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G. F. Unger Sonder-Edition 289 (eBook)

Pass der Verlorenen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6260-1 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 289 - G. F. Unger
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Kirby Starbow nimmt die Schuld des Bruders auf sich und geht für ihn ins Gefängnis, Er weiß, eine Haft würde Jesse zerbrechen, und er hofft, dass dieser nun in sich geht, die Bande, der er sich angeschlossen hat, verlässt und zu seiner jungen Frau und seinem kleinen Sohn zurückkehrt. Aber Kirby erlebt eine bittere Enttäuschung. Jesse dankt ihm sein Opfer nicht. Bei einem Postkutschenüberfall wird er sogar zum Mörder.
Doch dann kommt der Tag, an dem Kirby die Strafe für die Tat, die er nicht beging, abgesessen hat und sich die Tore des Gefängnisses hinter ihm schließen. Als er in den Sattel steigt, gibt es für ihn nur ein Ziel: Er wird über den Wild-Horse-Pass ins Land der Verlorenen reiten, um den Undankbaren zur Rechenschaft zu ziehen...


Pass der Verlorenen

Die vergangenen zwölf Monate sind nicht gut gewesen für einen Mann wie Kirby Starbow, denn es waren die zwölf traurigsten und bittersten Monate seines Lebens.

Was Kirby Starbow jedoch besonders verbittert, das ist die Erkenntnis, dieses Jahr nutzlos geopfert zu haben. Als er in das Büro des Gefängnisdirektors tritt, ist sein Gesicht ausdruckslos. Nur in seinen grauen Augen kann man etwas von der Ungeduld erkennen, mit der er auf diesen Tag gewartet hat.

Er blickt dann den zweiten Mann an, der seitlich von ihm und dem Gefängnisleiter neben dem Fenster in einem bequemen Sessel sitzt. Es ist der US-Marshal des Wyoming-Territoriums, Sam Morgan.

»Hallo, Kirby«, sagt der alte Falke und nickt ihm ruhig zu. Kirby erwidert den Gruß und nimmt dann vom Gefängnisleiter schweigend seine Entlassungspapiere entgegen.

»Die üblichen Worte kann ich mir wohl sparen?«, fragt der Mann dabei.

Kirby erwidert nichts. Er tritt an den zweiten Tisch und nimmt dort seine wenigen Besitztümer an sich.

Da ist eine silberne Taschenuhr, die er als ältester Sohn von seinem Vater erbte. In dem Lederbeutel, den Kirby öffnet, befinden sich immer noch die sechs Zwanzigdollarstücke. Er zieht auch das Green-River-Messer aus der Scheide, betrachtet es prüfend und schiebt es dann in den Stiefelschaft. Im Tabaksbeutel befindet sich noch etwas Tabak, aber er ist sehr trocken und fast nur noch grobes Pulver. Die kurze Holzpfeife ist am Mundstück etwas beschädigt. Kirby stopft sich diese Pfeife und nimmt sich vom Schreibtisch des Gefängnisleiters ein Zündholz.

Er ist ein großer Mann, mit breiten Schultern und den schmalen Hüften eines Reiters. Es fehlen ihm jedoch jetzt sicherlich etwa zwanzig Pfund an Gewicht. Seine Kleidung schlottert etwas.

Als er raucht, blickt er den US-Marshal wieder an.

»Wollen Sie etwas von mir, Morgan?«

Der eisgraue, falkenäugige und hartgesichtige Verbrecherjäger verzieht keine Miene. Aber nach einigen Atemzügen sagt er sanft: »Ich wollte sehen, wie Sie es überstanden haben, Kirby, und in welcher Verfassung Sie sich befinden. Sie wissen, dass nicht nur ich, sondern auch Richter und Geschworene Verständnis für Ihre Handlungsweise hatten.«

»Ich habe mich nie über meine Strafe beklagt«, murmelt Kirby. »Ich habe bezahlt, nicht wahr?«

»Dem Gesetz nach, ja.«

»Auch die andere Schuld bringe ich in Ordnung«, murmelt Kirby Starbow gedehnt und blickt dann auf den Rest seiner Besitztümer. Er zieht dabei heftig an der Pfeife und hüllt seinen Kopf in Rauchwolken ein. Die beiden Männer beobachten ihn schweigend.

