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Liestaler Zwielicht (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-154-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Liestaler Zwielicht -  Ina Haller
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Bestsellerautorin Ina Haller macht Liestal zur Bühne menschlicher Abgründe -unheimlich spannend und voller überraschender Wendungen. Am Rande der Liestaler Altstadt stoßen Samantha und ihre Kollegin Giulia auf eine leblose Frau. Die Ermittler gehen von einer natürlichen Todesursache aus, doch dann werden bei der Autopsie K.-o.-Tropfen im Körper der Toten nachgewiesen. Kurz darauf verschwindet Giulia spurlos, und in ihrer Wohnung werden die gleichen Substanzen wie im Blut der Toten gefunden. Samantha will der Sache auf den Grund gehen. Als ihr bewusst wird, dass sie sich damit auf gefährliches Terrain begibt, ist es beinahe zu spät ...

Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Nach dem Abitur studierte sie Geologie. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie »Vollzeit-Familienmanagerin« und Autorin. Zu ihrem Repertoire gehören Kriminalromane sowie Kurz- und Kindergeschichten. www.inahaller.ch www.facebook.com/autorininahaller www.instagram.com/ina.haller.autorin/

Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Nach dem Abitur studierte sie Geologie. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie »Vollzeit-Familienmanagerin« und Autorin. Zu ihrem Repertoire gehören Kriminalromane sowie Kurz- und Kindergeschichten. www.inahaller.ch www.facebook.com/autorininahaller www.instagram.com/ina.haller.autorin/

EINS

»Ich muss einen Abstecher machen, bevor ich zu Amry zurückkehre«, sagte Giulia zu Samantha und deutete nach rechts. »Wenn ich im Stedtli bin, kann ich das gleich erledigen.«

»Was musst du machen?«, fragte Samantha und schaute auf ihre Armbanduhr. Es blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Wochenbesprechung.

Franz Ammann hatte eine solche eingeführt, da am Montag jeweils Cornelia Ryser in Liestal war. Cornelia war seine Nichte und seit letztem Sommer nach dem Tod ihrer Mutter Annemarie die Miteigentümerin des kleinen Kosmetikunternehmens Amry Cosmetics.

Seit zwei Jahren war Samantha bei dem Familienbetrieb angestellt, der vorwiegend Bodylotionen, Gesichts- und Sonnencremen sowie Hautreinigungsprodukte herstellte. Als sie angefangen hatte, waren sie zehn Angestellte. Inzwischen waren es fünfzehn. Samantha gefiel an ihrem Job, zur Allrounderin geworden und nicht nur für die Qualitätssicherung zuständig zu sein.

Franz und Cornelia legten großen Wert auf die Natürlichkeit und Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Auch das gefiel Samantha.

Franz war ein angenehmer Chef, obwohl es für Samantha nach wie vor seltsam war, direkt dem Eigentümer unterstellt zu sein. Er ließ seinen Mitarbeitenden viel Freiheit, solange die Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigt wurde. Was er nicht ausstehen konnte, war Unpünktlichkeit.

Mit Cornelia hatte Samantha wenig zu tun.

»Das reicht locker«, sagte Giulia. Sie war die Chefsekretärin.

»Das ist meine rechte Hand«, stellte Franz sie jeweils vor. »Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun sollte.«

»Ich muss nur die Pflanzen gießen. Eine Freundin von mir hat eine Physiotherapiepraxis aufgemacht. Ihre Partnerin Fabia ist in den Ferien, und sie selbst liegt krank im Bett. Da hat sie mich gebeten, ob ich vorbeischauen kann«, sagte Giulia.

»Ist es weit von hier?«, fragte Samantha.

»Nein. Die Praxis befindet sich im Ziegelhof.«

»Im Ziegelhof? Du meinst in der stillgelegten Brauerei?«

»Genau dort.«

Samantha warf einen neuen Blick auf ihre Armbanduhr. »Okay, ich komme gerne rasch mit, besonders bei dem schönen Frühlingswetter.«

Das gesamte Wochenende hatte es geregnet, und es hatten Temperaturen um zehn Grad geherrscht. Der Frühling war bisher ins Wasser gefallen. An den Ostertagen vor zwei Wochen, die dieses Jahr Ende März gewesen waren, hatte es sogar geschneit. Das für den April typisch wechselhafte Wetter dauerte seitdem an. Pünktlich zum Wochenstart hatte die Sonne die Wolken vertrieben, und das Thermometer zeigte zum ersten Mal in diesem Jahr fast zwanzig Grad.

