Über Pferde und Menschen (eBook)
296 Seiten
Spiritbooks (Verlag)
978-3-946435-20-4 (ISBN)
Ich reite seit meinem 13.Lebensjahr und habe meine Ausbildung in der Reitschule Martin Hölzl in Stuttgart-Möhringen begonnen. Mit meinem 1.eigenen Pferd, das ich bereits mit 14 bekam, nahm ich an Fuchsjagden und Vereinsauftritten (Quadrillereiten und Springen) teil. Durch meinen Reitlehrer, Herbert Näher, ritt ich in den 70er und 80er Jahren auf ersten öffentlichen Turnieren Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit bis Klasse M international. In den 80er Jahren war ich über 1 Jahr als Schülerin und Kundin mit meinem Pferd Elegant auf der Anlage von Udo Lange bei Pforzheim und begann an Dressurturnieren bis Klasse S teilzunehmen. Parallel dazu begann ich im Reitinstitut Egon v. Neindorff in Karlsruhe eine völlig neue Art der Reiterei kennenzulernen, die meine Sichtweise im Umgang mit Pferden bis heute stark geprägt und verändert hat. Vier meiner Dressurpferde waren damals mehrere Monate im Reitinstitut eingestellt. Ich verabschiedete mich vom Turniersport und hatte damals vor, mit Herrn v. Neindorff eine kleine private Reitschule zu gründen, was mich am 29.7.2003 zum Kauf des landwirtschaftlichen Anwesens in Heimsheim inspiriert hat. Mit Ulrike Dietmann rief ich 2013 das Horse and Spirit Festival ins Leben, das bis 2021 neun Mal im Barockreitzentrum stattfand und einzigartig in der Pferdeszene war. Es versammelte innovative Trainer und Pferdemenschen, mit der Vision, eine bessere Welt für Pferde und Menschen zu schaffen und bot dazu Workshops, Meditationen und Vorträge an.
Ich reite seit meinem 13.Lebensjahr und habe meine Ausbildung in der Reitschule Martin Hölzl in Stuttgart-Möhringen begonnen. Mit meinem 1.eigenen Pferd, das ich bereits mit 14 bekam, nahm ich an Fuchsjagden und Vereinsauftritten (Quadrillereiten und Springen) teil. Durch meinen Reitlehrer, Herbert Näher, ritt ich in den 70er und 80er Jahren auf ersten öffentlichen Turnieren Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit bis Klasse M international. In den 80er Jahren war ich über 1 Jahr als Schülerin und Kundin mit meinem Pferd Elegant auf der Anlage von Udo Lange bei Pforzheim und begann an Dressurturnieren bis Klasse S teilzunehmen. Parallel dazu begann ich im Reitinstitut Egon v. Neindorff in Karlsruhe eine völlig neue Art der Reiterei kennenzulernen, die meine Sichtweise im Umgang mit Pferden bis heute stark geprägt und verändert hat. Vier meiner Dressurpferde waren damals mehrere Monate im Reitinstitut eingestellt. Ich verabschiedete mich vom Turniersport und hatte damals vor, mit Herrn v. Neindorff eine kleine private Reitschule zu gründen, was mich am 29.7.2003 zum Kauf des landwirtschaftlichen Anwesens in Heimsheim inspiriert hat. Mit Ulrike Dietmann rief ich 2013 das Horse and Spirit Festival ins Leben, das bis 2021 neun Mal im Barockreitzentrum stattfand und einzigartig in der Pferdeszene war. Es versammelte innovative Trainer und Pferdemenschen, mit der Vision, eine bessere Welt für Pferde und Menschen zu schaffen und bot dazu Workshops, Meditationen und Vorträge an.
Kindheit und erste Begegnungen mit Pferden
Ich hatte eine behütete Kindheit mit meinen Eltern und meiner Urgroßmutter Friederike, die bereits über achtzig war und mit der ich mein Kinderzimmer teilte. Mein Leben war völlig unspektakulär. Ich ging wie alle anderen Kinder in der Nachbarschaft mit drei Jahren in den Kindergarten, der einen wunderschönen großen Garten hatte mit Wildblumen und vielen bunten Schmetterlingen, die ich sehr liebte.
