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Das Haus Zamis 87 (eBook)

Die schwarze Flamme

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6310-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 87 - Catalina Corvo
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Die Luft wurde feuchter. Hin und wieder tropfte uns von oben kühles Wasser auf den Scheitel und in den Nacken. David warnte mich vor den rutschigen Stufen. Ich lächelte still vor mich hin. Anscheinend hielt er mich wirklich für ein hilfloses Frauenzimmer. Der Ärmste. Ich befürchtete, dass er schon bald seine Meinung über mich ändern würde.
Vorsichtig streckte ich meine magischen Fühler nach Lydia aus. Ich hatte den Hilfeschrei meiner Schwester so deutlich gespürt, als hätte sie mir ins Ohr gebrüllt. Tatsächlich, nach einer Weile gelang es mir, eine vage Ahnung von Angst und Panik zu erspüren. Aber eine magische Grenze stand zwischen mir und meiner Schwester. Eine Barriere drängte sich in meinen Geist und verbot mir, weiter voranzuschreiten ...


2. Kapitel


Thekla, Hadleigh, 1934

Der Alte und seine Demütigung amüsierten Carola ungemein. Sie kicherte schrill und laut, so als ob sie unbedingt die Aufmerksamkeit des fremden Dämons und seines Gefolges auf sich ziehen wollte. Christine ballte die Fäuste, brachte es aber nicht über sich, ihrer Schwester eine Kopfnuss zu verpassen.

Außerdem unterstützte das nur Carolas Buhlen um Beachtung. Unauffällig drängte sie sich durch die Menge zu dem Alten hin.

Zum Glück hatte sich dessen Widersacher bereits von ihm abgewandt. Mehr als ein geringschätziges Lachen hatte er nicht mehr für den gestürzten Greis übrig. Er zwinkerte Carola zu, dann bot er der Rothaarigen seinen Arm, um weiter wie ein ungekrönter König durch die Menge zu schreiten.

Carola sah ihm begehrlich nach. Sie hatte Feuer gefangen, so viel stand fest. Verhalten folgte sie dem Tross des Dämons. Christine wollte sie warnen, aber es war zu spät. Wie so oft ignorierte ihre Schwester jeglichen guten Rat und machte sich auf eigene Faust davon. Der mögliche Ärger mit Miss Pickingale war ihr anscheinend herzlich egal. Wahrscheinlich hoffte sie, ihn auf dem Rücken ihrer Schwester austragen zu können.

Christine konnte angesichts dieser Unvernunft nur den Kopf schütteln. Aber auch sie verspürte kein Bedürfnis, allzu schnell ins Haus ihrer langweiligen Ausbilderin zurückzukehren. Stattdessen widmete sie sich dem Alten.

Mit dem Dämon und seinem Gefolge war auch die magische Gasse verschwunden. Die Menschen nahmen den Alten nun wieder wahr. Kuriose bis angewiderte Blicke streiften ihn, angesichts seiner altmodischen Kleidung und des Degens.

»Schockierend«, tuschelte eine Frauenstimme halblaut. »Dieser Strauchdieb ist bestimmt betrunken. Schämen sollte er sich. In so einem Alter.«

Ohne es zu merken, wichen die Leute vor ihm zurück, so wie Pferde vor einem Hindernis scheuten.

Der Greis hockte ächzend am Boden. Er brauchte einige Sekunden, um wieder zur Besinnung und zu Kräften zu kommen. Dann erhob er sich mühsam. Den Moment nutzte die junge Hexe, um sich zu ihm zu gesellen. Sie sah ihn stolpern. Bevor er begriff, was geschah, war sie an seiner Seite, um ihn zu stützen.

Er starrte sie aus kleinen Augen an. In der dunklen Iris schimmerte eine Kraft, die in krassem Gegensatz zu seinem gebrechlichen Äußeren stand. Und auch zu dem Ausdruck der Resignation und Verbitterung, der aus jeder Falte des runzeligen Gesichtes sprach.

