und dafür Hintergrundinformationen benötige?“ Dabei strahlte sie ihn mit einer Offenheit und Herzlichkeit an, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie es auch so meinte.
Das war der Zufall, mit dem man nie rechnete und der trotzdem gelegentlich eintrat. Rainer Werner freute sich sehr. Auch er strahlte Dajana Borowska an und erwiderte:
„Das beruht auf Gegenseitigkeit. Seit Tagen denke ich darüber nach, wie ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen könnte. Und nun haben uns glückliche Umstände hier zusammengeführt. Ich überlege, alte Cold-Case-Fälle neu zu recherchieren, und suche deshalb noch einige kriminalistisch interessierte Menschen, die sich beteiligen wollen. Hätten Sie Interesse und kennen vielleicht noch ein paar Personen, die sich dafür auch begeistern ließen?“
„Ich wäre daran sogar sehr interessiert. Spontan fällt mir gerade niemand ein, der hierfür infrage käme, aber ich denke darüber nach. Haben Sie denn einen speziellen Fall im Visier, den sie zu bearbeiten gedenken?“
„Es kam vor einiger Zeit hier im Ort zu einem Todesfall, der nie gelöst werden konnte. Dabei handelte es sich um eine 90-jährige, pflegebedürftige Dame, die vergiftet wurde. Ich nehme an, Sie haben davon gehört. Ich hatte damals nichts mit dem Fall zu tun, aber da ich in Merschenrod lebe, nun im Ruhestand bin, dachte ich, dass ich mir diesen Fall einmal näher ansehen und versuchen sollte, ihn mit Hilfe einiger intelligenter Köpfe zu lösen.“
Dajana Borowska blickte nervös auf ihre Uhr.
„Leider bin ich jetzt etwas in Zeitdruck, aber sehr interessiert daran mitzuarbeiten. Hätten Sie denn heute Abend Zeit, mich zu besuchen? Dann könnten wir vielleicht schon das eine oder andere klären. Wie wäre es um 20 Uhr auf ein Glas Wein bei mir?“
Rainer Werner sagte sofort begeistert zu. Sie gab ihm ihre Adresse, verabschiedete sich und machte sich eilig auf den Weg. Seine Schmerzen waren soweit abgeklungen, dass er wieder nach Hause gehen konnte. Zuvor kaufte er im Supermarkt noch eine Schachtel Pralinen, um sie abends als Gastgeschenk überreichen zu können.
***
In Merschenrod wohnte kein Merschenröder weit entfernt von einem anderen Merschenröder. Da das Wetter einen angenehmen Frühlingsabend versprach, machte Rainer Werner sich rechtzeitig zu Fuß auf den Weg. Er hatte sich zu diesem Anlass für seinen besten Anzug entschieden. Lange hatte er darüber nachgedacht, ob das zu förmlich sei und ob er nicht lieber etwas Lässigeres anziehen sollte. Sein Kompromiss sah vor, zu seinem Anzug anstelle von Hemd und Krawatte ein T-Shirt zu tragen. Er war noch immer ein sehr attraktiver Mann. Der Schlaganfall hatte seine linke Körperhälfte gelähmt, aber dank der Reha und einem starken Willen, mittels Physiotherapie, wieder der Alte zu werden, war davon nur noch übriggeblieben, dass er sein linkes Bein etwas hinterherzog. Ein paar Minuten vor acht stand er vor Dajana Borowskas Haus. Es handelte sich dabei um ein kleines, aber außergewöhnliches Objekt. Es befand sich am Ende des Ortes, abseits der Hauptstraße, hatte einen blasslavendelfarbenen Anstrich und dunkelgrün gestrichene alte Fensterläden. An der einen Hauswand wuchs wilder Wein empor. Im Vorgarten stand eine steinerne Bank mit einer lebensgroßen lesenden Steinfigur darauf. Zu deren Füßen lag ein ebenfalls steinerner schlafender Hund. Um dieses Arrangement herum sah man begehbare, bereits mit winzigen weißen Blüten bestückte Bodendecker. Eingerahmt wurde das alles durch viele Lavendelsträucher und Rosenbüsche. Im Hochsommer würde das fantastisch aussehen. In diesem harmonischen Bild wirkten die geschickt verborgenen Überwachungskameras wie Fremdkörper. Wahrscheinlich würde ein weniger geschulter Blick als der des Kommissars diese überhaupt nicht wahrnehmen. Wozu benötigte Sie diese? Pünktlich um 20 Uhr klingelte Rainer Werner bei Dajana Borowska an der Haustür.
Sie öffnete ihm und ihr Anblick verschlug ihm die Sprache. An der Bücherzelle sprach er mit einer sportlichen Frau in Jeans und Sneakers mit kurzer Lederjacke und einer Kappe auf ihrem Kopf, unter die sie ihre Haare gesteckt hatte. Nun stand er einer Frau gegenüber, bei deren Anblick ihm sofort der Begriff ‚Femme fatale‘ einfiel. Sie hatte lange, rote, lockige Haare und strahlend grüne Augen. Sie trug ein wunderschönes Kleid, das aus einem engen Oberteil in der Farbe ihrer Augen bestand und in einem roten, weiten, wadenlangen Rock endete, der die gleiche Farbe hatte wie ihr Haar. Rot-grüne Muster zogen sich über das gesamte Kleid. Er hätte sie damit zum Traualtar geführt, aber sie trug es mit einer Lässigkeit, dass er den Verdacht hegte, dass es für sie nicht mehr als ein bequemes Hauskleid war. Es war ihm schon lange nicht mehr passiert, dass eine Frau ein solch heftiges Verlangen in ihm auslöste. Seit seine Frau ihn verlassen hatte, war er keine feste Beziehung mehr eingegangen. Gelegentlich hatte es bedeutungslose One-Night-Stands gegeben, wenn er in Hotels auf Fortbildung war, aber darüber hinaus hatte sich nie etwas entwickelt. Mit ihr konnte er sich jedoch alles vorstellen. Er hätte nie damit gerechnet, dass ihm so etwas noch einmal passieren würde. Dajana bat ihn herein und er folgte ihr, noch immer die Pralinenschachtel in der Hand. Auch das Innere des Hauses passte zum ersten äußeren Eindruck. Das Erdgeschoß bestand aus einem kleinen Flur mit Garderobe sowie Gästetoilette und im Anschluss daran...
Erscheint lt. Verlag | 6.4.2024 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Schlagworte | Angst • Augen • Blick • damals • Ende • Familie • finden • Frau • Gedanken • Gesicht • Hand • Her • Jahre • Jahren • Kopf • Liebe • Mann • Menschen • Moment • Nacht • oft • Paar • Recht • Sagen • SOFORT • Tag • Tür • Welt • Wissen • Zeit |
ISBN-10 | 3-384-19440-3 / 3384194403 |
ISBN-13 | 978-3-384-19440-4 / 9783384194404 |
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