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Raybearer - Die Masken der Aiyetoro (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
480 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60801-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Raybearer - Die Masken der Aiyetoro -  Jordan Ifueko
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Seit frühester Kindheit wurde sie darauf vorbereitet: Endlich zieht Tarisai in die Hauptstadt des Königreichs, um dort eine von elf Vertrauten des Kronprinzen Dayo zu werden. Sie, die in kompletter Isolation aufgewachsen ist, findet dadurch die Gemeinschaft, nach der sie sich immer gesehnt hat. Doch die neue Position gibt ihr auch Macht - die Macht, Dayo zu töten ... Genau das ist der magische Wunsch ihrer manipulativen Mutter, der Tarisai als Kind eingepflanzt wurde und dessen grausame Magie sie gefangen hält. Wird Tarisai stark genug sein, die zu verteidigen, die sie liebt?

Jordan Ifueko ist die New-York-Times-Bestsellerautorin der »Raybearer«-Reihe und der Marvel-Comic-Reihe »Moon Girl und Devil Dinosaur«. Sie war bereits Finalistin für den Nebula Award, den Ignyte Award, den Audie Award und den Hugo Lodestar. Sie schreibt über »Magic Black Girls«, die nicht immer magisch sind, denn ehrlich gesagt, haben sie sich eine Pause verdient. Ifueko lebt mit ihrem Mann und ihrem dreibeinigen Hund in Atlanta.

Jordan Ifueko ist die New-York-Times-Bestsellerautorin der »Raybearer«-Reihe und der Marvel-Comic-Reihe »Moon Girl und Devil Dinosaur«. Sie war bereits Finalistin für den Nebula Award, den Ignyte Award, den Audie Award und den Hugo Lodestar. Sie schreibt über »Magic Black Girls«, die nicht immer magisch sind, denn ehrlich gesagt, haben sie sich eine Pause verdient. Ifueko lebt mit ihrem Mann und ihrem dreibeinigen Hund in Atlanta.

Kapitel 1


Es hätte mich nicht überraschen sollen, dass es Feen wirklich gibt.

Nicht, wenn Elefanten als schwerfällige Flut unter meinem Fenster vorbeitrampelten und Lichtfunken mir im Staub zuzwinkerten, der über dem Meer aus Stoßzähnen und ledriger Haut tanzte. Ich beugte mich bedenklich weit über das Fensterbrett vor in der Hoffnung, einen solchen Funken zu fangen, bevor jemand von der Dienerschaft mich wieder ins Hausinnere zerrte.

»Schäm dich, Tarisai, schäm dich!«, schalten mich die, die mich unterweisen sollten. »Was würde die Dame nur tun, wenn du fällst!«

»Aber ich wollte die Lichter sehen«, sagte ich.

»Das sind nur Tutsu-Geister«, sagten die Gelehrten und scheuchten mich vom Fenster fort. »Freundliche Geister, die verirrten Elefanten den Weg zum Wasserloch weisen.«

»Oder in die Fänge von irgendwelchen Löwenrudeln«, murmelte eine von ihnen. »Wenn sie weniger freundlich gestimmt sind.«

Magie, so lernte ich rasch, war launenhaft. Als ich zum bauchigen Stamm des Boabbaums im Hof hinüberblinzelte, erschien dort ein freches Gesicht. »Kye, kye, kleine Mörderin«, kicherte es, bevor es wieder in der Borke verschwand.

Mit sieben fand mich der Mann mit den Flügeln aus kobaltblauem Feuer. In dieser Nacht hatte ich entschieden, Swana, das zweitgrößte Land im Aritischen Reich, nach meiner Mutter abzusuchen. Ich war an den schnarchenden Mägden und Gelehrten vorbeigeschlichen, hatte mir Mangos in einen Sack gestopft und war über die Lehmziegelmauer gekraxelt.

Der Mond hing hoch über der Savanne, als der Alagbato – auch eine Fee – mitten auf meinem Weg erschien. Das Licht schimmerte in seinen goldgesprenkelten Augen, die so weit waren, dass sie ihm bis zu den dunklen Schläfen reichten. Er packte mich hinten an meiner Kleidung und hob mich hoch, um mich von oben bis unten zu betrachten. Ich trug einen Lappa in der Farbe von Bananenblättern, den ich mehrmals unter den Armen um meinen Körper gewickelt hatte und der meine Schultern freiließ. Der Alagbato beobachtete amüsiert, wie ich vor ihm in die Luft boxte und trat.

