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Das dritte Königreich (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2024
656 Seiten
Luchterhand Literaturverlag
978-3-641-29622-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das dritte Königreich -  Karl Ove Knausgård
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Etwas ist in Bewegung in der Welt, es ist, als würde sie heimgesucht - aber von was? Und warum?
Die Tage sind endlos lang in diesem Sommer in Norwegen, und die Hitze ist schier unerträglich. Die Welt scheint irgendwie still zu stehen, und als Erstem fällt dies Syvert, dem Bestatter, auf. Immer mehr Tage vergehen, ohne dass Todesfälle gemeldet werden. Wie kann das sein? Viele Fragen hat auch die neunzehnjährige Line, die sich in Valdemar, den Frontmann einer sagenumwobenen Band, verliebt. Sie wird in eine geheime, faszinierende Welt hineingezogen, die sie aber auch ängstigt und an die Grenzen des Verstehbaren bringt. Dies wiederum hat sie mit dem Polizisten Geir gemeinsam, der in einem makabren Dreifachmord ermittelt und über die vermeintlich abwegige Theorie, die er am Ende aufstellt, mit niemandem sprechen kann. Ist es letztlich die fragile Künstlerin Tove, die mehr versteht als die anderen? Sie erschafft Bilder, die von den untergründigen Strömungen aus Sexualität und Tod in den Volksmärchen inspiriert sind. Eines Tages hört sie eine Stimme, die zu ihr spricht - und ihr etwas abverlangt.

'Das dritte Königreich' ist Teil der großangelegten Romanreihe 'Der Morgenstern', die Leser und Kritikerinnen in der ganzen Welt begeistert. Auslöser der Geschichte ist das plötzliche Auftauchen eines neuen Sterns am Himmel. Unter diesem Stern leben die Menschen ihre Leben wie früher, während sich die Welt um sie herum langsam verändert. Es geht um das, was wir nicht verstehen, um das große Drama, betrachtet durch die Linse des kleinen Lebens, und es geht darum, was geschieht, wenn die dunklen Kräfte in der Welt freigesetzt werden

Karl Ove Knausgård wurde 1968 geboren und gilt als wichtigster norwegischer Autor der Gegenwart. Die Romane seines sechsbändigen, autobiographischen Projektes wurden weltweit zur Sensation. Sie sind in 35 Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt. 2015 erhielt Karl Ove Knausgård den WELT-Literaturpreis, 2017 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, 2022 nahm er in Kopenhagen den Hans-Christan-Andersen-Literaturpreis entgegen. Er lebt in London.

Wir kamen am späten Abend beim Sommerhaus an, nachdem wir den ganzen Tag gefahren waren. Heming, Asle und Ingvild auf der Rückbank, von der Monotonie mehr oder weniger paralysiert. Arne, der in den letzten Stunden begeistert gewesen war, wieder in der Landschaft zu sein, in der er aufgewachsen war, schaltete den Motor aus und drehte sich lächelnd zu den Kindern um.

»Acht Stunden und zwei Minuten«, sagte er. »Dreizehn Minuten schneller als letztes Jahr!«

»Das ist gut«, sagte Ingvild und erwiderte sein Lächeln.

Die Zwillinge verzogen keine Miene.

»Ihr tragt eure Sachen selbst ins Haus«, sagte Arne. »Macht es gleich, dann ist es erledigt. Ingvild, du nimmst die Katze?«

»Die Kindersicherung«, sagte Heming.

»Ja, ja, ich mache auf«, erwiderte Arne.

Ich begegnete Ingvilds Blick. Sie lächelte mich auf die gleiche Art an wie Arne. Hob die Transportbox mit der Katze vom Schoß, stellte sie neben sich und öffnete den Sicherheitsgurt, während die Jungen auf der anderen Seite zur Tür hinaus verschwanden.

Sie war zu lieb.

»Weißt du, du kannst es auch mal lassen«, sagte ich.

»Das weiß ich«, entgegnete sie und lächelte wieder, aber in ihren Augen zeigte sich ein Anflug von Dunkelheit. Sie hatte viel davon in sich.

War sie sich dessen bewusst?

Ich nahm die Zigaretten und das Feuerzeug aus dem Handschuhfach, zündete mir am Auto stehend eine an. Die anderen verschwanden Rucksäcke und Koffer tragend um die Ecke.

Es roch nach Meer. Und es rauschte von der Bucht her. Gleichmäßig und behutsam, als läge da unten jemand und schliefe.

Schhhh – schhh. Schhhh – schhh.

Der Himmel grauweiß. Der Rasen grauschwarz. Die Bäume und Sträucher schwarz.

