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Schau ma mal (eBook)

Ein Australier und ein Wiener suchen das Herz von Österreich
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
edition a (Verlag)
978-3-99001-715-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schau ma mal -  Jacob Moss,  Gabriel Schaffler
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Mit viel Herz und noch mehr Humor suchen die Journalisten und Comedy-Podcaster Jacob Moss und Gabriel Schaffler nach der österreichischen Seele. Ohne sich eine Serviette vor den Mund zu nehmen geht es um Inzest und Alkohol, Krampus und Kruzifixe und die sieben Todsu?nden von Österreich. Keine Sorge, natu?rlich auch um Sex, Dating, Eierpecken, Nationalstolz und Freunderlwirtschaft.

Jacob Moss ist australischer Journalist und Medienunternehmer. Vor einigen Jahren unternahm er eine abenteuerliche Überlandreise von Australien nach Europa. Anschließend gru?ndete er das englischsprachige Lifestyle-Magazin »Vienna Wu?rstelstand« und die Digital-Marketing-Agentur »The Wurst Agency«. Gabriel Schaffler ist gelernter Zuckerbäcker und nun als freier Kulturjournalist und Radiomacher unter anderem fu?r den ORFRadiosender Ö1 tätig. Der Wiener zählt zu den Pionieren der heimischen Podcast-Szene und arbeitete bereits 2017 an eigenen Audio-Formaten.

Jacob Moss ist australischer Journalist und Medienunternehmer. Vor einigen Jahren unternahm er eine abenteuerliche Überlandreise von Australien nach Europa. Anschließend gründete er das englischsprachige Lifestyle-Magazin »Vienna Würstelstand« und die Digital-Marketing-Agentur »The Wurst Agency«. Gabriel Schaffler ist gelernter Zuckerbäcker und nun als freier Kulturjournalist und Radiomacher unter anderem für den ORFRadiosender Ö1 tätig. Der Wiener zählt zu den Pionieren der heimischen Podcast-Szene und arbeitete bereits 2017 an eigenen Audio-Formaten.

Die sieben Todsünden von Österreich


Okay, what the fuck. Warum wird es jetzt religiös, Oida? Es ist unmöglich, über Österreich zu schreiben und die Religion völlig außen vor zu lassen. Wir versuchen es jetzt aber einmal in unserem Stil. Für alle, die aber nicht wissen, was die sieben Todsünden, aka »the seven deadly sins« eigentlich sind, hier eine kurze Einführung. Und nein, es geht nicht um den Anime rund um Meliodas.

Stolz, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit


Die sieben Todsünden sind basically Laster der Menschheit. Ein Katalog des Fehlverhaltens. Ein kleines Einmaleins der Moral. Praktisch ein »How to hell«. Sie stehen für die Entfremdung von Gott, von einem selbst und den Mitmenschen. Irgendwo im alten Babylon oder Persien ist irgendwann jemand darauf gekommen, eigentlich ganz klare und eindeutige »No-Gos« aufzuschreiben und das dann als den neuen heißen Scheiß fürs Benehmen zu verkaufen. Wenn man so will, ein Thomas Schäfer-Elmayer vor Christi. Praktisch ein urzeitliches »Alles, was Sie über gutes Benehmen wissen müssen«-Buch. Und ja, das Buch gibt es wirklich. Und ja, ich musste es tatsächlich als 15-Jähriger in der Schule lesen. Das Einzige, was ich daraus gelernt habe, war, wie ich mir mit dem herausgerissenen Papier einen Joint drehen kann. No offence, Herr Schäfer-Elmayer! Diese sieben Todsünden wurden bekannter und bekannter und schwappten in den Westen, wo die Kirche sie Hände faltend aufnahm und selbst predigte. Genauso wurden die Laster der Menschheit in der Kunst und Architektur verarbeitet. Kirchen wurden gebaut, Bilder gemalt und Papier beschrieben. Ob Dante, Giotto di Bondone oder die Erbauer von Notre-Dame. Die sieben Todsünden waren en vogue und machten ordentlich die Runde. Sie signalisieren auch ein Spiel zwischen Himmel und Hölle. Gut gegen Böse. Gott gegen den Teufel. Sebastian Kurz gegen die Justiz oder Michi Häupl und Spritzwein. Der Kampf mit sich selbst und seiner Lust. Die Zahl Sieben ist in der Kirche von hohem Wert und begleitet die Menschheit schon lange. Sie bedeutet Vollkommenheit. Sieben Wochentage. Sieben Sakramente. Sieben Liter Bier am Wochenende saufen. An sieben Tagen wurde die Welt erschaffen. Und mit sieben veröffentlichten Chatnachrichten kann eine Regierung gestürzt werden. Für viele aber ist sie nur eine Glückszahl und wird beim Lottospielen verwendet. Ich würde aber sagen, das war’s mit der Religionsstunde. Um was geht es in dem Kapitel eigentlich? Wir haben versucht, die sieben Todsünden mit den kulturellen Eigenheiten und Eigenschaften von Österreich zu verweben und einen eigenen Katalog zu erstellen. Achtung, here it comes!

