Nächsten Sommer am See (eBook)
448 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-31033-2 (ISBN)
»Du und ich in einem Jahr, Fern Brookbanks. Versetz mich nicht.«
Romantische Blockhütten am Ufer, Tretboote auf dem glitzernden Wasser und Sonnenuntergänge am See: Fern kann immer noch nicht fassen, dass ihre verstorbene Mutter ihr das Ferienresort am kanadischen Smoke Lake vererbt hat. Ein Ort, der sie an die Sommer ihrer Kindheit und an ihre Jugendliebe erinnert. Und gleichzeitig an den größten Schmerz. Als hätte sie nicht damit nicht genug zu kämpfen, betritt plötzlich der Mann das Resort, den sie vergeblich versucht aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Will Baxter, mit dem sie vor zehn Jahren einen einzigen Sommertag verbracht hat - den aufregendsten ihres Lebens. Ein Tag, der mit einem Versprechen endete, das er jedoch nie eingelöst hat. Fern kann nicht glauben, dass ausgerechnet er ihr helfen soll, das Resort finanziell zu retten. Und dass Will noch immer diese Wirkung auf sie hat, die ihr den Atem raubt. Mit einem Schlag sind all die intensiven Gefühle von damals wieder da - doch Will kommt ganze neun Jahre zu spät ...
Sehnsucht, Sonnenschein und Nostalgie: Der Nr. 1-Bestseller und TikTok-Hit aus den USA!
Haben Sie Sehnsucht nach noch mehr romantischen Lesestunden an Kanadas Seen? Lesen Sie auch »Fünf Sommer mit dir«!
Carley Fortune ist eine preisgekrönte kanadische Journalistin. Ihr Debütroman »Fünf Sommer mit dir« über eine unvergessene Jugendliebe an einem kanadischen See eroberte sofort die Bestsellerlisten der »New York Times«, »Sunday Times«, »Globe and Mail« und des »Toronto Star«. Carley Fortune denkt so gern an die Sommer ihrer Kindheit in dem idyllischen Ort Barry's Bay zurück, dass sie ihn unbedingt zum Schauplatz ihrer wunderschönen Liebesgeschichte machen musste. Sie lebt mit ihrer Familie in Toronto.
1
Jetzt
Ich schaffe es bis zur Rezeption, ohne dass mich jemand bemerkt. Der Empfangstresen ist aus einem eindrucksvollen großen Baumstamm gefertigt – rustikal, aber stilvoll, der Inbegriff von Moms Ästhetik –, und er ist nicht besetzt. Ich eile daran vorbei zum Büro, mache die Tür hinter mir zu und schließe sie ab.
Dieser Raum erinnert eher an eine Fischerhütte als an einen Arbeitsplatz. Wände aus Kiefernholz, zwei antike Schreibtische und ein kleines Fenster mit einem bereits etwas fadenscheinigen karierten Vorhang. Ich bezweifle, dass sich seit der Erbauung des Hauses im neunzehnten Jahrhundert viel verändert hat. Nichts weist darauf hin, wie viel Zeit Mom hier verbracht hat, abgesehen von einem Babyfoto von mir, an einen der Balken geheftet, und dem leichten Hauch von Clinique-Parfüm in der Luft.
Ich lasse mich auf einen der abgewetzten Lederstühle fallen und schalte den Tischventilator aus Plastik ein. Ganz klebrig bin ich sowieso schon, aber hier drinnen ist es noch mal besonders stickig, eine der wenigen Ecken des Hauses ohne Klimaanlage. Ich hebe die Ellbogen wie eine Vogelscheuche und wedle mir mit den Händen Luft zu. Schweißflecken unter den Armen sind jetzt das Letzte, was ich gebrauchen kann.
Während ich für ein wenig Abkühlung sorge, bevor ich in meine hohen Schuhe schlüpfe, starre ich auf einen Stapel unserer Broschüren. Brookbanks Resort – Ihre Auszeit in Muskoka erwartet Sie, verkündet eine fröhliche Schriftart über einem Foto vom Strand bei Sonnenuntergang, im Hintergrund die Lodge, wie ein herrenhausartiger Landsitz. Beinahe muss ich darüber lachen, denn eigentlich ist es das Brookbanks Resort, vor dem ich flüchten wollte, und nun sitze ich hier.
Vielleicht vergisst Jamie ja, dass ich mich zu dieser Sache bereit erklärt habe, und ich kann mich einfach wieder verkrümeln, in bequeme Hosen schlüpfen und das alles mit einem Eimer kalten Weißweins begießen.
Es rüttelt an der Türklinke.
Daraus wird wohl nichts.
»Fernie?«, ruft Jamie. »Warum hast du abgesperrt? Hast du was Unanständiges vor?«
»Ich brauche fünf Minuten«, erwidere ich gereizt.