Und sie sehen, wie Kirby Starbows Hand mitten in der Bewegung zögert. Es sieht wirklich so aus, als zögerte er, Colt und Waffengurt vom Tisch zu nehmen.

Aber dann tut er es doch und atmet dabei tief ein. Er legt sich den Waffengurt um, bindet die Holster am Schenkel fest und richtet sich wieder auf. Langsam zieht er die Waffe heraus, klinkt die Trommel aus und nimmt Patronen aus den Schlaufen des Waffengurtes. Sie sind immer noch gut eingefettet und bestimmt nicht unbrauchbar.

Als er die Waffe geladen hat, sieht er beide Männer nacheinander an, schiebt den Colt ins Holster und fragt dann: »Kann ich jetzt gehen?«

»Ihr Pferd hat im Mietstall gearbeitet und sich dort Futter und Unterkunft verdient. Sie können es dort abholen. Hier ist der Berechtigungsschein«, murmelt der Gefängnisverwalter und schiebt Kirby einen Zettel zu. Der nimmt ihn und wendet sich zur Tür.

»Moment noch, Kirby Starbow«, murmelt der US-Marshal. »Da wäre noch eine Sache zu besprechen.«

Kirby blickt ihn über die Schulter an. Dann wendet er sich zurück.

»Wirklich?«, fragt er.

»Setz dich, mein Junge«, murmelt der alte Kämpfer und deutet auf einen zweiten Sessel. »Setz dich und sei nicht so stolz und verbittert.«

Kirby zögert. Dann zuckt er lässig mit den jetzt so knochig wirkenden Schultern und gehorcht. Er sagt kein Wort, sondern blickt den Mann, der das Bundesgesetz in Wyoming vertritt, ruhig an.

Und Sam Morgan ist ein Mann, der nicht lange um den heißen Brei herumgeht, sondern den Stier stets bei den Hörnern packt.

Er sagt pulvertrocken: »Junge, du wolltest deinem Bruder eine Chance geben und hast dich geopfert. Aber du hast ein Jahr deines Lebens nutzlos verschwendet. Dein Bruder Jesse hätte an deiner Stelle...«

»Genug!«, unterbricht ihn Kirby scharf.

Aber der US-Marshal schüttelt den Kopf. »Es konnte nicht bewiesen werden«, sagt er, »aber nicht nur ich war von Anfang an davon überzeugt, dass du die Schuld deines Bruders auf dich genommen hast. Alle wussten wir das, alle! Dein Bruder war es, der die Post überfallen hatte und den wir mit drei Aufgeboten jagten. Jesse war es! Aber dann stelltest du dich als Täter. Dein Bruder leugnete. Und die Augenzeugen waren sich nicht sicher, weil ihr euch ähnlich seht. Das Gericht konnte die Wahrheit nicht herausfinden und musste dich schließlich verurteilen. Es war doch so, Kirby?«

Der antwortet nicht, sondern blickt ins Leere. Aber seine Lippen pressen sich immer mehr zusammen. Man hört einmal seine Zähne knirschen.

»Ist das alles, Sam?«, fragt er schließlich.

»Nein, Kirby. Du weißt, ich kannte deinen Vater. Und ich habe auch seine Söhne gern gehabt. Als du noch ein Junge warst, nanntest du mich Onkel Sam. Vergiss das nicht.«

