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Hypnophobia (eBook)

Wehe, wenn du einschläfst
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
170 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-8884-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hypnophobia -  Oliver J. Petry
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8 Kurzgeschichten über 8 Albträume! Klassische und dystopische Horrorstories. Von Hexen, Werwölfen, Vampiren und Voodoo bis hin zu durchgeknallten Robotern, selbstfahrenden Autos und bösartigen Fitnesstrackern!

Oliver J. Petry wurde 1965 in Saarbrücken geboren und ist seiner saarländischen Heimat bis heute treu geblieben. Der Kfz-Prüfingenieur und Sachverständige betreibt im Nordsaarland eine kleine Prüfstelle. Seine spannenden Kurzgeschichten und Romane sind von seiner Liebe zur Technik, Musik, Natur, Tieren und Kunst geprägt.

1. Hypnophobie


Ich muss damals neun oder zehn Jahre alt gewesen sein. Vielleicht war ich auch erst acht oder doch schon elf, so genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls kamen sie jede Nacht zu mir, um mich zu quälen. Die Albträume waren so realistisch, dass ich meistens schweißgebadet aufwachte und eine Heidenangst hatte, wieder einzuschlafen. Denn sobald ich einschlummerte, waren sie erneut hinter mir her. Früher gab es noch keine Zombies, zumindest nicht in meinen Träumen. Auch über durchgeknallte Roboter oder bösartige künstliche Intelligenz musste ich mir zu der Zeit keine Gedanken machen. Der einzige Roboter, den ich damals kannte, entstammte der Kinderserie: „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ und war alles andere als furchteinflößend. Allerdings war das nicht unbedingt von Vorteil, denn da waren immer noch Vampire, Werwölfe und abgrundtief böse Hexen, die mich Nacht für Nacht heimsuchten. Des Öfteren war es Dracula selbst, der mich durch ein altes Schloss oder eine Burg jagte.

Bei Vollmond war ich in seinem düsteren Reich unterwegs, weit weg von zu Hause. Wahrscheinlich hatte mich mein Traum direkt nach Transsilvanien teleportiert. Auf einem riesigen Holztisch standen Kerzenleuchter. Die blutroten Kerzen flackerten, als ob sie jeden Moment erlöschen müssten. Im offenen Kamin brannte zwar ein Feuer, aber als ich ausatmete, kondensierte die Luft. Der große Empfangssaal war eiskalt. Irgendwoher ertönte theatralische Orgelmusik. Jetzt hörte ich das Knarren von schweren Schritten. Irgendwer oder irgendetwas stampfte langsam die riesige Treppe hinunter. Etwas Böses kam auf mich zu. Natürlich wollte ich weglaufen, aber ich war voller Angst und erstarrte regelrecht zur Salzsäule. Dann sah ich ihn! Es war der Oberblutsauger persönlich, der langsam, aber sicher auf mich zukam. Ich wollte fliehen, aber ich konnte mich immer noch nicht bewegen. In einen tiefschwarzen Umhang gehüllt, sah dieser Graf wie eine Mischung aus Christopher Lee, Bela Lugosi und Klaus Kinski aus. Kein Mensch half mir, als Dracula mich mühelos hochhob und seine Eckzähne in meinen dünnen Hals schlug, um mein Blut zu trinken. Ich roch seinen modrigen Atem und fühlte überaus reale Schmerzen, als er zubiss.

Dann wachte ich voller Angst auf und schaltete panisch das Nachtlicht an. Ich war nassgeschwitzt und griff mir gleich an den Hals, der absurderweise wehtat. Als Nächstes betrachtete ich mir meine Handflächen. Vielleicht erwartete ich ja, mein eigenes Blut darauf sehen zu müssen. Aber da war Gott sei Dank nichts. Alles nur geträumt. Die Nachttischlampe würde ich nicht wieder ausschalten. Denn mit der Dunkelheit kämen die Gespenster sicherlich zurück. Wenn ich nur die Augen schloss, sah ich den Blutsauger erneut vor mir. Gerade weil der Traum so überaus realistisch war, brannte sich seine böse Fratze regelrecht in mein inneres Auge, vielleicht sogar in meine unschuldige Kinderseele ein. Ich wusste insgeheim, dass er nur auf mich wartete. Sobald ich wieder eingenickt war, würde dieses Monster mich erneut verfolgen, stellen und anschließend töten. So kam es dann auch. Krampfhaft versuchte ich, wach zu bleiben, aber irgendwann überfiel mich dann doch die Müdigkeit, um mich wiederum in die tiefsten Karpaten zu schicken.

Der Albtraum begann so grausig, wie der Vorherige geendet hatte. Der Blutjunkie oder vielmehr die Blutjunkies, denn Dracula hatte mittlerweile Verstärkung angefordert, verfolgten mich diesmal durchs halbe Schloss, bevor sie mich letztendlich anfielen. Noch konnte ich zwar fliehen, allerdings nur in Zeitlupe. Ich wollte wegrennen, aber meine Beine fühlten sich tonnenschwer an. Natürlich holten die Monster mich wild fauchend ein. Wieder spürte ich die schmerzhaften Bisse, bevor ich starb und Sekunden später völlig aufgelöst in meinem Bett erwachte.

