G. F. Unger 2271 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6624-1 (ISBN)
Hufschlag. Ein Reiter nähert sich dem Lagerteuer. Clay Robinson springt auf und gleitet in den tiefen Schatten der Bäume am Rand seines Camps. Clay denkt daran, dass er nicht einmal mehr eine Waffe besitzt. Aber was ist bei ihm schon zu holen? Nichts außer einem alten Gaul und einem Paar silberner Sporen. Das Einzige, was ihm, dem einstigen König der Cowboys, geblieben ist.
Die Silhouette des Reiters schält sich aus dem Dunkel der Nacht. Clay sieht, wie das Pferd stolpert. Das Tier ist am Ende seiner Kraft. Der Reiter schwingt sich aus dem Sattel und führt das erschöpfte Pferd am Zügel.
»Hoi, Feuer!«, ruft eine krächzende Stimme.
Es sind acht Jahre vergangen, seit Clay den kleinen, krummbeinigen Kalispel zum letzten Mal gesehen hat, doch er erkennt ihn sofort wieder.
»He, Kalispel!«, ruft er und tritt aus dem Dunkel in den Lichtkreis des Feuers.
»Clay Robinson?«, sagt Kalispel überrascht. »Mann, bist du wieder in der Heimat?« Er mustert Clays abgerissene Kleidung. »Du scheinst Pech gehabt zu haben, alter Freund.«
Clay nickt nur.
Kalispel grinst. »Auch ich stecke in einer Pechsträhne. Bart Chisham ist hinter mir her. Unser alter gemeinsamer Freund Bart. Und mein Gaul schafft keine halbe Meile mehr. Ich werde ...« Er spricht nicht weiter, sondern hebt lauschend den Kopf.
Auch Clay hört den Hufschlag. Ein Reitertrupp jagt im Galopp auf das Camp zu. »Warum ist Bart hinter dir her?«, fragt Clay den Freund aus alten Tagen. »Was will er von dir?«
Kalispel blickt sieh gehetzt und verzweifelt um. »Was er will? Meinen Kopf!«
Silberne Sporen
Hufschlag. Ein Reiter nähert sich dem Lagerteuer. Clay Robinson springt auf und gleitet in den tiefen Schatten der Bäume am Rand seines Camps. Clay denkt daran, dass er nicht einmal mehr eine Waffe besitzt. Aber was ist bei ihm schon zu holen? Nichts außer einem alten Gaul und einem Paar silberner Sporen. Das Einzige, was ihm, dem einstigen König der Cowboys, geblieben ist.
Die Silhouette des Reiters schält sich aus dem Dunkel der Nacht. Clay sieht, wie das Pferd stolpert. Das Tier ist am Ende seiner Kraft. Der Reiter schwingt sich aus dem Sattel und führt das erschöpfte Pferd am Zügel.
»Hoi, Feuer!«, ruft eine krächzende Stimme.
Es sind acht Jahre vergangen, seit Clay den kleinen, krummbeinigen Kalispel zum letzten Mal gesehen hat, doch er erkennt ihn sofort wieder.
»He, Kalispel!«, ruft er und tritt aus dem Dunkel in den Lichtkreis des Feuers.
»Clay Robinson?«, sagt Kalispel überrascht. »Mann, bist du wieder in der Heimat?« Er mustert Clays abgerissene Kleidung. »Du scheinst Pech gehabt zu haben, alter Freund.«
Clay nickt nur.
Kalispel grinst. »Auch ich stecke in einer Pechsträhne. Bart Chisham ist hinter mir her. Unser alter gemeinsamer Freund Bart. Und mein Gaul schafft keine halbe Meile mehr. Ich werde ...« Er spricht nicht weiter, sondern hebt lauschend den Kopf.
Auch Clay hört den Hufschlag. Ein Reitertrupp jagt im Galopp auf das Camp zu. »Warum ist Bart hinter dir her?«, fragt Clay den Freund aus alten Tagen. »Was will er von dir?«
Kalispel blickt sieh gehetzt und verzweifelt um. »Was er will? Meinen Kopf!«
»Wenn sie mich erwischen«, sagt Kalispel dann, »werden sie mich aufknüpfen. Bart Chisham hat geschworen, dass er ...«
Nach diesen Worten verstummt er, und im Schein des Feuers kann Clay Robinson erkennen, wie die Furcht Kalispels Gesicht verzerrt.
