Oma hat die Hosen an (eBook)
288 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46435-9 (ISBN)
Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia (Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren. Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de
Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia (Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren. Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de
Kapitel 1
Der Tag roch nach Sommer, frisch gemähtem Gras und den Erdbeeren, die Elisa gerade neben den anderen Zutaten eingekauft hatte und die nun frisch geputzt vor ihr auf dem Küchentisch standen, um für die drei Kuchen verarbeitet zu werden.
Denn es war Erdbeertag, und den zelebrierte sie seit Jahren mit ihrer Familie. Hatte sie doch extra nach neuen Kuchenrezepten gegoogelt, denn sie wollte nicht jedes Jahr mit den gleichen Torten aufwarten.
Auf ihre Familie warteten am morgigen Sonntag ein Erdbeerkranz nach Frankfurter Art, den sie selbst kreiert hatte, ein Erdbeerboden mit saftigem Grundteig und ihr neuer Versuch – die beschwipste Erdbeertorte.
Elisa liebte den süßen Geschmack der reifen Früchte, denn wenn sie die kosten durfte, wusste sie, dass die dunklen Tage nun endgültig vorbei waren und sie fortan lange draußen auf der Bank sitzen und den Vögeln bei ihrer Gutenachtmusik zuhören konnte. In ihrem Alter waren solche Dinge schöner als jedes Abenteuer. Obwohl – mal wieder richtig etwas erleben, nicht so viel allein sein … das hätte auch etwas.
Elisa konnte es kaum erwarten, endlich mit dem Backen zu beginnen. Diese Tätigkeit entspannte sie und vertrieb die Einsamkeit, die sie in den letzten Monaten immer häufiger schmerzhaft verspürte.
»Aber zuerst werde ich ein Käffchen auf meiner Terrasse einnehmen und den kommenden Tag in Ruhe angehen. Hektik hat noch keinem geholfen.«
Elisa schenkte sich einen Kaffee in ihren Lieblingsbecher ein und setzte sich nach draußen auf ihre Terrasse.
Von hier aus hatte sie einen fantastischen Blick auf das Flüsschen Medem, das sich mit ruhigem Strom Richtung Nordsee und Elbmündung durch das Hadelner Land zog.
Ihr kleines Fachwerkhaus, das Elisa seit über vierzig Jahren bewohnte, schien im Sommer den Himmel anzulachen, im Winter aber duckte es sich vor der Kälte zwischen die umliegenden Häuser und versprach anheimelnde Gemütlichkeit. Elisa liebte ihr Städtchen Otterndorf, in dem es an manchen Stellen schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Für sie eine beruhigende Vorstellung, denn manchmal glaubte sie, das Leben sprudelte viel zu schnell an ihr vorbei. Plötzlich war sie alt. Plötzlich zeigten ihr die fünfundsiebzig Jahre, dass die Sanduhr des Lebens immer leerer wurde.
»Noch bin ich fit«, murmelte sie und nahm einen Schluck Kaffee, den sie immer schwarz trank. »Und neugierig darauf, was mir die Zukunft so bringen mag.«
Denn auch in ihrem Alter hatte man noch Hoffnung auf positive Veränderungen. Sonst müsste sie ja Morgen für Morgen in den Garten gehen und beginnen, ihre Endzeitgrube auszuheben. Dazu war sie allerdings noch nicht bereit, und schließlich zahlte man am Ende ja genug für die letzte Ruhestätte, sodass es auch die Totengräber übernehmen konnten.
»Über was denkst du schon wieder nach«, sagte Elisa mit einem leisen Kichern zu sich selbst. »Jetzt freust du dich mal lieber auf morgen!«
Dann schlug sie die Hand vor den Mund, weil sie sich schon zum x-ten Mal dabei ertappte, dass sie Selbstgespräche führte. Ja, sie war wirklich einsam geworden.
Elisa hatte sich sogar schon ein paarmal als Besucherin einer Beisetzung wiedergefunden, weil sie nichts Besseres vorhatte. So konnte sie an der Kaffeetafel teilnehmen, etwas vom gefüllten Butterkuchen naschen und sich mit den anderen Leuten unterhalten.
Doch solche Besuche sollten nicht zur Gewohnheit werden.
