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G. F. Unger Sonder-Edition 292 (eBook)

Ein Revolver für die Rache

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6710-1 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 292 - G. F. Unger
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Als der Blizzard losbrach, da wusste ich, dass ich verloren hatte. Dieser Blizzard kam etwa zwei Wochen zu früh. Um volle zwei Wochen konnte mich der einbrechende Winter schlagen. Über den Sunbeam-Pass konnte ich meine siebenundfünfzig Rinder nicht mehr bringen.
Verdammt noch mal, es ging mir wie einem Spieler, der all seine Chips auf ein gar nicht mal schlechtes Blatt setzte - und dessen Gegenspieler dann doch die besseren Karten aufdeckte. Der Winter war mein Gegenspieler gewesen. Nun schlug er mich. Der Blizzard kam aus dem Powder-River-Land, wie alle diese Schneestürme um diese Jahreszeit.
Ich hatte meine kleine Herde vom Wyoming-Territorium aus nach Osten bis dicht an die Black Hills-Kette herangetrieben. Gestern noch konnte ich den Sunbeam-Pass deutlich sehen, über den hinweg ich in das Goldland der Black Hills zu kommen gedachte.

Ein Revolver
für die Rache

Als der Blizzard losbrach, da wusste ich, dass ich verloren hatte. Dieser Blizzard kam etwa zwei Wochen zu früh. Um volle zwei Wochen konnte mich der einbrechende Winter schlagen. Über den Sunbeam-Pass konnte ich meine siebenundfünfzig Rinder nicht mehr bringen.

Verdammt noch mal, es ging mir wie einem Spieler, der all seine Chips auf ein gar nicht mal schlechtes Blatt setzte – und dessen Gegenspieler dann doch die besseren Karten aufdeckte. Der Winter war mein Gegenspieler gewesen. Nun schlug er mich. Der Blizzard kam aus dem Powder-River-Land, wie alle diese Schneestürme um diese Jahreszeit.

Ich hatte meine kleine Herde vom Wyoming-Territorium aus nach Osten bis dicht an die Black Hills-Kette herangetrieben. Gestern noch konnte ich den Sunbeam-Pass deutlich sehen, über den hinweg ich in das Goldland der Black Hills zu kommen gedachte.

Jetzt aber war alles »im Eimer«, wie man im Volksmund so schön sagte. Über den Pass kam ich nicht mehr, jedenfalls nicht mit meinen Rindern. Die würden im Schnee steckenbleiben und elend umkommen.

Ich konnte sie nicht mal mehr treiben. Denn der Blizzard kam von Norden. Ich musste nach Osten hinauf treiben. Aber das machte kein Rind mit. Rinder drehten einem Blizzard stets die Hinterteile zu und wanderten vor ihm her.

Diese taten es auch ein Stück. Dann aber schwenkte der erfahrene Leitbulle, der mir den ganzen langen Weg so prächtig geholfen hatte, doch nach Osten ein. Aber ich begriff bald schon warum.

Wir gelangten in eine enge Schlucht. Hier war es etwas angenehmer. Es gab sogar in Lee der nördlichen Schluchtwand noch ein paar Gräser und Büsche. Meine siebenundfünfzig Rinder machten sich darüber her, so, als wüssten sie genau, dass dies die letzte Chance war, noch ein paar Blättchen und Halme zu bekommen. Denn bald würde es auch in dieser Schlucht genügend Schnee geben.

Ich hockte im Sattel, verkroch mich tiefer in die Felljacke und presste meine mit Chaps geschützten Beine eng gegen den Pferdeleib, weil dieser so schön wärmte.

Es war gemein kalt, und ich wusste, dass dies nicht einfach nur ein Schneeblizzard war, sondern bald schon das blanke Eis vom Himmel fallen würde.

Das würde sicher zu einem Blaueis-Blizzard ausarten.

Verdammt noch mal, ich konnte hier nicht bleiben.

