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Nimm mich (wie ich bin), sonst mach ich's selbst (eBook)

Ein Befriedigungsroman | Ein lustvoller Roman, der keine Tabus aber alle Stellungen kennt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3141-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nimm mich (wie ich bin), sonst mach ich's selbst -  Victoria Brand
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Dirty Talk statt Small Talk: Sex über fünfzig ist nicht verboten Alexandra ist je nach Tagesform Ende vierzig oder fast fünfzig und irgendwie unzufrieden: Die Tochter hat sie an deren Studenten-WG verloren, den Ehemann nach zwanzig Jahren Ehe an eine andere Frau, ihre Libido irgendwo dazwischen. In ihren Muff aus Selbstmitleid fegt Chris wie eine frische Brise mit einer ganzen Palette unmoralischer Angebote. Doch ist Alex bereit, fast fünfzig Jahre Erziehung und gelernte Konventionen aus dem Fenster zu werfen und Herz (und Schenkel) einfach so zu öffnen?  Ein herrlich ungehemmter, dabei urkomischer Roman über Selbstfindung, wenn die Kinder und der Mann aus dem Haus sind: für alle, die zwar eine sehr, sehr saubere Wohnung haben, aber schon länger nicht mehr im Schlafzimmer waren.

Victoria Brand ist eine österreichische Autorin. Sie wurde in Wien geboren und studierte u.a. in den USA und Irland. In ihren Büchern gibt sie ihr Wissen als klinische Sexologin und Paarberaterin an ihre Leserinnen weiter - weil das Bett ein guter Ort zum Lesen, Lieben und Lachen ist.

Victoria Brand ist eine österreichische Autorin. Sie wurde in Wien geboren und studierte u.a. in den USA und Irland. In ihren Büchern gibt sie ihr Wissen als klinische Sexologin und Paarberaterin an ihre Leserinnen weiter – weil das Bett ein guter Ort zum Lesen, Lieben und Lachen ist.

Winter-Tiefschlafphase


Januar

Es heißt, Sex ist wie Rad fahren, und man verlernt es nicht. Man sagt aber auch, Ausnahmen bestätigen die Regel. Und ich bin offenbar diese Ausnahme. Denn trotz der verführerischen Tatsache, dass Jonas seit einer Ewigkeit zwischen meinen Beinen saugt, schleckt und leckt, als wäre ich sein erster Eisbecher im Frühling, befindet sich mein eigenes Lustzentrum noch tief im Winterschlaf – und verweigert vehement jegliche Kooperation. Von Hitzestößen und Heißblütigkeit keine Spur. Vom Können oder gar Kommen noch weniger.

Vielmehr bekomme ich bereits kalte Füße und überlege, wie ich die Decke am geschicktesten über meine Beine ziehe, ohne Jonas’ Bemühungen zu stören.

Mensch, Alex, jetzt konzentrier dich mal. Oder schalt das Hirn aus. Oder was auch immer. Aber halt dich ran!

Immer wieder driften meine Gedanken ab, bleiben bei der Schmutzwäsche im Badezimmer und der blöden Kuh aus der Firma hängen. Zu allem Übel tut Jonas mir mittlerweile auch ziemlich leid. Denn er ist zwar ein bemühter und netter Kerl, aber es knistert einfach nicht zwischen uns.

Positiv an der aktuellen Situation ist, solange das Herz nicht involviert ist, kann es auch nicht verletzt werden. Was wiederum vorteilhaft ist, weil ich in Herzensdingen erwiesenermaßen dürftig begabt bin. Immerhin ist mein Ehemann zwischen dem zweiten und dem dritten Corona-Lockdown, nach beinahe zwanzig Jahren Ehe, mit einer anderen Frau durchgebrannt. Seitdem pflanzt er Bäume im Amazonastiefland von Ecuador. Einerseits natürlich sehr löblich, andererseits auch ziemlich bekloppt, wenn man bedenkt, dass er jeden Sommer beim Rasenmähen über das hohe Gras und die Hitze gemault hat.

»Aber warum?! Warum denn gerade jetzt?«, hatte ich schluchzend von ihm wissen wollen. Ich war verzweifelt, geschockt und verwirrt. Denn auch wenn wir seit Jahren nur noch eine gut eingespielte Wohngemeinschaft und keine feurigen Geliebten mehr gewesen waren, hätte ich niemals über eine Trennung auch nur nachgedacht. Aus Feigheit, Nostalgie, Gewohnheit, des Kindes und des Geldes wegen.