»Das hattest du vergessen, Sam, nicht wir!«

»Ich musste einen Banditen fangen«, knurrt Sam Morgan. »Aber ich bekam den wirklichen Schuldigen nicht, weil sich ein verdammter Narr für den jüngeren Bruder opferte. Es hat dir nichts genützt, Kirby, gar nichts! Jesse hat seine Chance nicht wahrgenommen. Oh, ich weiß, warum du dich für ihn geopfert hast! Jesse war jung und leichtsinnig, verwegen und wild. Er befand sich auch in schlechter Gesellschaft und hatte ein junges Mädchen geheiratet, das ein Kind von ihm erwartete. Er wollte dieses Mädchen nicht in einer kümmerlichen Hütte wohnen lassen, sondern ihm etwas bieten. Dieser Narr! Und da ließ er sich von seinen Freunden dazu verleiten, beim Überfall auf eine Postkutsche mitzumachen. Und du kanntest deinen Bruder gut. Du wolltest ihn retten, denn du wusstest genau, dass er nach einer langjährigen Haft als wilder Wolf aus dem Gefängnis kommen würde, verdorben, verloren. Du dachtest, dass dein Opfer ihn verändern würde, dass er nie mehr wieder leichtsinnig handeln und für alle Zukunft auf dem guten Weg bleiben würde. Und du wolltest auch nicht, dass Jesses junge Frau...«

»Schluss damit, Sam!«, unterbricht ihn Kirby klirrend. »Schluss damit, hörst du?«

»All right, all right! Oh, well! Aber dein Bruder Jesse hat Frau und Kind verlassen und ist inzwischen ein berüchtigter Bandit und Revolvermann geworden. Er hat sich was ins Fäustchen gelacht, als du für ihn alles auf dich genommen hast. Während dieses Jahres hat er viel Unrecht begangen. Daran bist du mitschuldig, moralisch auf jeden Fall! Ist dir das klar?«

»Ich bringe das in Ordnung, Sam. Aber das geht nur mich und Jesse etwas an.«

»So-o-o? Und wie willst du das in Ordnung bringen?«

Kirby gibt keine Antwort, macht aber den Ansatz einer Bewegung, als wollte er aufstehen und aus dem Zimmer gehen.

»Warte noch, Junge«, grollt Sam Morgan, greift in die Tasche und holt ein kleines Päckchen heraus.

»Nimm es«, knurrt er. »Das ist die Chance, die ich dir gebe, damit du innerhalb des Gesetzes bleiben kannst und nachher dein ganzes Leben nicht in der Hölle leben musst.«

Kirby starrt auf das Päckchen. »Was ist es?«

»Deine Ernennung zum US-Hilfsmarshal, die Plakette und einige Haftbefehle auf Burschen, die vom Bundesgesetz gesucht werden und die du in Gesellschaft deines Bruders finden wirst. Das ist alles, was du nötig hast, Kirby. Denn es wird dich davon abhalten, Rache zu nehmen und dein Gewissen mit Dingen zu belasten, die ein guter Mann nicht tun darf. Das ist deine Chance, Kirby, wenn du innerhalb des Gesetzes bleiben möchtest und kein Verlorener werden willst, der nach einer blutigen Rache nicht mehr auf den guten Weg zurückfinden kann. Sei kein Narr, Kirby.«

Der blickt eine Weile stumm auf das Päckchen, in dem sich einige Papiere und ein harter Gegenstand befinden.

Dann lacht er bitter auf.

»Ich komme aus dem Gefängnis und soll Gesetzesbeamter werden? Das ist wie ein schlechter Witz! Ist dein Vertrauen so groß, Sam Morgan? Wenn ich ein Hundesohn bin und dich enttäusche, dann wirst du mit Schimpf und Schande aus dem Amt gejagt.«

»Ich bin Colonel Samuel B. Morgan, US-Marshal des Wyoming-Territoriums, mein Junge. Ich vertraue dir und übernehme die Verantwortung für alles, was du als mein Hilfsmarshal tun wirst. Ich brauche dich, weil ich keinen anderen Mann finden könnte, der diesem Auftrag gewachsen wäre. Ich habe schon vor Monaten zwei gute Männer über den ›Wild-Horse-Pass‹ geschickt. Sie sind beide verschollen. Du aber wirst auf jeden Fall über jenen Pass reiten wollen, über den alle Verlorenen und Geächteten reiten. Aber...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2024
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-6260-4 / 3751762604
ISBN-13 978-3-7517-6260-1 / 9783751762601
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