Die sieben Todsünden von Österreich.

Stolz oder Hochmut


Sehr oft haben Menschen, die in Österreich geboren sind, einen tiefen rot-weiß-roten Stolz im Herzen sitzen. Aber woher kommt dieser? Auf welche Taten ist man denn so stolz? Oft ist es, glaube ich, auch einfach falscher Stolz. Falscher Stolz auf die längst vergangenen Geschichten eines verlorenen Reichs. Ich meine, Hard Facts first: Österreich hat den Ersten Weltkrieg angefangen und war im Zweiten ganz vorne mit dabei. Das dritte Reich des hoffnungslosen Postkartenmalers aus Braunau und die Habsburger. Wir haben geglaubt, dass wir die Stärksten und Besten sind und alle von oben herab behandeln können. Diese alte Monarchie. Dieses riesige Reich, das vom späten 15. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein absoluter Big Player in Europa und der Welt gewesen ist. Ich meine, Österreich hatte noch über fünfzig Millionen Menschen kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Jetzt muss ich selbst aufpassen, dass mich nicht dieser falsche Stolz packt. Diese Vergangenheit schlummert tief in dem kollektiven Gedächtnis von Österreich. Aber daran habe weder ich noch die überwiegende Mehrheit, die noch lebt, mitgewirkt. Das eine ist jetzt gut hundert Jahre her, das andere knapp achtzig. Die wenigsten, die diesen Stolz in sich tragen, haben je mit einem Schwert gekämpft oder einen Schuss abgefeuert. Die, die diesen falschen Stolz in sich tragen, haben eher eine Hülsn1 zu viel am Würstelstand gesoffen und können die Vergangenheit ihres Landes, mit der sie selbst in Wirklichkeit gar nichts zu tun haben, nicht loslassen. Das soll nicht heißen, dass Österreich nicht büßen und vergessen soll – keine Frage – aber ich denke, ihr wisst, was ich meine!

Die Todsünde des Stolzes spiegelt sich aber genauso in einem ganz anderen großen Aspekt von Österreich wider. Nicht in der Schönheit, keine Sorge. So schee sama ned! Sondern darin, Wissen zur Schau zu stellen. Kurz um: Wir sind titelgeil! Wie sehen Sie das denn, Frau Doktor? Was fehlt mir? Sie haben ganz klar einen schweren Verlauf der Titelgeilheit. Der Hochmut spiegelt sich im Verherrlichen seiner geleisteten Taten wider. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich auch einen Titel trage? Ich bin Bachelor of Arts! Es ist eigentlich unglaublich. Wir tragen unsere Titel teilweise so stolz vor uns her, dass wir sie uns auf das Türschild schreiben lassen. Grabsteine werden auch nicht verschont. Sogar Vorteilskarten müssen herhalten. Ich meine, welchen Kassierer interessiert es nicht, dass ich Medizin studiert habe? Klassische Notwendigkeiten beim täglichen Lebensmitteleinkauf. Alle sollen wissen, dass ich g’scheit bin! Die Titelgeilheit geht sogar so weit, dass in vielen Regionen in Österreich sogar die Partnerin oder der Partner mit dem Titel des anderen angesprochen wird. Stellen wir uns einen Doktor der Philosophie am Land vor. Okay, stopp, sowas gibt es nicht am Land, denken zumindest die präpotenten Schweine in Wien. Stellen wir uns also einen Doktor in Veterinärmedizin am Land vor. Seine Frau wird dann normalerweise automatisch von anderen Menschen als »Frau Doktor« angesprochen. Sie ist nämlich die Frau vom Doktor. Man schmückt sich mit fremden Federn. Das können wir ganz gut in Österreich. Kinder von hier geben gern und oft mit den Taten ihrer Eltern an. Mein Papa ist Anwalt. Meine Mama ist Ärztin! Ja, cool, okay. Aber wer bist du? Was hast du bis jetzt geleistet, außer in die Hose zu scheißen und aufzuzählen, was deine Eltern alles schon getan haben? Mit der Flasche wird praktisch der Stolz zugefüttert.