»Alex, die Welt steht vor dem Kollaps. Alles geht den Bach runter. Ich kann einfach nicht mehr tatenlos vor mich hin leben«, lautete seine Begründung.

Ich fand mein Leben bis dahin eigentlich ganz okay. Nicht besonders aufregend oder außergewöhnlich. Leider auch nicht so ehrenwert wie seine Zukunftspläne. Aber dennoch okay.

Natürlich verstand ich seine Sehnsucht, in der Lebensmitte noch mal Gas zu geben und etwas Weltveränderndes zu tun. Früher nannte man diese Phase Midlife-Crisis, heute nennt man sie Alterspubertät. Dafür hat frau natürlich Verständnis. Dass der gute Mann mit seiner weitreichenden Entscheidung allerdings auch meine Welt zum Einsturz brachte und mich mit unserem panisch gebunkerten Jahresvorrat an Trockenhefe, Pasta und Klopapier allein ließ, fand ich dann allerdings echt zum Kotzen.

Während mein Ex-Mann also heiße Dschungelnächte genoss, verbrachte ich meinen Lockdown mit Selbstmitleid und Essen. Ein Zustand, der auf Dauer nicht auszuhalten war und mich in der dritten Corona-Welle zu Jonas führte.

Auch er war frisch getrennt, einsam und auf der Suche nach einem Quarantäne-Buddy, der ihm die trostlose Zeit des Social Distancing vertreiben sollte. Ein Arrangement, das sich trotz des fehlenden Feuers überraschend lange als zweckdienlich erwies.

Mittlerweile hat unser Abkommen das Ablaufdatum aber doch überschritten. Denn meine Erregungskurve steigt gerade so langsam, dass ich Sorge habe, morgen immer noch hier zu liegen.

Kopfkino! Kopfkino! Kopfkino! Wo bist du, wenn man dich braucht?

Wo sind all die erprobten Fantasien, die ich mir im Laufe meiner Ehejahre zurechtgelegt habe und mit deren Hilfe ich mich zuversichtlich bis zum »Point of no Return« hochschaukeln konnte? Offenbar auf Urlaub oder in Zeitausgleich, denn ich kann in diesem Moment keine dieser Szenen festhalten.

Jetzt komm schon! Der Typ gibt doch schon alles, kriegt bestimmt bald eine Nackensperre.

Immer lauter rufen mir mein Kopf und meine gute Erziehung zu, doch mal Gas zu geben. Unter Druck kann ich aber noch weniger.

Wenn er doch nur ein bisschen höher … oh ja … ja, genau da! Das ist gut … schneller! Und ein bisschen mehr Druck, bitte! … Nein, warte, irgendwie ist das doch zu schnell. Oder ist die Zunge zu spitz? Oder …

Innerlich gebe ich Anweisungen, äußerlich bin ich stumm wie mein Goldfisch Kurt und hoffe, dass Jonas noch mal diese eine Stelle berührt, die durchaus Potenzial für ein Seufzen gehabt hätte.

»Ich glaub, das klappt heute nicht«, flüstere ich frustriert.

»Wir haben alle Zeit der Welt. Entspann dich einfach!«

Entspann dich?!

Ich habe von Menschen gehört, die sich tatsächlich auf Kommando entspannen können. Buddhistische Mönche zum Beispiel. Für jemanden wie mich ist diese Aufforderung jedoch so unnütz wie der Versuch, auf Befehl Spaß zu haben. Ich bemühe mich trotzdem, rufe mir die Tipps aus meinem letzten Achtsamkeitsseminar in Erinnerung, atme tief ein und konzentriere mich auf meine Empfindungen.

Jonas scheint sowieso keine Eile zu haben, stellt wieder einmal seine Ausdauer unter Beweis. Er zieht schmatzend und leckend eine Spur aus Küssen von meinem Bauch zu den Brüsten, bis hinauf zum Hals und meinen Lippen. Sein Kuss schmeckt und riecht nach meinen Körpersäften, und ich muss zugeben, dass dieser Geruch durchaus anregend ist. Aber so wirklich in Fahrt komme ich trotzdem nicht.

