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The Extraordinaries - Alte Geheimnisse (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
496 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29272-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Extraordinaries - Alte Geheimnisse -  T. J. Klune
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Es ist kurz vor den Sommerferien, und eine Hitzewelle hat Nova City fest im Griff. Dennoch ist Nick Bell guter Dinge: Mit seinem supersexy Freund Seth und seinen Freundinnen Jazz und Gibby hat er ein Superhelden-Team gegründet, um die Bürger von Nova City zu schützen. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellt: Simon Burke kandidiert für das Amt des Oberbürgermeisters. Sollte er gewinnen, würde das das Ende der Extraordinaries bedeuten. Doch damit nicht genug: Gerüchten zufolge ist Superschurke Shadow Star aus dem Gefängnis geflohen. Nick und seine Freunde müssen über sich selbst hinauswachsen, um Nova City vor dem Schlimmsten zu bewahren ...

Im Alter von sechs Jahren griff T. J. Klune zu Stift und Papier und schrieb eine mitreißende Fanfiction zum Videospiel »Super Metroid«. Zu seinem Verdruss meldete sich die Videospiel-Company nie zu seiner verbesserten Variante der Handlung zurück. Doch die Begeisterung für Geschichten hat T. J. Klune auch über dreißig Jahre nach seinem ersten Versuch nicht verlassen. Nachdem er einige Zeit als Schadensregulierer bei einer Versicherung gearbeitet hat, widmet er sich inzwischen ganz dem Schreiben. Für die herausragende Darstellung queerer Figuren in seinen Romanen wurde er mit dem Lambda Literary Award ausgezeichnet. Mit seinem Roman »Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte« gelang T. J. Klune der Durchbruch als international gefeierter Bestsellerautor.

1


Kurz vor der Dämmerung dehnten und streckten sich die Schatten, als ob die herannahende Finsternis nach allem greifen wollte, während die Hitze des ausklingenden Sommertages ihre glühenden Klauen in das pochende Herz der Stadt grub. Aus den Gullydeckeln quoll Dampf und braunes Wasser, die Luft roch nach Verzweiflung und maroder Infrastruktur.

Menschen eilten über die Bürgersteige, der Schweiß lief ihnen übers Gesicht wie Ströme von Tränen, während sie stumm nach jemandem schrien, der sie vor sich selbst rettete. Staus und Gehupe überall, Fäuste reckten sich wütend aus Autofenstern, links und rechts der Straßenschluchten ragten dunkle Gebäude auf – die Türme der Reichen und Mächtigen, die die Bevölkerung in ihrem teuflischen Griff gefangen hielten. Neonlichter knisterten gegen die heraufziehende Dunkelheit an und erhellten die Gesichter der Verdammten und Vergessenen. Die Hitze, die über diese Stadt aus Stahl und Glas hereingebrochen war, ließ die Luft über dem rissigen Asphalt flimmern.

»Wer wird uns beschützen?«, riefen die Menschen klagend, den angstvollen Blick auf den dunkler werdenden Himmel gerichtet. »Wer wird der Held sein, nach dem wir uns so sehr sehnen? Wenn es nur jemanden gäbe, der das Zeug hat, der Held zu sein, den wir verdienen! Nein, der Held, den wir brauchen

Dies war eine kranke Stadt, Tumore hatten sich längst in ihre Knochen und das Bindegewebe gefressen, ohne Hoffnung auf Heilung. Eine Stadt, die in einem Krieg um ihre Seele gefangen war. Wie ein dünner Lichtstrahl, den die Schatten des Bösen vollends zu verschlingen drohten, während Wahrheit und Gerechtigkeit immer weiter an Gewicht verloren und die Waage Richtung Chaos ausschlug.

Aber die Stadt war nicht allein. Sie hatte jemanden, der sie liebte. Jemanden, der sein Leben geben würde, um sie zu retten.

Auf dem Dach eines flachen Gebäudes, das früher ein Joghurt-Laden gewesen und jetzt eine Hipster-Café-Lounge mit Holzstämmen anstelle von Stühlen war, kauerte eine Gestalt wie ein Wasserspeier und beobachtete, wie Hunderte von Jahren Menschheitsgeschichte binnen eines Wimpernschlags vorbeizogen. Der Held der Stadt drehte den Kopf ein Stück, die weißen Linsen seines Helms blitzten auf, während sich der entblößte Mund zu einem wütenden Knurren verzog.

»Dies ist meine Stadt«, fauchte er bedrohlich. »Und ich werde alles tun, um ihre Bevölkerung zu schützen.« Sein Kopf ruckte hoch, als er in der Ferne einen Schrei hörte.

