Gespenster-Krimi 141 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6285-4 (ISBN)
Martin Brauner stand im Flur seines Hauses und wunderte sich über die ungewohnte Ruhe. Seine Familie musste doch zu Hause sein? Da hörte er ein Schluchzen aus dem Obergeschoss. Sofort rannte er die Treppe hoch und fand seine Frau auf dem Boden vor dem Kinderzimmer. Auf ihrem Handrücken waren blutige Kratzer.
Martin wollte sie gerade fragen, was passiert sei, als aus dem Zimmer seines Sohnes ein unheimliches Knurren drang: 'Komm endlich rein, damit ich dir den Schädel einschlagen kann!'
Martin wich entsetzt zurück. Sein eigener Sohn hatte ihm gerade eine höllische Angst eingejagt. Aber ... war dieses Ding in dem Zimmer überhaupt noch sein Kind?
Wiener Wahnsinn
Von Michael Blihall
Martin Brauner stand im Flur seines Hauses und wunderte sich über die ungewohnte Ruhe. Seine Familie musste doch zu Hause sein! Da hörte er ein Schluchzen aus dem Obergeschoss. Sofort rannte er die Treppe hoch und fand seine Frau auf dem Boden vor dem Kinderzimmer. Auf ihrem Handrücken waren blutige Kratzer.
Martin wollte sie gerade fragen, was passiert sei, als aus dem Zimmer seines Sohnes ein unheimliches Knurren drang: »Komm endlich rein, damit ich dir den Schädel einschlagen kann!«
Entsetzt wich Martin zurück. Sein eigener Sohn hatte ihm gerade eine höllische Angst eingejagt. Aber ... war dieses Ding in dem Zimmer überhaupt noch sein Kind?
15. Dezember 2023, Schlatt, Bezirk Gänserndorf
Martin Brauner lenkte seinen Dienstwagen, einen elektrischen ID.4, in die Garage neben seinem Haus und stellte den Motor ab.
Endlich, dachte er und atmete tief durch, während sich das automatische Garagentor hinter ihm wieder schloss.
Nach diesem anstrengenden Arbeitstag (und einer generell sehr herausfordernden Woche) freute er sich auf den Feierabend und vor allem auf das Wochenende mit seiner Familie.
Zumal die Straßen in Wien, selbst um diese Uhrzeit noch, hoffnungslos verstopft waren. So kurz vor Weihnachten schien die Menschheit total den Verstand verloren zu haben. Man konnte die Anspannung und die Hektik der anderen Autofahrer förmlich spüren.
Martin war schon heilfroh darüber gewesen, als er endlich die Stadtgrenze erreicht hatte und somit die Hauptstadt hinter sich lassen konnte. Doch erst nach Deutsch-Wagram hatte er wirklich wieder freie Fahrt gehabt. Selbst nachdem er den berühmten Marchfelderhof passiert hatte, vor dem es sich in der Adventszeit ebenfalls häufig staute, hatte er immer noch zwanzig Minuten gebraucht, um sein Ziel endlich zu erreichen.
Er war für jede Minute dankbar, die er mit Alexandra, seiner Frau, und seinen beiden Kindern verbringen konnte. Noch mehr sogar, seitdem vor fast genau zwei Jahren ihrer aller Leben gefährdet gewesen war. Sie waren in jener Zeit in ihrem Haus von Geistern heimgesucht und bedroht worden.*
Seine Tochter hatte zum Glück davon nichts mitbekommen. Sarah war damals noch ein Baby gewesen und konnte sich nicht mehr daran erinnern.
Sein heute siebenjähriger Sohn David sprach allerdings noch ab und zu davon und fragte seine Eltern manchmal, wo all die Leute hin seien, die früher hier mit ihnen in diesem Haus gewohnt hätten.
Das Kind hatte damals einige dieser Geister sehen können und hatte sogar mit ihnen kommuniziert. Es schien eine seltsame Gabe zu besitzen, die seinen Eltern ab und zu Sorge bereitete.
