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Schön war's, aber nicht nochmal (eBook)

Spiegel-Bestseller
Urlaub mit den Eltern
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01929-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schön war's, aber nicht nochmal -  André Herrmann
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«Urlaub mit den Eltern. Wir sitzen 5 (!) Stunden vor Abflug am Flughafen, und Mutter verzweifelt, weil sie die Bordkarten auf DIN A3 ausgedruckt hat und denkt, dass wir deshalb nicht mitfliegen dürfen.» So begann André Herrmann, 36, Comedian aus Berlin, die Dokumentation seiner Rreise mit seinen Eltern, die binnen kürzester Zeit viral ging. Unter dem Hashtag #UmdE berichtet er acht Tage lang von den Unwegsamkeiten der gemeinsamen Reise und begeisterte damit schnell eine riesige Followerschaft, sodass am Ende täglich über 1 Million Menschen im Internet mitlasen, wie ein Ü60-Pärchen aus Sachsen-Anhalt in der Ferne alles auf den Kopf stellte. Und Reiseleiter André merkte bald, was es bedeutet, wenn man als Sohn im Ausland plötzlich für seine unternehmungslustigen Eltern verantwortlich ist ...

André Herrmann ist Stand-up-Comedian, Autor und der wohl bekannteste Roaster im deutschsprachigen Raum. Zweimal gewann er die Deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften. Als Autor konzipiert er Programme, verfasst Gags für renommierte TV-Shows (ZDF NeoMagazin Royale, heute-show, Late Night Berlin), entwickelt und schreibt Serien für TV sowie Streamingdienste. Vor der Kamera veröffentlichte er über 100-mal den «Roast der Woche» für Comedy Central. 2015 erschien sein Debütroman« Klassenkampf» bei Voland & Quist. 2018 folgte «Platzwechsel». Seit Herbst 2022 ist André mit seinem ersten Soloprogramm «Roast in Peace» live auf Tour.  Er lebt und arbeitet in Leipzig.

André Herrmann ist Stand-up-Comedian, Autor und der wohl bekannteste Roaster im deutschsprachigen Raum. Zweimal gewann er die Deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaften. Als Autor konzipiert er Programme, verfasst Gags für renommierte TV-Shows (ZDF NeoMagazin Royale, heute-show, Late Night Berlin), entwickelt und schreibt Serien für TV sowie Streamingdienste. Vor der Kamera veröffentlichte er über 100-mal den «Roast der Woche» für Comedy Central. 2015 erschien sein Debütroman« Klassenkampf» bei Voland & Quist. 2018 folgte «Platzwechsel». Seit Herbst 2022 ist André mit seinem ersten Soloprogramm «Roast in Peace» live auf Tour.  Er lebt und arbeitet in Leipzig.

Wir machen nur Urlaub


Während mein Vater fast am Eingang des Flugzeugs, direkt hinter diesen affigen Vorhängen, die die «Erste Klasse» abgrenzen, und meine Mutter halbwegs in der Mitte sitzt, muss ich bis nach hinten durchlaufen.

Mein Platz befindet sich am Gang, auf den beiden Plätzen daneben sitzen bereits zwei braun gebrannte Typen mit schwarzen, lockigen Haaren, die gerade das Heftchen mit den Parfums und all den anderen Duty-free-Artikeln durchblättern.

«Hi», sage ich.

«Ciao!», geben die beiden zurück.

Rechts von mir, nur durch den Mittelgang getrennt, sitzt ein circa Tausendjähriger mit einer Kippa auf dem Hinterkopf. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so alten Menschen gesehen. Die Haare auf seinem Arm sind schlohweiß und mindestens zwei Zentimeter lang, seine Haut ist karamellbraun, weist aber hier und da kleine, helle Stellen auf. Der Mann ist ein einziger Altersfleck, denke ich.

Durch die Reihen der Rückenlehnen sehe ich meinen Vater, der sich mit seinem Sitznachbarn unterhält, wobei «unterhält» aufgrund der Schwerhörigkeit meines Vaters vor allem bedeutet, dass ihn sein Sitznachbar etwas fragt, mein Vater überlegt, um welche Frage es sich im Kontext der aktuellen Situation gehandelt haben könnte, und dann so lange auf die wahrscheinlichste Frage antwortet, bis sich das Gespräch von selbst beendet.

«Fliegen Sie allein?»

«Jaja, Flug ist immer anstrengend. Mir machen vor allem de Knie zu schaffen!»

«Und bleiben Sie die ganze Zeit in Tel Aviv?»

«Ja, der Knorpel unter der Kniescheibe ist weg, deshalb reibt die Kniescheibe dann auf den Nerven!»

«Ob Sie die ganze Zeit in Tel Aviv bleiben?!»

«Nee, nee, das erste Mal! Man kennt das ja nur aus den Nachrichten! Aber mein Sohn war schon da, der sitzt dahinten!»

