Träume am Wendepunkt (eBook)
242 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4929-4 (ISBN)
Francisco Prieto Montesdeoca, 1979 in Gütersloh als Sohn spa-nischer Einwanderer geboren, studierte Betriebswirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Seine Karriere führte ihn von der Luftfahrtindustrie in Schwaben zur Medizin- und Sicherheitstechnik in Lübeck. Aufgewachsen in einem arbeitsamen Elternhaus, entdeckte er seine Leidenschaft fürs Heimwerken. 2007 baute er sein Eigenheim, das er 2018 verkaufte, um sich in ein neues Projekt zu stürzen, das jedoch von Betrug und finanziellen Schwierigkeiten geprägt war und ihn, sowie seine Familie fast in den Ruin trieb. In Lübeck traf er Antje, mit der er 2010 eine Tochter bekam. Obwohl er familiäres Glück genoss, spürte Francisco eine innere Leere. Nachdem er das Bau-Desaster und seinen persönlichen Zusammenbruch überwunden hatte, startete er in einer Midlife-Krise das Projekt 'Scheibenelefant'. Dieses Projekt war sein Weg, seine Abenteuerlust und seine Liebe zum Geschichtenerzählen mit seinen familiären und beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Dieses Projekt wurde zu einer Herausforderung für beide, spiegelt aber auch seinen Mut wider, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und nach persönlichem Wachstum und Erfüllung zu streben.
IM SOG DER VERZWEIFLUNG
Die Schatten der Abenddämmerung hatten sich bereits über Bad Schwartau gelegt, als wir, das Herz voll bangem Klopfen, durch die stillen Straßen hasteten. Jeder Schritt auf dem Weg zum Anwaltsbüro schien schwerer zu wiegen als der letzte, getrieben von einem Gefühl, das tiefer ging als bloße Nervosität – es war die pure Angst vor dem, was uns erwarten könnte. Unsere Hände griffen in hastigen Momenten ineinander, suchten Halt in der aufwühlenden Ungewissheit, die wie ein dunkler Schleier über uns lag. Die Stadt um uns herum schien gebannt zu verharren, als wolle sie den Atem anhalten für das, was kommen mag. Jeder Schritt hallte laut auf dem Kopfsteinpflaster, ein Echo unserer aufgewühlten Seelen, die sich mutig, doch zutiefst verunsichert, dem Unvermeidlichen stellten.
„Sind tatsächlich schon acht Monate vergangen?“, unterbrach Antje die Stille, ihre Stimme spiegelte leise unsere letzte verzweifelte Hoffnung wider. Ich nickte, der bittere Geschmack der vergangenen Besprechung lag mir noch auf der Zunge. Damals, als wir das erste Mal durch diese Türen traten, getrieben von Sorge vor einem sich abzeichnenden Desaster.
„Diesmal muss es anders laufen, Francisco. Es muss … “, fügte sie hinzu, ihr Blick fest auf die schwere Eichentür der Kanzlei gerichtet, die wie ein stummer Wächter unserer Schicksale erschien.
„Wir finden einen Weg. Gemeinsam“, erwiderte ich, obwohl meine Stimme von der Last der Ereignisse erzitterte. Unsere Blicke trafen sich, und in ihren Augen sah ich dieselbe Mischung aus Entschlossenheit und Furcht, die sich wie ein dunkler Schatten über meine eigene Seele gelegt hatte.
Mit jedem Schritt näher an die Tür des Büros wurde die Schwere unserer Lage greifbarer. Die Erinnerungen an den Bauträger, der mit leeren Versprechungen und endlosen Ausreden den Beginn der Bauarbeiten hinauszögerte, kamen in einem schmerzhaften Rausch zurück. Nun, da sich die Situation nicht gebessert, sondern weiter zugespitzt hatte, war dieser Weg zu einem erneuten Versuch geworden, uns aus dem Strudel der Verzweiflung zu ziehen, der drohte, uns beide zu verschlingen.
