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G. F. Unger 2262 (eBook)

Oglala-Winter

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6252-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger 2262 - G. F. Unger
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Es war der Monat der fallenden Blätter, wie die Indianer den Oktober nennen, als ich in das kleine Tal kam, das wir Trapper und Bergläufer Jackson's Hole nannten. Hier hielten wir unsere feuchtfröhliche Jahreszusammenkunft ab, bevor wir wieder die Einsamkeit unserer winterlichen Jagdreviere aufsuchten.
Ich freute mich auf das Wiedersehen mit einigen alten Freunden, und als ich auf ihr Feuer zuritt und etwas abseits davon eine der schönsten Indianerinnen sah, die ich jemals gesehen hatte, da ahnte ich noch nicht, dass meine Schicksalsstunde geschlagen hatte. Denn schon kurze Zeit später sollte sich mein Leben in einer Weise verändern, wie ich es selbst in meinen schlimmsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte.
Nun, ich ritt also auf das Camp meiner alten Freunde zu.
Ja, da hockten sie auf einem großen Büffelfell in der noch warmen Spätherbstsonne. Es waren Yellowstone John, Pancake Bill, Pierre Laquer und Powder River Shmet. Unter diesen Namen waren sie bekannt, und vielleicht hatten sie ihre richtigen Namen selber längst vergessen.
Von hier aus würden sie in die Einsamkeit ziehen und fast sechs Monate Selbstgespräche führen ...


Oglala-Winter

Es war der Monat der fallenden Blätter, wie die Indianer den Oktober nennen, als ich in das kleine Tal kam, das wir Trapper und Bergläufer Jackson's Hole nannten. Hier hielten wir unsere feuchtfröhliche Jahreszusammenkunft ab, bevor wir wieder die Einsamkeit unserer winterlichen Jagdreviere aufsuchten.

Ich freute mich auf das Wiedersehen mit einigen alten Freunden, und als ich auf ihr Feuer zuritt und etwas abseits davon eine der schönsten Indianerinnen sah, die ich jemals gesehen hatte, da ahnte ich noch nicht, dass meine Schicksalsstunde geschlagen hatte. Denn schon kurze Zeit später sollte sich mein Leben in einer Weise verändern, wie ich es selbst in meinen schlimmsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte.

Nun, ich ritt also auf das Camp meiner alten Freunde zu.

Ja, da hockten sie auf einem großen Büffelfell in der noch warmen Spätherbstsonne. Es waren Yellowstone John, Pancake Bill, Pierre Laquer und Powder River Shmet. Unter diesen Namen waren sie bekannt, und vielleicht hatten sie ihre richtigen Namen selber längst vergessen.

Von hier aus würden sie in die Einsamkeit ziehen und fast sechs Monate Selbstgespräche führen ...

Manchmal in den vergangenen Jahren hatte dieser oder jener von ihnen eine junge Squaw bei sich gehabt, und so sah ich mich um im Camp. Aber ich erblickte nur die eine. Sie hockte etwas abseits auf einer Decke und starrte ins Leere.

Wem mochte sie gehören?

Es hockte noch ein fünfter Mann auf dem Büffelfell. Auch ihn kannte ich gut. Sein Name war John Bear, und die Indianer nannten ihn Standing Bear. Er war ein Halbblutmann.

Sie alle grinsten zu mir hoch, denn ich saß ja noch im Sattel, hatte jedoch die Leinen meiner beiden Packtiere schon fallen gelassen.

»Da ist er ja«, sagte Yellowstone John.

John Bear aber rief ziemlich böse: »Verdammt, Hogan, ich warte schon drei Tage auf dich! Hast du vergessen, dass du mir im vergangenen Jahr Revanche versprochen hast?«

Er brüllte die letzten Worte wie ein Ankläger. Und ich sah, dass er schon ziemlich betrunken war. In diesem Zustand war er gefährlich.

