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Echte Männer weinen nicht -  Heinz Ruch

Echte Männer weinen nicht (eBook)

Ein Leben unter schwarzem Schleier

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
506 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9922-0 (ISBN)
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Depression ist weitgehend ein Tabu. Kranke sind oft Unverständnis und Missbilligung ausgesetzt. Von Männern wird erwartet, dass sie nicht weinen. Tränen werden als Zeichen der Schwäche angesehen. In diesem Buch wird eine 64-jährig dauernde Leidenszeit geschildert, in der viele Tränen geflossen sind. In diesem Leben gab es Höhepunkte, aber ebenso viele Tiefs, die niemand erleben möchte. Es ist eine Schilderung, die einen steinigen Weg zur Gesundung aufzeigt. Es ist ein Weg zur Vergebung.

Heinz Ruch, geboren 1942, lebt in Burgdorf/Schweiz, verheiratet. Nach längerer Tätigkeit als Konstrukteur, Ausbildung zum Sozialarbeiter, danach Arbeit auf Sozialdienst, in einem Kinderheim und in der Bewährungshilfe. Zum Schreiben ist er nach der Frühpensionierung gelangt. Zuerst schrieb er Gedichte und Kurzgeschichten, wobei die erste KG in Bern mit dem ersten Preis erkoren worden ist (1999 Gleichstellung von Frau und Mann). Erfolgreich sechs Ausstellungen als Maler organisiert.

Vati, der Stiefvater


Er heiratete eine Frau mit fünf Kindern

Entscheid

Hat geheiratet

Eine ganze Familie

War uns der Vater

Großmut

So bleibt er mir in Erinnerung (ca. 85)

Nach dem Tod unseres Vaters vermittelte Käsehändler Lanz Mueti einen Aushilfskäser, der länger bleiben sollte. Die Zusammenarbeit mit diesem Mann gestaltete sich von Anfang schwierig. Er ließ sich nicht in die „Karten“ schauen. Mueti stellte nach einiger Zeit Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen fest. Ihn zur Rede gestellt, wand er sich mit Ausreden heraus. Doch nach mehreren Vorkommnissen und den Aussagen von Bauern handelte sie. Bauern berichteten ihr, dass er neben dem Emmentalerkäse noch kleine Käse produziere und diese ihnen auf eigene Rechnung verkaufe. Zudem warb er dafür, dass sie ihm die Käserei überschreiben sollten. Mueti wandte sich an Lanz und dieser berief den Mann zurück nach Wynigen und beorderte einen seiner Käser nach Ramiswil. Mueti sagte, dass, als der angestellte Mann den Namen des Neuen gehört habe, er in seiner Kammer verschwunden und umgehend mit Gepäck auf dem Fahrrad abgereist sei. Der Neue konnte nicht lange bleiben, war nur auf Abruf in Ramiswil. Er werde für eine dauerhafte Lösung besorgt sein, sagte Lanz. Und das tat er.

Ja, und das tat er vielleicht in der Absicht, der Frau weiter zu helfen als nur zu einer Aushilfe. Er wusste, dass ein junger Mann, der in Kottwil im Luzernischen lange und gut gearbeitet hatte und aus dem Militärdienst entlassen, zu Hause auf dem Bauernhof seiner älteren Schwester im Heistrich bei Worb eine Auszeit nehmen wollte. Lanz setzte sich mit Wegmüller, dem früheren Chef von Walter Lüthi, so hieß der junge Mann, in Verbindung und gemeinsam fuhren sie nach Vechigen. Nach kurzem Überreden willigte Walter Lüthi ein, der Handel perfekt und Lanz konnte der Witwe mitteilen, dass in Bälde die Aushilfe käme.