»Aber du machst doch jetzt keinen Rückzieher, oder? Du hast es versprochen«, sagt er. Diese Erinnerung ist überflüssig. Es graut mir schon den ganzen Tag davor. Vielleicht auch mein ganzes Leben.
»Ich weiß, ich weiß. Ich mach nur noch ein bisschen Papierkram fertig.« Ich kneife die Augen zusammen angesichts dieser unbedachten Bemerkung. »Bin gleich so weit!«
»Was für Papierkram? Geht es um die Wäschebestellung? Dafür haben wir ein System!«
Meine Mutter hat für alles ein System angelegt, und Jamie will nicht, dass ich daran herumpfusche.
Er macht sich Sorgen. Es ist Hochsaison, aber viele der Gästeunterkünfte sind nicht belegt. Ich bin seit sechs Wochen zurück, und Jamie denkt, dass es bloß eine Frage der Zeit ist, bis ich frischen Wind in die Bude bringe. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich weiß nicht einmal, ob ich bleiben werde.
»Du kannst mich nicht aus meinem eigenen Büro aussperren. Ich habe einen Schlüssel!«
Ich fluche leise. Natürlich hat er einen.
Es wäre peinlich, wenn er mich hier herauszerren müsste, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er das tun würde. Seit meinem letzten Highschool-Jahr habe ich im Resort für keinen Aufruhr mehr gesorgt, und ich gedenke nicht, wieder damit anzufangen. Hier zu sein, fühlt sich für mich wie ein Rückschritt an, aber ich bin keine unbesonnene Siebzehnjährige.
Ich atme tief durch, stehe auf und streiche mein Kleid glatt. Es ist mir zu eng, aber die zerrissene Jeans, die ich sonst ständig trage, ist für den Speisesaal nicht angemessen. Als ich mich vorhin umgezogen habe, kam es mir so vor, als könnte ich Moms Stimme hören.
Ich weiß, du würdest am liebsten den ganzen Tag im Pyjama rumlaufen, aber wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen, Zuckererbschen.
Ich öffne die Tür.
Jamies strohblonde Locken sind kurz geschnitten und ordentlich gebändigt, aber er hat noch immer dasselbe Kindergesicht wie früher, als wir klein waren, und er hält Deo für eine freiwillige Option.
»Geht’s um die Wäschebestellung?«, fragt er.
»Überhaupt nicht«, sage ich. »Ihr habt ja ein System.«
Jamie blinzelt, unsicher, ob ich ihn aufziehen will. Seit drei Jahren ist er der Geschäftsführer des Resorts, eine Tatsache, die mir nach wie vor nicht in den Kopf gehen will. In gebügelten Hosen und mit Krawatte sieht er wie verkleidet aus, denn für mich wird er immer eine kleine Wasserratte in Badehose und Bandana bleiben.
Auch er weiß nicht mehr so recht, wie er mit mir umgehen soll – er schwankt zwischen dem Versuch, es mir, seiner neuen Chefin, recht zu machen, und dem Wunsch, mich davon abzuhalten, dass ich Unheil anrichte. Eigentlich sollte es ein universelles Gesetz geben, dass es Ex-Partnern verbietet, miteinander zu arbeiten.
»Früher warst du mal lustiger«, sage ich zu ihm, und er grinst mich an. Mit seinem breiten Lächeln und den himmelblauen Augen ist da plötzlich wieder der Jamie, der bekifft und in einem lila Kaftan, den er aus Mrs. Roses Ferienhaus geklaut hatte, das komplette Alanis-Morissette-Album Jagged Little Pill zum Besten gab.
Die Tatsache, dass Jamie es liebte, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, war eines der Dinge, die ich an ihm am meisten mochte – niemand beachtete mich, wenn Jamie dabei war. Er war ein guter Freund und zugleich ein gutes Ablenkungsmanöver.
»Du aber auch«, meint er und mustert mich mit zusammengekniffenen Augen. »Ist das ein Kleid von deiner Mutter?«
Ich nicke. »Es passt nicht richtig.« Ich habe es vorhin aus ihrem Schrank gefischt. Kanarienvogelgelb. Eines von mindestens zwei Dutzend farbenfrohen ärmellosen Hemdblusenkleidern. Ihre Abenduniform.
