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Mein Freund, der Mörder. Klassische Kriminalgeschichten (eBook)

Fünf Krimis, ausnahmsweise ohne Sherlock Holmes
eBook Download: EPUB
2024
192 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-31860-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Freund, der Mörder. Klassische Kriminalgeschichten - Arthur Conan Doyle
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Um dem Galgen zu entgehen, hat Maloney, der berühmte Bandenchef, seine Kameraden verraten. Jetzt erzählt er dem Gefängnisarzt seine abenteuerliche Fluchtgeschichte, die ihn um die halbe Welt geführt hat, wobei er immer nur an einem Ort vor denen sicher war, die ihn tot sehen wollten: hinter Gittern. In den fünf unterhaltsamen Geschichten dieses Bandes ermittelt ausnahmsweise kein Sherlock Holmes. Doyle erzählt von einem verkappten Pfarrer, einer nihilistischen Verschwörung oder einer Schachtel, die unter Bombenverdacht gerät.
  • Ausnahmsweise ohne Holmes!
  • Von einem der größten und wahrscheinlich vielseitigsten Autoren der Welt!
  • Conan Doyle war auch: Fußballer, erster Langläufer Englands, (Schiffs-)Arzt, Journalist, Kriegsberichterstatter, Sportreporter u.v.m.


Arthur Conan Doyle (1859-1930) war Arzt im südenglischen Southsea. 1887 erfand er die Figur des genial-exzentrischen Detektivs Sherlock Holmes, der allein mit Hilfe seines überragenden Intellekts, durch genaue Beobachtung und logisches Kombinieren seine Fälle löst. Ab 1891 erschienen die Abenteuer des Meisterdetektivs als Serie im »Stand Magazine«, eroberten schnell eine große Fangemeinde und erlaubten es Doyle, fortan als freier Schriftsteller in London zu leben.

Wie Braxton die Buschklepper fing


Broadhursts Laden war geschlossen; in der kleinen Hinterstube sah es diese Nacht sehr behaglich aus. Das Feuer warf einen rötlichen Schein auf Decke und Wände, der sich heiter an den ringsum aufgehängten Pulverhörnern und Gewehren spiegelte. Doch auf den beiden Männern, die am kleinen Ofen saßen, lastete ein Schatten, den weder das Feuer noch die schwarze Flasche auf dem Tisch zu verscheuchen imstande waren.

»Zwölf Uhr«, sagte der alte Tom, dem der Laden gehörte, nach einem Blick auf die hölzerne Standuhr, die er ’42 von England mit herübergebracht hatte, »Seltsam, George, dass sie noch nicht da sind.«

»Es ist eine scheußliche Nacht«, erwiderte sein Genosse und stopfte sich seine Pfeife von Neuem. »Möglicherweise ist der Wawirra überschwemmt oder ihre Pferde sind zu müde; oder sie haben sie losgeschlagen, am Ende. Herrgott, wie’s draußen donnert! Gib mir eine Kohle rüber, Tom.«

Er gab sich Mühe, in gleichgültigem Ton zu reden, aber es war doch ein schmerzliches Zittern in seiner Stimme, das seinem Gefährten nicht entging. Dieser warf unter seinen buschigen Augenbrauen einen besorgten Blick auf ihn.

»Meinst du, es ist alles in Ordnung, George?«, fragte er nach einer Pause.

»Wie, alles in Ordnung?«

»Nun, ich meine, dass die Burschen in Sicherheit sind.«

»In Sicherheit! Natürlich sind sie in Sicherheit. Wer zum Teufel sollte ihnen denn was antun?«

»Oh, niemand, nichts, sicherlich«, sagte der alte Tom. »Weißt du, George, seit meine Frau gestorben ist, ist mir Maurice alles gewesen; und das macht mich allzu ängstlich. Vor einer Woche sind sie von den Minen weggeritten, und ich dachte nur, sie könnten jetzt hier sein. Aber ich denke, es ist nichts Besonderes daran, überhaupt nichts. Es war nur so ne dumme Idee.«

»Wer sollte ihnen etwas antun?«, wiederholte George Hutton in der Absicht, eher sich als seinen Gefährten zu beruhigen. »Von den Goldfeldern bis Rathurst ist die Straße eben, dann geht’s durch die Hügel hinter Bluemansdyke, dann durch die Furt des Wawirra und dann den Buschpfad nach Trafalgar. ’s ist nichts Schlimmes dabei, gar nichts, oder? Mein Sohn Allan ist mir so lieb als Maurice es dir sein kann«, fuhr er fort; »aber sie kennen ja die Furt ganz gut, und dies ist die einzige schlimme Stelle. Bis morgen Abend sind sie da, bestimmt.«

»Wollte Gott, es wäre so!«, sagte Broadhurst; die zwei Männer versanken wiederum für einige Zeit in Schweigen, in das nur das Knistern des Holzes im Feuer einfiel. Nachdenklich und verdrießlich rauchten sie ihre kurzen Tonpfeifen.

