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Der Milchhof - Das Leuchten des Meeres (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60553-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Milchhof - Das Leuchten des Meeres -  Regine Kölpin
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'Unsere Milch ist weißes Gold - machen wir das Beste daraus!' Die Macht der Träume und der Wunsch nach Liebe: Der dritte Band der neuen gefühlvollen Nordsee-Familiensaga der SPIEGEL-Bestsellerautorin Regine Kölpin. Friesische Wehde 1945: Nach dem Krieg übernimmt Alea die Leitung der Molkerei, die erneut vor dem Ruin steht, während Lina sich von den schrecklichen Ereignissen der letzten Jahre erholen muss. Obwohl Alea von Derk unterstützt wird, fällt es ihr schwer, den Betrieb wieder aufzubauen. Hinzu kommt das schlechte Verhältnis zu ihrer Tochter Enna, das sie lähmt. Doch dann greift Lina ihrer Tochter mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unter die Arme, und Enna macht einen ersten Schritt auf ihre Mutter zu. Alea schöpft neue Hoffnung. Können die Frauen des Milchhofs mit vereinten Kräften die Molkerei retten und in die Zukunft führen? Oder ist es dafür bereits zu spät? Vor der atmosphärischen Kulisse einer privaten Molkerei an der Nordseeküste entfalten sich in der »Milchhof«-Saga die Schicksale von drei starken Frauen aus drei Generationen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen). Die Autorin lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Regine Kölpin schreibt für namhafte Verlage (mit Gitta Edelmann auch unter dem Pseudonym Felicitas Kind) Romane, Geschenkbücher und Kurztexte. Ihre Bücher waren mehrere Wochen auf der SPIEGEL- Bestsellerliste. Regine Kölpin hat einige Auszeichnungen erhalten. Unter anderem den Bronzenen Homer 2020 (mit Gitta Edelmann), den Titel Starke Frau Frieslands 2011, das Stipendium Tatort Töwerland 2010 u.v.m. Sie gehört dem PEN-Zentrum Deutschland und den Autorenvereinigungen Delia(Liebesroman) und Homer (Historischer Roman) an. Mit ihrem Mann Frank Kölpin lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf an der Küste. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik- und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln oder lassen sich auf ihren Reisen mit dem Wohnmobil zu Neuem inspirieren. Mehr Infos unter: www.regine-koelpin.de

Regine Kölpin, geb. 1964 in Oberhausen (NRW), lebt seit ihrer Kindheit in Friesland an der Nordsee. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin hat zahlreiche Romane und Kurztexte publiziert und ist auch als Herausgeberin tätig. Regine Kölpin wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit ihrem Mann lebt sie in einem kleinen idyllischen Dorf. Dort konzipieren sie gemeinsam Musik-und Bühnenprojekte und genießen ihr Großfamiliendasein mit fünf erwachsenen Kindern und mehreren Enkeln.

Kapitel 1


Mai 1945


»Der Krieg ist aus! Der Krieg ist aus!«

Lina Voigt saß in ihrem kleinen Zimmer, das sich neben dem Haupthaus auf dem Milchhof befand. Sie hielt das Stickzeug in der Hand und konzentrierte sich auf die Rose, die sie heute noch fertig bekommen wollte.

»Der Krieg ist aus! Der Krieg ist aus!«, ertönte es erneut.

Langsam ließ Lina die Handarbeit sinken. Nein, sie hatte sich nicht getäuscht, und nicht der Wunsch nach Frieden war Vater des Gedankens. Ihre Arbeiter riefen tatsächlich, dass das Martyrium endlich vorbei war. Nachdem sich Hitler am 30. April umgebracht hatte, war das zwar zu erwarten gewesen, aber kaum jemand hatte diese Hoffnung laut geäußert.

Der Krieg, dieses Monster mit den scharfen Zähnen und furchtbaren Krallen, das nichts als Tod und Verwüstung, Leid und Elend hinterließ, aber niemals Sieger, war offenbar gebändigt und schließlich zu Fall gebracht worden.