Ich glitt aus dem Sattel und erwiderte ruhig: »In einer halben Stunde habe ich abgeladen und meine Tiere versorgt. Dann stehe ich dir zur Verfügung, John Bear. Du bekommst deine Revanche, wenn du so scharf darauf bist.«

»Bin ich«, grollte er. »Ich habe ein ganzes Jahr darauf gewartet. Na los, beeil dich! Diesen Biberschwänzen habe ich fast schon alles abgenommen. Die können kaum noch mithalten. Jetzt bist du an der Reihe.«

Sie spielten Black Jack.

Das taten wir immer, nachdem wir uns hier in Jackson's Hole ausgetobt hatten und die Zeit etwas ruhiger ausklingen lassen wollten.

Denn am nächsten Tag würde sich die Zusammenkunft unserer Gilde allmählich auflösen. Und in spätestens drei Tagen war das Tal wieder leer und verlassen. Der ganze Spaß unserer Zusammenkunft war dann wieder für ein Jahr vorbei.

Sie spielten also Black Jack, denn dies ist ein einfaches Spiel mit schnellen Resultaten. Im vergangenen Jahr hatte ich John Bear sein ganzes Geld bis auf den letzten Dollar abgenommen. Und natürlich hatte ich ihm Revanche versprechen müssen.

Ich lud meinen Tieren die Lasten ab und bereitete meine Lagerstätte, brachte die Tiere auch zu den anderen in den Corral. Und immer wieder musste ich einen Blick zu der jungen und wunderschönen Squaw werfen, die da am Ufer des Creeks auf einer Decke hockte und scheinbar teilnahmslos ins Leere starrte, so als wäre sie mit ihren Gedanken tief in ihren innersten Kern versunken. Aber dann erkannte ich, dass sie mir dann und wann einen schnellen und scharfen Blick zuwarf. Und ich fragte mich, zu wem sie wohl gehörte.

Verdammt, sie war ungewöhnlich schön, wirkte auf mich wie eine Prinzessin. Und vielleicht war sie das auch. Denn ihre Lederkleidung war allerfeinste indianische Arbeit. Jetzt sah sie ziemlich mitgenommen aus, so als hätte sie einen rauen Weg hinter sich.

Wer mochte sie sein? Wem von diesen fünf Bergläufern unserer Hirschlederbrigade da auf dem Büffelfell gehörte sie? Ich würde es bald wissen.

Eine halbe Stunde später hockte ich mich zu der Gruppe auf die Büffelhaut und musste erst einmal einige Schlucke aus dem Whiskykrug trinken.

Und dann begann das Spiel.

John Bear grollte: »Diesmal nehme ich dir alles ab! Diesmal verlierst du, Hogan!«

Er war ein Narr und überdies ziemlich betrunken, was ihn noch dümmer machte. Ich hatte ihn noch nie gemocht, und er gehörte eigentlich nicht zu unserem Kreis. Im vergangenen Jahr hatten wir ihn nur mitspielen lassen. Und nun fühlte er sich offenbar zu uns gehörig, so als hätte er im vergangenen Jahr seinen Einstand in unseren Kreis bezahlt.

Ich nahm also am Spiel teil. Aber obwohl er selbst die Karten austeilte, verlor er, als er seine eigenen Karten aufdeckte. Überrascht stellte er fest, dass er nur achtzehn Augen hatte. Er zögerte einige Atemzüge lang und entschloss sich dann zu einer weiteren Karte. Aber die war ein König, und so stieg er mit zweiundzwanzig aus. Auch die anderen Spieler hatten entweder zu wenig oder zu viel.

Ich zeigte ihnen ein Ass und eine Zehn.

Und so ging es weiter.

Ja, ich gewann fast jedes Spiel. Verdammt noch mal, was war denn los mit mir und meinem Kartenglück? Ich gewann mit einundzwanzig, aber manchmal auch schon mit achtzehn, weil sie alle zu viel hatten.

Es war verrückt, richtig verrückt, so als erlaubte sich das Schicksal einen besonderen Spaß. Dass es so war, dies sollte mir erst später bewusst werden.

Zuletzt spielten nur noch John Bear und ich. Denn meine vier Freunde machten nicht mehr mit. Sie begriffen, dass sie unseren Zweikampf nicht stören sollten, und ließen uns gewähren.