Sie liefen an dem »Museum.BL« vorbei in den Neuweg und bogen kurz darauf links in eine schmale Straße ab. Samantha erkannte die beiden Gebäude, die mit einer überdachten Galerie verbunden waren. Davor parkten mehrere Autos. Im Veloständer standen drei Velos. Die Fassaden der Häuser waren mit Graffitis besprayt, und an einigen Stellen blätterte der Putz ab.

Giulia hielt vor dem rechten der beiden Häuser an und holte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche. Sie stieß die Holztür auf. Samantha folgte ihr, und sie liefen die Steintreppe in den ersten Stock hoch. Giulia machte halt. Samantha lehnte sich im Treppenhaus gegen die Wand mit den mintgrünen Plättli, während Giulia den richtigen Schlüssel suchte. Sie betraten einen Korridor mit einem Holzboden mit Fischgrätenmuster. Rechts und links hatte es Türen. Einige von ihnen hatten Holzrahmen mit Glasfenstern, durch die man nicht in die Räume schauen konnte, da sie eine unebene Oberfläche besaßen oder auf der Innenseite eine Store heruntergezogen war.

»Wieso ist hier offen?«, fragte Giulia und zeigte auf eine angelehnte Tür, neben der eine Tafel angebracht war, auf der in geschwungenen blauen Buchstaben »Physio Arnold & Burri« stand.

»Pfui Teufel!«, entfuhr es ihr, als sie die Tür aufstieß und die Physiopraxis betrat.

Samantha registrierte den Gestank, der nach draußen strömte. Scharf, beißend und gleichzeitig muffig und faulig.

»Erst einmal lüften«, sagte Giulia. Sie presste ein Papiertaschentuch auf Nase und Mund, hielt sich links und verschwand im Inneren. Samantha hörte, wie sie eine Tür öffnete.

Samantha zögerte, bevor sie ihr in die Praxis folgte. Sie fand sich in einem schmalen Gang wieder, in dem zwei Stühle mit einem schwarzen Tischchen standen. Die Holzwand sah nicht stabil aus und musste nachträglich eingezogen worden sein. Auf dem Tischchen lagen einige Illustrierte. Offenbar war das der Wartebereich.

Samantha presste den Kragen ihrer Jacke gegen Nase und Mund und bemühte sich, flach durch den Mund zu atmen.

Es hatte zwei Türen. Die rechte war einen Spaltbreit geöffnet, und die linke stand ganz offen. Samantha hörte aus dem linken Zimmer ein Klicken. Sie spähte in den Raum und erblickte Giulia, die gerade die Sprossenfenster aufriss.

Hier roch es nicht so intensiv, dennoch nach wie vor unangenehm genug. Samantha ging hinein und stellte sich vor ein Fenster. Milde Luft strömte herein und drängte den Geruch zurück, aber ganz verschwand er nicht.

Der Boden bestand ebenfalls aus Fischgrätenparkett. In der Mitte stand eine anthrazitfarbene Behandlungsliege. An der linken Wand hatte es einen weißen Schrank. Ein Poster mit der Überschrift »Die Muskulatur des Menschen« hing daneben, auf dem ein Mann von vorne und hinten abgebildet war. Die verschiedenen Muskelstränge waren beschriftet, allerdings waren die Buchstaben klein, und Samantha konnte sie von ihrem Standpunkt aus nicht entziffern. Auf der gegenüberliegenden Seite waren zwei Stühle und ein zweites schwarzes Tischchen, auf dem eine Digitaluhr und eine Grünpflanze standen. Vor den Fenstern befanden sich zwei weitere Pflanzen, die fast so groß wie Samantha waren. Die Sonne schien herein, was den Raum freundlich und hell erscheinen ließ. Alles sah sauber aus, und Samantha erkannte nichts, das der Grund für den Gestank sein konnte.

»Ich frage mich, was die beiden gemacht haben«, sagte Giulia.

»Sie haben Essbares über das Wochenende vergessen«, versuchte Samantha sich an einer Erklärung.