Ungefähr vierundzwanzig Stunden später träumte ich von einer Winterlandschaft. Diesmal war ich mit zwei Schulfreunden zusammen und wir rodelten mit unseren Holzschlitten einen kleinen Abhang hinunter. Keiner von uns hatte damals eine Armbanduhr, aber wenn die Kirchenglocke siebenmal schlug, machten wir uns wie jeden Abend auf den Heimweg. Eigentlich war es schon dunkel, aber da das Mondlicht die schneebedeckte Landschaft erhellte, sahen meine Kameraden und ich verhältnismäßig gut. Wir waren spät dran und zogen spaßend unsere Schlitten hinter uns her. Um den Weg zum Dorf abzukürzen, mussten wir ein Stück am Waldrand vorbeimarschieren. Als eine Eule unerwartet schrie, machten wir uns fast in die Hosen, aber zugegeben hätte das natürlich keiner von uns. So stampften wir weiter durch den tiefen Schnee und blieben erst stehen, als aus dem Dunkel plötzlich ein langgezogenes Heulen zu vernehmen war. Kurz danach hörte ich aus dem Wald ein tiefes, kehliges Knurren. Gleichzeitig knackten brechende Äste im Unterholz. Die beiden anderen Kinder und ich blieben weiterhin stehen und starrten ins Dunkel der Baumschatten. Einer meiner Freunde wollte mir irgendwas sagen, was ich aber akustisch nicht verstand. Der Junge kam aber auch nicht mehr dazu, die Worte zu wiederholen, denn wie aus dem Nichts sprang ihn ein riesiger Werwolf an, um ihm innerhalb einer Sekunde den Kopf abzureißen. Geradezu fontänengleich spritzte das Blut aus dem Hals des armen Kindes, um den weißen Schnee umgehend dunkel einzufärben. Mein anderer Freund und ich selbst schrien wie am Spieß und liefen panisch davon. Wir rannten um unser Leben, aber der hohe Schnee ließ keine Sprinteinlagen zu. Ich war schneller als mein Freund, aber das zottelige Untier, das uns folgte, war schneller als wir beide. Eigentlich logisch, da der „Vierpfotenantrieb“ des Monsters bedeutend mehr Grip schaffte, als wir mit unseren Schneestiefeln erreichen konnten. Als Nächstes hörte ich meinen Freund verzweifelt schreien. Er musste ausgerutscht und hingefallen sein. Das Ungeheuer hatte ihn. Ohne mich umzuschauen, lief ich einfach weiter. Auch hörte ich nach dem Geräusch von brechenden Knochen keine Schreie mehr. Dort vorne war der Wald zu Ende, vielleicht hätte der Werwolf ja mit seinen beiden Opfern genug, aber da hatte ich mich getäuscht. Diese Bestie sprang mich mit aller Wucht an und als ich auf dem Rücken im Schnee lag, stand sie über mir. Angewidert schaute ich dem Monster in seine schwefelgelben Augen, bevor mich unsagbare Schmerzen überfielen. Dieses Drecksvieh begann mich zu fressen, obwohl ich noch lebte. Dann fiel ich aus dem Bett und wachte auf. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, als ob mich die leuchtenden Augen des Werwolfs noch aus einer dunklen Zimmerecke heraus beobachteten, aber als ich die Deckenbeleuchtung meines Kinderzimmers einschaltete, waren sie verschwunden.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mir diese Nächte keine Erholung brachten. So war ich ständig unausgeschlafen und auch im Schulunterricht weder konzentriert noch aufnahmefähig. Wenn mich meine Eltern oder irgendein Lehrer vorwurfsvoll darauf ansprachen, entgegnete ich beschämt, nur schlecht geschlafen zu haben. Darauf hatten die Erwachsenen nur eine Lösung. Ich sollte gefälligst früher ins Bett gehen, um am nächsten Morgen ausgeschlafener zu sein. Heutzutage bezeichnet man diese Art von Schlafstörung als „Nachtschreck“ oder auch mit seinem lateinischen Namen: „Pavor nocturnus“, aber zu meiner Kinderzeit waren es nur schlechte Schlafphasen, da sollte ich mich tunlichst nicht so anstellen. Hätte ich ihnen meine Albträume erzählt, wäre mir ihr geheucheltes Mitleid sicher gewesen. Schließlich gab es keine Monster, das müsste mir doch schon in meinem kindlichen Alter klar sein. Sie waren weder unter meinem Bett, noch versteckten sie sich in Kleiderschränken. Alles nur Fantasie, aber genau das war das, oder vielmehr mein Problem. Wie gerne hätte ich einmal durchgeschlafen.

Eine Nacht später träumte ich von einem Schulausflug. Meine Mitschüler und ich wurden in einer Herberge mitten im Wald untergebracht. Eine nette ältere Frau, die Herbergsmutter, begrüßte unsere Lehrerin und uns ausgesprochen überschwänglich. Da wir den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten, hatte sie für uns schon das Abendessen zubereitet. Im Speisesaal stand schon alles auf den Tischen. Nur ich selbst hatte ein komisches Gefühl. Die Herbergsmutter war zwar überaus freundlich, aber ihr permanentes Lächeln wirkte geradezu aufgesetzt und regelrecht eingefroren. In etwa so, als wären ihre hochgezogenen Mundwinkel festgetackert. Als ob es sich bei diesem immer lächelnden Gesicht nur um eine Maske handeln würde. Meine Mitschüler saßen alle schon brav am Tisch, tranken Tee und aßen Nudeln in Hackfleischsoße. Irgendetwas trieb mich dazu, die Gastgeberin im Auge zu behalten. So folgte ich ihr unauffällig in die große weißgekachelte Küche des Schullandheimes. Die Frau wollte noch etwas Hackfleisch bringen, da sie den Heißhunger der Kinder augenscheinlich unterschätzt hatte. Die alleinige Chefin der Herberge ging zum Herd, öffnete den Deckel eines überdimensional großen Kochtopfes und nahm ein Stück Fleisch heraus....

Erscheint lt. Verlag 14.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Albträume • Dystopie • Horror • Kurzgeschichten • Werwolf
ISBN-10 3-7597-8884-X / 375978884X
ISBN-13 978-3-7597-8884-9 / 9783759788849
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