Walter Lüthi war am 8. September 1911 geboren und ist mit sechs älteren und vier jüngeren Geschwistern auf dem elterlichen Hof im Mattstall groß geworden. Die Eltern waren nicht reich, der Hof nicht ergiebig und konnte die große Familie gerade so durchbringen. Seine Mutter starb, als er achtjährig war. Seine älteren Schwestern führten den Haushalt und hielten die Familie zusammen. Er hatte im Sommer keine Schuhe und musste barfuß zur Schule gehen; das hat er oft erzählt. Nach Schulabschluss wünschte er Mechaniker zu lernen und liebäugelte mit einer Fahrradwerkstätte. Sein Wunsch wurde nicht erfüllt; der Vater hätte für ihn Lehrgeld bezahlen müssen. Das war zu jener Zeit häufig der Fall. Für bestimmte Berufe musste man zahlen, um eine Lehre absolvieren zu können. Der Vater von Walter konnte und wollte für ihn nicht zahlen. Er soll etwas lernen, wo es nichts koste. Enttäuscht war er und begann eine Lehre als Käser und Walter wurde ein guter Käser. Später rühmte er sich, nur 1A Qualitätskäse produziert zu haben.

Zurück -

Es war ein Glück, dass Muetis Mutter, selbst Witwe, bei uns wohnte. So war sie in schwierigen Zeiten eine große Hilfe. Sie schlief im Zimmer, das vom Treppenhaus zugänglich war. Aber ich weiß nicht, wo dann die Aushilfskäser schliefen. Wir Kinder hatten unsere Betten im großen Kinderzimmer.

Am 25. Oktober 1944 stand Mueti mit ihrer Mutter erwartungsvoll am Wohnzimmerfenster und schaute gebannt, wer da in der Kurve beim Restaurant Krone kommen sollte. Sie wusste nur, dass dieser Walter Lüthi am Nachmittag eintreffen werde. Und dann tauchte er auf — mit dem bepackten Fahrrad und auf dem Rücken baumelte der Karabiner — zu jener Zeit ein Befehl: Jeder Schweizer hat seine Waffe immer in der Nähe zu halten. Die bisherige Aushilfe verabschiedete sich und Walter Lüthi trat seine Arbeit sofort an, wog am ersten Abend die Milch von den Bauern. Und am 2. November musste er die erste familiäre Handlung ausüben. Mueti gebar Gottfried, ihr fünftes Kind — mit dem Namen seines Vaters. Und das Erste, das der junge Käser tun musste, war den kleinen Buben in die Käserei runter tragen und ihn auf der Käsereiwaage wägen.

In den nächsten Tagen musste der junge Käser Mueti die Milchbücher und Abrechnungen in deren Schlafzimmer im Wochenbett unterbreiten — sie habe Hemmungen gehabt, hat sie erzählt. Zu jener Zeit war eine Frau nach der Entbindung „krank“. Sie hatte äußerste Bettruhe verordnet mit Wadenwickel. Die Hebamme und der Arzt kamen fast täglich vorbei.

Zwischen den Beiden entwickelte sich mehr als nur berufliches Interesse. Es dürfte einiges Gerede gegeben haben im Dorf und der Umgebung, damals. Mueti, Witwe mit einem fremden Mann unter einem Dach, der nicht nur einige Wochen blieb — als Katholik wäre das nicht statthaft gewesen — zumal Walter ein dreiunddreißigjähriger gut aussehender und kräftiger Mann war und Mueti hübsch, zwar mit fünf Kindern. Und Walter entschloss sich, sie zu heiraten! Es habe Leute gegeben, die ihn für verrückt hielten, sagte er.

Diese Bande hat er mitgeheiratet (1945)
ich, Hansruedi, Gottfried, Edith, Alfred (v.l.n.r)

Hansruedi, ich, Edith, Gottfried, hinten Alfred

Vor der Kirche Worb

Und es folgte ein neunundfünfzigjähriges Beisammensein, in dem Höhen und Tiefen gemeistert wurden. „Bis dass der Tod euch scheidet“ haben sie gelebt.

