Verschollen im Nordmeer (eBook)
265 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-7628-0 (ISBN)
Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.
Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.
Hamburg
Oktober 2022
Das magische Lied »Happy Birthday to you« hallte noch lange in den Gedanken von Hildegard Henriette Engelhardt wider. Vor wenigen Tagen hatte sie ihren 86. Geburtstag im Kreise ihrer Familie gefeiert. Doch nun, nur wenige Tage später, war ihr vierter Ehemann Kurt verstorben. Der Hausarzt bescheinigte Herzversagen, aber er hatte berechtigte Zweifel an dieser Todesursache. Es war bereits der dritte Totenschein, den er in den letzten fünfzehn Jahren auf diesem mysteriösen Anwesen ausgestellt hatte.
Das Haus von Hohenstein war schon immer ein Quell der Spekulation, des Klatsches und Tratsches. Von Hohenstein war Hildegards Geburtsname, und auf diesem Anwesen wurde sie geboren, wuchs hier auf und verbrachte eine glückliche, wenn auch meist kurze Zeit mit ihren Männern. Hildegard hatte nie anderswo gelebt und beharrte stets darauf, ihren Mädchennamen zu behalten. Nur bei ihrem letzten Ehemann Kurt wich sie von diesem Prinzip ab. Auch ihre beiden Söhne Marten und Bernhard, beide aus ihrer ersten Ehe mit Knut Lundgren, wuchsen hier auf.
Das Haus von Hohenstein war jedoch kein gewöhnliches Haus, wie man es vermuten könnte. Es war ein ehrwürdiges Anwesen, das einst ein Rittergut gewesen war. Noch immer lag es idyllisch in einem kleinen Park abseits der pulsierenden Hansestadt Hamburg. Obwohl die umliegenden Ländereien mittlerweile dem Wohnungsbau zum Opfer gefallen waren, spürte man hier keine Hektik des städtischen Treibens. Seit 1903 befand sich das Rittergut im Besitz der Familie. Hildegards Großvater Friedrich von Hohenstein, ein hoher Offizier der kaiserlichen Garde, hatte es zur Geburt seines Sohnes Ferdinand von dem deutschen Kaiser übertragen bekommen. Die Familie bewirtschaftete die Ländereien bis zum Tod von Hildegards Vater im Jahr 1976.
Ihr erster Ehemann hatte mit der Landwirtschaft nichts am Hut. Er war ein echter Kaufmann und betrieb in der Speicherstadt ein Kontor für exotische Gewürze. Geld war im Hause Hohenstein nie ein Thema, und so lagen die Ländereien jahrelang brach, bis zu dem verhängnisvollen Autounfall, bei dem Knut tödlich verunglückte. Zunächst verpachtete Hildegard ihre Ländereien und konnte finanziell gut über die Runden kommen. Doch die Hansestadt wuchs, und der Bedarf an Platz war enorm. Das Angebot des Senats war verlockend, und Hildegard konnte ihm nicht widerstehen. Sie verkaufte einen Großteil ihrer Ländereien an die Stadt. Mit den Erlösen hätte sie bis heute ein sorgenfreies Leben führen können, wenn sie nur sparsamer gewesen wäre. Ihre drei verstorbenen Ehemänner hatten erheblich zum Familienvermögen beigetragen, und ihr letzter Gatte hatte sie sogar zur Millionenerbin gemacht.
Hildegard war eine rätselhafte Frau mit einer dunklen Vergangenheit. Sie hatte stets darauf bestanden, dass ihre Ehemänner bei ihr auf dem Anwesen wohnten. Doch es war nicht die Liebe, die sie trieb, sondern das Geld, das sie für den Erhalt ihrer Immobilien benötigte. Bei jeder Hochzeit machte sie ihre Bedingung deutlich und ließ keinen Zweifel daran, dass dies ihre einzige Priorität war.