Verwirrung beim Gesprächspartner, Ende des Gesprächs.

Meine Mutter hingegen ist das genaue Gegenteil meines Vaters. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber sobald sie aufgeregt ist, findet sie immer irgendetwas, das sie ihr Gegenüber noch fragen oder bezüglich dessen sie eine Meinung einholen kann. Was allerdings auch dazu führt, dass sie oft selbst dann noch weiterredet, wenn ihr Gegenüber längst aufgehört hat, ihr zuzuhören.

Auch jetzt kann ich sehen, wie sie ihre Sitznachbarin ausfragt. Wohin sie fährt, wie lange sie bleibt, wo sie denn unterkommt und ob sie ihr nicht etwas empfehlen könne. Nach zwei Minuten beginnt die Sitznachbarin bereits, auffällig zu gähnen, wohl in der Hoffnung, meine Mutter würde den Wink mit dem Zaunpfahl bemerken, die aber redet einfach weiter. Wahrscheinlich fragt sie, ob die Frau schon einmal in Israel war, für sie selbst sei es ja das erste Mal, und ob sie vielleicht schon einmal in Thailand gewesen sei, da seien meine Eltern ja schon mehrmals gewesen. Nach vier weiteren Fragen schließlich greift die Frau zum Äußersten, setzt sich eine Schlafbrille auf und stopft sich Ohropax in die Ohren. Kurz stockt meine Mutter. Dann beugt sie sich einfach über die Frau hinweg und beginnt, den Mann daneben auszufragen.

 

Gerade als die Tür des Flugzeugs geschlossen werden soll, drängelt sich noch eine etwa vierzigjährige Dame herein, auf dem Rücken einen Rucksack voller Strasssteine, hinter sich einen Rollkoffer und in der Hand – keine Ahnung, wie sie es damit durch die Sicherheitskontrolle geschafft hat – einen Pizzakarton. Erst denke ich, dass es sich vielleicht nur um eine sehr weirde Schachtel für einen sehr flachen Hut handelt, aber tatsächlich, als die Frau eine Reihe vor mir stehen bleibt, breitet sich plötzlich ein erstaunlich guter Pizzageruch aus, der sogar dafür sorgt, dass die Männer neben mir – zwei Italiener, wie sich mittlerweile herausgestellt hat – kurz von ihren Duty-free-Heften aufschauen.

Die schwer bepackte Dame nickt dem Mann in der Reihe vor mir zu und zeigt auf ihren Handkoffer. «Sir? My bag!», sagt sie auffordernd.

Der Mann guckt verwirrt, dann lächelt er, nickt und manövriert den Koffer ins Gepäckfach. Währenddessen dreht sich die Frau um, wobei ihr Rucksack nur haarscharf das Gesicht der Frau auf der anderen Seite des Ganges verfehlt, und zeigt auf den Mann, der vor den Italienern am Fenster sitzt.

«This is my seat!», ruft sie.

«No, sorry», sagt der Mann.

«My seat», wiederholt sie eiskalt.

Umständlich greift der Mann in seine Hosentasche und zieht sein Handy heraus. Er tippt und wischt, und kurze Zeit später präsentiert er sein Display. «Look», sagt er, «24F.»

«I have 24F!», ruft die Frau.

«Are you sure?», fragt der Mann.

«ARE YOU SURE?», äfft sie ihn nach.

Sie erinnert mich stark an diese ausschließlich weißen, privilegierten Frauen aus den TikTok-Videos, die immer auf öffentlichen Parkplätzen oder in Kaffeeläden herumbrüllen, weil sie sich in irgendeinem obskuren Recht verletzt fühlen, und für die sich der herrliche Oberbegriff «Karen» etabliert hat.

Der Mann ist etwas baff, aber Karen bleibt hartnäckig.

«What?!», ruft sie. «I have 24F!»

Komm, denke ich, jetzt nicht nachgeben, Härte zeigen und sitzen bleiben!

«Look», sagt der Mann erneut, «I have 24F. Maybe you can check your seat, maybe it’s double booked.»

Falsche Antwort, denke ich, jetzt hast du ihr sogar noch eine Ausrede gegeben, um sich aus ihrer Lüge herauszuwinden. Natürlich hat die nicht 24F. Schau dich mal um, denke ich, der Flug ist voll, und genau ihr Platz ist noch frei. Und der ist eben nicht am Fenster, sondern in der Mitte. Die Alte will einfach nur nicht einsehen, dass sie wohl oder übel in der Mitte sitzen muss. Das ist eine typische Egoistin. Immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Bei solchen Leuten darf man einfach nicht schwach werden, sonst lernen sie es nie. Und natürlich wird die Stress machen. Die macht sicher immer Stress, denn sie weiß ja auch, dass die meisten Leute, selbst wenn sie im Recht sind, schon allein deshalb nachgeben werden, weil sie Ärger vermeiden wollen.

«OBVIOUSLY IT’S DOUBLE BOOKED!», ruft sie.