Ich liege im Bhekina-Haus im Bett, versuchte ich mich zu beruhigen.

Mein Herz schlug wie eine Faust auf das Ziegenleder einer Trommel. Ich biss mir in die Wange, um mir zu beweisen, dass ich träumte.

Ich bin von hauchdünnen Moskitonetzen umgeben, und die Dienerinnen fächeln mir mit Palmwedeln Luft zu. Ich kann das Frühstück aus der Küche riechen, Maisbrei und Eintopf mit Matembafisch …

Doch meine Wange begann zu pochen. Ich lag nicht im Bett. Ich war verloren im Swani-Grasland, und ein Mann, der aus puren Flammen bestand, hatte mich gefunden.

»Hallo, Tarisai.« Sein Wüstenatem wärmte meine perlenverzierten Zöpfe. »Wohin des Weges?«

»Woher weißt du meinen Namen?«, wollte ich wissen. Waren Alagbatos allwissend wie Am, der Geschichtenerzähler?

»Ich bin der, der ihn dir gab.«

Ich war zu wütend, um diese Antwort in mich aufzunehmen. Und warum musste er nur so hell sein? Sogar das Haar schimmerte wie eine leuchtende Wolke um sein schmales Gesicht. Wenn die Wachen ihn bemerkten …

Ich seufzte. Ich hatte es nicht einmal eine Meile weit in die Savanne geschafft. Es wäre so erniedrigend, wenn sie mich hier erwischen würden! Die Gelehrten würden mich schon wieder einschließen, und diesmal würden sie wirklich jedes Fenster im Bhekina-Haus vernageln.

»Ich darf nicht berührt werden!«, spie ich und versuchte, den Griff des Alagbatos zu lösen. Seine Haut fühlte sich warm und heiß an, wie Ton, der in der Sonne aushärtet.

»Du darfst nicht? Du bist klein genug, dass ich dich tragen könnte. Man sagte mir, Menschenkinder brauchen diese Art von Zuneigung.«

»Nun, ich bin kein Menschenkind«, gab ich triumphierend zurück. »Also lass mich runter!«

»Wer hat dir das gesagt, kleines Mädchen?«

»Niemand«, gab ich nach kurzem Zögern zu. »Aber alle sagen es hinter meinem Rücken. Ich bin nicht wie andere Kinder.«

Es war vermutlich nichts als eine Lüge. Tatsächlich hatte ich noch niemals andere Kinder gesehen, außer in den Karawanen, die in einiger Entfernung am Bhekina-Haus vorbei zum Markt zogen. Jedes Mal winkte ich aus dem Fenster, bis mir fast die Arme abfielen, aber sie winkten nie zurück. Die Kinder starrten an mir vorbei, ganz, als wäre unser Anwesen – Hauptgebäude, Obstgarten und Nebengebäude, alles zusammen so groß wie ein eigenes kleines Dorf – für alle außerhalb unsichtbar.

»Ja«, sagte der Alagbato grimmig. »Du bist anders. Suchst du deine Mutter, Tarisai?«

Ich hörte sofort auf, mich ihm zu widersetzen, und meine Glieder hingen an mir herab wie Schlingpflanzen. »Weißt du, wo sie ist?«

Meine Mutter war wie der Nebel am Morgen: Erst da, dann fort, verschwunden in einer Wolke aus Jasminduft. Alle im Bhekina-Haus beugten abergläubisch das Haupt, wenn sie an der hölzernen Büste in meinem Schreibzimmer vorbeikamen. Sie nannten sie die Dame. Unsere äußerliche Ähnlichkeit gefiel mir: Wir hatten dieselben hohen Wangenknochen, vollen Lippen und unergründlichen tiefen Augen. Ihre Schnitzerei wachte über mein Studierzimmer, in dem Gelehrte von Sonnen- bis zum Mondaufgang ein und aus gingen.