Einen Moment lang herrscht Schweigen, und das reicht, dass mich der Mut verlässt. »Hör zu, ich fühl mich nicht …«
Jamie schneidet mir das Wort ab. »Nein, nein, das tust du mir nicht an, Fernie. Du weichst den Hannovers schon die ganze Woche aus, und sie reisen morgen ab.«
Jamie zufolge kommen die Hannovers bereits seit sieben Jahren jeden Sommer ins Brookbanks Resort, geben Trinkgeld, als wollten sie damit irgendetwas beweisen, und werben jede Menge Gäste an. Der sorgenvollen Art und Weise nach zu urteilen, wie ich Jamie in seinen Computer habe starren sehen, benötigt das Resort weitaus dringender eine gute Mundpropaganda, als er durchblicken lässt. Unser Bilanzbuchhalter hat mir heute erneut eine Nachricht hinterlassen, dass ich ihn anrufen soll.
»Sie sind schon beim Dessert«, meint Jamie, »und ich habe ihnen gesagt, dass du gleich da sein wirst. Sie wollen dir persönlich ihr Beileid aussprechen.«
Ich kratze mir mit den Fingernägeln über den rechten Arm, bevor es mir bewusst wird. Warum fällt mir all das eigentlich so schwer? In meinem echten Leben manage ich drei Coffeeshops namens Filtr in Toronto. Darüber hinaus plane und überwache ich gerade die Eröffnung der vierten und größten Filiale, die im Herbst stattfinden soll. Es wird die erste mit einer eigenen Rösterei vor Ort sein. Eigentlich gehört es zu meinen selbstverständlichen Gewohnheiten, mit Gästen zu sprechen.
»Okay«, sage ich zu ihm. »Tut mir leid. Ich krieg das hin.«
Jamie atmet erleichtert aus. »Toll.« Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu und schiebt hinterher: »Und noch toller wäre es, wenn du auch an ein paar weiteren Tischen vorbeischauen und Hallo sagen würdest, wenn du schon mal dabei bist – du verstehst schon, wenn du die Tradition weiterführen würdest …«
Ich verstehe. Mom besuchte das Restaurant jeden Tag und erkundigte sich unermüdlich, ob diesem Gast die Regenbogenforelle auch schmeckte und jener gut geschlafen hatte. Es war irre, wie viele Details über die Gäste sie erinnerte, und die liebten sie dafür. Sie pflegte immer zu sagen, dass man sich erst ein Familienunternehmen nennen dürfe, wenn man dem Namen Brookbanks Resort auch ein Gesicht verlieh. Und drei Jahrzehnte lang war dieses Gesicht ihres gewesen. Das von Margaret Brookbanks.
Seit ich hier bin, hat Jamie mich schon mehrfach wenig subtil aufgefordert, den Speisesaal aufzusuchen und die Gäste zu begrüßen, aber bisher habe ich mich achselzuckend geweigert. Denn sobald ich mich dort zeige, ist es offiziell.
Mom ist weg.
Und ich bin hier.
Wieder zurück im Resort – dem allerletzten Ort, an dem ich enden wollte.
Jamie und ich gehen zusammen Richtung Rezeption. Sie ist noch immer nicht besetzt. Jamie bleibt zeitgleich mit mir stehen.
»Nicht schon wieder«, murmelt er genervt.
Die diensthabende Rezeptionistin hat erst vor ein paar Wochen hier angefangen und neigt dazu, sich in Luft aufzulösen. Mom hätte sie längst gefeuert.
»Vielleicht sollte einer von uns übernehmen, bis sie wieder auftaucht«, sage ich. »Nur für den Fall, dass jemand kommt.«
Jamie verdreht die Augen zur Decke und überlegt. Dann fällt sein Blick auf mich. »Netter Versuch, aber die Hannovers sind jetzt wichtiger.«
Wir gehen weiter zu den Flügeltüren, die ins Restaurant führen. Sie stehen offen, und das Klirren von Besteck und das Gemurmel fröhlicher Unterhaltungen dringt hinaus in die Lobby, zusammen mit dem Duft von frisch gebackenem Sauerteigbrot. Hinter dem Durchgang befinden sich hohe Balkendecken und Fenster, die den Blick in einem beeindruckenden Halbrund über den See gewähren. Ein Umbau,...
Erscheint lt. Verlag | 11.4.2024 |
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Übersetzer | Carolin Müller |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Meet me at the Lake |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | 2024 • beach read • book lovers • Booktok • Booktok Bestseller • Caroline Wahl • Childhood friends to lovers • cottagecore • eBooks • emily henry • every summer after • Frauenromane • Große Gefühle • Happy Place • Jenny Han • Kajak • Kanada • Kanu • Liebesromane • meet me at the lake • meghan markle • Netflix Verfilmung • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestseller • Nostalgisch • Nr.1-Bestseller • Ontario • Prinz Harry • Romance • Romane für Frauen • second chance romance • See • Sonnenuntergang • SPICE • spicy books • The Summer I Turned Pretty • TikTok • Toronto |
ISBN-10 | 3-641-31033-4 / 3641310334 |
ISBN-13 | 978-3-641-31033-2 / 9783641310332 |
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