Der Mann schaut sich unsicher um. Hol die Flugbegleitung, hol die Flugbegleitung, versuche ich ihm telepathisch mitzuteilen.

«Ma’am», sagt er, «I don’t know, I have 24F.»

«YOU SIT HERE!», brüllt die Frau und zeigt auf den Sitz in der Mitte.

Wehe, denke ich.

«But I have 24F!»

Genau, du hast 24F, denke ich.

«YES AND I HAVE 24F AS WELL! AND I CAN’T SIT IN THE MIDDLE

Tu. Es. Nicht, telepathiere ich.

«Exe-cuse-miii», will sich der Italiener am Fenster einmischen.

Sein Sitznachbar macht eine abwiegelnde Geste und sagt etwas auf Italienisch.

«WHAT?», pflaumt ihn die Pizza-Karen an.

Sofort will er etwas erwidern, aber sein Kumpel hält ihn zurück.

«It’s okay, it’s okay», sagt der Mann von 24F und steht tatsächlich auf, um auf den mittleren Platz zu wechseln.

«Finally», brabbelt Pizza-Karen und drängelt sich zum Fenster, natürlich nicht, ohne dem Vormals-24F-Mann ihren Rucksack ins Gesicht zu hauen.

Mein Fenster-Italiener tobt bereits innerlich und murmelt Flüche vor sich hin, als Karen nun endlich ganz Italien gegen sich aufbringt, indem sie den Karton öffnet und ein Viertel einer Pizza offenbart, die über und über mit Ananas belegt ist.

Angeekelt drehen sich die beiden Italiener weg, während sich die Frau genüsslich das Pizzastück in den Mund schiebt. Als sie fertig ist, beginnen die Flugbegleiterinnen mit den Sicherheitsanweisungen. Fünf oder sechs Reihen vor uns steht eine Frau in Airlinekluft und demonstriert, wie man sich richtig anschnallt und wie man mit der Minitaschenlampe und dieser lächerlichen Pfeife auf sich aufmerksam machen soll, während man mitten im Ozean zwischen Wrackteilen und acht Meter hohen Wellen treibt.

«Excuse meeeee!», brüllt die dämliche Pizza-Frau und fuchtelt mit ihrem Karton in der Luft herum. «Excuuse meeeeeee!»

Als die Flugbegleiterin nicht reagiert, wird sie noch lauter: «EXCUUUUSE MEEEEE

Die Flugbegleiterin schaut konsterniert in unsere Richtung, macht aber einfach weiter.

Die Pizza-Tante seufzt überlaut, schaut sich um und schleudert den Karton dann einfach in den Mittelgang. Die Flugbegleiterin schüttelt den Kopf, knüllt die Schwimmweste zusammen, kommt zu uns und sammelt den Karton auf.

«Thaaaank youuu», quäkt Pizza-Karen.

Was für eine dusselige Kuh, denke ich und überlege, ob ich durch die Lücke zwischen den Sitzen vielleicht irgendwie ihren Pass greifen und in tausend kleine Teile reißen kann, damit sie später auf gar keinen Fall nach Israel einreisen darf. Immerhin, die Soldatinnen und Soldaten werden ganz sicher nicht so mit sich umspringen lassen, wie es die viel zu netten Leute hier getan haben.

Als die Tante also nun endlich ihren Willen hat, schleudert sie ihre Haare nach hinten über die Sitzlehne, sodass sie direkt vorm Gesicht des Fenster-Italieners hängen, und drückt sich ein paar Airpods in die Ohren.

Ich habe noch nie einen so wütenden Menschen gleichzeitig so leise sprechen sehen wie diesen Italiener. Wild gestikulierend flüstert er auf seinen Begleiter ein, so als wolle er sagen, jetzt sei das Maß doch wohl endgültig voll, jetzt müsse er doch endlich auch mal im zweistelligen Dezibelbereich brüllen dürfen. Oder wenigstens so ein bisschen handgreiflich werden. Wie gut, dass das Sicherheitspersonal so gründlich ist, denke ich, wenn der Mann jetzt noch eine Schere im Rucksack hätte,...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Bücher Neuerscheinungen 2024 • Comedy • Eltern • Geschenkbuch für Eltern • Geschenkbuch für Mütter • Geschenkbuch für Väter • Humor • Humor Bücher • humorvolle Romane • Jordanienreise • last minute geschenke • Lustige Bücher • lustige bücher für erwachsene • lustige bücher für männer • lustige Bücher Männer • Missgeschick • Mutter • Pannen • Reisebericht • Reisen • roast • Schadenfreude • spiegel bestseller • TikTok • Torsten Sträter • Twitter • #umde • Urlaub • Urlaub mit den Eltern • Urlaub mit der Familie • Vater • witzige Bücher
ISBN-10 3-644-01929-0 / 3644019290
ISBN-13 978-3-644-01929-4 / 9783644019294
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