Er hob eine Augenbraue, dann lehnte er sich auf ihre dargebotene Schulter. »Du bist ein gutes Mädchen«, brummte er heiser mit einer Reibeisenstimme, die kaum noch Kraft besaß.

»Wohin möchten Sie gehen?«, fragte Christine ruhig.

Er schob die Unterlippe vor, als müsse er erst überlegen. »Ich habe eine Hütte außerhalb des Dorfes«, erklärte er schließlich. »Nicht weit von hier, auf der südlichen Schafsweide.«

»Ich habe noch ein wenig Zeit«, sagte Christine. »Gehen wir.«

Dankbar und sichtlich ausgelaugt überließ er sich ihrer Führung, lediglich darauf beschränkt, ihr Anweisungen zu geben, während sie ihn mehr schleppte als stützte. Sie fragte sich, wie er ohne ihre Hilfe den Marktplatz hätte verlassen können. Wahrscheinlich gar nicht oder erst nach einer langen Rast.

Neugierige Fragen brannten ihr auf der Zunge, aber sie wagte nicht, auch nur eine einzige zu stellen. Er schnaufte atemlos bei jedem Schritt, also schien ein Gespräch unmöglich.

Erst als er in seiner kleinen Schäferhütte auf einer von Holzwürmern durchlöcherten Bettstatt Platz genommen und sich mit zitternder Stimme für ihre Hilfe bedankt hatte, fasste sie sich ein Herz. »Wer sind Sie, Sir?«

Er sah sie lange an. »Mein Name ist Matthew Zamis, aber das ist nicht das, was du in erster Linie wissen wolltest, nicht wahr, Kind?«

Sie nickte verdutzt. Den Namen Zamis hörte sie heute schon zum zweiten Mal. Hatte der Alte nicht auch den engelsgleichen Dämon mit der Narbe so angesprochen? Darüber hinaus sagte das Wort ihr gar nichts. Doch immerhin hatte ihr magisches Gespür wahrgenommen, dass er kein gewöhnlicher Sterblicher war. Zwar fühlten ihre Sinne nicht die Präsenz eines anderen Dämons, aber dennoch durchdrang der Geschmack der Magie jede Faser seines Seins.

»Du bist eine von denen, nicht wahr?« Sein Blick verfinsterte sich. »Eine von der dunklen Seite.«

Da er es ihr so zielsicher auf den Kopf zusagte, erlaubte sie sich ein Nicken. »Es ist wahr. Ich bin eine Hexe.«

Eine unwirsche Geste und ein heftiges Zischen unterbrachen ihre Erklärung. »Sprich nicht weiter, Mädchen. In diesem Fall will ich nicht wissen, was du bist. Je weniger ich weiß, desto besser. Brüh mir lieber einen Tee auf. Schön kräftig.«

Er wies auf die Tür zur Küche. Christine tat, wie ihr geheißen. Eine Kanne aus Emaille stand schon vorbereitet auf dem Herd. Sie musste das Wasser nur noch erhitzen. Eilig feuerte sie den Ofen an.

»Warum?«, fragte sie durch die offene Küchentür.

»Ich mag ihn so. Ich war lange genug in Indien und Russland, dort habe ich den würzigen Tee schätzen gelernt.«

»Verzeihung, aber das meinte ich nicht.« Ungeduldig wartete sie, dass das Wasser kochte. »Ich möchte wissen, warum Sie nichts davon wissen wollen. Sie scheinen ja über derlei Dinge gut Bescheid zu wissen.«

»Ich habe mir einstmals geschworen, alle Hexen und Dämonen zu vernichten, derer ich habhaft werden kann. Du bist ein gutes Kind. Du magst Kräfte besitzen, aber ich blicke in deine Seele, und dort finde ich menschliches Licht, wo andere, die sich Hexen nennen, nur in Finsternis gestürzt sind. Bewahre dir stets, was dich menschlich macht, Kind. Und sprich nicht mehr davon.«

Christine versank in Schweigen. Auch der Alte sagte nichts mehr. Ihre Gedanken rasten. Was für ein seltsamer Großvater. Er schien viel zu wissen, und offensichtlich besaß er ein Gespür, das über ihre eigenen magischen Sinne noch weit hinausging. Aber er war ein Feind der Hexen. Sie war eine Hexe. Warum kochte sie dann Tee für ihn?