Dann ging die Außenbeleuchtung an und färbte das Gras unnatürlich grün.

»Ich kann mir vorstellen, dass jetzt eine Zigarette gut wäre«, sagte Arne, der zurückkehrte, um weiteres Gepäck zu holen.

»Ja«, sagte ich. »Möchtest du eine?«

»Ha, ha«, erwiderte er und hievte sich einen prallvollen Rucksack auf den Rücken, nahm die Tüten mit den Lebensmitteln, die wir im Supermarkt unterhalb der Brücke gekauft hatten, in die Hände und verschwand erneut um die Ecke.

Die Nachbarn mit den Rottweilern waren da, in ihrem Haus hinter mir brannte Licht.

Jetzt, da die Betriebsferien begonnen hatten, waren sicher alle da.

Ich warf die Zigarettenkippe auf den Kies und trug einen Koffer hinein. Begegnete unterwegs Arne, der den Kopf mehrmals vor und zurück schob, wie er es manchmal tat, wenn er Musik hörte, die ihm wirklich gut gefiel.

»Tanzt du für mich?«, fragte ich.

Er beugte sich zu mir herab und küsste mich.

»Es tut gut, hier zu sein«, sagte er. »Findest du nicht auch?«

»Doch.«

»Ich mache uns eine Flasche Wein auf.«

»Haben wir denn welchen?

»Ja, klar. Hier stehen noch eine Menge Flaschen vom letzten Jahr. Wenn Egil sie nicht getrunken hat. Aber das bezweifle ich. Was wir trinken, ist ihm nicht gut genug!«

Im Haus gingen Heming und Asle von Zimmer zu Zimmer, ihr letzter Besuch lag gerade so lange zurück, dass dies ein bisschen spannend war. Ingvild war nirgendwo zu sehen, sie war mit der Katze bestimmt in ihrem Zimmer. Ich schleppte den Koffer zu unserem Schlafzimmer in der ersten Etage hinauf und ging anschließend in den Garten, zu der Kante, wo der steile Hang zur Bucht hinab begann. Zündete mir eine Zigarette an, versuchte mich in die Landschaft einzufühlen, mit ihr zu verschmelzen. Da zu sein.

Der Sommerabend. Das gräuliche Licht mit einem Hauch von Blau darin. Der Schein der Hauslampen darin.

»Wollen wir draußen sitzen?«, fragte Arne laut in der offenen Tür hinter mir stehend. »Ich kann die Gartenmöbel genauso gut gleich herausholen.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, überquerte er den Hof und schloss die Tür zum Gästehaus auf, kam im nächsten Moment mit einem Stuhl in jeder Hand wieder heraus und stellte sie unter dem Apfelbaum auf den Rasen.

»Soll ich dir bei dem Tisch helfen?«

»Ach was. Aber könntest du den Wein und zwei Gläser holen?«

Ich hielt die Weinflasche zwischen den Knien und versuchte den widerspenstigen Korken herauszuziehen, als Asle in die Küche kam.

»Wir haben Hunger«, sagte er. »Gibt es bald was zu essen?«

»Was möchtest du denn haben?«

»Tacos.«

»Gute Idee«, sagte ich. »Die sind leicht zuzubereiten und gehen schnell.«

»Kann Papa sie machen?«

»Sicher«, sagte ich und konzentrierte mich von Neuem auf den Korken, der sich endlich löste und durch den Flaschenhals glitt.

»Ach übrigens, warum möchtest du, dass Papa sie macht?«, rief ich Asle hinterher, der auf dem Weg ins Wohnzimmer war.

Er drehte sich um und zuckte mit den Schultern.

»Dann ist das Hackfleisch saftiger.«

»So, so«, sagte ich, nahm die Gläser in die eine Hand, die Flasche in die andere und ging hinaus. Arne war nicht da. Ich setzte mich, zündete mir eine Zigarette an und sah, dass ich nur noch drei hatte.

Ich musste früh ins Bett gehen, dann war es kein Problem.

Hinter mir wurde die Tür zum Anbau geschlossen, und Arne kam mit einer Laterne, die an seiner Hand baumelte, über den Rasen.

»Leih mir mal dein Feuerzeug«, sagte er.

Das gelbe Licht glitt ins Grau hinaus und füllte es wie in einer Schale rund um die Lampe, als er sie auf den Tisch stellte. Er schenkte uns ein und hob mir zugewandt sein Glas.

»Prost, Tove.«

»Worauf trinken wir?«

»Auf uns. Auf den Sommer. Darauf, dass wir hier sind.«

»Prost.«

»Ach, komm schon«, sagte er. »Ein bisschen Enthusiasmus wirst du ja wohl noch aufbringen können.«

»Ich bin müde. Es war eine lange Fahrt.«

»Aber ich bin doch gefahren.«

»Das stimmt.«

Er seufzte, und es wurde still. Nur das Flüstern des Meeres war zu hören.

