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Lassiter 2703 (eBook)

Der Ranger und das Biest

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6610-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2703 - Katja Martens
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'Heiliger Rauch!' Alarmiert starrte Clay Shetler auf den Kadaver. Ein Maultierhirsch trieb im Weasel Creek an ihm vorüber. Während der Bach an heißen Sommertagen kaum mehr als ein Rinnsal war, führte er jetzt mit ausgehendem Winter reichlich Wasser. Die Fluten schossen durch den Canyon, und sie waren stark genug, um ein so kräftiges Tier mitzureißen.
Unwillkürlich hielt Clay nach höher gelegenen Felsvorsprüngen Ausschau, auf die er sich notfalls retten konnte, sollte das Wasser weiter steigen. Angesichts der mit Eis und Schnee bedeckten Felsen erschien ihm eine Kletterpartie jedoch wenig aussichtsreich. Clay packte seine Hawken Rifle fester und stapfte weiter. Je schneller er den Canyon hinter sich brachte und wieder in seiner Hütte am warmen Feuer saß, umso besser.


Der Ranger
und
das Biest

von Katja Martens

»Heiliger Rauch!« Alarmiert starrte Clay Shetler auf den Kadaver. Ein Maultierhirsch trieb im Weasel Creek an ihm vorüber. Während der Bach an heißen Sommertagen kaum mehr als ein Rinnsal war, führte er jetzt mit ausgehendem Winter reichlich Wasser. Die Fluten schossen durch den Canyon, und sie waren stark genug, um ein so kräftiges Tier mitzureißen.

Unwillkürlich hielt Clay nach höher gelegenen Felsvorsprüngen Ausschau, auf die er sich notfalls retten konnte, sollte das Wasser weiter steigen. Angesichts der mit Eis und Schnee bedeckten Felsen erschien ihm eine Kletterpartie jedoch wenig aussichtsreich. Clay packte seine Hawken Rifle fester und stapfte weiter. Je schneller er den Canyon hinter sich brachte und wieder in seiner Hütte am warmen Feuer saß, umso besser.

Er war seit den frühen Morgenstunden auf Kontrollgang durch den Kiefernwald südlich des Mount Mary bis zum Labyrinth der Schwefel- und Schlammquellen der Crater Hills. Vorbei an Kratern, aus denen mit gewaltigen Dampfstößen der Schlamm fünf Yards hoch spritzte. Ein Spektakel, das ihm jedes Mal den Atem raubte.

Als würde der Teufel selbst hier sein Süppchen kochen.

Am Elephant Back Mountain, seiner nächsten Station, hatten die Winterstürme mächtige Bergkiefern umstürzen lassen. Die Stämme lagen kreuz und quer, sodass er sich mühselig einen Weg daran vorbei suchen musste. Im Sattel gab es an diesen Hängen kein Durchkommen. Das war auch der Grund, weshalb Clay auf sein Pferd verzichtete, wenn er in diesem Teil des Nationalparks nach dem Rechten sah.

Nun, nicht der ganze Grund.

Er liebte es, die Gegend zu Fuß zu erkunden und die Natur mit allen Sinnen in sich aufzusaugen. Aufgewachsen in einem Elendsviertel im Osten, umgeben vom Unrat und Gestank einer großen Stadt, hätte er sich nie und nimmer träumen lassen, einmal an einem solchen Ort zu leben.

Hier draußen bot ihm jeder Schritt einen freien Blick auf immer neue Wunder – auf dichte Wälder, Geysire und Wasserfälle, die sich in üppigen Kaskaden in gewaltige Sandsteinbecken ergossen. All das schien jedoch nur die Einfassung jener kostbaren Perle zu sein, die sich im Herzen des Nationalparks verbarg: der Yellowstone Lake. Ein ultramarinblau gefärbtes Juwel inmitten der unberührten Natur.

