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G. F. Unger Sonder-Edition 294 (eBook)

Seit jenem Tage ...

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6713-2 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 294 - G. F. Unger
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Als Luke Babsy den Fluss zu sehen bekommt, hält er sein mageres Pferd an und nimmt seinen Hut ab. Dieser Hut ist schon so alt wie Babsy, und viele Reiter der Lone-Star-Mannschaft behaupten, dass Luke mit diesem Hut schon auf die Welt gekommen sei.
Nun lässt Luke Babsy seine siebzehn Haare im Winde flattern und schüttelt dazu den Kopf wie ein störrischer Gaul.
'Du lieber Vater', sagt er, 'jetzt muss ich doch wahrhaftig heute noch ein Bad nehmen. Und dabei habe ich doch erst vor zwei Monaten am Saline River gebadet und versucht, den Fluss leerzutrinken. - Seht euch das an, Jungens! Das nennt sich White River! Habt ihr schon mal einen schmutzigeren Fluss gesehen?'

Seit jenem Tage...

Als Luke Babsy den Fluss zu sehen bekommt, hält er sein mageres Pferd an und nimmt seinen Hut ab. Dieser Hut ist schon so alt wie Babsy, und viele Reiter der Lone-Star-Mannschaft behaupten, dass Luke mit diesem Hut schon auf die Welt gekommen sei.

Nun lässt Luke Babsy seine siebzehn Haare im Winde flattern und schüttelt dazu den Kopf wie ein störrischer Gaul.

»Du lieber Vater«, sagt er, »jetzt muss ich doch wahrhaftig heute noch ein Bad nehmen. Und dabei habe ich doch erst vor zwei Monaten am Saline River gebadet und versucht, den Fluss leerzutrinken. – Seht euch das an, Jungens! Das nennt sich White River! Habt ihr schon mal einen schmutzigeren Fluss gesehen?«

Er blickt die anderen Reiter an, und er ist ein eierköpfiger, chinesenbärtiger und falkenäugiger Bursche, der wie ein Comanche auf seinem Pferd sitzt und seinen Revolver auf eine Art in der Tasche seiner abgenutzten Chaps stecken hat, die so selbstverständlich wirkt wie der Federhalter hinter dem Ohr eines Buchhalters, wenn dieser mal eine kleine Pause macht.

Und auch die beiden anderen Reiter wirken schon auf den allerersten Blick wie reinblütige Gentlemen der Texas-Weide.

Doch hier ist das Dakota-Territorium. Hier ist nicht Texas. Es war ein weiter Weg von Texas herauf. Man sieht es den Reitern an. Babsy seufzt.

Die beiden Männer zu seiner Linken betrachten den angeschwollenen Fluss schweigend und prüfend. Sie schätzen ihn ab, und in Morg Shannons grauen Augen erscheint für einen Moment der Ausdruck einer leichten Unruhe. Auch er denkt gewiss an den Flussübergang vor zwei Monaten am Saline River. Dort war die Herde mitten im Fluss in Panik geraten, und er, Morg Shannon, war fast ertrunken.

Ben Campifer hatte ihn herausgeholt – mitten aus dem Hexenkessel der verrückten Longhorns.

Und jetzt? Er nimmt seinen Blick von dem Hochwasser führenden Fluss und richtet ihn auf Ben Campifer.

Der Vormann der Lone-Star-Mannschaft ist nur zwei Jahre älter als er. Er wirkt stiller und ruhiger, ernster und bedächtiger. Ben Campifer ist rotblond, hager, sehnig und grauäugig. Er hat ein ziemlich unregelmäßiges und ganz bestimmt nicht hübsches Gesicht.

Morg Shannon aber ist dunkelhaarig, auf eine männliche und verwegene Art hübsch und wirkt auf alle Menschen sehr anziehend. Er ist ein Mann von jener Sorte, die überall Freunde hat und die es gewöhnt ist, stets zu gewinnen.

Sie sind also äußerlich sehr verschieden, diese beiden Männer. Doch sie sind beide groß und hart. Sie sind die besten Männer einer Texas-Mannschaft, die daheim in Texas einen gewissen Ruf besitzt.