Erst das ungeduldige Pfeifen der Teekanne weckte sie aus ihrer Trance. Kaum war das Getränk bereitet, eilte sie zu seiner Lagerstatt. Aber dort fand sie ihn schlafend. Behutsam, um ihm nicht zu wecken, stellte sie ihm die Kanne und eine Tasse neben das Bett, dann schlich sie sich aus der Hütte. Sie brachte es nicht über sich, den erschöpften Greis zu wecken. Außerdem war es zweifellos ratsam, zu Miss Pickingale zurückzukehren. Denn wenn Carola dort vor ihr auftauchte, bedeutete das eine Wagenladung Ärger. Dennoch beschloss sie, ihn zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufzusuchen. Vielleicht erfuhr sie dann auch noch mehr über den arroganten Dämon, den ihre Schwester so anhimmelte.

Georg, Friedhof der Verdammten, Gegenwart

»Also, jedenfalls ist deine Familie eine komische Mischung aus langweilig und anstrengend.« Peter hatte es sich auf Georgs Oberschenkeln gemütlich gemacht, die Beine ließ er über den Rand des Sarges baumeln. »Ziemlich humorlos, kein Wunder, dass du so bist. Nur deine Schwester Coco ist lustig. Wir haben viel Spaß zusammen. Sie ist nur ein bisschen wunderlich.«

Wunderlich? Nur zu gerne hätte Georg seinem Quälgeist den Plappermund mit bloßen Händen herausgerissen. Aber zum einen war das bedauerlicherweise sein eigener Mund, der all diese Sinnlosigkeiten hervorbrachte, zum anderen war er noch immer nicht in der Lage, auch nur die kleinste Fingerspitze zu heben. Die Magie dieses Seelengefängnisses dauerte an und hatte nichts von seiner Macht eingebüßt.

Diesmal hatte Peter, der elende Körperdieb, als Geschenk eine tote Katze mitgebracht. Steif lag sie an Georgs Schulter. Lächelnd und von den Worten begleitet »Hier hast du was zum Kuscheln«, hatte Peter sie ihm in den Sarg gelegt.

Sie roch streng. Nach Fisch, der eine Woche in der Sonne gelegen hatte. Obwohl Georg nicht einmal atmen konnte, fraß sich die schreckliche Ausdünstung einen Weg in seine Riechorgane. Eine Scheußlichkeit mehr, die sich Peter einfallen ließ, um ihn zu demütigen.

Als könne Peter seine Gedanken lesen, kam er wieder auf die Katze zu sprechen. »Magst du sie? Ich hoffe, die Farbe gefällt dir. So eine Gefleckte ist das. Ich hab sie eigenhändig für dich ertränkt. Sie hat mich dabei sogar gekratzt. Da schau!«

Mit dem Eifer eines Dreijährigen wedelte Peter mit der linken Handfläche vor Georgs Nase herum. »Also da. Siehst du den Striemen am Handballen? Das war dieses Mistvieh. Aber ich habe ihm trotzdem alle neun Leben gleichzeitig aus der Lunge gepresst. Da siehst du mal, was ich alles für dich tue. Ich denke an dich. Ich kümmere mich um dich. Ich schenk dir Kuscheltiere und Blumen. Und vergiss nicht die Pralinen vom letzten Mal, die haben dir doch gut geschmeckt.«

An die Pralinen erinnerte sich Georg höchst ungern. Bei seinem zweiten Besuch am Sarg hatte ihm Peter erst den Kiefer aufgezwängt und ihm dann immer eine Handvoll belgischer Trüffel tief in den Rachen...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2024
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-6310-4 / 3751763104
ISBN-13 978-3-7517-6310-3 / 9783751763103
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