„Vielleicht“, begann ich, meine Worte vorsichtig wählend, „ist dies der Moment, in dem sich alles wendet. Vielleicht ist dies der Tag, an dem wir endlich die Hilfe finden, die wir so dringend brauchen.“
Antje sah mich an, ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen, ein flüchtiges Zeichen von Hoffnung inmitten der düsteren Wolken, die sich über uns zusammenzogen. Gemeinsam traten wir durch die Tür, bereit, uns unserem Schicksal zu stellen, getrieben von der verzweifelten Suche nach einem Lichtblick am Horizont unserer beunruhigenden Reise.
Kaum hatten wir den Raum betreten, umfing uns die Aura vergangener Epochen. Unsere Schritte auf dem polierten Holzboden hallten leise wider, als wir uns in dem weitläufigen Raum niederließen, der zugleich erhaben und einschüchternd wirkte. Der monumentale Eichentisch, an dem wir Platz nahmen, schien Geschichten aus einer anderen Ära zu flüstern, und die kunstvollen Stuckverzierungen an den hohen Decken ließen uns für einen Moment unsere eigenen Sorgen vergessen. Mein Blick wurde von den Fenstern angezogen, die einen beruhigenden Ausblick auf den sorgfältig angelegten Garten boten, ein friedvolles Idyll, das in krassem Gegensatz zu dem Sturm stand, der in mir tobte.
Dieser friedliche Ort außerhalb des Fensters, mit seinen anmutigen alten Bäumen und der lebendigen Farbenpracht der Blumen, schuf eine Atmosphäre der Ruhe und des Nachdenkens. Die alte Hollywood-Schaukel, deren Lack die Zeichen der Zeit zeigte, erinnerte mich daran, dass alles im Leben seine Geschichte hat, seine Phasen des Glanzes und des Verfalls. Während ich diesen Gedanken nachhing, spürte ich, wie der Garten als stilles Refugium wirkte, fast als würde er uns einen Moment des Friedens bieten, bevor wir uns den unvermeidlichen Herausforderungen stellen mussten, die vor uns lagen.
Der Anwalt, ein erfahrener Mann mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck und einem bereits ergrauenden Bart, betrachtete mich mit einem intensiven Blick. Er war in eine dunkle Jeans und ein weißes Hemd gekleidet, dessen oberste Knöpfe offenstanden und so eine gewisse Lässigkeit in sein ansonsten formelles Erscheinungsbild brachten. Einige Brusthaare waren beinahe sichtbar, fast so, als würden sie eine Linie zwischen Professionalität und persönlicher Freiheit ziehen. An seinem linken Handgelenk glänzte eine hochwertige Herrenuhr bei jeder Bewegung, ein subtiles Zeichen seines Augenmerks für Qualität und Understatement.
„Berichten Sie mir bitte von den Entwicklungen seit unserer Erstberatung“, forderte er uns mit einer Stimme auf, die Entschlossenheit ausstrahlte und keinen Zweifel an seinem Willen ließ. Seine Präsenz war eine faszinierende Kombination aus entspannter Eleganz und beeindruckender Autorität, eine Eigenschaft, die ihn in der Welt der Paragrafen und Gesetze zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit machte.
