Avatar - Der Herr der Elemente: Das Vermächtnis von Yangchen (Die Avatar-Chroniken 4) (eBook)
384 Seiten
Cross Cult (Verlag)
978-3-98666-464-0 (ISBN)
F. C. Yee wuchs in New Jersey auf und ging in New England zur Schule. Heute lebt und arbeitet er in Boulder, Colorado. Neben dem Schreiben praktiziert er die brasilianische Kampfkunst Capoeira und hat hauptberuflich mit Kalkulationstabellen zu tun. Sein 2017 veröffentlichter Debütroman The Epic Crush of Genie Lo wurde von den Kritikern hochgelobt. Der Aufstieg von Kyoshi und Der Schatten von Kyoshi wurden in Absprache mit Michael Dante DiMartino geschrieben, dem Mitschöpfer und ausführenden Produzenten der Animationsserien Avatar: Der Herr der Elemente und Die Legende von Korra.
F. C. Yee wuchs in New Jersey auf und ging in New England zur Schule. Heute lebt und arbeitet er in Boulder, Colorado. Neben dem Schreiben praktiziert er die brasilianische Kampfkunst Capoeira und hat hauptberuflich mit Kalkulationstabellen zu tun. Sein 2017 veröffentlichter Debütroman The Epic Crush of Genie Lo wurde von den Kritikern hochgelobt. Der Aufstieg von Kyoshi und Der Schatten von Kyoshi wurden in Absprache mit Michael Dante DiMartino geschrieben, dem Mitschöpfer und ausführenden Produzenten der Animationsserien Avatar: Der Herr der Elemente und Die Legende von Korra.
TIEFEN
CHAISEE WUSSTE VON FRÜH AN: Wenn man erfolgreich sein wollte, musste man gewillt sein, weiter zu gehen, als andere es für möglich hielten.
Die Dorfbewohner ihrer kleinen namenlosen Insel etwa tauchten nach den geschätzten Gurkenschwämmen, weit unterhalb der funkelnden Wasseroberfläche, wo das Sonnenlicht verblasste und einem die Ohren zu platzen drohten. Niemand im Mo-Ce-Meer hielt ein derartiges Kunststück für machbar oder glaubte, es sei das Risiko wert.
Doch Chaisees Leute scherten sich nicht um die allgemeingültige Weisheit. Ohne sich des Wasserbändigens zu bedienen, trainierten sie den Körper, bis er den Druck aushielt, und den Geist darauf, die Zeichen des nahenden Todes anzunehmen. Tauchgang um Tauchgang drangen sie tiefer vor und schürften sich an den schleimigen Kanten des Riffs die Hände auf, um mit jenen kleinen runden Wesen an die Oberfläche zurückzukehren, die, sorgsam getötet und getrocknet, eine hübsche Stange Geld auf dem offenen Handelsmarkt einbringen würden.
Dieses Unterfangen, das oft tödlich endete, wagten sie und die anderen Dörfler bereitwillig wieder und wieder, auf dass sie für eine weitere Jahreszeit etwas zu essen hatten. Und weit entfernt lebende Adlige wuschen sich mit der getrockneten Außenhülle der Gurkenschwämme das Gesicht, genossen das sanfteste Gefühl auf der Haut, das man in den Vier Nationen kannte. Es war eine Vereinbarung von beidseitigem Nutzen, die einerseits auf dem Willen der einen Partei gründete, sich selbst zu quälen, und andererseits dem gründlichen Widerwillen der anderen Seite, auch nur das geringste Maß an körperlichem Unbehagen zu empfinden.
Als Chaisee älter wurde, begann sie, sich um die Geschäftsbücher des Dorfs zu kümmern. Von ihrem Vater übernahm sie die Verhandlungen mit den Spediteuren, die kamen, um die Schwämme, die Perlen und das getrocknete Schalentierfleisch abzuholen. Das Geheimnis lag darin, andere Anbieter auszuspionieren und unbekannte Inseln als Verstecke zu nutzen, um die Marktpreise zu kontrollieren. Sie hatte keinen Grund zu dem Verdacht, dass irgendetwas künftig dieses Arrangement stören könnte, abgesehen von einem gelegentlichen Monsun.