Und so wurde es auch in diesem Jahr wieder so wie im vergangenen. John Bear konnte mich im Black Jack nicht schlagen. Entweder hatte er zu viele oder nicht genug Punkte gegen mich. Einige Male gewann ich sogar mit siebzehn Augen, weil er zu viel wagte und mehr als einundzwanzig bekam.

Am späten Nachmittag war er pleite.

Nun, wir hatten nicht um große Einsätze gespielt. Es war hier unter uns auf der Büffelhaut nicht so wie in den noblen Spielsaloons in den Städten, wo im Spiel manchmal gewaltige Einsätze gemacht wurden.

Als er blank war, hatte ich insgesamt zweihundertsiebenundfünfzig Dollar gewonnen. Das war für uns eine Menge Geld. Wir alle nahmen ja nicht viel Geld mit in unsere Jagdreviere. Was sollten wir dort auch damit?

Er war also pleite. Und ich fragte mich, was er nun tun würde.

Er saß etwa zwei Dutzend Atemzüge lang bewegungslos da, und ich rechnete schon damit, dass er verrückt werden und in seiner Trunkenheit einem wilden Wutgefühl nachgeben würde. Denn er war ein gewalttätiger Bursche, dessen Hirn in einem Wutanfall gewiss noch kleiner wurde als eine Nuss. Und in solch einem Zustand war er gefährlicher als ein wildes Tier.

Aber dann beherrschte er sich doch noch.

Er hob seinen böse funkelnden Blick und wischte sich über das dunkle, bärtige Gesicht. Plötzlich begann er zu grinsen, hob die Hand und deutete mit dem Daumen über die Schulter hinweg nach hinten.

»Siehst du sie, Hogan?« So fragte er kehlig.

Ich wusste sofort, wen er meinte. Denn ich hatte sie die ganze Zeit gesehen, brauchte meinen Blick stets nur zu heben und an ihm vorbei zum Creek zu blicken. Ja, dann konnte ich sie sehen. Sie hockte immer noch auf ihrer Decke und beobachtete uns.

»Ich sehe sie«, erwiderte ich. »Was ist mit ihr?«

»Sie gehört mir«, erwiderte John Bear. »Ich nahm sie drei Crows ab, die sie geraubt hatten, als sie in der Nähe ihres Winterdorfs Herbstbeeren und Wurzeln sammelte. Sie wollten sie einen langen Winter unter sich teilen. Denn sie waren Ausgestoßene ihres Stammes. Nun brauchen sie keine junge Squaw mehr, die geilen Böcke. Ich bringe sie als letzten Einsatz für deinen ganzen Gewinn. Das ist sie gewiss wert, denn sie ist besonders schön, nicht wahr? Für diese Schönheit hätte man gewiss bei ihrem Stamm ein Dutzend Pferde, viele Decken und auch ein paar Gewehre und eine Menge Munition zahlen müssen. Sie ist mehr wert als die Dollars da auf unserer Büffelhaut. Willst du noch mal spielen? Um alles oder nichts? Sie würde dich in deiner Hütte wärmen, wenn draußen die Blizzards heulen.«

Er verstummte mit einem kehligen Lachen. Doch seine schrägen Augen glitzerten tückisch, und ich wusste plötzlich, dass ich ihn würde töten müssen, sollte ich ihm die Squaw abgewinnen.

Eine untrügliche Ahnung sagte es mir. Und so wollte ich ablehnen. Er sah mir an, dass ich den Kopf schütteln wollte. Und da brach es aus ihm heraus. Er grollte: »Ich will immer noch Revanche. Wenn du sie mir nicht gibst, werden wir kämpfen. Dann will ich deinen Skalp.«

Er meinte es ernst. Er war ein Wilder. Und er war betrunken. Ich saß in der Falle, das wurde mir endgültig bewusst.

Ich sah an ihm vorbei auf die schöne Squaw.

Und sie erwiderte meinen Blick.

Verdammt, sie hatte wahrscheinlich schon alles begriffen und jedes Wort verstanden. Er hatte ja auch laut genug geredet, fast schon...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2024
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6252-3 / 3751762523
ISBN-13 978-3-7517-6252-6 / 9783751762526
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