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Ausgetanzt (eBook)

4392 Tage unschuldig im Gefängnis
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-2527-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ausgetanzt -  Andreas Kühn
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"Ausgetanzt - 4392 Tage unschuldig im Gefängnis" handelt vom Leben des Andreas Kühn, der als Kind schon eine schwierige Zeit durchmachen musste, aber sich immer bemühte, ein anständiger Mensch zu bleiben. Bis an jenen dramatischen Tag, der sein Leben für immer veränderte. Er ging durch die Hölle und ging weiter, er gab nie auf und kämpfte sich zurück ins Leben, mit Erfolg. Der Titel beschreibt die Zeit, in der Andreas Kühn "Ausgetanzt" hatte, und wie es jeder schaffen kann, in ausweglosen Situationen im Leben auf dem richtigen Weg zu bleiben, Krisen zu Meistern sowie ein glückliches Leben zu führen.

Andreas Kühn ist in Stuttgart geboren und aufgewachsen und lebt hier mit seiner Familie. Ein Verbrechen veränderte schon früh sein Leben und die Entwicklung. Eine sehr schwierige Schulzeit beendete er mit Gewalt. Nach erfolgreicher Lehre in einem Bauberuf gründete er seine eigene Sicherheitsfirma und beschützte u. a. den Bundeskanzler Helmut Kohl. Andreas Kühn spielte jahrelang begeistert in einem Spielmannszug und tanzte als mehrfacher Deutscher Meister erfolgreich Schautanz in einer Garde. Bis an jenen verhängnisvollen Tag im Juli 2000, an dem er als mutmaßlicher Bankräuber unschuldig vor dem Haftrichter landete, den Haftrichter in seiner Verzweiflung angriff und angeschossen wurde. In einem skandalösen Indizienprozess 2001 wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt, bis ein Gutachter bewies, dass Andreas Kühn tatsächlich nicht der Täter war. Nach einem jahrelangen Martyrium durch die Justiz kämpfte sich Andreas Kühn zurück ins Leben, arbeitet heute als Berufskraftfahrer, ist Vater von zwei Kindern und bei der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart-Mühlhausen engagiert.

Kapitel 2
Meine Jugendzeit 1980 bis 1989
oder in der Hölle hilft nur Musik


Ein Neues Jahrzehnt die 80er brachen an, welche auch mich geprägt hat.

Im September 1980 wurde ich in die Falkertschule einer damaligen Grund -und Hauptschule eingeschult, wo alle meine Geschwister ebenfalls zur Schule gingen. Von Mitschülern wurde ich gehänselt, da ich nach der Augen-OP eine Brille trug. Das war das optische, dass andere war mit Sicherheit auch mein Verhalten, denn der sexuelle Missbrauch beeinflusste meine Entwicklung.

Ich ließ mir aber irgendwann die Hänseleien nicht mehr gefallen. Von alten Konservativen Lehrern erhielt ich keine Hilfe und war auf mich allein gestellt. Es waren andere Zeiten und da tickten die Uhren anders.

In der Falkertschule lief es nicht so besonders, ein neuer Rektor wurde eingeführt, ich weiter gehänselt und auch verschlagen. Eines Tages kam es zu einem Folgenschweren Vorfall im Klassenzimmer. Ohne erkennbaren Grund stieß mir ein Mitschüler einen Bleistift in den Rücken und die Spitze brach ab. Voller Schmerzen schrie ich auf, ergriff einen Stuhl und warf ihn nach dem Angreifer. Dieser traf ihn zwar nicht, jedoch nahm der Schulrektor diesen Vorfall zum Anlass mich persönlich bei meinem Vater abzuliefern und mich der Schule zu verweisen. so kam es, dass ich im Dezember 1982 in die Hasenbergschule kam. Eine Sonderschule im Stadtteil West in Stuttgart. Warum ich auf diese Schule kam, ist ausfolgendem Befund ersichtlich:

"Vermutlich durch die Nachkömmlingssituation, stark gängelndes, wenig selbständigkeitsförderndes Erziehungsverhalten, wenig kindgemäßes, oft recht barsches und gedankenloses Verhalten der doch schon recht alten und mit, eigenen Problemen und Sorgen beschäftigten Eltern, ist es bei Andreas zu einer ausgeprägten Kontaktstörung gekommen, die ihn immer wieder zum Außenseiter werden ließ"

"Seine bisherige Schulsituation wurde für den weichen, sensiblen Jungen, dem keine adäquaten Durchsetzungsfähigkeiten zur Verfügung stehen, zu einem Trauma, so daß es nicht verwundert, wenn er trotz recht guter Begabung auch in den Schulleistungen stark hinter den Erwartungen zurückblieb."