Das Schiff, das den Kreislauf durchbrach, kam mit durchlatteten Segeln und einem geschwungenen Vordeck daher. Merkwürdigerweise trug es die Flaggen sowohl der Feuernation als auch des Erdkönigreichs. Die Mannschaft, die in Langbooten übersetzte, wurde von Junior-Botschaftern aus beiden Ländern angeführt. Vor Chaisees versammeltem Dorf verlasen sie die Erklärung, dass die Bewohner nicht länger die Erlaubnis hätten, bestimmte Meereswaren zu produzieren. Es war höchst selten, dass eine Vereinbarung wie diese zwischen dem Erdkönig und dem Feuerlord zustande kam. Man hatte irgendeinem Kaufmann die exklusiven Rechte zugebilligt, von dem sie noch nie gehört hatten; er lebte in einer fernen Stadt, die ringsum von Land umgeben war.
»Das kann nicht sein«, sagte Chaisees Vater und gebot seiner Tochter mit erhobener Hand zu schweigen. Plötzlich war er wieder der Verhandlungsführer. »Wir protestieren gegen diese Entscheidung. Ihr müsst uns zumindest die Chance geben, ein Antwortschreiben aufzusetzen.« Um Zeit zu gewinnen, griff er auf die Gastfreundschaftssitten der Insel zurück. »Wir wollen Euch heute Abend als Ehrengäste empfangen. Übers Geschäft können wir am Morgen sprechen.«
Die Funktionäre stimmten zu. Sie mussten ohnehin ihre Vorräte aufstocken und frisches Wasser an Bord bringen. Während der Quartiermeister den Kauf und die Verladung der Güter verhandelte, wurde in aller Eile ein Festmahl für die wichtigen Besucher und ihre Mannschaft vorbereitet.
Die allgemeine Nervosität unter den Dorfleuten ließ nach, während sie um das Feuer auf dem Marktplatz saßen und gutes Essen und Getränke mit den Seeleuten teilten. Das Mahl würde die Fremden daran erinnern, dass auf dieser Insel Familien wie ihre eigenen lebten und dass ein Maß an Menschlichkeit über Anweisungen aus der Ferne siegen sollte.
Chaisee war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Sie hielt sich abseits und beobachtete, wie es ihre Gewohnheit war. Daher hatte sie auch einen guten Blick auf das Geschehen, als einer der Seemänner eine Fackel hob und sie in die größte Hütte schleuderte, so wie man einem Wachtier einen Knochen hinwerfen würde. Sie war zu langsam, um ihn aufzuhalten oder die Stimme zu erheben.
Dies war das Gebäude, in dem die Gurkenschwämme zum Trocknen gelagert wurden, und in ihrem Rohzustand übertrafen die staubigen, porösen Körper der Meereswesen den besten Zunder. Brausend ging das Dach in Flammen auf und im Nu sprangen Hitze, Funken und Glut auf die angrenzenden Hütten über. Das Feuer breitete sich so schnell aus, dass das halbe Dorf lichterloh brannte, noch ehe die ersten Schreie laut wurden.
Die Reaktion der Botschafter, die offenkundig den Befehl gegeben hatten, brannte sich in Chaisees Erinnerung ein; ihre Gesichter erhellt von den aufblühenden, tanzenden Flammen. Sie rollten mit den Augen, schnaubten verächtlich und reisten so still wieder ab, wie sie gekommen waren, bestenfalls verärgert über die ganze Angelegenheit. Chaisees Vater war zu aufgelöst und zu sehr damit beschäftigt, das Feuer zu löschen, um die Fremden aufzuhalten. Ungehindert erreichten sie ihre Langboote und verließen die Küste.
Chaisee blickte der Delegation nach und begriff, dass eine Konfrontation zu nichts geführt hätte. Die Dokumente, die sie mit sich führten, verliehen ihnen die Macht und die Stimme ihrer Herrscher. Es hatte hier kein Verbrechen gegeben; dass die Lebensgrundlage des Dorfs zu Asche verbrannte, war lediglich die Ausübung des Gesetzes. Ebenso gut hätte Chaisee versuchen können, von den Oberhäuptern der Vier Nationen selbst Gerechtigkeit einzufordern. Welcher Narr würde darin seine Hoffnung setzen?