Es war dennoch kein Triumph, denn zurück blieben Versehrte, Krüppel, Waisen, Witwen und traumatisierte Menschen, die ihren Platz in der Welt gar nicht oder nur schwer finden würden. Lina hatte all das bereits mit ihren Söhnen am eigenen Leib erlebt, und sie wusste, dass die Welt trotz dieser erleichternden Nachricht eine andere bleiben würde.

Sie war schon nach dem Ersten Weltkrieg zu einer verlassenen Mutter geworden, denn Wilko konnte und wollte nicht mehr in Deutschland leben, weil er das Land nicht mehr ertrug.

Und Ludger, ihr stiller Ludger, der doch einst als Bankmitarbeiter eine große Karriere angestrebt hatte, war mit seinem Dasein überhaupt nicht mehr zurechtgekommen und hatte sich in die Arme der ewigen Ruhe begeben. Manchmal beneidete Lina ihn. Er musste keinen Schmerz mehr ertragen.

Erneut schallten die Rufe zu Lina und rissen sie aus ihren trüben Gedanken. »Kapitulation! Bedingungslose Kapitulation!«

»Es ist vorbei! Es ist wahrhaftig vorbei!«

Noch immer konnte Lina es nicht glauben. Deshalb blieb sie zunächst auf ihrem Stuhl sitzen und schaute nachdenklich aus dem Fenster des oberen Stockwerks über die Wehde. Das Stickzeug lag still auf ihrem Schoß, doch Lina umklammerte es, als brauchte sie diesen Halt, wenn sich womöglich alles als falsche Information herausstellte und der Wahnsinn weiterging.

Aber das Geschrei ebbte nicht ab, sondern blieb laut, fast hysterisch, und es erschütterte die Friesische Wehde auf eine unnachahmliche Weise.

Ihre Wehde. Hier hatte sie das Gefühl von Freiheit, weil ihr die Weite der Landschaft die nötige Ruhe vermittelte und sie den Anblick liebte, wenn der Himmel am Horizont die Erde küsste. Selbst in den letzten schlimmen Jahren hatte ihr diese Kontinuität die nötige Sicherheit gegeben und sie daran glauben lassen, dass nicht alle Grundfeste erschüttert werden konnten. Es gab immer etwas, was blieb.

Es existierten eben Dinge, die konnten Menschen nicht verändern, und dazu gehörte die unabänderliche Tatsache, dass es diesen Horizont gab, hinter dem Abend für Abend die Sonne verschwand, um am nächsten Morgen wieder aufzugehen und das nötige Licht und die Wärme zu spenden. Die Tatsache, dass das Meer kam und ging und kein Krieg dieser Welt je etwas daran ändern konnte.

Lina atmete tief durch, doch das fiel ihr in der letzten Zeit sehr schwer. Zu sehr drückten die Sorgen, zu schwer war die Last auf ihren Schultern geworden. Eine Last, die sie in die Ablenkung dieser blöden Stickarbeit getrieben und ihr den geraden Gang geraubt und das freudige Blitzen in den Augen genommen hatte. Und die Hoffnung.

Gab es die jetzt? War der Frieden tatsächlich greifbar und keine Seifenblase, die kurz bunt schillerte und dann schlagartig zerplatzte?

Wie oft hatte sie sich diese Situation in den letzten Jahren gewünscht und wie oft war ihre Zuversicht zerschlagen worden. Jetzt würde das Kriegsende für sie kaum eine Verbesserung bringen, denn es war zu spät.

Derk war verschollen, vermutlich tot, und daran würde auch ein Friedensschluss zwischen den Nationen nichts mehr ändern. Warum also sollte sie sich freuen, wenn ihr doch das Liebste genommen worden war? So viel hatten sie und Derk gemeinsam durchgestanden, und nun stand sie am Ende des langen Weges dennoch vor dem Nichts. Selbst der Milchhof konnte Lina keinen Trost mehr schenken, obwohl er zeitlebens ihr Kraftelixier gewesen war.

Lina hatte Derks Lächeln noch vor Augen, als er sich gleich Anfang Februar schweren Herzens auf den Weg nach Dresden gemacht hatte.