Ben Campifer erwidert Morg Shannons Blick ruhig und sagt dann: »Wir müssen hinüber, Morg. Wir müssen die Herde hinüberbringen. Denn hinter uns sind weitere Herden. Und der Fluss steigt noch an. Wir müssen hinüber, auch wenn es uns einige Dutzend Rinder kostet.«

Er grinst und nickt Luke Babsy zu. »Da du den Fluss nicht leertrinken kannst, Luke, kannst du zurück zur Herde reiten. Die Jungens sollen die Longhorns bremsen und die Herde in vier oder fünf Gruppen von je achthundert oder tausend Tieren aufteilen. Ich will zwischen diesen einzelnen Abteilungen einen Zwischenraum von zweihundert Yard haben. Die Biester sollen sich nicht von hinten stoßen können. Los, Luke!«

Der nickt, setzt seinen alten Hut auf und wirkt damit wie ein chinesischer Flusspirat. Aber er zwingt sein Pferd mit einer geschmeidigen Bewegung herum und reitet zurück.

Morg Shannon und Ben Campifer bleiben noch nebeneinander und betrachten den Fluss.

»Du sorgst dafür, Morg, dass die Wagen und die Pferde-Remuda gut auf die andere Seite kommen«, sagt Ben dann schlicht. In seiner Stimme ist keinerlei andere Bedeutung enthalten. Seine Worte sind nur eine schlichte und fast nur der Ordnung halber ausgesprochene Anweisung.

Doch Morg Shannon zuckt leicht zusammen.

»Das kannst du nicht machen, Ben«, sagt er gepresst. »Nein, das kannst du mir nicht antun. Gewiss, ich bin am Saline River fast ertrunken – ja, ich war schon so gut wie erledigt, doch ich fürchte mich nicht vor dem Fluss. Und auch nicht vor verrückten Rindern! Ich werde auch nicht die Nerven verlieren, wenn die Furt hier wieder zu einem Hexenkessel wird. Du kannst mich nicht auf ein Nebengleis abschieben, Ben, mein Junge. Ich bin immer mit an der Spitze, wie es sich gehört. Ich bin immer dort, wo der beste Mann nötig ist. Und das ist nicht bei den Wagen und der Pferde-Remuda!«

Seine Worte enthalten zuletzt eine Menge Stolz, und in seiner Stimme schwingt ein spröder Klang.

Ben Campifer betrachtet ihn forschend. Er kann es nicht erkennen, doch er spürt es instinktiv, dass Morg Angst hat vor diesem angeschwollenen Fluss.

Oh, sie hatten seit dem Saline River viele Flüsse durchfurtet. Doch keiner führte Hochwasser. Alle waren sie zahm. Und immer war Morg Shannon sehr froh darüber.

Die ganze Zeit aber hatte er sich gewiss vor dem nächsten Fluss mit Hochwasser gefürchtet.

Jetzt ist es so weit.

Dort unten ist ein schlimmer Flussübergang.

Und hier oben ist ein Mann, der zwischen verrückt gewordene Longhorns geraten war, die sich gegenseitig verletzten und auf den Grund des Flusses trampelten.

Auch Morg Shannon war verletzt und von den Rindern auf den Grund getrampelt worden. Er war schon so gut wie tot. Ben Campifer rettete ihn.

Doch seit jenem Tage hatte er Furcht vor verrückt gewordenen Longhorns in einem gefährlichen Fluss.

Ben Campifer weiß das also. Er weiß so sehr viel über all die Männer in seiner Mannschaft. Doch dies gehört zu den Dingen, die ein guter Vormann, der eine fünftausendköpfige Herde von halbwilden Texas-Rindern tausendfünfhundert Meilen weit nach Norden bringen soll, wissen muss.

Nun sagt er zu Morg Shannon: »Bruderherz, du solltest nicht so stolz sein. Es gibt immer irgendwelche Dinge, vor denen ein Mann Respekt hat und denen er deshalb aus dem Wege gehen sollte. Du hast ein schreckliches Erlebnis gehabt. Also vergiss es erst einmal.«

»Nein«, sagt Morg Shannon hart.

