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G. F. Unger 2261 (eBook)

O'Hara

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6251-9 (ISBN)

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G. F. Unger 2261 - G. F. Unger
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Als ich die Häuser und Hütten der kleinen Stadt vor mir sah, da konnte ich vor Freude nur noch heiser krächzen. Mehr brachte ich nicht heraus. Denn ich war ausgetrocknet wie ein Schwamm in sengender Sonnenhitze.
Und ich war zu Fuß, weil sie mir vor drei Tagen das Pferd gestohlen hatten, als ich in einer Wasserstelle badete.
Dieses wunderschöne Bad hatte ich teuer bezahlen müssen.
Ja, sie hatten mir mein Pferd und überdies noch meinen ganzen Besitz gestohlen, zu dem auch meine beiden Waffen gehörten, nämlich mein Revolver und der Spencer-Karabiner. Sie waren lachend davongeritten.
Ich aber machte mich im Unterzeug auf den Weg und folgte ihrer Fährte.
Dass ich Unterzeug trug, lag an meiner praktischen Begabung. Denn ich hatte das Unterzeug mit ins Wasserloch genommen, um es zu waschen. Und so musste ich es nur noch in der Sonne trocknen. Das ging schnell auf einem heißen Felsen, auf dem man gewiss auch hätte Spiegeleier braten können.
Nun, ich sah also die paar Häuser und Hütten der kleinen Stadt vor mir und wusste sicher, dass es kein Trugbild war, also keine Fata Morgana ...


O'Hara

Als ich die Häuser und Hütten der kleinen Stadt vor mir sah, da konnte ich vor Freude nur noch heiser krächzen. Mehr brachte ich nicht heraus. Denn ich war ausgetrocknet wie ein Schwamm in sengender Sonnenhitze.

Und ich war zu Fuß, weil sie mir vor drei Tagen das Pferd gestohlen hatten, als ich in einer Wasserstelle badete.

Dieses wunderschöne Bad hatte ich teuer bezahlen müssen.

Ja, sie hatten mir mein Pferd und überdies noch meinen ganzen Besitz gestohlen, zu dem auch meine beiden Waffen gehörten, nämlich mein Revolver und der Spencer-Karabiner. Sie waren lachend davongeritten.

Ich aber machte mich im Unterzeug auf den Weg und folgte ihrer Fährte.

Dass ich Unterzeug trug, lag an meiner praktischen Begabung. Denn ich hatte das Unterzeug mit ins Wasserloch genommen, um es zu waschen. Und so musste ich es nur noch in der Sonne trocknen. Das ging schnell auf einem heißen Felsen, auf dem man gewiss auch hätte Spiegeleier braten können.

Nun, ich sah also die paar Häuser und Hütten der kleinen Stadt vor mir und wusste sicher, dass es kein Trugbild war, also keine Fata Morgana ...

Ja, das war eine Stadt, in der gewiss Christenmenschen lebten, von denen ich Hilfe erwarten konnte. Aber das war gar nicht so sicher, denn ich kannte die Menschen inzwischen und wusste längst, dass nicht jene, die am meisten beteten, wirkliche Christen waren.

Bis zu dieser Stadt war es nur noch etwa eine halbe Meile. Und die würde ich auch noch schaffen, zumal die Hoffnung nun in mir wie ein Lebenselixier wirksam wurde.

Es war eine wirklich kleine Stadt am Rande der Bunten Wüste. Der staubige Wagenweg führte hinein, quer über den Platz und nach Norden zu wieder hinaus.

Auf dem Platz war ein Brunnen mit einem Wasserbecken. Ich warf mich mit meinem Oberkörper hinein und dankte meinem Schöpfer, dass er mich hierher gelangen ließ.

Als ich mit meinem Kopf nicht länger unter Wasser bleiben konnte und auch genug geschluckt hatte, richtete ich mich schnaufend auf und sah mich um.

In meinem Kopf herrschte nun wieder einigermaßen Klarheit. Und so konnte ich die ganze Sachlage ziemlich schnell erkennen und begreifen.

Drüben auf der Nordseite des Platzes befand sich der Painted Desert Saloon. Der Wagenweg führte an ihm vorbei in Richtung Utah.

