Die Krone der Orks (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46309-3 (ISBN)
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift Moviestar. Mit seiner Serie um die Orks wurde er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautor*innen Deutschlands. Seine Romane um Die Zauberer wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um Die Könige. Mit Die Welt der Orks setzt Michael Peinkofer die Erfolgsreihe um die beliebtesten Bösewichte der Fantasy fort.
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift Moviestar. Mit seiner Serie um die Orks wurde er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautor*innen Deutschlands. Seine Romane um Die Zauberer wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um Die Könige. Mit Die Welt der Orks setzt Michael Peinkofer die Erfolgsreihe um die beliebtesten Bösewichte der Fantasy fort.
Prolog
Im Jahr 33154
Arbogast war ein erfahrener Kapitän.
Im Lauf der beinahe vierzig Winter, die er bereits zur See fuhr, hatte er schon viele Stürme erlebt und mehr als einmal dabei um sein Schiff und alle Kreaturen an Bord fürchten müssen … doch noch niemals zuvor waren seine Leute und er den Gewalten des Meeres derart schutzlos ausgeliefert gewesen wie dieses Mal.
Ganze zwei Tage lang hatte der Orkan gewütet.
Gleißende Blitze waren aus dem Himmel herabgefahren, als wollten sie das Meer zerteilen, heulende Winde hatten Wellen aufgetürmt, die bis zur obersten Mastspitze reichten – nur um im nächsten Moment wieder einzustürzen und abgrundtiefe Schlünde zu öffnen, die das Schiff und seine Mannschaft um ein Haar verschlungen hätten. Schwarze Fluten waren über das Deck geschwappt, vier brave Seeleute hatten sie mit sich in den Tod gerissen, ein weiterer war gegen den Mastbaum geschleudert und zerschmettert worden.
Mehrmals hatte es so ausgesehen, als würde dies die letzte Fahrt des Schlangenfängers werden, und das, obwohl zunächst alles so gut verlaufen war …
Auf ihrer Fahrt entlang der Südroute hatten Arbogast und seine Leute reiche Beute gemacht, doch das meiste davon war nun verloren. Im Angesicht des drohenden Untergangs war ihnen keine Wahl geblieben, als einen Teil der wertvollen Fracht über Bord zu kippen, doch trotz dieses schmerzhaften Opfers hatte es danach ausgesehen, als würde die Tiefe das Schiff verschlingen. Mit der Kraft der Verzweiflung hatten Arbogast und seine Männer gegen den Wind und die tosenden Wellen angekämpft, und irgendwann hatte der Sturm nachgelassen … und schließlich aufgehört. Und als wollte die Natur Arbogast und seine Männer verhöhnen, lag die See seither völlig still.
Von einer leichten Strömung abgesehen, in der das Schiff dahintrieb, schlagseitig und seit dem Sturm seines Großmasts beraubt, herrschte völlige Flaute.
Nicht länger gab es Wellen, die sich zu Bergen türmten, keine Gischt, die um den Bug schäumte, keine Dünung, die das Schiff wiegte. Bleischwer lag sein Rumpf im Wasser, das nun dickflüssig und zäh anmutete. Was von Mast und Rahe übrig war, reckte sich einem Totengerippe gleich in den fahlblauen Himmel.
Nachdem zwei Tage lang der Sturm gebrüllt und das Tosen der See die Männer fast um den Verstand gebracht hatte, war es nun totenstill. Das Knarren von Tauen und Planken, sonst immerwährender Begleiter bei Tag und bei Nacht, war verstummt, und wenn doch einmal ein Laut zu vernehmen war, dann schien es, als stoße das Schiff stöhnende Laute aus, gleich einem zu Tode Verwundeten, Vorboten eines Grauens, das niemand an Bord benennen wollte und das doch jeder fürchtete.
Seeleute waren an sich schon ein abergläubisches Völkchen, doch auf Schlangenfänger traf dies in besonderem Umfang zu. Und so verbreiteten sich bereits Gerüchte, dass die Fahrt ins Südmeer unter einem schlechten Stern stünde, das Schiff verflucht sei, und noch andere mehr. Gerüchte, die Arbogast zu übergehen versuchte … so gut es sich eben machen ließ.