Ganz anders als Jonas, der seine Erektion voller Vorfreude an meinem Venushügel reibt. Kurz bin ich verführt, meine Beine zu öffnen und die Sache hinter uns zu bringen. Denn erfahrungsgemäß ist es recht schnell vorbei, sobald der Mann einmal drin ist. Als ob Männer Schiffchen versenken spielen würden. Weil ich für eine körperliche Vereinigung aber keine Motivation mehr aufbringen kann, nehme ich stattdessen Jonas’ bestes Stück in den Mund. Hier befinde ich mich in meiner Komfortzone, habe die volle Kontrolle über die Situation. Bereits nach wenigen Sekunden stöhnt Jonas auf. Tief, weich und sexy. Ich mag diesen Laut, spüre plötzlich doch wieder Begierde in mir aufsteigen und erhöhe die Frequenz meiner Bewegungen.

»Langsam, langsam!«, mahnt Jonas lachend. »Es sei denn, du willst, dass ich komme?!«

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich will. Und weil ich es nicht weiß, Jonas andererseits auch nicht länger quälen möchte, behalte ich das Tempo bei.

Ich habe mal gehört, wenn weibliche Tintenfische keine Lust haben, sich zu paaren, erwürgen sie das Männchen und verspeisen es. Das ist interessant. So fies bin ich aber nicht. Und Vegetarierin obendrein. Und deshalb erlöse ich den armen Mann. Auf diese Weise bleibt wenigstens noch Zeit für eine Folge meiner neuen Lieblingsserie.

Samstagmorgen. Nach einem kalkulierenden Blick auf den Wecker entscheide ich, noch mal kurz die Augen zu schließen und mir vorzustellen, ich wäre jemand anderer. Jünger, schöner, erfolgreicher – oder wenigstens ausgeschlafen und befriedigt.

Ächzend rapple ich mich schließlich auf und schleppe mich halb blind ins Badezimmer. Kurz erschrecke ich, dann sehe ich der Realität ins Auge.

Wow, ich sehe alt aus.

Ich weiß nicht, wie andere Frauen es schaffen, direkt nach dem Aufstehen gut auszusehen. Skeptisch betrachte ich das fremde Wesen im Spiegel, dann ziehe ich eine Grimasse. Die Eskapaden dieser Nacht sind mir unleugbar ins Gesicht geschrieben.

Für gewöhnlich retten mir Make-up, Föhnschaum und je nach Anlass auch Shapewear den Tag, doch heute verzichte ich auf diese Anstrengungen, werfe mich stattdessen in mein Samstagsoutfit: Leggings und Sweater. Passend zu meinem heutigen Work-out: herumlungern, essen, lesen, Wäsche waschen, fernsehen, dösen. Ein durchaus straffes Programm, aber ich bin ein Naturtalent.

In der Küche stoße ich auf meine achtzehnjährige Tochter Jana. Sie war bei Freunden, und ich habe sie in den frühen Morgenstunden heimkommen hören.

»Hui, du wirkst etwas zerstört«, grinst Jana mich an, ehe sie mir einen Kuss auf die Wange drückt.

Schön, wenn man eine so herrlich ehrliche Beziehung zu seinem Sprössling pflegt.

»Dir auch einen guten Morgen!«, grüße ich ungerührt zurück und werfe einen Blick in den Kühlschrank, der mir gerade nichts anbieten kann, was mich reizt.

»Ich hab’s eilig, spring nur noch schnell unter die Dusche«, erklärt meine Tochter und stellt ihre Müslischüssel in das Becken. »Wir fahren zu IKEA, bevor dort die Hölle los ist.«

Den Kommentar, dass sie die Schüssel auch in den Geschirrspüler räumen könnte, verkneife ich mir. Und dass bei IKEA einfach immer die Hölle los ist, wird das Kind auch noch lernen. Schweigen kostet eben weniger Energie als Konfrontation, und jetzt gerade habe ich keine Energie.

»Du brauchst mich heute doch nicht, oder?«, erkundigt Jana sich artig und dennoch schon halb zur...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Augenzwinkern • Befreiung • Chance • Charme • Findung • Geschenk • Humor • Jahre • Kinder • Körper • Liebe • lustig • Mut • Neu • Offenheit • Partner • Positiv • Putzen • Roman • Romantik • Scheidung • Sekt • Selbst • Sex • Spaß • Start • Ü40 • Wechsel • Witz
ISBN-10 3-8437-3141-1 / 3843731411
ISBN-13 978-3-8437-3141-6 / 9783843731416
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