»Horch! Ein Verbrechen ist im Gange.« Er blickte in die Ferne, die Lichter eines nahe gelegenen Mobilfunkmasten blinkten rot, als wollten sie sagen: Ich bin der Puls von Nova City, schwach und unbeständig. Könnte mein Licht doch nur ewig brennen!

»Ja«, flüsterte der Held. »Ich höre dich. Ich sehe dich.« Er erhob sich langsam, seine starken Muskeln bewegten sich sexy unter dem Kostüm, das ein Symbol für Freiheit, Hoffnung und Gerechtigkeit war. Er atmete tief ein. »Und ich kann dich riechen! Aber, Moment, außerdem auch schmecken? Oh mein Gott, was zum Teufel ist das? Verdammte Scheiße, es ist überall.« Er würgte. »Es verklebt meine Luftröhre! Ist jemand gestorben und ins Trinkwasserreservoir gefallen, wo seine aufgedunsene Leiche bald in einer Gasexplosion alles vergif… Nein. Konzentrier dich. Die Dunkelheit hat ihren Weg in die …«

»Jetzt mach mal halblang«, sagte eine andere Stimme. »Ich liebe dich, aber du quasselst seit einer Viertelstunde vor dich hin. Und obwohl ich deine Kreativität zu schätzen weiß, sollten wir uns besser beeilen, bevor die Diebe mit den Juwelen abhauen.«

Der Außergewöhnliche, bekannt als der Wächter, verlor das Gleichgewicht, fiel rücklings auf das Dach und blinzelte erschrocken in den Nachthimmel hinauf. Einen Moment später versperrte die Silhouette einer vertrauten Gestalt ihm die Sicht: dunkle, ins Gesicht hängende Locken, dazu ein schickes schwarzes Kostüm mit roten Paspeln an den Beinen und dem Oberkörper. Auf der Brust prangte ein Flammensymbol, das Erkennungszeichen des Helden.

»Pyro Storm«, drang die modulierte Stimme des Wächters aus seinem azurblauen Helm. Er ignorierte die angebotene Hand und stand auf. »Ich wusste, dass du hier sein würdest.«

Seth blinzelte. »Das will ich doch hoffen. Immerhin sind wir zusammen hergekommen. Wäre schon seltsam, wenn ich plötzlich verschwinden würde.«

»Wäre es das?«, zischte der Wächter. »Oder ist das alles nur Teil deines Plans, mich allein zu erwischen, damit du dich mit mir vergnügen kannst?« Er trat einen Schritt von dem Außergewöhnlichen zurück. Und noch einen. Bis er mit den Fersen an einem Dachvorsprung hängenblieb, sich im Fallen herumdrehte und seinen Sturz gerade noch vor der Dachkante abfangen konnte.

»Du hast mir eine Falle gestellt, Pyro Storm«, sagte er über die Schulter. »Ich bin einem Ruf gefolgt, weil ich dachte, es wäre ein Bürger, der gerettet werden muss, aber stattdessen warst du es. Du, mit deinem unbestechlichen Gerechtigkeitssinn und deinem zum Sterben schönen Antlitz. Mein ganzer Körper kribbelt vor angestauter Lust und Erregung.«

»Tatsächlich?«, fragte Seth, während sein schwarz-roter Helm von den Fingern seiner linken Hand baumelte. »Für jemanden, der sich angeblich noch nicht sicher ist, gibst du erstaunlich eindeutige Signale.«

»Schurke!«, schrie der Wächter und schnappte nach Luft. »Wie kannst du es wagen, mich einfach anzusprechen?« Der Modulator ließ seine Stimme klingen, als würde er fünfzig Zigarren am Tag rauchen. »Wage ja nicht, mir mit deinem Feuer das Kostüm vom Leib zu brennen, damit ich nackt und hilflos vor dir stehe, obwohl ich mehr als gewillt bin mitzumachen. Ich sage das nur, weil Einvernehmen wichtig ist, auch bei Rollenspielen. Mein Safeword ist übrigens Schlachtplatte, und nein, du darfst nicht fragen, warum.«

»Weil du gerne Wurstaufschnitt von einem Holzbrett isst.«

»Genau.«

»Nick, du kannst nicht einfach …«

Nick hustete.

»Nicky, du musst …«

Er hustete lauter. Hoffentlich würde Seth das Signal endlich verstehen, denn sein Hals schmerzte bereits.