Befund der psychologischen Untersuchung von Andreas Kühn am 23.03.1983.

In dieser Zeit litt ich unter ADHS, was so erst Jahre später festgestellt aber nie berücksichtigt wurde.

Klasse 1b in der Falkertschule Stuttgart zweiter von links hinten

In der Hasenbergschule angekommen, wusste ich sofort: Die Hölle ist genau hier!!! Gewalt war an der Tagesordnung und keiner hat was getan. Die Lehrer waren völlig überfordert.

Es gab Zeiten, da war nie ein Lehrer da und Mitschüler verschlugen Mitschüler, auch mich. Einen Grund brauchte es nicht, ich wurde einfach geschlagen. Ich hatte jeden einzelnen Tag Angst in die Schule zu gehen, was erwartet mich heute? wieviel Schläge bekommst Du heute? Einfach das Schulhaus verlassen war nicht möglich, den da wartete der Mob von Mitschülern. Warten, bis sie weg sind? Über geheime Wege das Schulgelände verlassen? Im Schulhaus verstecken? Sich verschlagen lassen? Vom Mob durch den Westen gejagt zu werden? Optionen?

Nein, meine damalige Realität und Schulzeit. Es gab auch Zeiten, da gab man mir den Anschein, mich als Freund haben zu wollen. Nach der Schule traf man sich in den Elisabethenanlagen im Westen auf dem Spielplatz. Die Mitschüler wollte mich in einer Gang haben, eine Gruppe, die Einbrüche, Körperverletzungen, Erpressungen und Sachbeschädigungen beging. Auch mit Drogen wurde gehandelt, teilweise sogar Drogen in der Schule versteckt. Ich wollte das nicht. Also war ich nicht dabei und wurde noch mehr verschlagen, Hauptsache ich Halts Maul. Eine Hilfe von Justiz oder Polizei habe ich nie erhalten, obwohl ich ein paarmal bei der Polizei war. Meine Eltern waren bemüht ihren Laden zu führen, meine Geschwister waren mit sich selbst beschäftigt und ich wurde mir selbst überlassen.

Mein Zuflucht Ort wurde damals wie heute die Musik. Es waren Künstler wie Depeche Mode, Pet Shop Boy´s, Phil Collins, Nena, Kim Wild, Depp Purple, Dire Straits, Supertramp, Camouflage, New Order oder Falco, die mich inspirierten. Ich flüchtete mich in die Musik, hier war ich sicher.

Auch zuhause war ich in Sicherheit und erfuhr keine Gewalt. Meine Eltern mussten den Zweiten Weltkrieg erleben, waren schon älter aber versuchten alles für ihre Kinder. Wir hatten nicht viel aber dafür Eltern, die uns versorgten und ein zuhause gaben. Jedes Jahr schmückte mein Papa und ich den Weihnachtsbaum und es gab an Heiligabend Schlesischen Kartoffelsalat mit Saitenwürstchen, den meine Mutti mit viel Liebe zubereitete. Bevor es Bescherung gab, mussten wir Kinder immer ins Kinderzimmer und durften erst kommen, wenn Papa mit der Glocke klingelte. Dann lagen Geschenke am Platz und wir sangen traditionell Weihnachtslieder. Am Heiligen Abend gingen wir dann noch in die Kirche St. Fidelis (wo ich auch getauft wurde) zur Abend-Messe.

Im Sommer 1983 hatten meine Eltern Silber-Hochzeit und sollten mal wieder allein in den Urlaub fahren. So kam es, dass ich in den Sommerferien ins Waldheim Feuerbach im Tal ging und hier meine Sommerferien verbrachte. Dort findet nur während den Sommerferien eine Freizeitgestaltung für Kinder statt. Morgens trafen wir uns am Sammelplatz Schwab/Bebelstraße und ein Gruppenleiter hakte ab, wer da ist. Mit dem 2er und der alten GT4 Straßenbahn tuckerten wir über den Botnanger Sattel in den Stadtteil Botnang und sangen Lieder bis zur Endhaltestelle, da wo wir auch unseren Garten hatten. Von dort ging es mit einem Sonderbus Richtung Waldheim und noch ein Stück zu Fuß durch den Wald. Hier gab es Frühstück, im Anschluss spielten wir, machten Schnitzeljagd, gingen schwimmen, sangen Lieder, bastelten oder machten Ausflüge. Im Waldheim gab es auch eine große Rutsche. Das gefiel mir sehr gut und ich ging fortan jeden Sommer ins Waldheim. Hier gab es keine Gewalt und ich fühlte mich sicher. Dadurch sind auch Freundschaften entstanden, die bis heute halten.

