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Die tausend Erden (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
720 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-31749-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die tausend Erden -  Stephen Baxter
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Im Jahr 2145 bricht John Hacknett mit seinem Raumschiff Perseus zum Andromedanebel auf. Seine Mission: Er soll die Sternkonstellation genauer in Augenschein nehmen, die in ferner Zukunft mit unserer Milchstraße kollidieren wird, und dann zur Erde zurückkehren, um der Menschheit Bericht zu erstatten. Hacknett reist nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit, denn für die Erde werden fünf Millionen Jahre bis zu seiner Rückkehr vergehen. Wird es dann noch eine Menschheit geben, der er Bericht erstatten kann?

Das Jahr 30 in der fernen Zukunft. Melas Erde steht kurz vor dem Untergang, die Erosion frisst immer mehr Land auf, zwingt Menschen und Tiere zur Flucht. Obwohl Mela immer wusste, dass ihre Erde eines Tages untergehen würde, kämpft sie doch gemeinsam mit ihrer Familie ums Überleben - und um die Zukunft der Tausend Erden ...

Stephen Baxter, 1957 in Liverpool geboren, studierte Mathematik und Astronomie, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er zählt zu den international bedeutendsten Autoren wissenschaftlich orientierter Literatur. Etliche seiner Romane wurden mehrfach preisgekrönt und zu internationalen Bestsellern. Stephen Baxter lebt und arbeitet im englischen Buckinghamshire.

1


Es begann mit einem Ende.

Es endete mit einem Anfang.

Denise Libby hatte den weiten Weg von der Erde bis zum Jupiter zurückgelegt, um ihren Ex-Mann John Hackett zu interviewen.

Nun, allein in einer winzigen automatisierten Fähre, spürte Denise Libby kaum den Druck, hörte kaum das Zischen der Dampfraketentriebwerke, als ihr Schiff langsam von der Oberfläche des Jupitermonds Callisto abhob. »Transparenter Rumpf«, befahl sie.

Die Kabine blieb undurchsichtig. Wie eine Wand aus dummem Stahl.

Sie war bereits darauf hingewiesen worden, dass das hier so Vorschrift war. Nur dauerhafte Einwohner, die hiesige Polizei, Nothelfer und einige andere Privilegierte durften die irrwitzige Aussicht genießen, die sich ihnen beim Start- oder Landeanflug auf den Jupitermond bot. Der Anblick sei zu schwindelerregend für Neulinge, hieß es in der Begründung. Wahrscheinlicher war, dass wegen des aufkeimenden Konflikts zwischen der Erde und ihren Jupiterkolonien niemand etwas nach außen dringen lassen wollte. Möglicherweise hätte sie einen Blick auf eine geheime Waffenplattform erhaschen können. Oder auch nur auf von der Erde nicht genehmigte Bergbauoperationen.

Pah. Sie versuchte es trotzdem.

»Transparenter Rumpf«, wiederholte sie.

Bei seinem Aufenthalt hier ging es John nicht einmal um den Jupiter – und auch nicht um Callisto oder um interplanetare Politik. Zumindest nicht direkt. Schon bald würde er dieses rohstoffreiche Planetensystem verlassen, zusammen mit seiner Crew ähnlich tickender suizidaler Dummköpfe, auf einer Mission Richtung Andromeda-Galaxis, von der es kein Zurück geben würde. Das war schon ein dickes Ding, eine Reise von fünf Millionen Lichtjahren – und fünf Millionen unumkehrbaren Jahren in die Zukunft.

Und sie saß in diesem albernen kleinen Spielzeugraumschiff und musste sich wie ein Baby behandeln lassen.

»Transparenter Rumpf, verdammt noch mal. Transparenter Rumpf. Trans…«

Der Rumpf wurde transparent.

Jetzt hatte sie das Gefühl, in einer Art Umriss eines Schiffs zu fliegen, einer Kiste aus schlanken, aber robust anmutenden Trägern, die die klobige Masse eines Fusionstriebwerks und dicke Treibstofftanks zusammenhielten. Weitere namenlose Apparaturen waren wahrscheinlich Teil des Lebenserhaltungssystems, das ihr das Atmen ermöglichte. All das hing in einem Strebwerk, das seinerseits im leeren Raum schwebte.

