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Die Frauen von Notre Dame (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3505-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen von Notre Dame -  Eva-Maria Bast
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Die Geschichte eines der wichtigsten Bauwerke der Welt und eine große Liebe.

Die Welt hält den Atem an, als Notre Dame in Flammen steht. Restauratorin Josie hilft, die Kathedrale wiederaufzubauen. Im Zuge der Arbeiten findet sie einen geheimnisvollen Brief und einen Ring. Der Kunsthistoriker Antoine hilft ihr bei der Spurensuche, die die beiden in die Zeit der Französischen Revolution führt, zu Lucile, die für ihre Liebe zu einem Revolutionär kämpfte. Und plötzlich begegnen Josie und Antoine sogar der Madonnenstatue wieder, die Antoine in der Brandnacht aus den Flammen retten konnte, und sie stoßen auf ein weiteres Geheimnis ... 

Der große Roman von Bestsellerautorin Eva-Maria Bast über ein Bauwerk, das die Herzen der Menschen bewegt.

 


 



Eva-Maria Bast ist Journalistin und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Als eine Hälfte des Autorenduos Charlotte Jacobi schrieb sie u. a. den Spiegel-Bestseller »Die Douglas-Schwestern«. Die Autorin lebt am Bodensee. Im Aufbau Taschenbuch sind bisher ihre Romane »Vanilletage - Die Frauen der Backmanufaktur«, »Zuckerjahre - Die Frauen der Backmanufaktur« und »Zimtträume - Die Frauen der Backmanufaktur« erschienen.

Kapitel 3


189 Jahre später

Josie & Antoine

Paris, Notre Dame, 15. April 2019

Kaum hatte Antoine die Kathedrale verlassen, geschah das Unglaubliche: Die Spitze des Vierungsturms knickte ab und durchschlug das Joch des Langschiffs. Es war kurz vor acht. Gleich darauf fiel auch der untere Teil des Turms in sich zusammen. Antoine sank, die Statue in den Armen, entsetzt auf dem Vorplatz in die Knie.

»Gerade noch mal gut gegangen«, ächzte der Feuerwehrmann, der mit ihm in der Kathedrale gewesen war. »Ich bin übrigens Pierre.«

»Antoine.« Er rappelte sich wieder hoch.

»Kaplan Jean-Marc Fournier ist noch drin«, sagte der andere. »Sie versuchen, den Safe aufzubekommen und die Dornenkrone herauszuholen.«

»Hoffentlich schaffen sie es rechtzeitig wieder raus«, murmelte Antoine.

Er wusste, dass die Dornenkrone ursprünglich gar nicht in Notre Dame, sondern in der Sainte-Chapelle gelegen hatte – zumindest war sie dorthin nach der Fertigstellung der Sainte-Chapelle im Jahr 1248 umgezogen. Hier war sie schon einmal in Gefahr geraten, als Revolutionäre Teile des Kirchenschatzes eingeschmolzen hatten, um den Krieg zu finanzieren. Die Dornenkrone war zum Glück verschont geblieben, und nach der Revolution hatte Napoleon dann dafür gesorgt, dass sie wieder an Notre Dame übergeben wurde. Hätte er sie doch in der Sainte-Chapelle gelassen, dachte Antoine voller Angst. Und natürlich machte er sich auch um Fournier Sorgen. »Das ist ja viel näher am Brand, als wir es …« Er hatte seine Worte noch nicht zu Ende gesprochen, als Jean-Marc Fournier die Kathedrale verließ. Er war vollkommen erschöpft, aber in seinen Armen lag die Dornenkrone, die Jesus der christlichen Überlieferung zufolge bei seiner Kreuzigung getragen hatte.

Langsam ging er mit der geborgenen Reliquie auf den Lastwagen zu, der bereitstand, um die geretteten Schätze ins Rathaus zu bringen.

»Gott sei Dank!« Antoine schluchzte auf.