Wir waren nicht stark genug, um das hier zu verhindern, dachte sie, während ihre Nachbarn verzweifelt versuchten, Wasser zum Feuer zu tragen, in Eimern, Kalebassen und hohlen Händen. Sie weinten, während ihre Zukunft in Rauch aufging. Wir hatten nicht die richtigen Freunde.
Sich selbst bis zur Besinnungslosigkeit zu schinden hatte keinen Zweck, wenn man das Leben, das man sich aufgebaut hatte, nicht verteidigen konnte. Manöver, Geschäfte, Verhandlungen waren bloß Tanzschritte. Bedeutungsloses Gehabe. Der wahre Lenker, der am Ende der Aufführung wartete, war Gewalt.
Das zerstörte Dorf war ein Brennofen, in dem die erteilte Lektion aushärtete. Chaisee behielt das im Gedächtnis, während sie auf Inseln, die näher am Archipel der Feuernation lagen, nach Arbeit suchte. Die Form, die dadurch um sie herum erstarrt war, blieb fest und frei von Rissen, während sie sich im Handelswesen einen Namen machte. Sie meisterte das Geschäftsgebaren aller Länder und sammelte Druckmittel, die sie gegen Partner wie Freunde einsetzen konnte. Als die Platin-Affäre die ganze Welt umspannte, erkannte sie schnell die sich bietenden Gelegenheiten und sah korrekt voraus, wie sich dadurch die Macht noch stärker in wenigen Händen konzentrieren würde.
Als sie sich schließlich als Kandidatin für die Rolle des Zongdu in Jonduri qualifiziert hatte, war der Krieg bereits ausgefochten und gewonnen. In den Köpfen der Shangs war Chaisee die einzige vernünftige Wahl, die Stadt zu leiten. Ihre Nominierung erfolgte einstimmig.
In vielerlei Hinsicht besaß Zongdu Henshe, ihr Amtskollege in Bin-Er, eine sehr ähnliche Einstellung wie sie. Zwar war er ein Narr, der Informationen und Ressourcen ohne jede Rücksicht auf Strategie oder langfristige Konsequenzen verschleuderte, aber er hatte ihre Pläne erfolgreich zum Stillstand gebracht, indem er gedroht hatte, alles, was er wusste, an den Erdkönig weiterzugeben. Er hatte die Früchte ihrer Arbeit gestohlen, ihre Mittel, um sich vor jeglichem Unheil zu schützen, wie ihr kleines Kindheitsdorf es nicht vermocht hatte.
Henshe mit seinem Eigensinn hatte für sie eine größere Bedrohung dargestellt als alle anderen brillanten Männer und Frauen, mit denen sie in der Vergangenheit aneinandergeraten war. Bei den Weisen konnte man sich wenigstens darauf verlassen, dass sie weise handelten; was ein Hanswurst tun mochte, stand in den Sternen. Doch nun war Henshe fort und mit ihm ihre Vermögenswerte. Ihr war kein möglicher Spielzug geblieben. Sie konnte nur dasitzen und warten.
»Herrin.« Chaisees neueste Dienerin kündigte sich selbst an und verharrte auf der verzogenen Bodendiele bei der Tür zum Kinderzimmer. Jede Regung ihrer besockten Füße rief ein unangenehmes Quietschen hervor, als litte ein Vogel Qualen. »Herrin, Ihr habt einen …«
Das Baby wachte auf. Ein schrilles Heulen drang aus der Wiege aus Teakholz, die in der Ecke...
Erscheint lt. Verlag | 2.9.2024 |
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Übersetzer | Bernd Sambale |
Verlagsort | Ludwigsburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Aang • Abenteuer • action • Avatar • Korra • Nickelodeon • Prequel • TV-Serie • Vorgeschichte • Yangchen |
ISBN-10 | 3-98666-464-5 / 3986664645 |
ISBN-13 | 978-3-98666-464-0 / 9783986664640 |
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