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G. F. Unger 2265 (eBook)

Der Weg nach Wanagi Yata

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6255-7 (ISBN)

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G. F. Unger 2265 - G. F. Unger
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Wanagi Yata - so nannten die Sioux den »Sammelplatz der Seelen«, also jenen Platz im Jenseits, wo sich die Seelen ihrer Toten versammelten.
Als damals die Weißen den Völkermord an den roten Völkern und Stämmen betrieben, um sich deren Land aneignen zu können, begann auch für die Stämme der Sioux der Weg nach Wanagi Yata.
Dies ist die Geschichte von Johnny Benton, Running Bear und der wunderschönen Rosebud, die Running Bears Schwester war und sich in Johnny Benton unsterblich verliebte, aber auch von ihm ebenso geliebt wurde.
Doch die Geschichte beginnt im Süden, in Texas.
Aber sie endet im Norden, im nördlichen Montana ...

Der Weg nach
Wanagi Yata

Wanagi Yata – so nannten die Sioux den »Sammelplatz der Seelen«, also jenen Platz im Jenseits, wo sich die Seelen ihrer Toten versammelten.

Als damals die Weißen den Völkermord an den roten Völkern und Stämmen betrieben, um sich deren Land aneignen zu können, begann auch für die Stämme der Sioux der Weg nach Wanagi Yata.

Dies ist die Geschichte von Johnny Benton, Running Bear und der wunderschönen Rosebud, die Running Bears Schwester war und sich in Johnny Benton unsterblich verliebte, aber auch von ihm ebenso geliebt wurde.

Doch die Geschichte beginnt im Süden, in Texas.

Aber sie endet im Norden, im nördlichen Montana ...

Eines hatte ich im Krieg Süd gegen Nord gelernt: Wenn man irgendwo hineingeht, dann muss man wissen, wie man wieder herauskommt.

Denn das war schon damals im Altertum so, als Perseus in den verwinkelten und unübersichtlichen Palast ging, um den Minotaurus zu töten.

Da gab ihm jene Ariadne ein Fadenknäuel mit. Am Eingang befestigt, half ihm der Faden, den Weg zurück zum Ausgang zu finden.

Nun, ich hatte das in den fünf Jahren unseres Bruderkrieges gelernt und begriffen, in den ich mit all den anderen jungen Texanern geritten war. Ich war immer wieder aus allen brenzligen und heiklen Situationen ziemlich heil herausgekommen.

Und nun wollte ich raus aus Texas. Denn Texas war arm geworden wie eine Kirchenmaus. Südstaatengeld galt nichts mehr, nur Yankeedollars waren etwas wert.

Also musste man nach Norden, wo es sie in großen Mengen geben sollte. Daran glaubten wir alle, die zum Strandgut des verlorenen Krieges gehörten.

Von meiner Sorte gab es also viele. Manche wurden Banditen. Und auch ich würde – wenn nicht ein bald ein Wunder geschah – einer werden müssen, um überleben zu können.

Ja, so hart war das damals. Man bekam nichts geschenkt, sondern musste es sich nehmen, also stehlen.

Und ich würde ein Pferd stehlen müssen, weil jenes, das ich ritt, nicht mehr lange auf den Hufen bleiben würde.

Ich war damals vor fünf Jahren auf einem wundervollen Wallach losgeritten und hatte mich bei der Texas-Brigade gemeldet. Wir alle waren auf unseren eigenen Pferden zu den Meldestellen gekommen. Die Pferde waren unser Besitz gewesen.

Und als später unser General Lee bei Appomattox kapitulierte, da handelte er aus, dass wir, die wir auf eigenen Pferden in der Texas-Brigade ritten, nach der Entlassung auch auf Pferden wieder heimreiten durften.

Aber wie die Yankees nun mal waren als Sieger, gaben sie uns die schlechtesten Tiere, die sie auftreiben konnten aus ihrer Beute.

Und so wurden viele von uns armselige Fußgänger.

Meine graue Stute würde mich bald nicht mehr tragen können, obwohl ich immer wieder absaß und eine Meile zu Fuß ging. Dann sah sie mich dankbar an. Sie war alt und hätte eigentlich ein Gnadenbrot verdient. Aber das konnte ich ihr nicht geben, denn in diesen Tagen und Nächten unterwegs nach Norden knurrte mein Magen vor Hunger.

Aber dann – es war ein später Nachmittag, fast schon Abend – sah ich die Ranch. Sie lag in einer weiten Senke an einem kleinen See. Es gab auch alte Bäume dort und Büsche.

Bei der Ranch waren Weidekoppeln und auch Corrals.

In einem der Corrals bewegten sich Pferde. Selbst aus der Entfernung konnte ich unschwer erkennen, dass es prächtige Tiere waren.

Und so sprach ich vom Sattel aus auf meine alte Stute nieder: »He, Old Mary, du hast heute mächtiges Glück. Wenn es Nacht ist, tausche ich dich gegen ein Caballo dort im Corral. Dann wird es dir besser gehen als bei mir.«

Und die alte graue Stute unter mir schnaubte so richtig freudig, als hätte sie jedes Wort in seiner Bedeutung genau begriffen.

Ich saß noch nicht ab, sondern beobachtete die Ranch.

Dort regte sich nichts. Fast wirkte alles verlassen.

Doch dann sah ich die Frau. Sie kam aus dem Ranchhaus und ging zum Brunnen, um Wasser zu holen. Selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, dass sie kaum älter sein konnte als ich. Und sie war mehr als nur hübsch. Ihre Bewegungen waren herrlich anzusehen, denn sie wirkten leicht, geschmeidig, einfach schön.

Vielleicht war sie mal Tänzerin. Ja, das konnte sein.

Und offenbar war sie allein auf der Ranch.