»Ich kann dir mein Pferd nicht geben«, sagt Clay, »es ist älter als deines und ebenso erschöpft.«
Kalispel nickt nur. Dann zieht er sein müdes Pferd herum und reitet davon. Clay kann ihm ziemlich weit nachsehen, denn die Nacht ist hell. Kalispel verschwindet bald zwischen den Hügeln, taucht dort in den Schatten unter.
Clay erinnert sich noch gut an Kalispel. Sie waren Nachbarskinder. Ihre Familien kamen mit einem Treck ins Land. Sie alle gehörten damals zusammen, waren die ersten Weißen in diesem Land.
Auch Bart Chisham war dabei. Gemeinsam wurden sie in diesem Land groß, wurden von Knaben zu Männern.
Und jetzt ...
Clays Gedanken werden unterbrochen, denn nun jagen auf der staubigen Poststraße die Reiter heran, erblicken den roten Schein des Feuers und halten an. Eine scharfe Stimme ruft einen Befehl, und dann kommen sie auch schon herübergeritten, umzingeln das Feuer. Sie halten an. Es wird still.
Dann fragt die scharfe Stimme: »Kalispel?«
»Der ist nicht mehr hier«, erwidert Clay Robinson ruhig. »Und was mich betrifft, ich habe keine Waffe und komme von Laramie herüber.«
Es bleibt noch eine Weile still. Einer der Reiter ist jedoch abgesessen und hat im Mondlicht den Boden abgesucht wie ein Spürhund. Nun sagt er laut: »Es stimmt, Boss! Kalispel kam hier vorbei. Er ist in dieser Richtung auf die Hügel zugeritten.«
Wieder ist es still. Nur die Pferde stampfen und keuchen. Dann reiten zwei der Reiter näher an das Feuer heran. Clay Robinson steht dort ganz ruhig und sieht sie an.
Auch Bart Chisham sah er acht lange Jahre nicht, und vielleicht hätte er ihn nicht erkannt, wenn Kalispel ihn nicht darauf vorbereitet hätte. Bart Chisham wurde mächtig, massig und schwer. Doch er hat gewiss keine Unze überflüssiges Fett an sich.
Er starrt über das Feuer hinweg auf Clay Robinson, und auch ihm ergeht es jetzt wohl so wie Kalispel. Er erkennt Clay nicht, doch er spürt, dass Clay kein Fremder ist.
Dann sieht er die silbernen Sporen beim Feuer und vor dem Sattel liegen.
Auf diese Sporen starrt er lange vom Pferd nieder.
Als er schließlich Clay ansieht, nickt er diesem zu.
»Silberne Sporen«, sagt er. »Als du sie als Preis bekamst, hieltest du dich für einen besonderen Burschen und zogst aus, um dir die Welt zu erobern, als eine Art wandernder Ritter, Preiskämpfer im Sattel. Und nun kommst du ziemlich armselig zurück, Clay Robinson. Ich möchte gern deine Geschichte hören.«
Er sagt es mit großer Selbstverständlichkeit, und man erkennt daran, dass er ein Mann wurde, der mit gleicher Selbstverständlichkeit Befehle gibt und dessen Wille stets bestimmend ist.
Er wendet sich an seinen Nachbarn.
»Reite weiter, Quade«, sagt er. »Kalispel wollte hier wohl sein müdes Pferd tauschen, doch das konnte er nicht. Ihr werdet ihn bald einholen können. Du weißt, was zu tun ist, Quade!«
Er spricht den letzten Satz nicht als Frage, sondern als Befehl.
Und der knochige, hagere Mann, der ihm zur Seite auf einem knochigen Rappen hält, sieht ihn einige Sekunden lang fest an.
»Sicher, Boss«, sagt er dann, »ich weiß, was zu tun ist mit einem Viehdieb – ich weiß es genau.«
Bart Chisham sitzt immer noch im Sattel seines roten Hengstes und betrachtet Clay Robinson.
Aber dann sitzt er mit einer knappen Bewegung ab.
Er bindet den Hengst an einem Ast des großen Baumes an. Dann hockt er sich nach Cowboyart beim Feuer auf die Absätze. Er streckt die Hand aus und nimmt die Silbersporen vom Boden. Wieder klingeln die Rädchen. Sie sind aufeinander abgestimmt.