In der Tat war es, wie Hutton gesagt hatte, eine scheußliche Nacht. Der Sturm kam heulend durch die Schluchten der Berge im Westen heruntergefegt und pfiff und stöhnte in den Straßen Trafalgars, blies durch die Fugen der rohen Holzhütten und zerrte an den ärmlichen Schindeln, aus denen die Dächer bestanden. Die Straßen waren verlassen, nur da und dort trat einer verspätet aus einem Wirtshaus, hüllte sich fest in seinen Mantel und schwankte durch Sturm und Regen heimwärts.

Broadhurst, dem offenbar weiter übel zumute war, brach zuerst wieder das Schweigen.

»Sag, George«, fragte er, »was ist aus Josiah Mapleton geworden?«

»Er ging zu den Goldgräbern.«

»Ja, ja; aber er sandte doch eine Nachricht, er komme zurück.«

»Er kam aber nicht mehr.«

»Und was ist aus Jos Humphrey geworden?«, fuhr er nach einer Pause fort.

»Er ging auch auf die Goldfelder.«

»Allerdings; kam er wieder zurück?«

»Lass das, Broadhurst; lass das, sag ich dir«, entgegnete Hutton, indem er aufsprang und in dem engen Stübchen mit großen Schritten auf und ab zu gehen begann. »Du willst mir Angst machen! Du weißt doch, dass diese Männer jedenfalls landaufwärts gegangen sind, um Gold zu graben oder eine Farm zu bauen, vielleicht. Was geht das uns an, wo sie hingegangen sind? Du wirst doch nicht glauben, dass ich ein Verzeichnis über sämtliche Bewohner der Kolonie führe, wie Inspektor Burton über die Deportierten …«

»Setz dich, George, und horche«, sagte der alte Tom. »Mit dieser Straße ist irgendetwas los, irgendetwas, was ich nicht verstehe und was mir nicht gefällt. Vielleicht erinnerst du dich, wie Maloney, der Schurke mit dem einen Auge, sein Geld verdiente in der ersten Zeit der Goldfunde. Er hatte an der Hauptstraße auf halbem Weg eine Schenke, an einem Abhang, dort wo die Lena von den Bergen herunterströmt. Du hast gehört, George, wie man eine Art Rutschbahn entdeckte, die von seinem Hinterstübchen aus in den Strom hinunterführte; und wie es herauskam, dass er einem Mann nach dem andern einen Trank verabreichte und ihn dann wie ein Paket Waren in die Ewigkeit hinunterbeförderte. Man wird nie erfahren, wie viele er auf diese Weise beiseitegeschafft hat. Von all diesen Leuten nahm man an, dass sie weitergezogen waren, um Gold zu suchen oder Farmen zu bauen und dergleichen, bis man ihre Leichen aus dem Strom herausgefischt hat. Es hat keinen Sinn, um den heißen Brei herum zu reden, George; falls die Burschen nicht bis morgen Abend zurück sind, reiten wir mit der Polizei zu den Goldfeldern.«

»Wie du meinst, Tom«, erwiderte Hutton.

»Übrigens, weil wir gerade von Maloney reden – es ist doch eigentümlich«, sagte Broadhurst, »dass Jack Haldane darauf schwört, einen Mann gesehen zu haben, der Maloney aufs Haar gleicht, wenn man ihm die zehn Jahre zurechnet, seit man ihn zuletzt gesehen. Es war am Montagmorgen, im Busch. Zufall, nehm ich an; doch ist schwer zu glauben, dass es auf der Welt noch ein zweites Galgengesicht wie seines geben soll.«

»Jack Haldane ist ein Narr«, brummte Hutton und schloss die Haustür auf. Er blickte sorgenvoll in die Dunkelheit hinaus, während der Wind in seinem langen grauen Bart wühlte und aus seiner Pfeife einen langen Schweif glühender Tabakkrumen die Straße hinunterjagte.

»Eine fürchterliche Nacht«, murmelte er, als er an seinen Platz am Feuer zurückkehrte.

Ja, eine wilde, stürmische Nacht war es, eine Nacht für Raubtiere, die das Licht des Tages scheuen, die richtige Nacht für sieben Männer, die im Gießbachbett von Bluemansdyke im Hinterhalt lagen, Revolver in den Händen und teuflische Absichten in der Brust.

Nach der stürmischen Nacht ging die Sonne auf. Ein dicker, schwerer Dampf entstieg dem gesättigten Boden und hing wie ein Leichentuch über der blühenden kleinen Stadt Trafalgar. Ein bläulicher Nebel lag über dem weiten Buschland ringsum, aus dem die Berge im Westen wie große Inseln aus einem Nebelmeer hervorragten.