Solch ein Blizzard konnte eine Woche lang anhalten. Dann war ich hier in der Schlucht nicht gerade bequem untergebracht. Ich musste versuchen, noch über den Pass zu gelangen. Dann stieß ich gewiss bald schon auf die ersten Goldgräber-Camps. Dort konnte ich vielleicht ein warmes Plätzchen finden; es würde zumindest besser sein als hier ein Camp in der Schlucht.

Für meine Rinder konnte ich nichts tun – gar nichts. Die waren jetzt nicht mehr von hier fortzubringen. Und ließ ich sie hier, so konnte ich ziemlich sicher sein, sie auch noch nach Wochen beisammen wiederfinden zu können.

Aber wahrscheinlich würden sie verhungern.

Anstatt von den Goldgräbern gegessen zu werden, würden sie hier an Futtermangel umkommen. Wölfe, Pumas und auch Bären würden sich hier mästen.

Aber so war nun mal diese Welt hier in diesem Lande.

Ich hatte verloren – und damit auch meine Rinder. Es gab keine Gnade. Die ganze Sache war erledigt. Nur ein großer Heuhaufen in der Nähe hätte die Rinder retten können.

Aber wer würde schon einen Heuhaufen für mich und meine Rinder hingesetzt haben?

Das gab es nicht.

Ich hatte mir eine Zigarette gedreht und angezündet.

Nun war sie aufgeraucht, und ich hatte lange genug nachdenken können.

Ich wandte mein Pferd und ritt wieder aus der Schlucht hinaus.

Draußen wollte ich gleich wieder umkehren, denn es traf mich mit unbarmherziger Wucht. Dieser Blizzard kam aus dem eisigsten Keller des Powder-River-Landes, in dem nach Meinung der Indianer der Vater aller Blizzards wohnen sollte, der »Waniyetula«. Nun, mir war es gleich, wie der alte Bursche hieß. Ich wusste nur, dass ich bald erfrieren würde, käme ich nicht in den nächsten zwei Stunden über den Pass oder ritte ich nicht in die Schlucht zu meinen Rindern zurück.

Aber ich wollte nicht in einer Höhle oder einer kümmerlichen Zweighütte bei meinen Rindern in der Schlucht hocken. Wer weiß, ob ich überhaupt genügend Feuerholz gefunden hätte.

Nein, ich musste kämpfen.

Und so machte ich mich auf den Weg.

Ich konnte mich nicht verirren, solange der Blizzard meine linke Seite traf, denn er kam von Norden und ich musste nach Osten. So war alles völlig klar. Ich konnte sozusagen blind reiten.

Der Eingang des Canyons, durch den man hinauf zum Pass gelangte, war breit wie ein Trichter. Auch ihn konnte ich nicht verfehlen.

Also ritt ich los auf meinem braven Pferd. Wir waren längst schneebedeckt. Ich spürte, wie ich allmählich im Sattel festfror. Meine Beine waren zwar durch lederne Chaps geschützt. Doch gegen diese Kälte war das nichts. Langsam verlor ich in den Beinen das Gefühl. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte, aber ich konnte nun nicht mehr umkehren. Ich war schon zu weit von der Schlucht fort.

Der Schnee wurde nun immer härter. Bald war er mit Hagel vermischt. Manche Hagelstücke waren so groß wie die Taubeneier. Sie prügelten mich erbarmungslos. Auch mein armes Pferd hatte zu leiden.

Nun, ich weiß nicht, wie lange ich damals durch diesen gnadenlosen Blizzard ritt. Das Zeitgefühl verschwand in mir völlig. Ich wusste nicht mehr, ob ich eine einzige Minute oder anstatt der Minute eine Stunde kämpfte. Aber es waren auf jeden Fall sehr viele Minuten, die sich – wenn ich es zurückblickend überlege – zu mehr als einer Stunde reihten.

Dann endlich gelangte ich in den breiten Trichter der Canyon-Mündung.

Ich hatte sie schon gestern gesehen und wusste, dass dieser Canyon-Eingang fast eine Meile breit war. Der Canyon stieg stetig an zum Pass und verengte sich zunehmend.