Ich war ein verträumtes Kind und beobachtete gerne Tiere, nicht nur Schmetterlinge, sondern auch Ameisen und Kellerasseln und von den meisten Wiesenblumen wusste ich schon damals, wie sie hießen und wofür sie gut waren.
Meinen Vater bekam ich die ganze Woche über kaum zu Gesicht. Er war nach dem verlorenen Krieg Architekt geworden. Mehr aus einer Laune heraus. Er hatte, um nach dem Krieg als schlesischer Flüchtling Lebensmittelmarken zu bekommen, helfen müssen in Stuttgart, seiner neuen Wahlheimat, Kriegstrümmer in der Innenstadt zu beseitigen.
Da diese Tätigkeit beim Architekturstudium als Praktikum anerkannt wurde und da nach dem Krieg die meisten Häuser zerstört waren, dachte er sich, wenn er schon nicht Flugzeugbauer werden konnte, was eigentlich sein Traumberuf gewesen wäre, wäre es schlau, Architekt zu werde und statt Flugzeugen Häuser zu bauen. Seine Überlegungen waren richtig gewesen. Er war ein ziemlich erfolgreicher Architekt und hat einige hundert Häuser gebaut.
Für mich als Kind hatte das eher negative Folgen, weil ich meinen Vater so gut wie nie sah. Zum Mittagessen war er selten da und abends kam er oft so spät, dass ich schon schlief. Selbst am Wochenende sah ich ihn nur zu den Mahlzeiten und, wenn das Wetter gut war, am Sonntagnachmittag bei einem Spaziergang um den Riedsee. Sonst verbrachte er seine Zeit im Büro, auf Baustellen oder im Kunden- oder Handwerkergespräch.
Da ich ein Einzelkind war und – zumindest aus meiner Warte – immer nur den Mund zu halten hatte und lieb und unauffällig sein musste, verbrachte ich die meiste Zeit bei meinen Freundinnen Christine und Conny auf der anderen Seite der Straße. Dort genossen wir viele Freiheiten. Wir spielten im Garten und im Haus. Dort bauten wir manchmal die halbe Wohnung um, wenn wir eins unserer Lieblingsspiele „Geisterbahn“ spielten. Dann wurden die Rollläden heruntergelassen und die Möbel mit Leintüchern abgedeckt. Zwei von uns versteckten sich in der Kulisse und erschreckten die Dritte, die die Geisterbahn alleine betreten musste. Das war ein großer Spaß. Bei uns zu Hause wären derartige Spiele völlig undenkbar gewesen.
Christine und Conny hatten auch eine Puppenküche, die mit Karbid funktionierte. Darauf produzierten wir in den Wintermonaten Apfelkompott, und geröstete Haferflocken. Das schmeckte köstlich, und so konnten wir auch „Restaurant“ spielen.
Super waren auch unsere Zeltnächte im Garten, bei denen es, als wir etwas älter waren, eine Mutprobe gab. Wir mussten nachts um zwölf Uhr über die Zäune in andere Gärten steigen. Das war besonders aufregend, weil wir uns nicht immer sicher waren, ob die Leute Hunde hatten.
Der absolute Exzess war aber, mitten in der Nacht über den dunklen Friedhof zu laufen. Wir hatten alle drei tierische Angst, waren aber total stolz, dass wir uns das getraut hatten. Die Erwachsenen hatten natürlich keine Ahnung von unseren nächtlichen Abenteuern.
Besonders schön war es auch, mit Christine und Conny und deren Mutter zum Volksfest auf den Cannstatter Wasen mitgehen zu dürfen. Da fuhren wir nämlich Kettenkarussell, Boxauto, Achterbahn und natürlich Geisterbahn. Am beeindruckendsten für mich war aber, dass Conny, die Jüngste von uns, auf dem Volksfest immer reiten wollte. Ich bewunderte sie maßlos, hatte ich doch große Angst vor Pferden.