Unser Ultimatives Waldheimlied war:

"In unserm dolla Waldheim"
1.In unserm dolla Waldheim, Feuerbach im
Tal
gibt´s jährlich ganz viel Kinderla, viel Streß
und no meh Qual,
aber irgendwie isch riesig ihr liebe-liebe leut,
mir frein uns immer wieder auf die schöne
Zeit.
Refrain
Bei uns im Waldheim dua,da isch emmer
was los,
Bei uns im Waldheim dua,oh Mutter laß me
los,
Ich, muß ins Waldheim dua-ha-ha, auf em
schnellste Weg
Nigs wie ins Waldheim dua, weil ich´sonscht
verreck.
2.Beim Essa isch`s immer riesig,au do isch
immer was los,
mol fliagt an schlaffer Pudding, und amol so
a saugude Soß,
mol landet der Kaffee net im maga, sondern
uf em hemd,
und Kinderla die freiet sich, keu Sau isch
meh verklemmt.
Refrain
3.Und weils so viele Kinder sind, gibt’s
jährlich ganz viel Gschrei,
und deshalb richtet mir bei uns an
Waldheimkärker ein,
denn mir arme Gruppeleiter, sind au bloß
ganz normale Leut,
und trotzdem frein wir uns auf´s Geld und
auf die schöne Zeit
Refrain
4.Bei uns isch immer Stimmung, die Kinder
wissed´s gut,
mal müsset 30 kotza,a andersmal fließt Blut,
und au unser Chef der Bossi, deer freut sich
ganz famos,
auf´d Waldheimzeit im Sommer, denn do
geht´s wieder los
Refrain“

Gegenüber unserer Wäscherei im Westen gab es einen Netten Tante Emma (Feinkost) Laden der sehr netten Familie Auch. Tochter Ute spielte Lyra im Spielmannszug der Gesellschaft Zigeunerinsel Stuttgart 1910 e.V. GZ und fragte mich oft, ob ich nicht Lust hab, auch Musik zu machen. Ihren Namen trägt die Gesellschaft, weil das Lokal wo sie gegründet wurde, im Mittelalter ein Sammelort der Zigeuner außerhalb der Stadtmauern von Stuttgart war, eben die Zigeunerinsel. Bereits im Mai 1983 durfte ich beim 25-jährigen Spielmannszug Jubiläum der GZ und Landestreffen in Stuttgart, (wo auch ein Französischer Fanfarenzug die "Gueules Séches" aus Limoges/Frankreich teilnahmen), beim Umzug vom Spielmannszug Gottmadingen, die Nummerntafel tragen.

Am 23.Januar 1985 war es dann so weit und ich besuchte zum ersten Mal die Spielmannszug Probe mittwochs im Zeppelin-Gymnasium in Stuttgart. Die Proben fanden in Klassenzimmern statt und ich öffnete eine Tür. Der Spielmannszugführer war Hermann Engler, heidenei guckte der grimmig aber war in Ordnung. Ich begann mit dem Instrument Becken und lernte später auch Pauke. Musik wurde immer mehr zum Halt in meinem Leben, ob beim Spielen oder hören.

Ich hörte die Hits der 80er, an denen ich mich heute noch erfreue. Nachdem 1985 der Hit "Maria Magdalena" von Sandra erschien, wurde ich großer Fan der Sängerin. Ich sammelte jeden Artikel, der in der Bravo erschien, legte Alben an und kaufte jede Platte von ihr. Ebenso sammelte ich alles von "Miami Vice" oder "Ein Colt für alle Fälle" oder „Alf“, wo ich ein großer Fan war.

Meine Freizeit verbrachte ich sehr gerne auf dem...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte auseinandersetzen • Bericht aus dem Gefängnis • Biografie Unschuldig • Biografischer Roman Erlebnisbericht • Biografischer Roman Justizopfer • Biographie Gefangener • Bodyguard Personenschützer • Erfahrungsbericht Justizirrtümer Deutschland • fehlurteile in deutschland • Gesellschaftskritischer Roman • Inspirierende Lebensgeschichten • Kampf gegen das System • Lebensgeschichte • Mobbing • Neuanfang Entlassung • Polizei • Recht & Unrecht • Romanhafte Biografien • Schicksalhafte Leben • Tatsachenbericht • Tatsachenbericht Schicksal • Unrechtssystem • Unschuldig im Gefängnis • Verurteilung Bankräuber • Wahre Begebenheit • Zeitgenössische Biografie Romane
ISBN-10 3-7597-2527-9 / 3759725279
ISBN-13 978-3-7597-2527-1 / 9783759725271
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