Hinter mir – ich sah es, weil ich über meine Schulter blickte – befand sich auf der Südseite der Generalstore.

Und hier hatte sich eine Männergruppe versammelt, die auf mich ziemlich ratlos und verbittert wirkte, unentschlossen und eingeschüchtert wie eine Hammelherde bei Wolfsgeheul in der Ferne.

Aber das Geheul, welches ich hörte, kam aus dem Saloon. Es waren trunken klingende Männerstimmen und das schrille Kreischen von Mädchen. Und so begriff ich, dass dort Saloon ein wildes Fest gefeiert wurde.

Ich wandte dem Saloon meinen Rücken zu und setzte mich zu der Männergruppe vor dem Store in Bewegung. Sie sahen mir misstrauisch und missbilligend entgegen. Ihre Blicke und all das, was sie ausströmten, sagten mir, wie wenig ich willkommen war, wie sehr sie eigene Probleme hatten.

Aber ich versuchte es dennoch mit den Worten: »Gentlemen, ich könnte Hilfe gebrauchen. Ich wurde ausgeraubt, als ich vor drei Tagen in einem Wasserloch ein Bad nahm und mein Unterzeug wusch. Die Fährte der Pferdediebe führte hierher. Sie müssen hier durchgekommen sein, vielleicht gestern erst. Wenn das so ist, dann müssen sie einen schwarzweißen Pinto bei sich gehabt haben.«

Als ich verstummte, da sahen sie mich an, als verspürten sie eine Befriedigung, so wie Menschen, welche erkennen, dass es ihnen nicht allein dreckig geht und sie Leidensgenossen haben auf dieser verdammten Erde.

Einer erwiderte trocken: »Sie sind hier richtig, Mann. Die Pferde der Kerle stehen hinter dem Saloon. Und sie hatten auch ein lediges Pferd dabei, einen Pinto. Ab wir werden Ihnen nicht helfen können. Sie haben unseren Marshal erschossen, gestern schon. Er war ihnen nicht gewachsen, denn eigentlich war er nur unser Schmied und Wagenbauer. Wir begriffen schnell, dass sie Revolverschwinger sind, gegen die wir keine Chance haben. Eine Witwe mit zwei kleinen Kindern sind genug. Und so warten wir hier, bis sie weiterreiten. Irgendwann werden sie ja genug haben.«

Der Mann verstummte bitter. Offenbar war er der Storehalter. Und auch die fünf anderen Männer sahen wie Bürger dieser kleinen Stadt aus.

Mir fiel wieder ein Spruch ein, der eigentlich von Anfang an meinen Lebensweg begleitete und mich schon als Junge unter anderen Jungen behaupten ließ.

Dieser Spruch war für mich eine Weisheit, denn er lautete: »Der feige Hund wird an meisten geprügelt.«

Ja, so war es wohl.

Ich verspürte nun ein Gefühl des Mitleids mit diesen sechs Männern. Aber dann begriff ich, dass sie Familienväter waren, Frauen und Kinder hatten.

Sollte ich sie also als Feiglinge verachten?

Nein, das stand mir nicht zu. Überdies lebte ich nach dem Motto, dass jeder Mann sein eigener Hüter wäre.

Und so lag es wohl auch hier allein an mir.

Dennoch brauchte ich Hilfe. Und so fragte ich: »Sind Sie der Storehalter?«

Der Sprecher von vorhin nickte.

»Dann borgen Sie mir einen Revolver«, verlangte ich. »Sie bekommen ihn wieder, sobald ich meine eigene Waffe wieder in meinen Besitz gebracht habe. Ich brauche einen guten Colt mit einer gefüllten Trommel. Und zuvor müsste ich ein paar Happen zu essen bekommen und auch einen starken Kaffee dazu.«

Sie staunten mich nun an. Gewiss begriffen sie endlich, dass ich zu einer anderen Sorte gehörte als sie und nur in meinem zerrissenen Unterzeug so armselig wirkte. Nein, ich bot keinen imposanten Anblick, sah eher aus wie ein Mann, der aus dem letzten Loch pfiff.