»Wir sollten unsere Kunstgegenstände auch dort in Sicherheit bringen«, sagte Pierre. »Die Bürgermeisterin hat angeordnet, dass sie erst mal ins Rathaus gebracht werden.«

Antoine nickte und folgte seinem Kollegen. Als sie am Lastwagen angekommen waren, wickelte Antoine die Statue ganz vorsichtig in ein bereitliegendes Schutztuch ein. Dann informierte sie ein Feuerwehrmann: »Wir gehen jetzt geordnet rein, um die weiteren Kunstgegenstände zu retten. Wir bilden eine Menschenkette.«

Während Pierre nickte, gestand Antoine: »Ich bin eigentlich gar nicht mehr im Dienst. Aber ich helfe gerne mit.«

»Auf keinen Fall«, blaffte der Mann ihn an.

»In Ordnung.« Antoine wusste, dass er sich nicht regelkonform verhalten hatte – aber was machte das schon! Immerhin hatte er sie gerettet! Seine Maria. Und für ihn war sie um einiges wichtiger als die Dornenkrone. Er fühlte unendliche Erleichterung, doch im nächsten Moment war die Sorge wieder da. Auf dem großen Bildschirm, der inzwischen aufgebaut worden war, wurden die Bilder der Drohnen übertragen, die Notre Dame in diesem Moment überflogen. Wie ein riesiges flammendes Kreuz lag die Kathedrale in der Dunkelheit.

»Das ist eine Katastrophe!«, stöhnte Antoine auf, als er sah, welches Ausmaß die Flammen angenommen hatten.

Ein Satz des Dichters Gérard de Nerval kam ihm in den Sinn: »Notre-Dame ist alt und gut: Vielleicht werden wir sogar erleben, wie sie Paris begräbt, dessen Geburt sie miterlebt hat.«

Bitte nicht, dachte Antoine verzweifelt. Bitte nicht.

Neben ihm sank der Domdekan ohnmächtig zusammen. In letzter Sekunde fing die Bürgermeisterin ihn auf.

***

»Der Präsident und seine Frau sind eingetroffen«, erfuhr Josie gegen halb neun von den Umstehenden.

Die Fernsehansprache, dachte sie, eigentlich sollte Macron doch jetzt eine Fernsehansprache zu den Gelbwesten halten. Sie wollte sicher in ihrem Hotelzimmer sitzen und das Baguette essen und den Käse, den sie vorhin gekauft hatte. Und Rotwein trinken. Stattdessen hatte sie nun zugesehen, wie der Spitzturm von Notre Dame einstürzte. Wie absurd das alles war!

***

»Feuer im Nordturm!«, hörte Antoine aus der Einsatzzentrale. »Mon Dieu!«, erschrocken starrte er am Nordturm empor. Dort hingen acht Glocken an schweren Holzbalken aus dem Mittelalter. Die Glocken namens Gabriel, Anne-Geneviève, Denis, Marcel, Étienne, Benoit-Joseph, Maurice und Jean-Marie wogen zusammen 16,6 Tonnen. Wenn die Balken, an denen sie befestigt waren, Feuer fingen und die Glocken herunterkrachten, stürzte womöglich nach dem Spitzturm auch noch der Nordturm ein. Und wenn der Südturm, in dem zwei weitere Glocken hingen – Emmanuel, 13,2 Tonnen schwer, und Marie, sechs Tonnen schwer –, ebenfalls Feuer fing und einstürzte, könnte möglicherweise das ganze Bauwerk in Trümmer gelegt werden.

