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Jack Slade 1006 (eBook)

Der Mann vom Schatzamt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6216-8 (ISBN)

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Jack Slade 1006 - Jack Slade
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Kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg war der spätere Staat Nevada noch ein sogenanntes Territorium. Viel hing davon ab, dass das US-Schatzamt die reichen Silbervorkommen dieses Territoriums in die Hände bekam. Zu diesem Zweck heckte man einen komplizierten Plan aus, in dessen Zentrum ein ungewöhnlicher Agent stehen sollte ...


Der Mann
vom
Schatzamt

Das Schatzamt schickt seinen besten Special Agent nach Nevada. Josh McKendrick soll ein gewagtes Vorhaben ausführen: Die Vereinigten Staaten sind auf den Silberhandel mit den Minenbesitzern angewiesen. Doch der Schlüssel zu diesem Plan ist der Safeknacker Ray Cutler, der zehn Jahre im Zuchthaus absitzt.

Am Vorabend der Wahl, ob Nevada der nächste Staat der Union wird oder ein Territorium der Gesetzlosen bleiben soll, müssen deshalb zwei Männer zusammenarbeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten ...

Der Posten lehnte sich im steinernen Wachtturm an die Wand, was gegen die Vorschrift verstieß. Selbst hier, im Schatten des Holzdachs, war die Hitze fast unerträglich. Wie musste sie erst für die Sträflinge unten im Gefängnishof sein, die der prallen Sonne schutzlos ausgeliefert waren!

Der Vorschrift nach hätte er den Karabiner in Vorhaltestellung halten oder ihn zumindest über der Schulter tragen müssen. Er stellte den Kolben neben sich. Nur einen Moment, dachte er. Nur einen Moment wollte er sich mit dem Rücken an die kühlende Steinwand lehnen. Und die Augen vor der Sonne schließen, die das Gelände rund um die Gefängnismauern flirren ließ.

Nur eine Sekunde hatte er die Augen zumachen wollen. Als er sie wieder öffnete, wurde er sich bewusst, dass er fast eine Minute im Stehen geschlafen hatte. Denn auf dem Steinweg, der zum eisernen Gefängnistor führte, hatte sich ein Wagen schon auf halber Strecke genähert. Er hätte die Kutsche, die von einem Gespann gezogen wurde, viel früher melden sollen.

Verdammt!, fluchte er in sich hinein. Diese verdammte Hitze kann sogar eine Eidechse schläfrig machen!

»Posten Nummer 1!«, rief er nun hinunter und machte so viel zu spät Meldung. »Irgendein Karren kommt den Weg herauf!«

Der zweite Posten, der unten am Tor seinen Dienst tat, hatte sich ebenfalls in den Schatten seiner Holzbox zurückgezogen und den Wagen noch nicht bemerkt.

Der Wachtposten im Turm richtete den Blick wieder auf den Wagen. Den Kutscher konnte er nicht erkennen, denn der Kutschbock war mit einem Vordach ausgestattet, das seinen Schatten auf den Mann an den Zügeln warf.

Als der unbekannte Besucher schon fast am Tor war, konnte die Wache erkennen, dass es keine gewöhnliche Kutsche war. Es war ein Käfig auf vier Rädern.

»Das ist ein Gefängniswagen!«, rief er seinem Kameraden im Hof zu, der angestrengt durch die Schießscharte im Tor blickte.

Der Fremde zügelte die beiden schweißnassen Pferde, als er das Tor erreichte. Dann reckte er sich auf dem Bock nach vorn, um unter dem Dach hervorzulugen.

»Dürfte ich Sie freundlichst bitten, das Tor Ihrer Einrichtung zu öffnen?«, rief er freundlich zum Wachtposten hinauf, obwohl dieser seinen Karabiner auf ihn gerichtet hatte, wie es die Vorschrift verlangte.

Der Wachtposten wusste noch nicht recht, ob die Hitze ihm einen Streich spielte. Seit vier Stunden stand er schon auf seinem Posten. Hatte ihm die Sonne den Verstand vernebelt, oder sah er wirklich einen Dandy in einem schneeweißen Anzug auf dem Kutschbock sitzen?

»Was wollen Sie?«, brüllte er ungehalten zum fragwürdigen Kutscher hinab.

Der antwortete mit unveränderter Freundlichkeit: »Einen Gefangenen in Gewahrsam nehmen. Ich habe die erforderlichen Papiere.« Er deutete eine leichte Verbeugung an, und der Wachtposten wusste nicht, ob der Mann ihn damit auf den Arm nehmen wollte oder seine Manieren wirklich so vollendet waren.

»Mein Name ist McKendrick. Das Schatzamt schickt mich.«

Wer so höflich ist, der kann gar nichts Böses im Schilde führen, dachte der Wachtposten, und obwohl er wusste, wie dumm dieser Gedanke war, hieß er seinen Kameraden, das Tor für den Besucher zu öffnen.

Ohne sich sein Interesse anmerken zu lassen, musterte McKendrick die Sicherheitsvorkehrungen. Die Mauern des Gefängnisses waren zwar gebaut, um die Insassen drin zu halten, aber sie sahen solide genug aus, um auch einem Angriff von außen standzuhalten. Das Gelände rund um diese Institution war frisch gerodet worden. Die Baumstrünke waren noch klebrig vom Harz.

Im zweiten Wachtturm sah McKendrick Metall aufblitzen. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass es sich um Läufe aus Messing handelte – das musste die neue Gatling Gun sein. Eine automatische Schusswaffe mit sechs Läufen. Dass sie in westliche Richtung ausgerichtet war, war zu seinem Vorteil.