Früher, ja früher, da hatte sie das Tanzbein geschwungen, bis der Morgen graute. Sie war auf dem Pferderücken durch die Marsch und am Deich entlanggeritten und hatte die Weite genossen. Den Wind, der ihr die damals langen Haare aus dem Gesicht geblasen hatte. Aber diese Zeiten waren lange vorbei.
»Das Leben ändert sich eben«, murmelte Elisa. Sie erhob sich, hielt sich aber mit der rechten Hand sofort das Kreuz. Sie sollte mal wieder ihren Physiotherapeuten aufsuchen und sich generalüberholen lassen. Das war wie mit einem Oldtimer, der gehörte auch ab und zu frisch geölt. Ihre Abstände verringerten sich allerdings ständig.
»Bei mir kann der gute Heinzi oben am Hals beginnen und an den großen Zehen wieder aufhören. Nur reichen dazu die von der Kasse vorgesehenen zwanzig Minuten nicht.«
Weil Elisa die krankengymnastischen Behandlungen sehr mochte, buchte sie so manches Mal eine zweite Therapie in Folge und ließ sich von Heinzi so richtig durchkneten. Er hatte Töwerhannen, Zauberhände.
Bis zum großen Zeh arbeitete er sich aber nie durch, so weit kam er gar nicht, weil ihn auf dem Weg dorthin zu viele andere Baustellen abhielten. Hier ein verspannter Muskel, da eine Blockade.
»Bin eben schon ein richtiger Oldie«, sagte Elisa zu sich und warf einen prüfenden Blick zu ihrem blauen Ruderboot mit dem kleinen Seestern vorn am Bug. Es lag gut vertäut am Steg und hatte die steife Brise gestern wohlbehalten überstanden. Damit fuhr sie noch regelmäßig raus, wenn sie den Kopf frei haben wollte. Weit ging es nicht mehr, weil sie das Rudern anstrengte, aber Heinzi war wie sie der Ansicht, dass es sie fit hielt. Und es war so schön, die Augen zu schließen und dem leisen Schlagen der kleinen Wellen am Bootsrumpf zu lauschen, das leichte Schaukeln zu genießen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Dann der leicht fischige Geruch, der Wasser zu eigen war und sie mit Frieden erfüllte. Elisa wollte nirgendwo anders leben als in Otterndorf und in der Nähe des Meeres. Wenn sie wollte, konnte sie auf ihrem Hollandrad zum Deich Richtung Cuxhaven strampeln und die unendliche Weite der Nordsee genießen, denn nichts machte Seele und Geist freier, als bis zum Horizont blicken zu können.
»Morgen, wenn alles vorbei ist, dann mache ich mich wieder auf den Weg«, flüsterte sie. »Bis zur Schleuse schaffe ich es zwar nicht mehr, aber etwas weiter als bis zum Alten Hafen ist schon drin. Das kräftigt dann meine Muckis!«
»Moin!«
Elisa schrak aus ihren Gedanken hoch, als ein kleines grün gestrichenes Motorboot, auf dessen Seite eine lachende Möwe abgebildet war, gemächlich über die Medem schipperte. Ihr winkte ein Mann in ihrem Alter und mit blau gestrickter Skippermütze auf dem Kopf zu. Darunter quoll langes Haar hervor, das Gesicht wurde von einem dichten Rauschebart verdeckt, und er war gekleidet wie ein alter Fischer mit Troyer und schwarzer Cordhose.
Gleich würde der Mann zurückkommen, denn er fuhr immer nur bis zur Brücke am Stadtpark, machte dort kehrt und schipperte Richtung Hafen zum Großen Specken und dann vermutlich weiter gen Nordsee.
Elisa kannte den Skipper nur vom Sehen, seinem täglichen und freundlichen »Moin« – gepaart mit einem fröhlichen Winken. Seit etwa einem halben Jahr tuckerte er häufig an ihrem Häuschen vorbei.