Antoine warf einen Blick auf den Chef der Pariser Feuerwehr, den 54-jährigen General Gallet, der sich mit seinen Männern beriet und dann das Krisenzentrum betrat. »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte er. »Die Lage ist so angespannt und ernst, dass wir keine andere Wahl haben, als fünfzig Personen des Sondereinsatzkommandos GRIMP auf die Türme zu bringen, damit sie das Feuer von dort aus bekämpfen können.« Er holte tief Luft, dann stieß er hervor: »Wenn wir wollen, dass die Türme morgen noch stehen, ist dies unsere einzige Chance. Wir sind uns des hohen Risikos bewusst und bereit, es einzugehen.«

Antoine beobachtete, dass sich Präsident Macron erhob und mit seiner Frau Brigitte auf Monsieur Gallet zusteuerte. »Danke, General«, sagte der Präsident und legte ihm ermutigend eine Hand auf den Arm. »Tun Sie, was getan werden muss.«

Gallet und seine GRIMP-Truppe verloren keine Zeit mehr und rannten zur Kathedrale, um dort die Wendeltreppe hinauf zu der Balustrade zu eilen, die zwischen den beiden Türmen verlief. Sie hatten Steigeisen bei sich, für den Fall, dass der Weg über die Treppen später nicht mehr passierbar sein würde und sie sich über die Fassade in Sicherheit bringen mussten.

Auf dem Weg in den Einsatz zogen sie mit konzentrierten Mienen an ihm vorbei, in manchen Gesichtern meinte Antoine auch Angst zu lesen. Die Feuerwehrleute blickten nicht nach rechts und nicht nach links. Trotzdem, dachte Antoine, wollte er ihnen noch seinen Segen mit auf den Weg geben.

»Viel Glück!«, stieß er hervor, als der Letzte in der Reihe an ihm vorbeiging. Es war eine Frau, erkannte Antoine, wie jung sie war. Eigentlich noch ein Kind. In ihren Augen lag eiserne Entschlossenheit. Und namenlose Angst. Er schluckte. Er wusste, was sie in diesem Moment alle wussten, wie sie hier auf dem Platz standen: Ob die Feuerwehrleute lebend wieder herauskommen würden, war vollkommen unklar.

***

Die Menschenmenge um Josie herum stöhnte kollektiv auf, als sie die Feuerwehrleute hoch oben auf dem Dach entdeckte. »Mon Dieu!«, flüsterte eine Frau weinend. »Das werden die doch niemals überleben.« Auch Josie blickte voller Angst hinauf. Die Flammen, die inzwischen vom Nordturm in den dunklen Nachthimmel emporzüngelten, waren sicherlich zehn Meter hoch! Inmitten dieses Infernos kämpften die Feuerwehrleute um die Rettung der Kathedrale. Sie riskieren ihr Leben, dachte Josie, und empfand tiefe Dankbarkeit und Demut. Auch sie hätte alles gegeben, um die Seele Frankreichs zu retten!

***

»Was ist das für ein Geräusch?« Stirnrunzelnd sah Antoine nach oben.

»Was meinst du?«, fragte sein Kollege Clemens Petit, der ebenfalls Kunsthistoriker war und, ebenso wie etliche weitere seines Fachs, herbeigeeilt war, um beim Verpacken der Kunstwerke zu helfen, die die Feuerwehrleute geborgen hatten. Auch die Denkmalschutzbeauftragte Marie-Helene Didier war inzwischen eingetroffen und hatte voller Andacht das Hemd des von den Katholiken als heilig verehrten Königs Ludwig IX. aus den Händen eines Feuerwehrmanns entgegengenommen.

»Das Knacken?«, fragte Clemens nun. »Das sind die brennenden Holzbalken.«

»Nein«, erwiderte Antoine, »hör doch mal genau hin.«

Clemens lauschte. »Ich höre ein Wimmern«, sagte er dann. »Aus dem Südturm. Als ob … als ob Notre Dame weint.« ...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Eva-Maria Bast • Historischer Roman • Kathedrale • Notre Dame • Notre-Dame • Paris • Starke Frauen • Victor Hugo
ISBN-10 3-8412-3505-0 / 3841235050
ISBN-13 978-3-8412-3505-3 / 9783841235053
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