Schon am Anfang war etwas Schutz, denn ich ritt dicht an der nördlichen Wand. Mein Pferd hatte uns richtig geführt. Es wurde immer besser und war bald nicht viel anders als zuvor in der Schlucht.

Das Orgeln und Brüllen des Eissturmes war nun mehr über uns. Wir wurden nicht mehr so erbarmungslos geprügelt von dieser elementaren Gewalt.

Aber wir waren schon irgendwie »taub«, gefühllos, wie betrunken. Die eisige Kälte war durch den brüllenden Sturm und die prasselnden Eisstücke noch verstärkt worden.

Ich begriff mit meinem dumpfen Hirn, dass wir Schutz und Wärme nötig hatten und nicht länger mehr versuchen durften, über den Pass zu gelangen.

Es ging nicht.

Wir würden erfrieren. Verdammt noch mal, es war so kalt, dass die Augen zufrieren wollten und der Atem sich schon im Munde und in den Nasenlöchern zu Eis verwandeln wollte.

Ich hatte mir längst das Halstuch über den Hut gebunden, so dass meine Ohren bedeckt waren. Auch der Kragen meiner Felljacke reichte bis über die Ohren.

Aber die Nase war am Erfrieren, desgleichen auch Kinn, Wangen – und die Beine bis zu den Hüften hinauf.

Ich wusste auch, dass mein Gesicht blutete. Die Eisstücke waren wie Steine.

Also, um es kurz zu machen, wir mussten Schutz und Wärme finden, mein braves Pferd und ich. Sonst waren wir bald verloren.

Ich wusste, was die Indianer an meiner Stelle taten. Sie töteten das Pferd, schnitten dem Tier den Bauch auf, holten alles heraus, was da drinnen war, und krochen selbst hinein, stopften den »Eingang« möglichst mit der Satteldecke zu. Und weil dann bald schon ein Schneehaufen auf ihnen und dem Pferd-Schlafsack lag, überstanden sie zumeist auch die Kälte. Wenn sie dann nach Tagen hervorkrochen, glichen sie taumelnden Leichnamen. Ich hatte es schon mal gesehen.

Doch bei mir gab es zwei Schwierigkeiten.

Erstens brachte ich es nicht fertig, meinen Red zu töten, um in seinen Bauch zu kriechen, um es mir dort gemütlich machen zu können.

Und zweitens war ich zu groß. Indianer waren kleiner. Ich hätte mich im Pferdebauch zusammenrollen müssen wie ein ungeborenes Kind.

Aber was sollte ich sonst tun?

Vielleicht fand ich eine Höhle.

Aber ich fand keine. Dafür fand ich etwas, was ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte.

Ein Haus war da. Ich wunderte mich zuerst, warum mein Pferd plötzlich hielt. Dann wunderte ich mich, weil der Blizzard nicht mehr ganz so schlimm tobte.

Aber dann sah ich dicht vor der Nase meines Pferdes die Blockhauswand.

Oha, was hatte ich doch mal wieder Glück gehabt!

Als ich aus dem Sattel stieg, musste ich meinen festgefrorenen Hintern erst losreißen. Und meine Beine wollten mir nicht gehorchen. Ich hatte gar kein Gefühl mehr in ihnen. Die Eiskörner lagen nun fast kniehoch wie grober Sand mit Kieseln am Boden. Ich stapfte auf, so gut es ging.

Und dann dachte ich mir, dass bei einem Blockhaus wohl auch ein Stall sein würde. Ich nahm das Pferd bei den Zügeln. Doch diese konnte ich trotz meiner dicken Handschuhe kaum halten. Dann taumelte und stolperte ich auf gefühllosen Beinen am Haus entlang.

Nun, ich fand den Stall. Er schloss sich canyoneinwärts...

Erscheint lt. Verlag 20.4.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-6710-X / 375176710X
ISBN-13 978-3-7517-6710-1 / 9783751767101
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