Sie sprachen Dialekte aus allen zwölf Ländern des Aritischen Reiches. Einige Gesichter waren warm und dunkel wie meines oder das der Herrin. Andere waren fahl wie Ziegenmilch, mit Augen wie Wasser, oder rostbraun und mit dem Duft von Kardamom oder golden mit Haar, das wie Tinte floss. Die Gelehrten überschütteten mich mit Rätseln und Rechenaufgaben.

Kann sie es lösen? Versuch noch eins. Sie muss besser werden als das.

Ich wusste nicht, wonach sie suchten. Ich wusste nur, dass ich die Dame nie wiedersehen würde, wenn sie es erst einmal gefunden hatten.

Heute ist es so weit, jubilierten die Gelehrten, wenn ich eine Lektion mit Bravour absolvierte. Die Dame wird so erfreut sein.

Dann öffnete sich das Palisadentor vom Bhekina-Haus, und meine Mutter glitt herein, entrückt wie ein Stern. Ihre Schultern glommen wie Kohlen. Wachsgefärbte Kleidung umgab sie wie eine zweite Haut, Zickzackmuster in Rot, Gold, Schwarz. Sie presste mich an ihre Brust, und es war ein so gutes Gefühl, dass ich weinte, während sie sang: Ich, mein, sie ist ich, und sie ist mein.

Meine Mutter sprach nie, wenn ich ihr meine Fertigkeiten vorführte. Manchmal nickte sie, als wolle sie sagen: Ja, vielleicht. Doch am Ende schüttelte sie stets den Kopf.

Nein. Nicht genug.

Ich sagte Gedichte in acht verschiedenen Sprachen auf, ich schoss Pfeile auf winzige Ziele, ich löste gigantische Logikrätsel auf dem Boden. Aber jedes Mal das Gleiche: nein, nein und wieder nein. Dann verschwand sie in einer Wolke aus berauschendem Parfum.

Mit fünf hatte ich begonnen, zu schlafwandeln, und tapste barfuß durch die gepflasterten Hallen unseres Hauses. Ich spähte in jeden Raum, suchte nach meiner Mutter und weinte, bis mich jemand von der Dienerschaft fand und zurück ins Bett trug.

Dabei waren sie immer sehr darauf bedacht, meine Haut nicht zu berühren.

»Ich kann deine Mutter nicht finden«, sagte mir der Alagbato in jener Nacht meines Fluchtversuchs. »Aber ich kann dir eine Erinnerung zeigen. Nicht in meinem Kopf.« Er wich meinem Versuch aus, sein Gesicht zu berühren. »Ich verwahre meine Geheimnisse nie in mir selbst.«

Das Berührungsverbot, das die Dame allen auferlegt hatte, hatte seinen Grund. Ich konnte allem, was ich berührte, die Geschichte stehlen: einem Kamm, einem Speer, einem Menschen. Ich konnte etwas berühren und feststellen, wo es sich einen Augenblick zuvor befunden hatte. Wenn es Menschen waren, konnte ich mit ihren Augen sehen, mit ihrem Atem seufzen, mit ihren Herzen leiden. Wenn ich die Berührung lange genau aufrechterhielt, konnte ich Erinnerungen sehen, die Monate, sogar Jahre zurücklagen.

Nur die Dame war immun gegen diese Gabe. Ich kannte jede Geschichte im Bhekina-Haus – außer ihrer.

»Meine Erinnerung musst du von jenem Ort sehen, an dem sie geschah«, sagte der Alagbato und stellte mich wieder ins hohe Gras. »Komm. Es ist nicht weit.«

Er bot mir eine knochige Hand an, doch ich zögerte. »Du bist ein Fremder«,...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2024
Reihe/Serie Raybearer
Raybearer
Übersetzer Judith C. Vogt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte abgeschlossene Fantasy Reihe • Afrikanische Fantasy • afroamerikanische Fantasy • Afrofantasy • Diversität • Diversity • fantasy neuerscheinung 2024 • Feministische Fantasy • High Fantasy • High Fantasy Dilogie • Namina Forna • Nicht-weiße Protagonisten • People of Color • progressive fantasy • Progressive Phantastik • Sabaa Tahir • Schwarze Protagonisten • tomi adeyemi
ISBN-10 3-492-60801-9 / 3492608019
ISBN-13 978-3-492-60801-5 / 9783492608015
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