Jetzt aber witterten sie in mir einen halb verhungerten zweibeinigen Wolf. Sie begriffen, dass ich in den Saloon gehen und dort kämpfen wollte.

Vielleicht spürten sie nun Scham wegen ihrer Feigheit. Und weil das so war, mochten sie mich noch weniger.

Aber das war wohl nur menschlich. Die Guten und Edlen auf dieser Erde waren nicht so zahlreich. Denn die Linie, die all diese Typen trennt, läuft quer durch jedes Menschenherz.

Der Storehalter nickte plötzlich und erwiderte: »Kommen Sie herein, Mister. Wie ist denn Ihr Name?«

Ich zögerte, denn mein Name war im Südwesten bekannt. Ich besaß einen fast schon legendären Ruf. Doch ich brauchte was zu essen und einen geladenen Revolver.

Und so erwiderte ich: »Mein Name ist O'Hara, Jones O'Hara,«

Als ich verstummte, da schwiegen sie. Und so wusste ich, dass mein Name hier noch nicht bekannt war. Mein bitterer Ruhm war noch nicht so weit nach Norden vorgedrungen.

Ich folgte dem Storehalter. Und mir folgten die anderen Männer.

Drüben im Saloon aber wurde der Lärm noch lauter. Jemand hämmerte auf dem Klavier herum, und einige Mädchenstimmen kreischten schrill.

Die Kerle dort drinnen demütigten diese kleine Stadt, weil sie herausgefunden hatten, wie feige sie war. Sie genossen die Furcht der Bürger wie eine Droge, an der sie sich berauschten, um sich gewaltig fühlen zu können. Sie gehörten zum Abschaum und Dreck der Erde.

Drinnen trat der Storehalter hinter den Ladentisch und holte unter diesem einen schwarzen Kasten herauf, stellte ihn vor mir hin und öffnete den Deckel.

Ich sah einen prächtigen Revolver, der mir von Anfang an gefiel. Es war keine protzig aufgemachte Waffe mit hellen Beingriff, aber sie strömte etwas aus, was mir Vertrauen gab. Dieser Whitneyville Walker sah sehr einfach und solide aus und hatte einen fast schwarzen Kolben. Es gab keine Ziselierungen oder Gravierungen.

Sie sahen mir schweigend zu, wie ich den Revolver aus dem Kasten nahm. Die Waffe war wunderbar ausgewogen. Der Kolben war mit Blei gefüllt, also ausgegossen. Und er hatte keinen Abzug. Man musste also beim Schießen mit dem Daumen nur immer wieder den Hammer zurücklegen und loslassen.

Die Trommel drehte sich wunderbar leicht.

Der Storehalter sagte heiser: »Dieser Revolver gehörte einem Revolvermann. Sein Name war Ben Tyler. Er konnte damit wie ein Zauberer umgehen. Aber als er an einem Pokertisch saß und die Karten mischte, da schoss ihm jemand durch das Fenster zwei Ladungen Schrot in den Rücken. Was nützte ihm da der wunderbare Revolver? Ich nahm die Waffe als Gegenwert für seine Beerdigung in Zahlung. Er bekam einen guten Sarg und einen Stein auf seinem Grab.«

Der Storehalter machte eine Pause und fragte dann: »Wollen Sie es wirklich wagen, Mister O'Hara?«

»Ich muss«, grinste ich. »Was bleibt mir anderes übrig? Sie nahmen mir mein Pferd, meine Waffen und alles, was in meiner Sattelrolle und in den Satteltaschen war. Auch mehr als hundert Dollar nahmen sie mir. Soll ich sie freundlich bitten, mir alles Gestohlene zurückzugeben? Mein Pinto ist ein Zweihundert-Dollar-Pferd.«

Sie schwiegen einige lange Atemzüge. Dann murmelte einer: »Halten Sie uns nur nicht für feige, denn ...« Er verstummte zerknirscht.

Der Storehalter aber sagte: »Wollen Sie eine Hose und ein Hemd, Mister O'Hara? Und sollten Sie es nicht schaffen, dann übernehme ich die Kosten für Ihre Bestattung. Stiefel...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6251-5 / 3751762515
ISBN-13 978-3-7517-6251-9 / 9783751762519
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