Trotzdem fand Elisa es nett, wie freundlich er sie jedes Mal begrüßte. Und ein bisschen ertappte sie sich auch dabei, dass sie auf sein Boot wartete, wenn sie im Garten stand und auf die Medem blickte. Weil ihr die freundliche Stimme gute Laune bescherte. Und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Irgendwie sagte ihr das Gefühl, dass der Mann ebenfalls allein war und das Bootfahren als seine Abwechslung sah. So wie sie das Backen oder das Herumwuseln in ihrem kleinen Garten. Aber dennoch fehlte ihr etwas. War es die Herausforderung oder doch einfach ein Mensch an ihrer Seite, für den sie sich verantwortlich fühlte oder derjenige für sie?
Das Alleinsein setzte Elisa täglich mehr zu, und es machte ihr immer weniger Spaß. Sie musste dringend etwas an dieser Situation ändern, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, dass ihr die Decke auf den Kopf fiel.
Elisa hatte sich sogar vor einiger Zeit ein paar Tage bei einem Onlineportal angemeldet. Also da, wo laut Werbung auch alten Damen wie ihr die Herzen schöner Männer sofort zuflogen und sie sich im Dreiminutentakt verlieben konnte.
Aber das stimmte gar nicht, wie sie ernüchtert hatte feststellen müssen.
In den drei Tagen waren Briefe von etwa zehn Kerlen eingetrudelt. Bei vieren handelte es sich um amerikanische Mariner, allesamt verwitwet mit Kindern. Ja, sollte sie sich auf ihre alten Tage noch um den Stars-and-Stripes-Nachwuchs kümmern und sich dann auch noch für einen jungen Kerl aufhübschen, damit er ihr nach der Brutpflege nicht gleich wieder wegflog? Was für ein Stress!
Mit etwas Pech hatte sie dann seine Ableger auf ewig an der Backe, während er bereits neue Kulturen mit einer jungen Pflanze angesetzt hatte.
Nicht mit ihr!
Diese Herren hatte sie gleich weggeklickt, auch wenn sie mit ihren Uniformen recht schmuck aussahen. Aber eigentlich war sie eher pazifistisch unterwegs und legte auf Lametta an der Brust keinen Wert.
Drei der anderen Galane trugen Vollbart, einer sogar bis zur Brust, und sie hatten allesamt Tattoos auf den muskulösen Oberarmen. Das war gar nichts für Elisa. Dieses Herumgesteche auf der Haut, wo dann diese eigenartigen Gemälde entstanden, die sich je nach Hautzustand entweder ausdehnten oder hoffnungslos zusammenfalteten, als wäre einem Ballon die Luft ausgegangen. Was sollte sie also mit einem lebendigen Gemälde? Wenn sie ein Bild schön fand, kaufte und rahmte sie es, und ab an die Wand. Das konnte sie aber ja mit einem Verehrer nicht machen – also falls sie das Bild dann wider Erwarten doch schön fand und es gern ständig betrachten wollte.
Die mussten also auch von ihrem Bildschirm verschwinden.
Die restlichen drei Männer wirkten schon auf den Fotos so, als würden sie den Mund nicht aufbekommen, denn ihnen gelang nicht einmal ein Lächeln. Dann die pomadigen Haare und dieser Business-Auftritt, als hätten sie ein Bewerbungsgespräch bei der Bank vor sich und buhlten...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Omas für jede Lebenslage | Omas für jede Lebenslage |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | bestseller romane • Bücher für den Urlaub • buchtipps urlaubslektüre • Cuxhaven • Enkel • Familie • Familiengeschichte • Familienroman • Familiensaga • Frauenromane Bestseller • Geschenk Oma • Heiterer Roman • Humorvoller Frauenroman • humorvolle romane für frauen • Liebe im Alter • lustige Bücher für Frauen • lustige Romane • lustiger Roman • lustige Urlaubslektüre für Frauen • Nordsee • Nordsee Roman • Nordsee Urlaub • Oma geht campen • Oma kriegt die Kurve • Oma macht klar Schiff • Oma-Roman • Oma tanzt auf Wolke 7 • Oma wird Oma • Oma zeigt Flagge • Otterndorf • Regine Kölpin Bücher • Regine Kölpin Oma • Romane für Frauen • Romane Neuerscheinungen • Roman für ältere Frauen • Roman für Oma • Roman zum Lachen • Sommerroman • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • Urlaubsromane für Frauen |
ISBN-10 | 3-426-46435-7 / 3426464357 |
ISBN-13 | 978-3-426-46435-9 / 9783426464359 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,1 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich