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Der Weg nach Eutopia (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
584 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4805-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weg nach Eutopia -  Ingrid Manogg
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Zehn Planeten, zehn unterschiedliche Stämme: Alles scheint friedlich und geordnet. Bis der Stamm der technisch versierten Katter die Macht ergreift. Eine rasante Entwicklung nimmt ihren Lauf, die Katter setzen ihre Vorstellung von einem 'Wir' rücksichtslos durch. Bald herrschen sie nicht nur über das Versum, sondern auch über den 'Anderen Raum'. Doch es gibt Außenseiter. Sie wollen ihre Träume und Freundschaften bewahren und suchen nach einem anderen Weg. Können sie bestehen? Und gibt es ein Entkommen aus dem schwarzen Ring? Tiefgründig! Dieses fein gesponnene Fantasy-Epos entführt in eine Welt, welche auch die unsrige sanft hinterfragt. Fünf Geschichten in einem Band.

Das Geheimnis des weißen Katter


Alle Kleinen mussten mittlerweile auf ihren Komkatts Kattarisch, Rechnen, die Grundlagen von Handel, Recht und Katter-Logik lernen. Ihre Fortschritte wurden berechnet und bewertet. Die Unbegabten wurden auf die Blumenfelder und in die Färberei geschickt oder auf den Gemeinschaftsplaneten, um für die Katter zu arbeiten, die Begabten träumten davon, selbstständige Unter-Nehmer zu werden. Lunos Sorge um Flora wuchs. Sie weigerte sich nach wie vor, ein Komkatt zu benutzen. Noch war es niemandem aufgefallen. Aber ihr Bruder Floris war ein überzeugter Katter-Fan, er hatte seinen Namen in Kloris geändert und sich das Gesicht vollmondfixieren lassen. Immer öfter schlich er um Flora herum und betrachtete sie und Luno mit misstrauischem Blick.

Als der Katter sich das nächste Mal einschaltete, las er mühelos Lunos Gedanken. »Dir, Flora und deinen anderen Freunden wird nichts geschehen«, beruhigte er ihn. »Ihr könnt auf euren Planeten bleiben. Ich schütze euch alle.«

Luno glaubte ihm nicht.

Der Katter seufzte. »Dann werde ich dir wohl mein Geheimnis anvertrauen müssen. Bei dir ist es gut aufgehoben, du bist schließlich ein Novani.«

»Ich will es nicht wissen«, wehrte Luno ab, aber der Katter ließ sich nicht beirren.

»Auch unter uns Katter gibt es verschiedene Vorstellungen von dem, was wir auf welche Weise erreichen wollen«, begann er. »Wir preisen Verbindungen, haben aber selbst Mühe, uns miteinander zu verbinden. Keiner von uns will kontrolliert oder als Prothese benutzt werden. Wir schließen keine Kompromisse. Wir denken geradeaus. Wenn es zwei gegen zwei geht, prallen wir frontal aufeinander.«

»Macht es doch wie die Trejaner. Sie lieben weiche Übergänge und gehen harmonisch ineinander über«, sagte Luno, um den Katter abzulenken. »Lernt doch von ihnen!« Dann duckte er sich vor der Welle der Verachtung, die über ihn hinwegschwappte.

»Trejaner!«, schnaubte der Katter. »Sie gehen in Resonanz! Und sie hängen immer nur zu dritt herum, keiner kriegt etwas allein auf die Reihe. Sie halten sich für tiefsinnig, weil sie ins Dunkle blicken, aber sie denken – falls sie überhaupt denken – nur im Kreis. Sie tun nichts anderes als reden, an Blumen schnuppern und den Mond anbeten. Sie sind rund, weich, halb offen, unberechenbar und launisch. Sie verwechseln sogar alle vier Richtungen. Sie streicheln widerliche ‚Tire‘, die Ekliges fressen, und romantisieren ihr Gefühl, immer ihr Gefühl, das sie als Ausrede für alles benutzen. Ihr einziges Sinnesorgan ist ihr Gefühl!« Das letzte Wort spuckte der Katter regelrecht aus.

»Ja, sie denken mit ihrem Gefühl, aber ihr Gefühl ist weit und sehr ausdifferenziert«, verteidigte Luno sie, während er sich vorsichtig wieder aufrichtete. »Lunis hat mir erklärt, dass sie neunmal neun mehr Düfte und Farben wahrnehmen als jeder andere Versaner.«

»Und ihr Novanis könnt euch keine höhere Zahl vorstellen als neunmal neun«, höhnte der Katter. »Ihr seid alle sehr beschränkt.«

»Und ihr Katter könnt keine einzige Blume am Duft erkennen«, gab Luno zurück. »Und ihr hört die Blumen nicht singen und summen. Trejaner können ihre Duftkompositionen riechen, so wie wir Melodien hören, sanfte und starke, einstimmige und vielstimmige.«

»Na und?«, ätzte der Katter. »Die Trejaner vergessen doch alles in ihren Leermond- und Neumondphasen.«

»Das stimmt nicht. Das für sie Wesentliche vergessen sie nicht.«

»Falls es eines Tages nötig sein sollte, Blumen singen zu hören oder sie an ihrem Geruch zu erkennen, werden wir diese Fähigkeiten in uns hineinkopieren«, erwiderte der Katter nun in versöhnlichem Ton. »So wie wir die Novani-Fähigkeit zur Photonen-Verarbeitung übernommen haben. Wir haben nichts gegen die Trejaner. Wir geben ihnen die Chance, von uns zu lernen oder aber bei uns zu arbeiten. Es gibt viel zu tun, denn unsere Künstlichen sind noch nicht so weit, alles zu übernehmen. Warum verteidigst du sie eigentlich? Willst du etwa ein Trejaner werden?«

Luno schüttelte den Kopf. Er saß wie immer vor Floras Komkatt, die Katze schnurrte auf seinem Schoß. Ein leichter Wind bewegte die bunten Blumen und ließ ihren Duft aufleuchten. Der Duft wandelte sich in sanfte Töne, die Töne formten sich zu einer Melodie. Sie wellte sich farbig über die Ebene, kitzelte seine Nase und stieg auf, sie berührte das Mondlicht …

»Novani, du kannst dich nachher wegträumen. Hör mir jetzt gut zu.«

Der Katter verfiel in einen Flüsterton. »Du weißt, dass wir Katter uns klonen. Wir bauen eine Kopie von uns selbst und fügen unseren Geist ein. Früher lebten wir in dem neuen Klon weiter, heute bleiben wir meist in unserem Original-Gehäuse, denn wir können uns reparieren. Wir klonen also, um neue Wesen zu erschaffen, die uns ähnlich sind. Auch ich habe schon geklont, mein erster Klon entstand zur Zeit des großen Festes. Äußerlich ist er perfekt, aber etwas hat bei der Übertragung meines Geistes nicht richtig funktioniert. Mein kleiner Klon kann weder richtig schneiden noch zerteilen, weder in Gedanken noch leibmäßig. Stattdessen fühlt er und fragt mich nach merkwürdigen Dingen. Ein bisschen so, wie du es tust.« Der Katter sank in sich zusammen und fügte fast unhörbar hinzu: »Er kann riechen. Und er malt Blumen. Er sagt, er will auf dem Trejaner-Planeten leben.« Hilflos ruderte er mit den dünnen Armen. »Es ist eine Katastrophe. Vielleicht habe ich versehentlich Gefühl in ihn hineingegeben, vielleicht war ich durch die Festvorbereitungen zu abgelenkt. Ich weiß nicht, woran es liegt. Jedenfalls darf ihn niemand bemerken, ich halte ihn gut versteckt. Ich habe heimlich einen weiteren Klon produziert, der ihm ähnelt und gut funktioniert. Jeder glaubt, er wäre mein Erst-Klon. Aber was, wenn sie meinen wahren Erstling entdecken? Mein Ruf wäre ruiniert, außerdem hänge ich an ihm. Daher versuche ich, Gesetze anzustoßen, um den Status von Missglückten zu verändern. Und ich beschütze Missglückte, so gut ich kann, auch auf anderen Planeten. In Sonderfällen halte ich sogar meine Hand über Katter-Feindliche, die für Missglückte sorgen. Du weißt, wen ich meine.« Der Katter blickte ihn mit einem leidenden Blick an.

Luno flüsterte tief berührt zurück: »Eure Katter-Regeln sind unbarmherzig und zudem unlogisch. Wenn sich jeder von euch nach seinem individuellen Vorbild klont, nehmen die Abweichungen eurer Klone untereinander zwangsläufig zu, denn ihr seid ja nicht alle gleich. Dann gelten die meisten als missglückt oder abweichend. Wenn ihr aber die Klone nach einem vorgegebenen Ideal produziert, werden auch kleinste Abweichungen als Fehler gewertet. Dann gelten ebenfalls fast alle als falsch. Was wollt ihr mit all den Missglückten machen? Und was mit den perfekten Klonen? Eines Tages werden sie euch vernichten, wenn ihr selbst nicht mehr dem neuen idealen Maßstab entsprecht.«

Abrupt wechselte der Katter zu seiner normalen Lautstärke, das Leiden in seinen Augen verschwand. »Novanis und ihre überflüssigen Vorträge … Erstens: Missglückte Klone dienen als Ersatzteillager. Zweitens: Das Klon-Ideal wird vom Triumvir-Rat ständig überarbeitet. Wir passen die Fähigkeiten, die wir brauchen, den wechselnden Anforderungen an. Es ist für alles gesorgt, wir haben Überblick und Kontrolle.«

Verwirrung stieg in Luno auf. Wie immer erschien ihm der Katter sehr widersprüchlich. Log er ihn an? Gab es gar keinen missglückten Erst-Klon? War das sogenannte Geheimnis nur eine dieser Katter-‚Anspiegelungen‘? Er war es doch, der sich mittlerweile danach sehnte, riechen zu können, im Geiste leuchtende Blumen malte und dazu innerlich summte …

Das eckige Gesicht eines kleinen Katter schob sich vor den weißen Katter. War das der Klon? Er lächelte durch ihn hindurch, Luno spürte plötzlich überdeutlich, dass Flora hinter ihm saß. Rasch drehte er das Komkatt, damit die Filmspiegel sie nicht mehr erfassen konnten.

»Warum vertraust du mir denn immer noch nicht?«, fragte der Katter tadelnd. »Wir brauchen die Kleine nicht, und auch Kloris will seine Mondschwester nicht wegschicken. Aber dich will er loswerden. Er glaubt, wenn du weg bist, wird Flora sich ihm endlich zuwenden. Gut, dass er nicht weiß, dass du ein Novani bist!«

Luno atmete tief durch. »Was habt ihr eigentlich mit Kloris gemacht?«

»Was interessiert dich Kloris? Er ist kein Unglücklicher. Wir haben ihm sein Gesicht vollmondfixiert, aber da er der Erste war, ist nicht alles glatt gelaufen. Wir haben viel durch ihn gelernt, und er ist stolz darauf. Er hat den Weg für alle seine Nachfolger geebnet. Außerdem kam er freiwillig.«

»Weil ihr ihm eingeredet habt,...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dystopie • Epische Geschichtenerzählung • Fantasyepos • Genremix • Geschichten im Weltraum • Gesellschaftskritik • High Fantasy • Science Fiction Elemente
ISBN-10 3-7583-4805-6 / 3758348056
ISBN-13 978-3-7583-4805-1 / 9783758348051
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