Martin bekam eine Gänsehaut, wenn er daran dachte. Davids vermeintliche Gabe erinnerte ihn an das Verhalten seines älteren Bruders Andreas, der sich in ihrer gemeinsamen Kindheit mit einer imaginären Person namens Felix unterhalten hatte. Martin hatte seinen Bruder fast die gesamte Jugendzeit über für verrückt gehalten und sich die meiste Zeit vor ihm gegruselt.
Doch ausgerechnet dem angeblich spinnerten Andreas war es damals gelungen, seine Familie zu retten. Und nachdem, was Martin vor zwei Jahren in seinem Haus, und vor allem im Keller, erlebt und gesehen hatte, war ihm klar geworden, dass sein Bruder gar nicht wirklich verrückt war.
Dankbar akzeptierte er heute die Gabe seines Bruders und dachte lächelnd an ihn, während er sein Haus durch die Verbindungstür zur Garage betrat.
Es wäre mal wieder an der Zeit, Andreas anzurufen und einzuladen, dachte er. Vielleicht möchte er mit seiner Freundin Johanna Weihnachten bei uns verbringen?
Er nahm sich vor, heute noch mit Alexandra darüber zu sprechen.
Martin wunderte sich darüber, dass es im Haus so ruhig war. Weder Alexandra noch die Kinder befanden sich im Erdgeschoss. Das Wohnzimmer und die Küche waren leer.
»Hallo, wo seid ihr denn?«, rief er daher so laut, dass man ihn auch im ersten Stock hören konnte. Er wollte seine Familie nicht erschrecken, falls sie sich oben aufhielt und seine Heimkehr noch nicht bemerkt haben sollte.
Doch schließlich war er selbst es, der erschrocken zusammenzuckte, als plötzlich ein unmenschlich lautes Gebrüll von oben durchs ganze Haus hallte.
Im nächsten Augenblick hörte er seine Frau aufschreien.
»ALEX!« Panisch rannte Martin ins Obergeschoss. Dort hockte seine weinende Frau auf dem Parkettboden des Flurs. Die zweijährige Sarah hielt sie dabei fest im Arm. Sie drückte das wimmernde Kind regelrecht an ihren Körper.
Alex' Gesicht war zu einer hysterischen Grimasse verzerrt.
»Was ist denn bloß los?«, rief Martin.
Alexandra zeigte mit der freien Hand auf die offenstehende Tür zu Davids Kinderzimmer. Martin bemerkte blutige Kratzer auf ihrem Handrücken. Wieder brüllte jemand – oder etwas – im Zimmer seines Sohnes auf.
Martin lief darauf zu und stürzte regelrecht hinein.
Der Siebenjährige saß im Schneidersitz auf seinem Bett und verstummte, als sein Vater ins Zimmer kam.
Aus kohlrabenschwarzen Augen funkelte er Martin an.
Er verzog seine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen und knurrte mit tiefer Stimme: »Da bist du ja, du kleiner Ficker. Komm zu mir, damit ich dir endlich den Schädel einschlagen kann! NnAd edeReW hCi eniEd elEeS nEsse! eniEd elEeS! dNu Eid elEeS rellA, Eid Ni MesEid suAH nebEL!«
Martin wich zurück und schlug geschockt die Tür zu. Er hockte sich zu Alexandra und seiner Tochter.
Sein eigener Sohn hatte ihm gerade eine höllische Angst eingejagt. Aber ... war dieses Ding in dem Zimmer überhaupt noch sein Kind?
Mit zitternden Fingern holte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines Bruders Andreas ...
†
Wien, kurz zuvor
Andreas Brauner hatte an diesem Abend darauf verzichtet, eines seiner Nerd-T-Shirts aus dem Schrank zu holen. Stattdessen trug er ein Fan-Shirt der Austropop-Gruppe Wiener Wahnsinn, das er sich vor Jahren bei einem ihrer Konzerte am Merchandise-Stand gekauft hatte.