Und dort, weit unter ihr, war Callisto, eine braune Kugel, die nur schwach von der fernen Sonne erhellt wurde. Während des Transits von der Erde – hundert Tage bei ständigem Fusionsraketenschub – hatte es für sie nur wenig zu sehen oder zu tun gegeben. Sie hatte die Reise in grimmigem Schweigen zugebracht, ohne Kommunikationsverbindung nach außen. In einem Sonnensystem, das sich anscheinend auf einen Krieg vorbereitete, sausten Schiffe wie das ihre still und stumm durch die interplanetare Nacht.

Doch nun hing Callisto unter ihr am Himmel. Der vom Jupiter am weitesten entfernte seiner vier größten Monde war größer als der Erdmond und von Kratern bedeckt. Für Denise sah er wie eine von Einschusslöchern übersäte Glaskugel aus. Sie wusste, dass die Oberfläche dieses Mondes sich schon seit Ewigkeiten so darbot und manche ihrer Narben ungeheuer alt waren. Seine Geologie unterschied sich deutlich von der des Erdmonds mit seinen oberflächlich ähnlichen Einschlagstellen, denn dieser entlegene Himmelskörper hier bestand der Masse nach mehr als zur Hälfte aus Wassereis. Die Krater waren gefrorene Spritzer, und eben das hatte die Erdregierungen hierhergelockt, vorbei an den abtrünnigen, zerstrittenen, politisch unruhigen unabhängigen Siedlungen im Asteroidengürtel. Das Wasser. Wasser, mit dem sich in Habitaten menschliches Leben erhalten ließ, Wasser als Fusionstreibstoff für Raumschiffe, Wasser, das nicht unter dem Monopol der Bergbauratten im Asteroidengürtel stand, Wasser für eine sich rasend weiterentwickelnde Industrie.

Eine Industrie, die den Bau des ersten bemannten interstellaren Raumschiffs der Menschheit möglich gemacht hatte.

Womit sie wieder bei ihrer bevorstehenden Aufgabe war. Nicht dass schon irgendetwas von John oder seinem Schiff, der Perseus, zu sehen gewesen wäre. Sie drehte sich um sich selbst, blickte angestrengt durch den transparenten Rumpf nach draußen und versuchte, sich anhand der gewaltigen kosmischen Entitäten, die sie umgaben, zu orientieren: hier die Sonne, Callisto, funkelnde Punkte, bei denen es sich um weitere Jupitermonde handelte … aber wo zum Teufel steckte der Jupiter selbst?

Schließlich, als sie sich einmal mehr umdrehte, sah sie einen schmalen Halbmond, in dem wie in einer Wiege ein Kreis aus Dunkelheit lag. Eine dünne Linie, nur ein Bogen rötlichen Lichts, dessen Außenrand vor der dahinterliegenden tieferen Finsternis verschwamm.

Aber der Innenrand zeichnete sich scharf ab. Technologisch. Das war etwas Künstliches.

Und dann begriff sie es mit einem Mal. »Oh. Jetzt verstehe ich. Ich sehe den Jupiter nicht, weil dein verdammtes Schiff so groß ist, dass es den Jupiter verdeckt, Hackett. Zumindest fast.«

»Perseus an Callisto-Fähre.« Johns geschmeidige Stimme erklang aus der leeren Luft.

»Du blöder Angeber. Da müsst ihr euch bei der Navigation ja ganz schön ins Zeug gelegt haben, um diese Nummer abzuziehen. Du hättest mich ruhig warnen können.«

»Hättest du mir denn zugehört? Das wäre das erste Mal gewesen. Du wirst von meinem Andocksystem gesteuert. Halt einfach die Füße still, ich hole dich rein. Und drück nicht auf irgendwelche Knöpfe.«

»Hier gibt es keine Knöpfe …«

»Unser Bussardkollektor für Dunkle Energie ist ziemlich fragil. Bevorzugst du immer noch Pfefferminztee?«

Das tat sie seit Jahren nicht mehr, schon länger, als sie getrennt waren. Sie hatte sogar schon vor dem Tod ihrer Nichte Sarah damit aufgehört, der letztendlich zu ihrer Trennung geführt hatte. Aber im Moment ging es nicht darum, einander eine reinzuwürgen. »Ja, Pfefferminztee«, antwortete sie ruhig.

Stück für Stück kamen die Wolken des Jupiter hinter dem gewaltigen Kollektorsegel zum Vorschein. Der König aller Planeten, von Menschenhand verdunkelt.