Am 10. Oktober 1945, es war ein Freitag, fand die Vermählung auf dem Standesamt in Mümliswil und am Samstag die Hochzeit in der Kirche Worb statt. Gefeiert wurde in der Heistrich bei Worb, im Restaurant seiner Schwester - ohne uns Kinder, wir fünf wurden betreut von Ackermann Viktorli, eine junge Frau, die uns auch bei der Beerdigung unseres Vaters betreut hatte und unserer Familie zugetan war.

Die Hochzeitsgesellschaft unterwegs

Vati werden wir Kinder ihn fortan nennen. Edith hatte Mühe und sagte lange Zeit nur „Ma“ — und ich? Ich weiß es nicht, geschwiegen habe ich angeblich und erst 1946 mit vier Jahren mit sprechen begonnen, die ersten Worte gesagt. Mueti befürchtete, ich würde stumm bleiben. Es waren keine Abklärungen getroffen worden.

Dunkle Jahre, die folgten — sozusagen keine Erinnerungen. Das heißt, ich habe eine vage Erinnerung, ich war drei: Mueti und Vati verbrachten die Hochzeitsreise in Lugano, im Hotel von Vatis Schwester, die später in der Vögelinsegg im Appenzellerland ein Hotel führte.

In Lugano

In dieser Zeit fiel ich in den Bach, der unterhalb unseres Hauses durchführte. Edith und Hansruedi haben mich herausgezogen. Ich meine mich zu erinnern, dass dies anlässlich eines Telefongesprächs ein Thema war. Mueti war besorgt. Dann ereignete sich bei uns in der Käserei ein Einbruch und Mueti und Vati kehrten übereilt heim. Ein Einbrecher war im Milchgaden durch ein Fenster, das er eingeschlagen hatte, eingedrungen. Er blieb unten in der Käserei, kam nicht in die Wohnung hoch und bediente sich an Käse und dem wenigen Geld, das im Pult neben der Milchwaage in einem kleinen Schächtelchen war. Der größte Schaden war die zertrümmerte Fensterscheibe.

Die Familie im Garten

Vati war stark. Sicher wäre er ein guter Schwinger gewesen. Jeden Tag im Frühling, Sommer und Herbst stellte er einen rund hundert Kilogramm schweren Emmentalerkäse her. Den musste er in die Form bringen, ihn von Hand kehren und unter die Presse stellen.

Der Käse musste um ein Uhr, um fünf Uhr und acht Uhr gekehrt werden. Ich liebte es, jeweils die überstehenden Ränder, den Rauft, den er abschnitt, zu essen. Das war ein Leckerbissen. Am Morgen um sechs musste er den Käse, das mit Hilfe von Mueti und später von Hansruedi, Alfred und mir in den Keller tragen und dort ins Salzbad legen. Den Tag durch musste er regelmäßig die gelagerten Käse behandeln - mit Salzwasser einreiben und drehen. Dabei musste er die Käse von hoch oben unter der Decke und tief am Boden aus den Gestellen auf einen Tisch und nach der Pflege wieder zurück hieven. Das war Schwerstarbeit und brauchte Muskeln. Es ist erstaunlich, dass Vati bis ins hohe Alter weder Gelenk- noch Rückenleiden davontrug. Er hat alles mit einer guten Technik gemacht.

Einmal im Jahr kam Käsehändler Lanz aus Wynigen und testete die reifen Käse, bewertete sie in A- und B-Klasse. Vati rühmte sich, dass er nur A-Klasse Käse fabriziert habe. Einmal war er wütend auf einen Bauern. Bei der Käseproduktion, besonders beim Emmentaler darf kein Silofutter den Kühen verfüttert werden. Mit Besorgnis stellte er eines Tages fest, dass die Käse an Volumen zunahmen. Sie passten nicht mehr in die Gestelle, sahen aus wie aufgeblasene Ballone. Eine ganze Menge taxierte Käsehändler Lanz als Ausschuss und konnte die Käse...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7583-9922-X / 375839922X
ISBN-13 978-3-7583-9922-0 / 9783758399220
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