Nur ein Jahr nachdem sie ihren ersten Ehemann Knut zu Grabe getragen hatte, heiratete Hildegard den wohlhabenden Hamburger Immobilienmakler Harald Kessler. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihr. Nach seinem plötzlichen Ableben im Jahr 2012 erbte sie nicht nur ein beträchtliches Vermögen, sondern auch zahlreiche Immobilien in den exklusiven Stadtteilen Blankenese und Bahrenfeld. Während seiner Beerdigung jedoch fiel ihr Blick auf einen Mann namens Ottmar Gießen, einen geschiedenen Bauunternehmer aus Schleswig-Holstein. Das Schicksal wollte es so, dass sie nur sechs Monate später Ottmar heiratete. Doch auch er konnte dem geheimnisvollen Fluch des Hauses von Hohenstein nicht entkommen und starb 2016 an einem plötzlichen Herzversagen.
Es schien, als ob das Haus eine unheimliche Macht besaß, die das Leben ihrer Ehemänner in die Dunkelheit zog. Doch ihr letzter Ehemann, Kurt, schaffte es auf mysteriöse Weise, Hildegard dazu zu bewegen, seinen Namen anzunehmen. Er war ein rechtschaffener und großzügiger Mann, der sein Vermögen als Schiffsmakler in Hamburg gemacht hatte. Kurt hatte die finanziellen Zeichen der Zeit richtig gedeutet und sein Geld rechtzeitig aus den Schiffsfonds abgezogen, bevor die globale Rezession von 2008 bis 2013 hereinbrach. Bei einer glanzvollen Charity-Gala im renommierten ›Hotel Atlantic‹ lernte er Hildegard kennen und zog im Jahr 2017 in das Haus Hohenstein ein. Fünf Jahre lang genossen sie eine vermeintlich glückliche Ehe, bis Kurt nur wenige Tage nach Hildegards 86. Geburtstag ebenfalls einem mysteriösen Herzversagen erlag.
Dr. Wernersen, der langjährige Hausarzt der Familie, hatte ein beunruhigendes Gefühl in der Magengrube. Drei Ehemänner, die alle an Herzversagen verstarben, waren einfach zu viel, um es auf bloßen Zufall zu schieben.
Ohne das Wissen der Familie ließ er heimlich eine Obduktion von Kurts Körper durchführen. Das Ergebnis bestätigte seine Vermutungen. Im Blut wurden keine auffälligen Substanzen gefunden, aber in Leber und Nieren wurde das Gift Aconitin nachgewiesen - das Gift des Blauen Eisenhuts. Für Dr. Wernersen stand fest: Die Männer waren keines natürlichen Todes gestorben. Er übermittelte diese erschütternde Erkenntnis umgehend an die Staatsanwaltschaft, denn es war klar, dass das Haus von Hohenstein mehr Geheimnisse barg, als es den Anschein hatte. Die düsteren Schatten der Vergangenheit sollten endlich ans Licht gebracht werden.
Die Natur trug ihr herbstliches Kleid, und das Land wurde von goldenem Licht umhüllt. Die Bäume malten ein leuchtendes Gemälde mit ihren bunten Blättern, die im warmen Wind tanzten. An einem außergewöhnlich milden 21. Oktober waren bereits neun Monate vergangen, seit Kurt auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt worden war.
Hildegard Engelhardt, eine Frau, die trotz ihrer 86 Jahre wie Anfang 70 wirkte, führte ein Telefongespräch mit ihrer nicht gerade innig geliebten Schwiegertochter Marie-Luise. Die Worte, die sie aussprach, hatten eine geheimnisvolle Bedeutung. »Neun Monate braucht ein Kind, um im Mutterleib zu reifen«, sagte sie. Marie-Luise fragte verwirrt nach, was sie damit meine. Hildegard enthüllte, dass die Zeit der Trauer vorbei sei und sie das Land verlassen werde. Marie-Luise konnte kaum fassen, dass ihre Schwiegermutter zum ersten Mal in ihrem Leben eine Reise in Erwägung zog. Hildegard erklärte, dass es höchste Zeit sei, die Welt zu erkunden, bevor sie sich in den Sarg legen müsse.