War sie die junge Frau des Ranchers – oder seine Tochter?

Und alle Reiter waren offenbar fort. Vielleicht trieben sie eine Herde zusammen oder irgendwohin zum Verkauf. Es konnte auch noch andere Gründe geben.

Aber was es für Gründe auch waren, mir war es nur recht, dass die Ranch fast menschenleer und ausgestorben war aus irgendwelchen Gründen.

Ich würde mir in der kommenden Nacht eines der Pferde holen, um weiter nach Norden reiten zu können, dorthin, wo es Yankeedollars zu verdienen oder zu erbeuten gab. Und ich war ja auch kein richtiger Pferdedieb, sondern ließ mein Tauschpferd zurück. Damit beruhigte ich mein Gewissen.

Doch bis zum Nachtanbruch war es noch eine Weile.

Deshalb beschloss ich, ein Bad zu nehmen. Ich stank nämlich nach meinem und dem Schweiß der Stute, nach Staub, Erde, Rauch und all den anderen Gerüchen – nach all den Tagen und Nächten, die ich schon unterwegs war und unter freiem Himmel verbracht hatte.

Ich ritt endlich hinunter zum See, verschwand in den hohen Büschen und saß ab. Als ich dann nackt im Wasser planschte und auch ein wenig schwamm, da kam auch die graue Stute und schnaubte zufrieden.

Und so badeten wir eine Weile, indes die Dämmerung von Osten herangeschlichen kam.

Dann aber sah ich die Frau.

Ja, sie war von der Ranch herübergekommen und hatte mich gewiss schon eine Weile beobachtet, nackt wie ich war.

Nun, ich konnte mich gewiss sehen lassen. Denn ich war gewachsen und proportioniert wie jener Apoll aus der griechischen Sage. Das hatte mir schon mehr als eine Frau gesagt.

Ich hörte diese da aus den Büschen, die ihr hier am Rande des kleinen Sees nur bis zu den Brüsten reichten, sagen: »He, dies ist mein Badeplatz, Mister!«

Aber es war ein Lachen in ihrer Kehle, das hört ich deutlich.

Und so sagte mir mein Instinkt, dass sie Gefallen an dieser Situation hatte und offenbar nicht zu der züchtigen Sorte gehörte, also keine Heilige war.

Ich erwiderte und hatte dabei ebenso wie sie ein Lachen in der Kehle: »Ma'am, das wusste ich natürlich nicht. Wissen Sie, ich bin nur ein hungriger Fremder auf dem Durchritt nach Norden. Sind Sie allein auf der Ranch dort drüben?«

»Und wenn?« So fragte sie ein wenig scharf und herausfordernd.

Ich aber fragte ebenfalls: »Soll ich herauskommen mit erhobenen Händen?«

Aber sie wiederholte: »Und wenn?«

»Wenn Sie allein sind, Ma'am, dann könnte ich Ihnen vielleicht bei einem Abendbrot Gesellschaft leisten in Ihrer Einsamkeit. Oder sind Sie nicht einsam? Ich sah außer Ihnen noch keinen anderen Menschen dort drüben.«

Sie lachte. Dann sprach sie: »Ich komme nun ebenfalls ins Wasser.«

»Und Sie haben keine Angst vor einem nackten Mann?«

»Nein«, rief sie und lachte. »Nicht, wenn er ein Texaner ist. Denn diese tun keiner Frau etwas, was sie nicht selbst will.«

Nun war ich plötzlich etwas verwirrt und unsicher.

Was für eine Frau war das?

Doch ich wusste, das würde ich bald herausfinden.

Und dann kam sie tatsächlich aus den Büschen und zu mir und meiner alten Stute in den See. Sie schwamm sofort weit hinaus. Es war schon fast Nacht geworden. Dennoch konnte ich sie gut erkennen und wusste, sie hätte jeden Schönheitswettstreit gewonnen.

Aber hier war sie ja sowieso ohne Konkurrenz.

Und so fragte ich mich, wie es wohl weitergehen würde.

Sie kam dann zurückgeschwommen und stieg aus dem See wie damals jene sagenhafte Schöne aus dem Meer, die man Schaumgeborene nannte und auch als Venus kannte.

Sie verschwand in den Büschen und nahm ihre Kleidung mit.

Über die Schulter rief sie zu mir zurück: »In einer halben Stunde erwarte ich Sie zum Abendessen, Fremder!«

Und so ließ sie mich in einiger Verwirrung zurück.

Verdammt, was erwartete mich da drüben im Ranchhaus?

Offenbar war sie allein auf dieser Ranch. Wo waren die Reiter? Hatte sie einen Mann, der hier der Boss und Besitzer war? Oder war sie eine Witwe? Viele Männer waren nicht aus dem Krieg heimgekommen.

Ich hatte unterwegs da und dort Rinder gesehen, die zumeist in kleinen Rudeln grasten. Sie trugen den W-im-Kreis-Brand.

All diese Fragen stellte ich mir, indes ich aus dem See stieg und mich ankleidete. Ich fühlte mich sehr erfrischt und sauber, und ich bedauerte es, nicht auch noch in sauberes Zeug steigen zu können. Aber ich hatte keines.

Dann aber – als ich zu meiner alten grauen Stute ging, die ich Old Mary nannte –, da fiel mir wieder meine »Lebensweisheit« ein, die ja lautete: Wenn du irgendwo hineingehst, musst du wissen, wie du auch wieder herauskommst.

Das war es, was ich jetzt bedenken musste.

Es war Nacht geworden.

Im Ranchhaus brannte ein Licht, wahrscheinlich in der Küche. Dort machte die Schöne wahrscheinlich das Abendessen.

Und...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2024
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6255-8 / 3751762558
ISBN-13 978-3-7517-6255-7 / 9783751762557
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