»Ich mag das Licht hier«, sagte ich nach einer Weile.

»Natürlich magst du es. Schließlich bist du Malerin.«

»Ich habe schon immer das Licht von Lampen gemocht, wenn es noch nicht stockdunkel ist. Mitten am Tag oder in der Dämmerung.«

»Wie gesagt, du bist Malerin.«

»Ich mochte es schon, noch bevor ich anfing zu malen. Ich erinnere mich, dass ich das schon gedacht habe, als ich klein war.«

»Das ist die Romantik. Oder auch die Neoromantik. Sie haben es geliebt, Sommernächte und Abenddämmerungen zu malen. Die Mystik, verstehst du. Oda Krohgs bekanntestes Bild ist das von einer Laterne in einer hellen Sommernacht. Oder Richard Berghs Nordischer Sommerabend. Das hört sich für mich nach der gleichen Faszination an.«

»Mag sein.«

»Nicht, dass du eine Romantikerin wärst.«

»Ach nein? Und was bin ich dann?«

»Du? Eine Neosymbolistin vielleicht? Eine Post-Mythologin?«

»Das ist der große Unterschied zwischen uns. Du kategorisierst. Ich entkategorisiere.«

»Das sagst du immer.«

»Nicht, dass etwas daran auszusetzen wäre zu kategorisieren.«

Er lächelte schwach, während er aufs Meer hinaussah.

»Jedenfalls bezahlen wir damit unsere Rechnungen«, sagte er.

»Papa?«, rief hinter uns einer der Jungen.

Es war Asle.

»Ja?«, sagte Arne.

»Kannst du uns jetzt bitte Tacos machen?«

»In zwei Minuten.«

»Wir haben echt Hunger.«

»Papa kommt gleich«, sagte ich. »Geh schon mal rein.«

Er tat, wie ihm geheißen. Arne füllte erneut sein Glas.

»Wollen wir nicht versuchen, dieses Jahr einen schönen Urlaub zu haben?«, sagte er.

»Doch.«

»Vielleicht können wir uns ja beide etwas Mühe geben.«

»Ja.«

Mitten in der Nacht erwachte ich aus einem Traum. Obwohl ich ganz still lag und mich konzentrierte, gelang es mir nicht, mich an ihn zu erinnern. Geblieben war allein die Stimmung. Unbehagen, Missmut. Und dass Mutter auf irgendeine Weise dort gewesen war.

Arne lag auf dem Rücken und schnarchte, wie er es immer tat, wenn er getrunken hatte.

Draußen war es fast vollständig hell.

Ich versuchte wieder einzuschlafen, obwohl ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Und war es nicht gerade diese Gewissheit, die es unmöglich machte?

Vermutlich.

Ich stand auf, ging in den Flur und zog Stiefel und Jacke an, wollte im Garten eine rauchen. Erst als ich mich an den Tisch setzte, fiel mir ein, dass mir die Zigaretten ausgegangen waren.

Still herumsitzen, ohne zu rauchen, ging nicht, dann würde ich an nichts anderes denken können. Also stand ich wieder auf und lief über den Rasen, folgte dem Pfad den langen Hang zur Bucht hinunter. Das Gras hoch und taunass zu beiden Seiten, das Meer blank und still, der Himmel graublau.

Wie viel Uhr mochte es sein?

Es spielte keine Rolle. Ich war kein bisschen müde, und ich hatte die ganze Welt für mich allein.

Drei schwarze Schnecken setzten sich scharf vom gelben Gras neben dem Weg ab. Ich ging neben ihnen in die Hocke. Sie waren so schwarz wie Autoreifen. Und mit den Rillen, die nebeneinander über ihren Hinterleib liefen, sahen sie auch ein wenig aus, als kämen sie aus einer Reifenfabrik.

Kleine schwankende Fühler. Ein langsamer, zäher Wille.

Ich strich mit der Kuppe des Zeigefingers über den Kopf der nächsten. Sie zog sich zusammen, mochte das nicht. Das Gegenteil...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Übersetzer Paul Berf
Sprache deutsch
Original-Titel Det tredje riket (#3 of Morning Star series)
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • Bram Stoker • Death Metal • eBooks • morgenstern-serie • Neuerscheinung • Norwegen • Roman • Romane • Skandinavien
ISBN-10 3-641-29622-6 / 3641296226
ISBN-13 978-3-641-29622-3 / 9783641296223
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