Andreas bemerkte mit Bedauern, dass er sich bald ein neues Shirt würde leisten müssen, da er offensichtlich etwas zugenommen hatte, seit er es das letzte Mal getragen hatte. Er zog es bis unter seine Hüfte über den Bauch und betrachtete das Ergebnis im Spiegel.
Seine Freundin Johanna betrat hinter ihm das Badezimmer und bemerkte süffisant: »Spannt ein bisschen, oder?« Sie lächelte ihn durch den Spiegel an.
»Es muss wohl beim Waschen etwas eingelaufen sein«, wagte er einen nicht ganz ernstgemeinten Versuch zur Verteidigung.
Sie verdrehte seufzend die Augen. »Ja, klar.«
Dann legte sie von hinten ihre Arme um seinen Bauch, küsste ihn auf seine bärtige Wange und versprach: »Ich kaufe dir heute beim Konzert ein neues. In deiner Größe.«
»Wirklich?«, fragte er.
»Ja. Natürlich. Warum nicht? Ich brauche doch selbst auch noch eins, oder? Ich war noch nie auf einem Wiener-Wahnsinn-Konzert. Und wenn die Jungs so gut sind, wie du behauptest, dann gehe ich mit dir in Zukunft wahrscheinlich öfter hin. Dann will frau ja auch dementsprechend gut gekleidet sein.«
Sie küsste seinen Hals nochmals und versetzte ihm mit der linken Hand einen Klaps auf seinen nackten Hintern. »Und jetzt zieh dir endlich auch eine Hose an und mach das Bad für mich frei.«
†
Andreas und Johanna waren an diesem Abend mit der Polizistin Karin Dötzl und deren jüngeren Bruder Michael verabredet, der ebenfalls seit Kurzem eine Polizistenlaufbahn anstrebte.
Sie hatten die beiden vor einigen Monaten kennengelernt, als sie an der ungarischen Grenze versucht hatten, hinter das Rätsel geheimnisvoller Phänomene zu kommen. Dabei hatten sie es mit einem amoklaufenden Soldaten zu tun bekommen, der Johanna fast die rechte Hand weggeschossen hätte. Michaels beherztes und mutiges Eingreifen hatte allerdings Schlimmeres verhindert und Johanna, aber auch Andreas das Leben gerettet.*
Seither waren sie dicke Freunde geworden, und für Andreas waren die beiden sogar so etwas wie ein Familienersatz. Sie trafen sich in dem Einkaufszentrum, in dem sich das Lokal befand, wo heute Andis Lieblingsband auftreten sollte.
Die Einrichtung des Restaurants, das Andi immer wieder gerne aufsuchte, war einem Westernsaloon nachempfunden. Im hinteren Teil des Saloons gab es einen abgetrennten Raum, in dem sich eine Bühne befand. Hier wurde mehrmals im Monat Live-Musik gespielt. Alle möglichen Bands verschiedenster Musikstile traten hier auf: von Countrymusik über Rock ›n‹ Roll, aber auch, so wie heute, Austropop.
Eine Musikrichtung, die eine Klasse für sich war. Trotz der oftmals verwendeten österreichischen Dialekte war der Austropop, vor allem in den 1980er Jahren, sogar außerhalb österreichischer Grenzen populär. Dank Künstlern wie Peter Cornelius und Rainhard Fendrich oder Gruppen wie Opus und STS. Der bekannteste Vertreter war mit Sicherheit Falco, dem mit seinem Rock me Amadeus, sogar ein Nummer-1-Hit in...
Erscheint lt. Verlag | 2.3.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond |
ISBN-10 | 3-7517-6285-X / 375176285X |
ISBN-13 | 978-3-7517-6285-4 / 9783751762854 |
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