Morgens war die Oberfläche des Sees für gewöhnlich noch ruhig, aber ab dem Mittag rollten die Wellen und erhoben sich in eine Höhe von bis zu einem Yard. Das Gewässer war mit unzähligen smaragdgrünen Inseln gesprenkelt, die von Scharen von weißen Schwänen und Pelikanen bevölkert wurden.

Der See erinnerte Clay in seiner Form immer an eine nach Süden gewandte Hand mit gespreizten Fingern. Längs seiner Ufer entsprangen zahlreiche heiße Quellen, die pfeifend und fauchend den Dampf emporbliesen. Vom Ufer aus führte ein Canyon in westliche Richtung – dorthin, wo die Hütte des Wildhüters stand.

Mit weit ausgreifenden Schritten folgte Clay nun dem Pfad am Ufer des Baches. Sein Atem kam stoßweise und seine malträtierten Rippen protestierten mit einem wütenden Ziehen gegen die Anstrengung, aber er behielt sein hohes Tempo bei. Schließlich musste er aus dem Canyon heraus sein, wenn das Wasser weiter stieg!

Seine Blessuren verdankte er dem Zusammenstoß mit einem Wapiti.

Einem ausgesprochen ungehaltenen Wapiti.

Oben am Mount Mary war er auf eine Fallgrube gestoßen. Er war sich recht sicher, dass sie nicht von den Lakota ausgehoben worden war, die der Hunger von Zeit zu Zeit zum Jagen in die Wälder des Yellowstone trieb. Das war nicht ihre Art. Nein, diese Falle war von weißen Wilderern gestellt und mit angespitzten Pflöcken gespickt worden. Ein junger Wapiti war in die Grube gestürzt. Schmächtig genug, um nicht aufgespießt zu werden, aber zu klein, um aus eigener Kraft nach oben zu gelangen. Auf zittrigen Beinen stand er auf dem Grund der Falle und rief nach seiner Mutter, die oben wartete und ihm nicht helfen konnte.

Clay hatte sich des Jungtiers angenommen. Das hatte ihm einen kräftigen Stoß von der Mutter eingebracht, die ihm nichts Gutes zutraute und ihr Junges verteidigen wollte. Der Stoß hätte ihn um ein Haar selbst in die Grube katapultiert. Seine rechte Seite würde morgen vermutlich grün und blau sein.

Er hatte ein Seil um einen Baum gebunden und war nach unten geklettert. Es war ihm gelungen, den Wapiti nach oben zu hieven. Kaum hatte das Junge wieder festen Boden unter den Hufen, war es mit seiner Mutter auf und davon gelaufen.

Clay hatte die Grube fluchend zugeschaufelt. In seinem Park duldete er keine Fallen, in denen Tiere womöglich tagelang litten, bevor sie verendeten. Wenn er die Strolche erwischte, die solche Gruben aushoben, konnten sie sich auf eine Predigt gefasst machen, von der ihnen noch Tage später die Ohren klingelten.

Neben ihm raste der Bach durch den Canyon. Zwischen den Steinwänden hallte das gurgelnde Tosen des Wassers vielfach wider. Schmelzwasser tropfte von den Zweigen der dürren Birken, die sich weiter oben an die kahlen Felsen klammerten. Die untergehende Sonne wärmte die Luft genug auf, dass es überall taute, aber in der Nacht würde es wieder Frost geben. Das spürte er in allen Knochen.

Clay stapfte weiter und atmete auf, als vor ihm die breiten Vorsprünge im Felsen auftauchten, die eine natürliche Treppe nach oben bildeten. Der Untergrund war rutschig, aber er kletterte vorsichtig weiter und gelangte wohlbehalten oben an.

Mit langen Schritten durchmaß er den Wald, bis er seine Hütte vor sich sah.

Die Blockhütte duckte sich unter ausladende Fichten. Sie war gerade groß genug für einen Mann und sein Pferd, das auf einer kleinen Koppel stand und bei schlechtem Wetter im angrenzenden Stall untergebracht werden konnte. Flecken von Schnee lagen noch auf dem Dach. Aus dem Schornstein ringelte sich kein Rauch mehr, aber unter dem Vordach lagerte genügend trockenes Holz, um ihn über den restlichen Winter zu bringen.