»Essbares in einer Physiopraxis – so ein Blödsinn.« Giulia verließ den Raum und sagte: »Aber ich schaue mal nebenan nach.«

Samantha blickte auf die schmale Straße, auf der gerade ein Auto langsam über das Kopfsteinpflaster fuhr. Der Gestank … das roch nicht nach verdorbenem Essen, sondern als ob jemand erbrochen hätte. Doch es war nicht nur das. Samantha starrte zur Tür, durch die Giulia verschwunden war. Bevor sie wusste, woran der Gestank sie erinnerte, ließ sie ein Schrei zusammenfahren. Das war Giulia gewesen.

Samantha rannte aus dem Zimmer. Giulia wankte und taumelte auf Samantha zu. Ihr Gesicht war blass. Als sie Samantha erreichte, knickten ihre Beine ein. Knapp konnte Samantha sie auffangen und zu einem der beiden Stühle führen.

»Da«, stammelte Giulia. »Dadrin.« Sie zitterte am ganzen Körper.

»Was ist dort?« Samantha nahm ihre Hand, die eiskalt war.

Giulia antwortete nicht und schüttelte den Kopf.

Samantha richtete sich auf. Der Gestank intensivierte sich, je näher sie der Tür kam. Vorsichtig spähte Samantha ins Innere.

»Um Gottes willen!«, entfuhr es ihr, als sie die Person auf dem Boden liegen sah. Erbrochenes war auf dem Tisch und Boden verteilt.

Samantha drängte den Ekel zurück und hockte sich neben die Frau auf dem Boden, darauf bedacht, nicht in das Erbrochene zu treten.

Die Frau reagierte nicht, als Samantha sie antippte. Die Augen waren starr zur Decke gerichtet. Das Gesicht war grau und die Farbe aus den Lippen gewichen. Samantha tastete nach dem Puls. Die Haut fühlte sich klamm an. Kalt. Leblos.

»Sie ist tot, nicht wahr?«, hörte Samantha hinter sich.

Giulia stand gegen den Türrahmen gelehnt. Die Farbe ihrer Haut hatte fast den gleichen Ton wie die der Frau am Boden.

Samantha spritzte sich Wasser ins Gesicht und schaute auf. Sie musterte sich im Spiegel. In ihren braunen Teint, der für eine Inderin untypisch hell war, hatte sich ein grauer Farbton gemischt. Ihre leuchtend grünen Augen waren aufgerissen. Eine Strähne ihrer schwarzen, dichten Haare hatte sich aus dem Rossschwanz gelöst.

Samantha verließ das WC, das sich im Treppenhaus befand, und setzte sich neben Giulia auf die Stufen. Vom Wesen der sonst so quirligen Italienerin war nichts zu spüren. Zusammengesunken kauerte die zierliche Frau neben ihr und starrte vor sich hin. Die Tür zum Korridor stand offen, aber Giulia schien nichts davon mitzubekommen, was dort gerade passierte.

Samantha hörte Stimmen, und zwei Männer traten aus der Physiopraxis. Beide trugen weiße Ganzkörperanzüge. Der eine streifte die Kapuze vom Kopf. Den Namen, den er ihr genannt hatte, wusste sie nicht mehr. Nur noch, dass er der Amtsarzt war. Einer der Polizisten hatte ihn in die Praxis begleitet. Ein Beamter in einem weißen Anzug mit einem silbrigen Koffer betrat jetzt die Praxis.

Samantha schaute zu Giulia. Sie war aschfahl. Seitdem Samantha den Notruf gewählt hatte, hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Samantha lehnte sich gegen die Wand mit den mintgrünen Plättli. Ihr war übel, und sie hätte einiges darum gegeben, an die frische Luft zu dürfen.

»Bitte bleiben Sie dort«, hatte ein Beamter sie angewiesen.

Das Klingeln eines Handys ließ sie zusammenfahren.

»Das ist deins«, sagte Samantha.

Giulia rührte sich nicht.

Samantha berührte ihren Arm. »Dein Handy klingelt.«

Keine Reaktion.

Das Klingeln hörte auf. Einige Sekunden später klingelte es erneut. Dieses Mal war es...

Erscheint lt. Verlag 28.5.2024
Reihe/Serie Samantha-Reihe
Samantha-Reihe
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Baselland • Baselland Krimi • Brutal • Ermittlerkrimi • K.O.-Tropfen • Leichte Lektüre • Liestal • Liestal Krimi • Mord • Private Ermittlerin • realistisch • Regionalkrimi • Samantha-Reihe • Schweiz Krimi • Spannung • Unheimlich
ISBN-10 3-98707-154-0 / 3987071540
ISBN-13 978-3-98707-154-6 / 9783987071546
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