Meine erste Begegnung mit Pferden war nämlich eher traumatisch gewesen. Wie jeden Sonntag musste ich mit meinen Eltern und meiner Urgroßmutter nach dem Mittagessen spazieren gehen. Das war total doof, aber unumgänglich. Meine Eltern wussten natürlich, dass ich diese Spaziergänge überhaupt nicht mochte, zumal wir immer denselben Weg vor und zurück gingen, vom Sonnenberg in Richtung Möhringen, einmal um den besagten Riedsee und wieder heim. In meinen Augen ein völlig sinnloses Unterfangen Dann gab es Kaffee. Ich fand das schrecklich langweilig und völlig unsinnig, und Kaffee war für mich zu damaligen Zeiten nichts Erfreuliches.
Dieses Mal, es war ein sonniger Sonntag im Mai, machten wir einen Umweg über die Felder an einer Koppel vorbei, auf der mehrere Pferde grasten. Meine Eltern hatten sich das höchstwahrscheinlich ausgedacht, um mehr Begeisterung für ihre Spaziergänge bei mir hervorzurufen, was ihnen allerdings niemals gelungen ist. Bis heute sehe ich keinen gesteigerten Sinn im sinnlosen durch die Gegend Laufen oder Wandern.
Trotzdem, die Aussicht bei unserem Spaziergang an der Pferdekoppel vorbei zu kommen, gefiel mir. Ich mochte Tiere schon immer sehr gerne, vor allem Pferde, und ich war sehr traurig, dass ich nach jahrelangem Betteln nur eine Schildkröte bekam. Ein Hund, eine Katze oder womöglich ein richtiges Pony waren völlig außer Diskussion.
Ich war erst sechs Jahre alt und daher noch niemals auf einem Pferd gesessen. Ich bewunderte meine Freundin Conny immer total, wenn sie jede Gelegenheit mit Pferden in Kontakt zu kommen nutzte und dann überglücklich strahlte und unendliche Runden auf dem Rücken von irgendwelchen Zirkus- oder Volksfestpferden drehte, anstatt wie ihre Schwester und ich Eis zu essen oder Kettenkarussell, Riesenrad oder Boxauto zu fahren.
Als wir uns nun dieser Koppel näherten, wollte ich mir die Pferde ganz genau aus der Nähe ansehen. Ich hegte ja bereits seit einiger Zeit den heimlichen Wunsch, auch einmal reiten zu dürfen. Die Pferde erschienen mir sehr groß, aber zwischen uns war ja zum Glück ein ziemlich hoher und, wie ich dachte, sicherer Zaun. Umso erschrockener war ich, als ein riesiges weißes Pferd blitzschnell einen Satz nach vorne machte, seinen langen Hals über den Zaun bog, die Ohren anlegte und mich beherzt in den Rücken biss. Das Pferd biss richtig zu und ließ auch nicht los. Es hob mich an meiner Jacke hoch und schüttelte mich durch die Luft.
Ich erinnere mich noch genau an den Schmerz und das Gefühl der Panik, die ich damals empfand. Ich war mir sicher, dass das wilde Pferd mir den Rücken brechen und ich gleich tot sein würde. Mein Vater griff ein, indem er laut schreiend, mit einem Knüppel bewaffnet, auf das Pferd losging. Die Drohgebärde war erfolgreich und der Schimmel ließ mich mit einem Ruck fallen. Es sollte fast sieben Jahre dauern, bevor ich mich wieder in die Nähe von Pferden wagte.
Mit zwölf Jahren – ich war inzwischen schon auf dem Gymnasium – erzählte mir eine Klassenkameradin, dass sie Reitunterricht nehme. Ich war völlig sprachlos, auf der einen Seite entsetzt, auf der anderen Seite neidisch, und rang mehrere Wochen mit mir selbst, was das nun für mich bedeutete. Je länger ich darüber nachdachte, umso sicherer war ich mir, dass ich auch reiten lernen wollte.