Seth verdrehte die Augen. »Wächter.«

»Schon besser. Danke. Wir haben es doch oft genug besprochen: Wenn ich mein Kostüm und den Helm trage, bin ich nicht mehr Nick, sondern der Wächter. Trage ich das Kostüm, den Helm aber nicht, bin ich Nick, weil du dann mein Gesicht sehen kannst. Oder ich trage keines von beidem und bin splitterfasernackt. Dann darfst du mich nennen, wie immer du willst.« Nick zwinkerte. Da fiel ihm wieder ein, dass Seth das Zwinkern gar nicht sehen konnte, weil er ja seinen Helm trug.

»Ich habe dir gerade zugezwinkert«, erklärte der Wächter. »Nur falls du dich wunderst.«

»Oh«, machte Seth. »Tue ich gar nicht, aber danke für die Klarstellung. Das ändert alles.«

Der Wächter zog seinen Helm aus, und die Welt um ihn herum verlor ein wenig an Kontur. (Der Helm hatte ziemlich starke Linsen, die Nick weiter sehen ließen und außerdem schärfer. Am liebsten hätte er ihn immer getragen, was er aus Gründen, die sich seinem Verständnis entzogen, nicht durfte.) Dann legte Nicholas Bell seinen Helm auf dem Dach ab und wandte sich seinem Freund zu. »Es war keine Viertelstunde.«

»Stimmt«, bestätigte Seth Gray mit einem Schmunzeln. »Eher zwanzig Minuten. Ich bin nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, wenn ein Superheld seine Pläne über so eine lange Zeitspanne laut rezitiert. Was, falls jemand zuhört?«

Nick zuckte zusammen. Daran hatte er gar nicht gedacht. Anscheinend war ihm das Wächtersein ein bisschen zu Kopf gestiegen. Wie jedes Mal. Und diesmal mehr als nur ein bisschen.

Es war erst einen Monat her, dass er nach Gibbys Abschlussfeier nach Hause gekommen war und auf dem Küchentisch ein Paket vorgefunden hatte. Darin befand sich ein Brief von Miss Raten, der Außergewöhnlichen-Dragqueen, die ihre Gegner mit bissigen Kommentaren genauso gründlich grillte wie mit Stromstößen. Sie trug Armreifen und hatte kilometerlange Beine. Armreifen standen Nick nicht, und seine eigenen Beine waren blass und dünn, die Knie knorrig, und auf der Innenseite des rechten wuchs ein einsames, unfassbar langes Haar. Was umso ärgerlicher war, da Nick auf der Brust kein einziges hatte.

Der Brief war süß und wunderbar gewesen, aber noch nicht das Beste. Nein, das Beste war das Kostüm, das Miss Raten unter Mithilfe von Nicks Freunden für ihn entworfen hatte: Blau und Weiß mit einem dazu passenden Helm.

Und hier stand Nick nun in all seiner Pracht. Auch wenn Pracht vielleicht etwas übertrieben war. Denn wenn man beschloss, ein echter Außergewöhnlicher zu sein, musste man ein hautenges Kostüm tragen, um ernst genommen zu werden. Das Problem dabei war nur, dass Nicks Körper seltsam geformt war und sich Bereiche, die sich eigentlich ausbeulen sollten – Oberarme, Brustmuskeln und ja, auch der Schritt –, bei ihm überhaupt nicht ausbeulten.

(Als er das Kostüm das zweite Mal anprobierte, diesmal vor dem Spiegel, stopfte er sich eine dicke Socke in die Unterhose. »Ach, das meinst du?«, sagte er zu seinem Spiegelbild. »Keine Sorge, das ist nur mein Penis. Und ja, er ist so groß.« Dann war sein Vater ohne Anklopfen hereingekommen. Die Stille, die darauf folgte, war gigantisch. Sein Vater hatte das Zimmer im Rückwärtsgang wieder verlassen und sie hatten nie wieder darüber gesprochen. Und Nick hatte nie wieder Socken in seine Unterhose gestopft.)

Es gab also einen...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2024
Reihe/Serie The Extraordinaries-Reihe
The Extraordinaries-Reihe
Übersetzer Michael Pfingstl
Sprache deutsch
Original-Titel The Extraordinaries – Heat Wave Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2024 • Coming of Age • eBooks • Fan-Fiction • Fantasy • Friends to Lovers • Highschool • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestsellerautor • Queere Fantasy • Selbstfindung • Slow Burn • SPIEGEL-Bestsellerautor • Superhelden • Urban Fantasy • usa-today-bestsellerautor
ISBN-10 3-641-29272-7 / 3641292727
ISBN-13 978-3-641-29272-0 / 9783641292720
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