»Bis gleich«, sagte Hackett.

Die intelligente Fähre fand ohne Schwierigkeiten den Weg um den Bussardkollektor herum – oder vielmehr hindurch. Aus der Nähe erwies er sich als Gewebe mit weiten Maschen, von denen jede ein ordentliches Sechseck bildete.

Aus Denise’ Perspektive verwandelte er sich während des Anflugs der Fähre allerdings in eine Wand, die sich am Himmel entlangzog. Eine Wand, rief sie sich in Erinnerung, vor der man fünfzehn Planeten von Erdgröße hätte aufreihen können, ohne dabei die Ränder zu erreichen. Und an jedem Knotenpunkt des Gewebes sah sie Technologie, glitzernde Knubbel, deren Komplexität unverkennbar war.

»Ich schätze, das, was ich da sehe, sind die Zugriffspunkte für Dunkle Energie«, murmelte sie, als eines der großen sechseckigen Löcher sich um sie herum auftat.

»Sie sind noch nicht alle im Einsatz«, erwiderte John. »Wir testen das Segel noch. Erst einmal wollen wir herausfinden, wie haltbar es ist und wie gut das intelligente Feedback und die Kontrollen funktionieren. Ich sage wir – aber alle anderen schlafen schon.«

»Die anderen sechs der Andromeda-Sieben. Alle in ihren Schwebetanks?«

»Wo auch ich mich bald zu ihnen gesellen werde. Um fünf Gravitationsschübe und zwölf Jahre zu verschlafen – oder, von außen betrachtet, zweieinhalb Millionen Jahre, dank der Relativität, da wir uns der Lichtgeschwindigkeit annähern werden. Bis zur Andromeda-Galaxis.

Was mich betrifft, es gibt noch ein paar letzte Dinge zu überprüfen, während wir uns auf vollen Schub vorbereiten. An jedem Knotenpunkt des Kollektors haben wir eine Art Teilchenbeschleuniger, der eine bestimmte Art von Neutrino, einen sogenannten sterilen Neutrino, in die höherdimensionale Masse abstrahlt, in der unser Universum treibt – wie eine Membran auf Wasser. Daher kommt die Dunkle Energie. Unser Universum, oder unsere Membran, dehnt sich aus wie ein Ballon, und der Grund dafür sind rätselhafte Strömungen in diesem seltsamen höherdimensionalen Ozean. Die wir nun anzapfen können, als unerschöpfliche Antriebsquelle, wenn du so willst …«

Er sprach in ordentlichen, vorgekauten Absätzen, wie er sie zweifellos schon bei zahllosen Presse- und Regierungskonferenzen heruntergeleiert hatte.

»John, hast du etwa vergessen, dass ich all das weiß? Ich habe mit dir zusammengearbeitet, als du diese Idee mit deinen Geldgebern ausgearbeitet hast, weiß du noch? Ich musste dir helfen, damit sie nach einer Technologie für Langstrecken-Wissenschaftsmissionen klang …«

»Tja, sehr viel längere Strecken als bis zur Andromeda-Galaxie gibt’s nicht so oft …«

»… und nicht bloß nach der praktischen Demonstration einer funkelnagelneuen Technologie, die die Erde aus der Abhängigkeit von den Felsratten im Asteroidengürtel befreit. Ohne Fusionstriebwerk wird auch das kostbare Wasser der Felsratten nicht gebraucht. Das war’s dann mit dem Ressourcenmonopol. Interplanetare Politik eben.«

»Es ist wirklich bedauerlich. In den Zeiten, in denen wir leben, können wir alle nur unser Möglichstes tun … du müsstest den Kollektor inzwischen durchquert haben.«

Schon eine Weile hatte sie nicht mehr nach draußen geblickt, und nun stellte sie fest, dass er recht hatte. Jene gewaltige Konstruktion lag nun hinter ihr, und sie schwebte...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2024
Übersetzer Jakob Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel The Thousand Earths
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 2024 • Andromeda • Andromeda-Galaxie • diezukunft.de • eBooks • Ferne Galaxien • Ferne Zukunft • Hard SF • Neuerscheinung • Raumschiff • Zeitreise
ISBN-10 3-641-31749-5 / 3641317495
ISBN-13 978-3-641-31749-2 / 9783641317492
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