Ich nahm allen Mut zusammen und teilte meiner Mutter meinen Wunsch mit. Ihre Antwort war „Du spielst doch schon Klavier und im Übrigen gehst du doch auch noch aufs Gymnasium. Du hast doch gar keine Zeit für noch ein Hobby.“
Klavier spielen war für mich ähnlich wie unsere sonntäglichen Spaziergänge eine ebenso unerfreuliche wie sinnlose Tätigkeit, obwohl ich im Grunde genommen ein musischer Mensch bin und schon immer dem Künstlerischen gegenüber aufgeschlossen war. Aber ich sah einfach keinen Sinn im Üben endloser Etüden, zumal es ja Radios und Plattenspieler gab, wenn man richtig schöne Musik hören wollte, und die Fingerübungen hauten einen echt nicht vom Hocker. Und überhaupt fragte ich mich, wieso das Ganze bei stillstehender Hand und leicht gebogenen Fingern ablaufen sollte. So bescheuert, wie das in meinen Ohren klang, das hätte mir erst einmal einer erklären müssen.
Meine Klavierlehrerin, die meiner kindlichen Auffassung nach mindestens siebzig sein musste, trug leider auch nicht zu meiner Begeisterung für das Klavierspiel bei. Mit ihrem ewigen Czerny und der Kunst der Fingerfertigkeit, sowie kurzen, täglichen und praktischen, in jedem Fall aber endlosen Fingerübungen hatte ich einfach keine Freude daran. Ich erinnere mich bis heute an die Schmerzen, die ich hatte, wenn sie mir meinen kleinen Finger mit ihrem fetten Daumen auf eine schwarze Taste drückte und dabei „haaalten!!!“ brüllte.
Meine Freundinnen, die nicht annähernd so lange spielten wie ich, durften bereits Schlager und Volkslieder spielen, während ich mich immer noch mit Akkorden oder blödsinnigen Triolenübungen, abplagte.
Aber das Allerschlimmste waren meine Freundinnen Christine und Conny, an deren Haus ich jedes Mal vorbeigehen musste, wenn ich in die Klavierstunde ging. Sie wussten genau, wann ich Unterricht hatte, und lauerten schon am Gartentörchen. Sie hüpften dann herum, zeigten mit dem Finger auf mich und lachten mich aus, weil meine Klaviermappe größer war als ich selbst.
Meine Mutter hatte einmal etwas über das Wunderkind Mozart gelesen und mich deshalb im zarten Alter von drei Jahren gefragt, ob ich nicht Klavierspielen lernen wollte. Ich hatte nur einmal an der falschen Stelle „ja“ gesagt und musste das nun seit meinem vierten Lebensjahr bereits neun Jahre lang durchziehen.
Als ich bei meiner Mutter auf Granit biss, fragte ich am nächsten Sonntag meinen Vater. Er meinte diplomatisch, ich solle es mir die nächsten vier Wochen überlegen, denn Reiten sei teuer, und wenn ich das wirklich anfangen wolle,...
Erscheint lt. Verlag | 31.1.2024 |
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Mitarbeit |
Technischer Herausgeber: Gabi Schmid Designer: Corina Witte-Pflanz |
Verlagsort | Leinfelden-Echterdingen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | American Horsemanship • Ausbildung von Pferden • Barockreitzentrum Heimsheim • Beziehungen • Bücher mit spirit • Cavallo Academy • Dressurreiten • Elke Wedig • Epona Quest • Erfahrungen mit Pferden • Linda Kohanov • Meditationen • Pferdetrainerin • Ratgeber • Showreiten • spiritbooks • spirithorses • Springreiten • Träume verwirklichen • Ulrike Dietmann • Workshop mit Pferden • Workshop mit Pferden und Menschen • Workshops • www.ulrikedietmann.de |
ISBN-10 | 3-946435-20-3 / 3946435203 |
ISBN-13 | 978-3-946435-20-4 / 9783946435204 |
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