»Na gut«, nickt Ben Campifer, und seine Stimme klingt nun noch ausdrucksloser. »Dann beteilige dich da an dem ganzen Spaß, wo du glaubst, dass der beste Mann dort nötig ist.«

Er will zur Furt hinunter, um sie vor dem Eintreffen der Herdenspitze noch zu studieren und zu erforschen.

»Und noch etwas«, sagt Morg Shannon zu ihm.

»Ja?« Ben Campifer fragt es ernst, und nun wirken auch seine grauen, weit auseinanderstehenden Augen ebenfalls ausdruckslos. Alles, was in ihm ist, bleibt tief in ihm verborgen.

»Ich verdanke dir mein Leben, Ben«, sagt Morg. »Und ich werde das auch nie vergessen – bis ich diese Schuld bezahlt habe. Doch wenn ich nochmals in einem Fluss unter die Rinder geraten sollte, dann komme mir nicht wieder zu Hilfe. Ich will es nicht haben, hörst du? Ich will nicht noch einmal vor den Augen der Mannschaft von dir gerettet werden. Ich möchte, dass du es richtig begreifst!«

»Ich begreife es«, sagt Ben Campifer.

Dann reitet er zum Fluss hinunter. Morg Shannon blickt ihm nach und sieht dann zu, wie Ben Campifer ohne zu zögern seinen großen, wohl an die sechzehn Hand hohen und zwölfhundert Pfund schweren roten Wallach ins Wasser lenkt.

Der lehmgelbe Fluss strömt und rauscht, gurgelt und schmatzt, und er bringt immer wieder losgerissenes Gestrüpp, Astwerk und sogar Bäume mitsamt ihren Wurzeln mit. Er ist jetzt gefährlich, dieser Fluss, voller Strudel und anderen Tücken.

Als Ben Campifers Red den Boden unter den Hufen verliert und schwimmen muss, werden Reiter und Pferd sofort von der Strömung erfasst und abgetrieben.

Morg Shannon beobachtet, wie Ben Campifer sich flach ins Wasser legt und vom Rücken seines Pferdes gleitet. Er hält sich nun am Schwanz des Tieres fest, rudert mit dem rechten Arm kräftig mit und macht mit den Beinen Schwimmbewegungen wie ein Frosch. Erst als das große Tier wieder Boden unter die Hufe bekommt, zieht Ben Campifer sich wieder auf den Rücken und rutscht in den Sattel.

Und dann sind Reiter und Tier drüben. Sie trieben ein ziemliches Stück ab und kommen nun am Ufer zurückgeritten. Einmal blickt Ben Campifer zu Morg Shannon herüber. Doch sie winken sich nicht zu.

Ben Campifer reitet den Uferhang hinauf, sicherlich, um noch ein Stück nach Norden hin zu erkunden.

Morg Shannon seufzt. Er betrachtet wieder den Fluss. Und dann hört er Hufschlag hinter sich.

Big Jim Quartermane, der Boss der Herde, kommt da mit seiner Tochter herangeritten. Und Chris, die geschmeidig und lebendig neben ihrem Vater reitet, ist Morg Shannons Braut.

Er genießt das Bild, sie so reiten zu sehen, und er ist wieder sehr stolz auf sich, dass er dieses Mädchen erringen konnte.

Sie ist wie keine – und sie liebt mich!

Dies sind seine frohlockenden und stolzen Gedanken, und er erwidert ihren jodelnden Zuruf mit einem Winken. Oh, er wirkt sehr prächtig und beachtlich auf seinem schwarzen Hengst, und wie er jetzt so halb lässig und halb freudig winkt, da ist er schon äußerlich ein Mann, in den fast jedes Mädchen sich verlieben würde.

Sie reitet nun schneller zu...

Erscheint lt. Verlag 18.5.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-6713-4 / 3751767134
ISBN-13 978-3-7517-6713-2 / 9783751767132
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