Sein Brauner kam an den Zaun der Koppel getrabt und reckte freundlich zur Begrüßung den Kopf herüber. »Hey, mein Großer.« Clay strich ihm über die Stirn und steckte ihm ein Pfefferminzbonbon zu, das sein Pferd mahlend zerkaute.

Clay streute ihm frisches Futter hin. Dann lenkte er seine Schritte ins Haus.

Er legte seine Hawken Rifle ab und schob den Rucksack mit seiner Ausrüstung unter die Pritsche. Noch in Jacke und Stiefeln kniete er sich vor den Kamin und schürte die spärliche Glut, bis ein munteres Feuer prasselte und das Innere der Hütte mit behaglicher Wärme erfüllte.

Jetzt erst zog er seine Pelzjacke aus und nahm den Hut ab.

Draußen neigte sich der Winter – und mit ihm seine Vorräte. Er würde bald in die Stadt gehen und sich frische Lebensmittel beschaffen müssen, wenn er nicht nur von Trockenfleisch und den spärlichen Überresten der Nüsse leben wollte, die ihm geblieben waren. Nun, mit etwas Glück würde er bei seinem Besuch auch Nelly treffen. Die Tochter des Gemischtwarenhändlers hatte es ihm angetan. Sie schenkte ihm immer ein Lächeln, wenn er in den Laden ihres Vaters kam. Clay hatte mehr als einmal Waren gekauft, die er eigentlich nicht brauchte, nur um Nelly zu sehen. Wie die Packung mit getrockneten Kräutern zum Beispiel, aus denen man Tee kochen konnte. Clay verabscheute Tee und trank nie etwas anderes als Kaffee oder Whisky. Der Tee verstaubte auf seinem Regal, aber der Kauf hatte ihm eine weitere Viertelstunde mit Nelly beschert und war sein Geld absolut wert gewesen.

Nelly stellte ihm bei jedem Besuch viele Fragen zu dem Park und die Wildtiere, und er beantwortete sie ihr gern. Mit ihr konnte er unbefangen reden. Ganz anders als mit den meisten Ladys aus der Stadt, die ihm das Gefühl gaben, ein ungeschickter Tölpel zu sein. Ja, Nelly war... anders.

Er war fest entschlossen, sie zum Tanzen auszuführen, wenn er das nächste Mal in der Stadt war.

Und ihrem Vater würde er beweisen, dass er ein Mann von Ehre war. Jemand, auf den Verlass war und dem man eine Frau wie Nelly anvertrauen konnte. Nicht wie sein Vorgänger, der vor einiger Zeit spurlos verschwunden war. John Running war vor ihm der Wildhüter im Yellowstone Nationalpark gewesen. Doch noch vor dem ersten Schnee war er fort gewesen. Manche glaubten, ein Unglück hätte ihn ereilt. Andere waren der Ansicht, er hätte die Einsamkeit hier draußen nicht ertragen und sich aus dem Staub gemacht. Clay hatte keine Ahnung, was aus seinem Vorgänger geworden war, aber er war entschlossen, seinen Posten zu halten.

Komme, was wolle.

Während er seinen Eintopf vom Vortag über dem Feuer warm machte, blätterte er in dem Notizbuch, das auf dem grob gezimmerten Holztisch lag. Mit einem Bleistiftstummel hatte er ein Gedicht für Nelly hineingekritzelt. Das wollte er ihr schenken, wenn sie sich das nächste Mal sahen. Es war jedoch noch nicht fertig.

Meine Nelly, dein Haar ist so braun wie das Fell eines Grizzlys, und deine drallen Hüften gehen mir nicht mehr aus dem Sinn...

Clay stockte und blickte grübelnd auf die Zeilen nieder. Irgendwie klang das nicht wie bei diesem Dichter, von dem Nelly ihm...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2024
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6610-3 / 3751766103
ISBN-13 978-3-7517-6610-4 / 9783751766104
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