Zwar waren Zwerge, die zur See fuhren, seit den Tagen Winmars des Schrecklichen keine Seltenheit mehr. Doch es wäre niemandem von ihnen – nicht einmal Arbogast selbst – eingefallen, Wellen und Meer ihr angestammtes Terrain zu nennen. Und so musste ein Zwergenkapitän sich stets mehr als jeder andere Kommandant bewähren, hatte zu jeder Zeit die Übersicht zu behalten und durfte keine Fehlentscheidung treffen. Denn der Zweifel haftete ihm ebenso an wie seine gedrungene Gestalt und der verfilzte rote Bart, der in Arbogasts Gesicht wucherte.
Wie alle Besatzungen, die auf Seeschlangenfängern fuhren, war auch Arbogasts Mannschaft ein bunter Haufen: Ein Schiffskoch und ein Zimmermann gehörten dazu, wie er selbst Söhne Winmars, aber auch eine Handvoll Menschen und ein paar Orks, die sich aus dem Schwarzgebirge irgendwie auf die Planken seines Schiffes verirrt hatten. Arbogast war es gleich, wie hässlich ihre grünen Visagen waren oder wie sehr sie stanken, wenn sie schwitzten … solange sie nur ordentlich arbeiteten.
Sogar ein Troll befand sich in seiner Mannschaft. An den meisten Tagen war der riesige Kerl, der auf den Namen Trunk hörte, an Bord so nützlich wie eine leere Miesmuschel und fiel allenfalls dadurch auf, dass er das Doppelte von dem fraß, was andere verzehrten. Doch wenn es hinausging auf Schlangenjagd, so war er der beste Harpunier, den sich ein Kapitän nur wünschen konnte. Nicht nur dass der Troll den baumlangen Spieß weiter werfen konnte als jeder andere, er traf auch so gut wie immer – die hohe Fangquote, mit der Arbogast und seine Leute gerne in den Hafenspelunken prahlten, hatten sie vor allem ihm zu verdanken.
So unterschiedlich sie alle sein mochten – ihre Arbeit, bei der sie alle Kopf und Kragen riskierten, und die Hoffnung auf Gewinn einte Arbogasts Männer und förderte die Gemeinschaft. Doch war der Gewinn bedroht, bröckelte auch der Zusammenhalt, und die Mannschaft wurde wieder zu dem, was sie eigentlich war: eine zusammengewürfelte Gruppe Glücksritter, Säufer und Verzweifelter aus allen Winkeln des Reiches von Tirgaslan. Und mit jedem Tag, an dem kein Wind aufkam, wuchs diese Verzweiflung …
Zumal Arbogast ein Geheimnis hütete, das er bislang noch mit keinem seiner Leute geteilt hatte: Er hatte die Orientierung verloren und wusste nicht mehr, wo sie waren.
Dass ein Sturm – noch dazu einer, der so lange und heftig wütete – ein Schiff weit von seinem ursprünglichen Kurs abbrachte, war an sich nicht ungewöhnlich. Doch wann immer Arbogast des Nachts versuchte, ihre Position anhand der Gestirne zu bestimmen, scheiterte er, denn weder kannte er diese Sterne noch ihre Konstellationen.
Ganz offenbar hatte der Sturm sie weiter nach Süden getragen, als irgendjemand es hätte voraussehen können, über alle bekannten Gefilde und gültigen Seekarten hinaus.
Weiter, als sich eine Kreatur jemals wagen durfte, war sie nun Zwerg, Mensch, Ork oder Troll …
Arbogast hatte es mehrfach überprüft, doch eine andere Schlussfolgerung war nicht möglich. Und auch wenn er es bislang vermieden hatte, seine Befürchtungen offen auszusprechen, wusste er doch, dass die Besatzung längst ihre eigenen Vermutungen hegte. Sie mochten einfache Seeleute sein und die Gestirne nicht so gut lesen können wie er; doch auch ihnen konnte nicht verborgen geblieben sein, dass sie sich nicht mehr in vertrauten Breiten befanden – und mit dieser Erkenntnis kam eine irrationale, dumpfe Furcht.
Unheil stand bevor, das sagten dem Kapitän nicht nur die fremden Gestirne, sondern auch das Ziehen, das er in seinem rechten Bein verspürte, obwohl er es längst nicht mehr hatte. Ein hölzerner, mit Runenschnitzereien versehener Stumpf prangte dort, wo Fuß und Unterschenkel hätten sein sollen – das Original war im Rachen einer Seeschlange verblieben, die sich mit aller Kraft widersetzt hatte. Es war ein Kampf auf Leben und Tod gewesen, den Arbogast schließlich für sich entschieden hatte, wie so viele andere … doch wie sollte man gegen einen Gegner kämpfen, den man weder sehen noch greifen konnte?