Wie lange hatten sie darüber diskutiert, ob seine Reise wirklich notwendig war, denn Lina hatte ihn nicht gehen lassen wollen. Nicht in diese Stadt, wo sicher Hilda nur darauf lauerte, ihn abzustrafen, weil ihr gemeinsamer Sohn Otto so lange bei ihnen auf dem Milchhof gelebt und seinem Vater eine Zeit lang sogar nahegestanden hatte, während sie allein in Dresden zurückgeblieben war. Otto und Derk waren Vater und Sohn geworden – trotz Ottos zweifelhafter Gesinnung, die weder Derk noch Lina guthießen.

Ottos einflussreiche Position bei den Nationalsozialisten war auch für ihre Beziehung schwierig und ein ständiger Konfliktstoff gewesen, sodass Lina erleichtert reagierte, als Otto mit seiner um ein paar Jahre älteren Frau Adelheid, die Lina als Ziehkind aus dem Ruhrgebiet bei sich aufgenommen und großgezogen hatte, nach Dresden zurückkehren wollte. Dort waren sie weit weg und konnten auf dem Milchhof keinen Schaden mehr anrichten. Ihr Umzug hatte einiges erleichtert.

Linas Furcht, wenn sie ihren Mann nach Dresden fahren ließ, bestand auch darin, ob Hilda nicht doch wieder versuchen würde, Derk an sich zu binden, allein um Lina eins auszuwischen.

Denn deren Gemahl lebte nicht mehr – und was gab es Schlimmeres für eine Ehefrau als liebeshungrige Witwen, die eine Chance suchten, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Und dann mit einem so wunderbaren Mann wie Derk, der auch im Alter nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hatte.

Aber Lina hatte am Ende einsehen müssen, dass ihr keine andere Wahl blieb, als ihren Mann ziehen zu lassen. Otto ging es seit dem Januar gesundheitlich sehr schlecht, und er war Derks einziger Sohn.

Er war von einem heftigen Lungenleiden heimgesucht worden, die Lage schien ernst. Wie sollte Lina Derk da diese Reise verwehren, wenn er doch Gefahr lief, sich sonst nicht von seinem Sohn verabschieden zu können?

Ihr Mann hatte lange mit sich gerungen, ob er wirklich fahren sollte, nach dem, was Otto Lina während ihrer Haft angetan hatte. Warum Otto sie am Ende aus dem Gestapokeller hatte gehen lassen, wusste Lina nicht, ahnte aber, dass Derk seine Finger im Spiel gehabt hatte. Ihr Mann schwieg allerdings wie ein Grab, und dafür würde er seine Gründe haben.

Dass jedoch kurz darauf Adelheid Ottos Frau geworden war, obwohl sie ihn zuvor nie beachtet und Lina schon in Erwägung gezogen hatte, sie könnte Frauen lieben, fand sie befremdlich. Dass Adelheid eine der Verursacherin für ihre Verhaftung gewesen war und sie bestimmt denunziert hatte, stand für Lina außer Zweifel.

Aber das war aus und vorbei.

Lina hatte überlebt, das allein zählte, sonst nichts. Sie wollte weder hassen noch anklagen, verurteilen, noch sich über diese Dinge aufregen.

Jedenfalls waren Adelheids spärliche Telegramme immer flehentlicher geworden, sodass Lina ihren Mann am Ende doch ermutigte, zu Otto zu reisen.

»Es ist besser, man söhnt sich mit allen Menschen und dem Leben aus, sonst wirst du diese Bürde ewig tragen! Er hat mich am Ende gehen lassen, und ich lebe noch.«

Lina wischte sich jetzt mit dem Unterarm eine Träne von der Wange, damit sie ihre Stickerei nicht aus der Hand legen musste. Auf unerklärliche Weise fand sie einen Ankerplatz an diesem Stück Stoff mit Nadel.

Kurzerhand nahm Lina die Handarbeit wieder auf und stach heftig in die Rosenblüte. Sie und ihre verdammte...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Milchhof-Saga
Milchhof-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familiensaga • Frauenschicksal • Liebe • Milch • Molkerei • Nordsee • Pferde • Starke Frauen • unglückliche Liebe
ISBN-10 3-492-60553-2 / 3492605532
ISBN-13 978-3-492-60553-3 / 9783492605533
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