Marie-Luise war außer sich vor Zorn. »Wie kann Schwiegermutter nur auf so eine hirnrissige Idee kommen, das Geld einfach so zu verpulvern?« Marie-Luise sah in dem Vorhaben ihrer Schwiegermutter eine direkte Bedrohung für das Erbe ihres Mannes und versuchte mit aller Kraft, Hildegard von der Reise abzubringen. Doch ihre Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt.
Trotz ihres jüngeren Aussehens war Hildegard in ihrer Mobilität eingeschränkt. Ein Gehstock war zu ihrem ständigen Begleiter geworden. Dennoch war ihr Geist wach und rege. Bereits nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns Harald hatte sie begonnen, ihr Bargeld auf verschiedene ausländische Konten zu transferieren. Sie wusste, dass sie jederzeit damit rechnen musste, dass ihre Tat ans Licht kommen und sie über Nacht aus Hamburg verschwinden müsste.
Nun, im Oktober 2022, schien der Moment gekommen zu sein. Bisher hatte sie Doktor Wernersen großzügig für seine Dienste entlohnt und vertraute darauf, dass er auch dieses Mal die Augen verschließen würde. Doch spätestens nachdem er den Totenschein für ihren letzten Ehemann ausgefüllt hatte, wurde ihr bewusst, dass er einen Verdacht hegte. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider: »Hildegard, es scheint fast so, als hätten deine Männer keine Ausdauer mit dir.«
Die Bestätigung ihres Verdachts kam, als sie feststellte, dass Doktor Wernersen nicht mehr erreichbar war. Er hatte sie verraten! Jeder Tag, der verging, machte Hildegard nervöser. Schlaflosigkeit plagte sie, denn sie erwartete jeden Moment den Besuch der Polizei vor ihrer Tür. Sie wusste, dass sie so schnell wie möglich verschwinden musste, um ihrem drohenden Schicksal zu entkommen. Das Abenteuer der Flucht lag vor ihr, und Hildegard war entschlossen, den dunklen Geheimnissen des Hauses von Hohenstein zu entkommen und eine neue Zukunft in der Ferne zu suchen.
Hildegard schmiedete Pläne für ihre Flucht. Sie hatte das Glück, dass am 2. November die ›MS Minerva 2‹, ein exklusives Kreuzfahrtschiff, in die Karibik auslaufen würde. »Minerva, der Name klingt wunderschön. War sie nicht die Göttin der Weisheit, der taktischen Kriegsführung, der Kunst und des Schiffbaus, Hüterin des Wissens?«, überlegte Hildegard. Sie war überzeugt, dass dieses Schiff perfekt für sie war. Es gab nur noch wenige freie Kabinen, aber sie konnte sich eine der teuren Balkonkabinen sichern. Geld spielte keine Rolle.
Ihre Schritte hallten durch die Flure ihres Hauses, ein nervöses Klopfen auf den Dielen. Ihr Herz raste im Takt der Unsicherheit, während sie zwischen den Zimmern hin und her wandelte. Die Spannung hing spürbar in der Luft, wie ein unsichtbarer Schleier, der ihre Vorfreude und Nervosität umhüllte. Jeder Raum schien mit Erwartung gefüllt zu sein, als ob die Wände ihre aufgeregten Gedanken widerhallten.
Es würde ihre erste richtige Reise sein, weg von ihrem Anwesen, raus aus Hamburg. Sie war vorbereitet; einen gültigen Reisepass mit ihrem Mädchennamen hatte sie griffbereit in ihrer Schlafzimmerkommode aufbewahrt. Nun machte sie sich Gedanken über ihr äußeres Erscheinungsbild.
Ihre Falten im Gesicht, die sie liebevoll ›Jahresfurchen‹ nannte, konnte...
Erscheint lt. Verlag | 19.2.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Küstenthriller • Nordmeer • Nordsee • Nordseethriller • Thriller • Wikinger • Zeitreise |
ISBN-10 | 3-7584-7628-3 / 3758476283 |
ISBN-13 | 978-3-7584-7628-0 / 9783758476280 |
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Größe: 855 KB
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