Geiz


Über Geld spricht man nicht. Das ist nicht nur eine bekannte Floskel in Österreich, sondern auch eine gelebte Philosophie. Menschen reden nicht gern darüber, was sie verdienen oder wie viel Geld sie am Konto haben. »Das geht dich doch nichts an, über Geld spricht man nicht«. Das ist ein Satz, den ich sehr oft in meiner Kindheit gehört und schnell gelernt habe. Von meinen Eltern, der Schule und der Gesellschaft selbst. Man fragt andere nicht, wie viel sie verdienen. Aktuelle Studien der österreichischen Nationalbank zeigen noch mehr, warum über Geld nicht gesprochen wird. Die Mächtigsten und Reichsten haben das Meiste. Das reichste Prozent in Österreich hat dreißig bis fünfzig Prozent des gesamten Privatvermögens des Landes in der Tasche. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Prozent. Ein Prozent hat fast die Hälfte. Vielleicht gibt es nicht ohne Grund das Sprichwort »Von den Reichen lernt man das Sparen« Aber ist reich sein gleich Geiz? Denke ich eigentlich nicht! Man kann an vielen Dingen reich sein, ohne eine Sekunde den Geiz in sich aufleben zu lassen. Es ist auch möglich, viel Geld zu haben und trotzdem nicht geizig zu sein. Ich kenne zumindest genug Beispiele. Jedoch ist der Geiz auch nicht automatisch mit finanziellem Reichtum gleichzusetzen. Der Geiz verschließt Menschen. Er lässt sie nicht öffnen und schnürt den Hals immer fester zu. Er lässt zu, dass man sich verkrampft an materiellen Dingen oder Geld festkrallt. Leider auch an Gefühlen und im schlimmsten Fall an Menschen und Beziehungen jeglicher Art. Eigentum wird leider oft von geizigen Menschen mit Liebe verwechselt. Das hat aber weniger mit Österreich zu tun. Es ist eher ein zwischenmenschliches Problem im Allgemeinen und soll den philosophischen Teil dieses Buches etwas abdecken. Back to the topic.

Die Erbschaftssteuer ist in Österreich ein sehr populäres Thema. Viele Parteien und Politikerinnen beißen sich die Zähne daran aus und versuchen, Stimmung für ihre Sache zu machen. In Österreich wird viel geerbt. Soll das Geld versteuert werden oder nicht? Diese Frage muss sich jede Person selbst stellen. Das Buch soll nicht zu politisch werden und eher versuchen, ein Bild von Österreich zu zeigen. Den Ist-Zustand zugespitzt und pointiert, weniger den Soll-Zustand. Der Geiz des Landes sprudelt öfters auch in alltäglichen Situationen auf. Man geht mit Freunden etwas essen und trinken. Alle haben einen guten Abend. Man sitzt und lacht bis in die späte Nacht hinein. Die Kellnerin kommt und will abkassieren. In ganz vielen Ländern wird sich dann immer darum gestritten, wer zahlen darf. Da ist es oft eine Ehre, zu zahlen und...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2024
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Australien • Charme • Guide • Humor • Klischee • Krapfen • Österreich • Podcast • Reise • Schmäh • Schnitzel • Sisi • Spaß • Vienna • Wien • Witz • Wurst • Würstelstand
ISBN-10 3-99001-715-2 / 3990017152
ISBN-13 978-3-99001-715-9 / 9783990017159
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