Wie gegen eine dumpfe, gestaltlose Furcht …?
»Sturmfront voraus«, meldete in diesem Moment der Ausguck, der auf den Überresten des Großmasts wachte.
Arbogast zuckte zusammen, auf Deck brach Unruhe aus. Die Männer, die damit beschäftigt gewesen waren, nach den Anweisungen des Maats und des Zimmermanns Reparaturen vorzunehmen und die gebeutelte Schaluppe wieder halbwegs zusammenzuflicken, ließen ihre Arbeit liegen und eilten zur Reling. Auch Arbogast gab seinen Platz auf dem Mitteldeck auf und enterte nach achtern auf, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die bangen Blicke, mit denen die Männer ihn bestürmten, ignorierte er ebenso wie die aufgeregten Rufe, die von allen Seiten auf ihn einprasselten.
»Der Sturm hat uns eingeholt, Käpt’n!«
»Noch einmal überstehen wir das nicht!«
»Wir sind verloren …!«
Arbogast erwiderte nichts darauf. Über das schräge Deck und den steilen Niedergang erklomm er die Achterplattform, wo der Steuermann Wache hielt. Arbogast ließ sich das Fernrohr geben.
Tatsächlich erhob sich tief im Süden eine dunkle Wand am Horizont, die man auf den ersten Blick und mit bloßem Auge tatsächlich für eine neuerliche Sturmfront halten konnte.
Aber dieses Dunkel, das von den Fluten der See bis hinauf zum Himmel reichte und sich am gesamten Horizont erstreckte, war nicht nur einfach eine Zusammenballung von Nebel, Regen oder Wolken, sondern etwas anderes. Etwas, das kein Seemann in seinem Leben je zu erblicken hoffte.
Die einen nannten es die »Große Barriere«.
Andere den »Grauen Wall«.
Wieder andere hatten dieser monströsen Mauer den Namen »Letzte Grenze« gegeben, denn genau das war es, was sie markierte.
Erdwelt endete hier.
Es war der Rand der Welt, jenseits davon lag ein unendlich tieferer Abgrund, der alle Schiffe verschlang, die ihm zu nahe kamen – und der keines davon jemals wieder freigab.
Unter den Seeleuten, die sich ängstlich an Back und Reling drängten, wurden heisere Stimmen laut.
Einige brüllten ihr Entsetzen laut hinaus, die Orks verfielen in finstere Verwünschungen. Der tagelange Sturm, der Tod ihrer Kameraden und die Entbehrungen hatten den Männern bereits alles abverlangt – der Anblick der Barriere, die ihrer aller Ende bedeutete, gab ihnen der Rest.
»Der Graue Wall! Deshalb regt sich hier kein Luftzug!«, brüllte der Schiffskoch. »Alles ist tot!«
»Die...
Erscheint lt. Verlag | 2.4.2024 |
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Reihe/Serie | Orks | Orks |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Abenteuer Fantasy • Abenteuer-Fantasy • Absturz • Aderyn • alter Kontinent • Anthony Ryan • asar • Balbok • Balbok und Rammar • Band 8 • Das Gesetz dr Orks • Der Schwur der Orks • Die Ehre der Orks • Die Herrschaft der Orks • Die Könige • Die Orks • Die Rückkehr der Orks • Die Zauberer • Drachen • Drachenkaiser • Durwain • Enok • epische Fantasy • Erbe • Erdbeben • Erdwelt • Erdwelt Finale • Fantasy Bestseller • Fantasy-Bestsellerautor • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Epos • Fantasy Humor • Fantasy mit Humor • Fantasy Neuerscheinungen 2022 • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Ferne Gestade • Heer • High Fantasy Bücher • Humorvolle Fantasy • krähen • Krieg • Kristallschiffe • Kristalltor • lustige Fantasy • lustige fantasy romane • Markus Heitz • Michael Peinkofer • Michael Peinkofer Orks • Mission • Monster • Ork-Brüder • Ork-Könige • Orkling • Orks • Orks 8 • Orks Finale • Orks Peinkofer • Peinkofer Orks • Quest • Rammar • Rote Dunkelheit • Schiffswrack • Thronfolger • Tolkien-Fantasy • völkerfantasy • Zwerge |
ISBN-10 | 3-426-46309-1 / 3426463091 |
ISBN-13 | 978-3-426-46309-3 / 9783426463093 |
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