Von drinnen konnte McKendrick hören, wie ein schwerer Holzbalken in seiner Verankerung bewegt wurde. Dann schwangen die schweren Eisenflügel auf wie der Eingang zur Hölle.

Der Mann in Weiß schnalzte mit der Zunge. »Hü, Pferdchen.« Das Gespann fuhr an, und der Käfigwagen rollte in den Innenhof des Nevada State Prison.

Die steinernen Gefängnismauern waren so hoch, dass drei Mann hätten auf ihren Schultern stehen müssen, um über den Rand zu sehen – wobei ihre Bewacher freilich nicht einmal den Versuch zuließen. Im Hof waren einige Sträflinge mit Werkzeugen an der Arbeit. Der Pfiff des Aufsehers verkündete eine Pause, worauf sie sich niederließen, wo sie gerade standen. Die Männer trugen gestreifte Kleidung und Strohhüte.

Sie betrachteten die Kutsche und den Kutscher mindestens genauso aufmerksam wie die bewaffneten Wärter. Sie alle waren für eine Unterbrechung des eintönigen Gefängnisalltags dankbar.

McKendrick ließ den Blick über die armselige Gruppe von abgemagerten Gespenstern schweifen, die hier ihre harte Strafe abarbeiteten, für welche Verbrechen auch immer. Er fragte sich, ob einer dieser Männer Raymond Cutler war. Der verurteilte Bankräuber, den er abholen sollte.

Abraham Curry wartete geduldig, bis McKendrick das Dokument aus der Innentasche seines blütenweißen Anzugs geholt und auseinandergefaltet hatte. Wenn er als Gefängnisdirektor eines hatte, so war es Zeit. Und ein Besuch von einem Beamten des US Treasury, des Schatzamts der Vereinigten Staaten, war zumindest keine alltägliche Sache.

»Hier bitte, Sir.« McKendrick legte das Papier auf den Schreibtisch des Gefängnisdirektors, strich es sorgsam glatt und trat dann respektvoll einen Schritt zurück.

Der 60jährige Direktor beäugte das Dokument durch seine dicke Brille. »Raymond Cutler?«

Er blickte den Mann vom Schatzamt fragend an. Ob da auch wirklich kein Fehler vorlag? »Was wollen Sie denn mit dem?«

Josh McKendricks Oberlippe war von einem fein geschnittenen Schnurrbart geziert. In Momenten wie diesem – wenn er sich seine nächsten Worte genau überlegte – pflegte er mit Daumen und Zeigefinger über die Schnurrbartenden zu streichen.

»Er wird in einem Gerichtsfall benötigt, Sir. Als Zeuge.«

»In einem Gerichtsfall? Wo denn das?«

»In Virginia City, Sir. Seine Aussage ist von größter Wichtigkeit.«

»Von größter Wichtigkeit? Warum denn?«, hakte der Direktor nach und wünschte sich, dass dieser Beamte sich nicht alles aus der Nase ziehen lassen würde.

Wie im Entlassungsbefehl geschrieben stand, sollte Raymond Cutler in genau einer Woche dem Gericht in Virginia City als Zeuge zur Verfügung stehen. Cutler saß gegenwärtig im Gefängnis von Nevada eine Strafe von zehn Jahren ab. Wegen bewaffneten Bankraubs. Dass das Schatzamt ihm für seine Aussage fünf Jahre erlassen würde, behielt McKendrick für sich.

»Nun«, antwortete er schließlich, »er soll gegen einen früheren Komplizen aussagen. Ein Halunke von ausgeprägt krimineller Natur, wenn ich das hinzufügen darf, Herr Direktor. Sollte er für seine Taten verurteilt werden, dann dürfen Sie ihn bald als Gast begrüßen.«

Abraham Curry wusste nicht, ob der Mann in seinem geschniegelten Anzug ihn mit seinen blumigen Worten auf den Arm nehmen wollte. Der Fremde hatte den Stetson, ebenfalls weiß, beim Betreten des Büros abgesetzt und hielt ihn mit beiden Händen vor dem Bauch wie ein Bittsteller.

Ohne den geringsten Zeitdruck las der Direktor sich das Papier noch einmal durch. Unten im Hof ertönte erneut die schrille Pfeife, worauf die Arbeit wieder aufgenommen wurde.

Dann setzte er die Brille ab. »Um die Wahrheit zu sagen, Mister ...«

»McKendrick, Sir. Josh McKendrick. Eigentlich Joshua. Aber ich liebe Abkürzungen.«

»Mister McKendrick. Die Sachlage ist mir nicht ganz klar. Ihr Schreiben besagt zwar, dass ich meinen Gefangenen dem Schatzamt der Staaten aushändigen soll. Aber Nevada ist, wie Sie sicherlich wissen, nicht Teil des Staatenbunds.«

»Das ist mir durchaus bewusst«, sagte McKendrick, als spreche ein Schüler mit seinem Oberlehrer.

»Dieser Raymond Cutler, den Sie haben wollen, ist bei uns in Nevada verurteilt worden, für ein Verbrechen, das er in unserem Territorium verübt hat, und damit gehört er ganz genau weitere neun Jahre und vier Monate mir.«

»Ich habe nur vor, ihn mir auszuleihen, Sir.« Unter dem gezwirbelten Schnauzbart erschien ein gewinnendes Lächeln. »Ich bringe Ihnen Ihren Sträfling umgehend...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2024
Reihe/Serie Jack Slade
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6216-7 / 3751762167
ISBN-13 978-3-7517-6216-8 / 9783751762168
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