Irgendetwas war in der Stadt los, nichts Gutes. Der flüchtigste Blick hätte dies bemerken können. Man sah Leute rufend vorübereilen. Türen wurden zugeschmettert und Läden aufgerissen. Ein Polizeisoldat ritt im vollen Galopp, den Karabiner vor sich über den Sattel gelegt, durch die Hauptstraße. Die Zeit war schon vorüber, um die man in Joe Buchans Sägemühle gewöhnlich zu arbeiten anfing, aber das große Rad bewegte sich nicht, weil die Arbeiter nicht erschienen waren.

Vor dem Haus des alten Tom Broadhurst sammelte sich eine heftig disputierende Volksmenge an. »Was ist denn los?«, fragten die Neuangekommenen, atemlos, gespannt. »Broadhurst hat seinen Teilhaber erschossen.« »Er hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten.« »Er hat im Lehmboden seiner Küche eine Goldader entdeckt.« »Nein, ’s ist sein Sohn Maurice, der reich zurückgekehrt ist.« »Der ist ja gar nicht wieder heimgekehrt.« »Sein Pferd ist ohne ihn zurückgekehrt.« Zum Schluss war der Tatbestand herausgekommen; da stand das alte braune Pferd, von dem man sprach, und wieherte und rieb seinen Hals an der altbekannten Stalltür, als ob es um Einlass bitten wollte; neben ihm standen zwei hagere, graue alte Männer, die es am Zügel hielten und aufmerksam das dampfende Tier betrachteten.

»Herrgott im Himmel!«, rief der alte Tom Broadhurst, »Es ist gekommen, wie ich gefürchtet habe.«

»Nur Mut, Freund«, sagte Hutton, indem er seinen groben Strohhut tief ins Gesicht zog; »noch besteht Hoffnung.«

Ein beifälliges, ermutigendes Gemurmel lief durch die Volksmenge.

»Das Pferd ist durchgebrannt, offenbar.«

»Oder ist es gestohlen worden.«

»Oder er ist durch den Wawirra geritten und der Strom hat ihn mitgerissen«, meinte einer, der trösten wollte und damit alles nur schlimmer machte.

»Jedenfalls ist das Pferd nirgends verletzt«, bemerkte ein anderer, der mehr Hoffnung hatte.

»Oder vielleicht war der Reiter betrunken«, sagte ein vierschrötiger alter Schafhirt. »Ich weiß noch gut«, fuhr er fort, »wie ich selber um diese Zeit in die Stadt kam, den Kopf auf dem Halfter, und mich für einen sechsläufigen Revolver hielt – so schwer betrunken war ich.«

»Maurice hat einen guten Sitz; der lässt sich nicht so leicht vom Wasser mitreißen.«

»Nein, der nicht.«

»Das Pferd hat vorn einen kräftigen Striemen«, bemerkte ein anderer, der aufmerksamer war als die übrigen.

»Vielleicht ein Peitschenhieb.«

»Das muss ein verteufelt kräftiger Schlag gewesen sein!«

»Wo ist Chicago Bill?«, rief einer; »der würde es sicher wissen!«

Auf diese Worte drängte sich eine merkwürdige große Gestalt durch die Menge vor. Es war ein außerordentlich hochgewachsener, kräftiger Mann, der das rote Hemd und die langen Rohrstiefel des Goldgräbers trug. Sein offenes Hemd ließ einen sehnigen Nacken und eine breite Brust erkennen. Er wies manche Narbe im Gesicht auf, aber trotz seines brutalen Äußeren...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Reihe/Serie Große Klassiker zum kleinen Preis
Große Klassiker zum kleinen Preis
Übersetzer Adolf Gleiner
Sprache deutsch
Original-Titel My Friend the Murderer
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte 2024 • Arthur Conan Doyle • arthur conan doyle bücher • arthur conan doyle deutsch • arthur conan doyle kurzgeschichten • arthur conan doyle sherlock holmes • Baker Street • Der Hund der Baskervilles • Detektiv • Detektivgeschichte • Detektivklassiker • Doktor Watson • eBooks • Eine Studie in Scharlachrot • Ermittlungstechnik • Fünf Apfelsinenkerne • Kombination • Kombinationsgabe • Krimi • Krimiklassiker • Kriminalromane • Krimis • Lestrade • Logik • mein freund, der mörder • Meisterdetektiv • Naturwissenschaft • Neuerscheinung • Privatdetektiv • Professor Moriarty • Scotland Yard • Sherlock Holmes • Spannung • vollständig
ISBN-10 3-641-31860-2 / 3641318602
ISBN-13 978-3-641-31860-4 / 9783641318604
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