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, stammelte ich, während meine Worte sich in meiner Verzweiflung überschlugen. „Es ist ein regelrechtes Chaos. Der Bauträger hat die notwendigen Anträge beim Stromversorger nicht eingereicht. Können Sie sich das vorstellen? Dadurch hat sich alles um zweieinhalb Monate verzögert!“ Ich hielt kurz inne, um durchzuatmen. „Als ich endlich Druck ausübte, wurde die Bodenplatte gegossen, aber es war kein Bauleiter vor Ort. Meine Frau hat Fotos gemacht, und die haben uns den Atem geraubt. Überall fehlten statisch wichtige Bewehrungen, gerade dort, wo sie am nötigsten waren.“
Antje, die ruhige Kraft an meiner Seite, nickte und fügte hinzu: „Er hat den Baustatiker kontaktiert. Dieser bestätigte die Mängel und zwang den Bauträger zur Nachbesserung.“
„Das Mauerwerk war ebenfalls ein Desaster“, fuhr ich fort, meine Stimme zitternd vor Empörung. „Die Wände waren schief, Raumtrenner plötzlich länger als geplant. Wir mussten ständig auf Nachbesserungen bestehen. Und nicht nur das: Auch die Giebelseiten des Daches hingen durch. Der Abstand zwischen den Sparren war zu groß gewählt worden. Nachträglich eingeklemmte Holzklötze versuchten notdürftig, die Dachlatten gerade zu halten. Die später angebrachte Kunststoffverschalung sollte wohl all diese Mängel kaschieren, doch es war klar, dass dies nur eine oberflächliche Lösung war.“ Mein Herz schlug wild, während ich die Worte aussprach. Jede Erinnerung an die unzähligen Mängel und Versäumnisse des Bauträgers brannte wie eine offene Wunde. Er nickte nachdenklich.
„Das klingt nach einer systematischen Missachtung Ihrer Rechte als Bauherren. Sollte der Bauträger tatsächlich vorhaben, diesen mangelhaften Zustand zu belassen, könnte dies auf versuchten Betrug hindeuten. Vor allem, wenn er plant, diese Mängel zukünftig mit einer Kunststoffverschalung zu verdecken, scheint dies nicht nur fahrlässig, sondern möglicherweise auch vorsätzlich darauf ausgerichtet, gravierende Baumängel zu verbergen.“
Inmitten dieser Gedanken erinnerte ich mich an meine Entdeckung über die Beziehung zwischen dem bisherigen Geschäftsführer und dem angeblichen Bauleiter, der nie auf der Baustelle erschienen war. Ich rieb mir nervös die Stirn, bevor ich anfing zu sprechen.
„Wissen Sie, ich habe da was rausgefunden, und das macht die ganze Sache noch verrückter“, begann ich, wobei meine Stimme vor Anspannung vibrierte. „Es geht um den Bauleiter. Stellen Sie sich vor, der Typ, den wir die ganze Zeit für den Geschäftsführer gehalten haben, ist in Wahrheit nur eine Art Marionette.“ Ich machte eine kurze Pause, erschüttert über die Dreistigkeit und kriminelle Energie des Bauträgers. „Der eigentliche Strippenzieher ist der Bauleiter. Und jetzt kommt's: Der Kerl darf wegen einer früheren Verurteilung aufgrund von Insolvenzverschleppung und Bankrott gar nicht als Geschäftsführer tätig sein. Fünf Jahre lang war das verboten. Und wir? Wir haben das alles geglaubt. Wir wurden von Anfang an komplett hinters Licht geführt.“ Ich atmete tief durch, während ich nachdachte, wie ich dieser bizarren Situation Herr werden könnte. „Wie kann man nur so skrupellos sein?“, fragte ich mich laut. „Und wichtiger noch, wie gehe ich jetzt damit um? Wie kann ich mich gegen solch eine dreiste Manipulation wehren?“ Meine Gedanken überschlugen sich, während ich nach einem Weg suchte, die Kontrolle über diese chaotische Situation zurückzugewinnen. Der Anwalt, der aufmerksam zugehört hatte, seufzte schwer.
„Ich kenne diesen Bauträger bereits aus anderen Fällen“, sagte er in einem ruhigen Ton, der verriet, dass er solche Geschichten in seiner langjährigen Karriere nicht zum ersten Mal hörte. Er schien bereits vielfach mit den Abgründen der menschlichen Seele Berührung gehabt zu haben.
„Man kann niemanden...
Erscheint lt. Verlag | 11.3.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-7583-4929-X / 375834929X |
ISBN-13 | 978-3-7583-4929-4 / 9783758349294 |
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