»Tausend Dollar und ein Paar silberne Sporen gab es damals in Cheyenne«, sagt er. »Und den Titel eines ›Königs der Cowboys‹. Das war vor acht Jahren in Cheyenne – im Jahre 1876, nicht wahr? Es war das erste Fest dieser Art drüben in Wyoming. Nun gut, warum kommst du heim, Clay? Und warum geht es dir so schlecht? Warst du immer so dünn und verhungert?«
Clay bewegt sich langsam zu seinem alten Sattel hin. Er hinkt, obwohl er sich gewiss Mühe gibt, dieses Hinken nicht zu zeigen. Er hält sich auch etwas schief, so wie es Menschen tun, die irgendwann einmal innerlich verletzt wurden.
Aber sonst ist er ein zwar hagerer, doch prächtig gebauter und wohlproportionierter Mann, dem man selbst jetzt noch eine geschmeidige Schnelligkeit zutraut.
Er hockt sich auf den Sattel und nimmt eine der Zigarren, die Bart Chisham ihm in einer Zigarrentasche anbietet.
Doch bevor er die Spitze abbeißt, fragt er: »Was ist mit Kalispel?«
»Er und zwei andere«, murmelt Bart Chisham, »stahlen vor zwei Nächten meine Rinder. Die beiden anderen haben wir bei der Herde erwischt. Kalispel konnte uns entkommen. Doch jetzt haben wir auch ihn.«
»Und was geschieht mit ihm?« Clay Robinson fragt es schwer, und er denkt dabei, dass sie alle einmal Knaben waren, gemeinsam zur Schule gingen und aufwuchsen als Nachbarskinder.
Bart Chisham gibt ihm keine Antwort auf die Frage. Er macht nur eine bezeichnende Bewegung zum Hals.
Clay Robinson starrt auf die Zigarre in seiner Hand und steckt sie in die Hemdtasche.
»So machst du das hier, Bart?«
Dieser nickt. »Ich besitze zehntausend Rinder«, sagt er zu Clay. »Und ich muss sie gegen Raubwild schützen. Es hätte keinen Sinn, im Winter die Wölfe zu töten, wenn ich die Viehdiebe davonkommen lasse. Ich will meine Rinder behalten. Und ich habe im ganzen Land laut genug verkündet, was ich mit jedem Viehdieb mache, dessen ich habhaft werde. Niemand kann also sagen, das hätte er nicht gewusst. Sie wissen es alle! Kalispel hat genau gewusst, in welches Spiel er sich einließ. Er hat jedoch seinen Einsatz gewagt und verloren. Nun muss er seine Chips hergeben. Aber ich hatte dich etwas gefragt, Clay, nicht wahr?«
Clay Robinson nickt langsam.
»Die alten Zeiten sind wohl vorbei?« So fragt er. »Du und Kalispel ...«
»Er konnte bei mir einen Job haben«, unterbricht ihn Bart Chisham. »Jeder alte Freund kann bei mir den Job bekommen, der seinen Fähigkeiten entspricht. Aber wer mich bestiehlt, der ist erledigt. Was ist mit dir?«
»Ich hatte Pech«, murmelt Clay Robinson und deutet auf die Sporen. »Sie sind mein einziger Besitz außer diesem Pferd da und dem alten Sattel.«
Er deutet mit dem Daumen über die Schulter hinter sich nach Westen.
»Dort in Laramie«, sagt er, »war ein Hengst, den niemand reiten konnte. Ich hatte in den vergangenen acht Jahren gut gelebt. Ich hatte mir etwas gegönnt, wie man so sagt, und dennoch hatte ich zehntausend Dollar sparen können. Als ich jenen Hengst sah, da wettete ich mit einem reichen Viehhändler, dass ich den Hengst reiten würde. All mein Geld setzte ich auf meinen Sieg, denn ich wollte meine Ersparnisse verdoppeln. Und ich war sicher, gewinnen zu können. Ich war ja immer völlig siegessicher. Meine Silbersporen hatten mir stets in jedem Sattel Glück gebracht. Es gab in den acht Jahren kein einziges Pferd, das ich nicht reiten konnte.«
Er macht eine kleine Pause und starrt ins Feuer.
»Diesen Hengst konnte ich nicht reiten«, sagt er dann schlicht. »Er warf mich ab und wälzte...
Erscheint lt. Verlag | 11.5.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | G.F.Unger |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6624-3 / 3751766243 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6624-1 / 9783751766241 |
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