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Papier und Feuer – Die Magische Bibliothek (eBook)

Die Dark-Academia-Sensation - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
496 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-31518-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Papier und Feuer – Die Magische Bibliothek - Rachel Caine
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Die Dark-Academia-Sensation
Mit farbig gestaltetem Buchschnitt - nur in limitierter Erstauflage der gedruckten Ausgabe (Lieferung je nach Verfügbarkeit)

Die Bibliothek von Alexandria ist die mächtigste Organisation der Welt. In jeder Stadt gibt es eine Zweigstelle, und die Bibliothekare sind einflussreiche Männer und Frauen, die über das Wissen der Menschheit herrschen. Der private Besitz von Büchern ist strengstens verboten. Jess Brightwell, Sohn eines Bücherschmugglers, hat sein erstes Jahr als Lehrling in der Großen Bibliothek nur knapp überlebt. Sein Freund Thomas ist verschwunden, und Morgan, das Mädchen, in das er sich verliebt hat, ist auf der Flucht vor den Bibliothekaren. Jess und seine Freunde beschließen, Thomas zu retten. Als sie erwischt werden, müssen sie aus Alexandria fliehen. Sie reisen in Jess' alte Heimat London - und schon bald muss sich Jess zwischen seiner Familie und der Bibliothek entscheiden ...

Rachel Caine, »New York Times«- und internationale Bestsellerautorin, hat bereits als Buchhalterin, professionelle Musikerin und Schadensermittlerin gearbeitet, und war Geschäftsführerin in einem großen Unternehmen, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete und mit zahlreichen Fantasy- und Mysteryserien große Erfolge feierte. Sie lebte mit ihrem Mann, dem Künstler R. Cat Conrad, in Texas. Rachel Caine verstarb 2020.

1


Tagtäglich kam Jess Brightwell auf dem Weg aus seinem Quartier und zurück an der Statue des spartanischen Kriegers vorbei. Ein wunderschön gearbeiteter Automat, geschmeidig und tödlich, mit einer Haut aus brüniertem Kupfer. Er stand in dynamischer Pose auf seinem Podest, den Speer wurfbereit in der Hand, Dekoration und Schutz gegen Eindringlinge zugleich.

Für jene, die hierhergehörten, war er keine Bedrohung.

Als Jess an ihm vorbeiging, flackerten die im Schatten des Helms liegenden Augen rot auf, und der Kopf des Spartaners drehte sich, um seinen Weg zu verfolgen. Jess spürte den brennenden Blick auf sich, aber er sah weiter stur geradeaus. Jede Sekunde würde sich die Gestalt bewegen, der Speer ihn durchbohren. Er spürte die Stelle kribbeln, in die die Spitze eindringen würde, wie eine rote Zielscheibe auf seinem Rücken.

Nicht jetzt! Jess schwitzte. Das lederne Schmugglergeschirr, das er sich um die Brust geschnallt hatte, und das darin versteckte schmale Originalbuch waren ihm schrecklich bewusst. Ruhig. Bleib ganz ruhig. Aber es war unglaublich schwer, nicht nur wegen des bedrohlichen Automaten, sondern auch, weil er vor Wut innerlich loderte.

Das Kribbeln in seinem Rücken wurde zu einem heißen Brennen, und er wartete auf die plötzliche Bewegung hinter sich und den schrecklichen Schmerz des Speers, der seinen Körper durchdrang … aber er kam einen Schritt weiter, zwei Schritte, und es gab keinen Angriff.

Als er zurückblickte, war die Statue wieder in den Ruhezustand übergegangen und starrte reglos geradeaus. Es sah aus, als sei Jess in Sicherheit. War er aber nicht. Jess Brightwell hatte es allein seinem Glück zu verdanken, dass er noch lebte, und der schieren Duldung der Großen Bibliothek von Alexandria.

Wäre er nur halb so schlau wie sein Freund Thomas Schreiber, hätte er schon längst herausgefunden, wie man diese Dinger ausschalten konnte …

Denk nicht an Thomas. Thomas ist tot. Behalte das immer im Hinterkopf, vergiss es keine Sekunde lang, sonst wirst du das hier nicht überstehen.

Erst in dem dunklen, kühlen Tunnel, der vom spartanerbewachten Eingang in den ausgedehnteren Bereich des Komplexes führte, in dem sich die Rekrutenquartiere befanden, blieb er stehen. Niemand beobachtete ihn, im Tunnel befand sich außer ihm gerade keine Seele, und der Automat konnte ihn hier nicht sehen. Für diesen kurzen Moment konnte er es sich erlauben, sich sicher zu fühlen.

Wieder loderte die Wut in ihm auf, rot und beißend, seine Haut wurde heiß, und sämtliche Muskeln spannten sich. Tränen brannten ihm in den Augen, ebenso aus Wut wie aus Trauer. Du hast gelogen, Artifex, dachte er. Du verlogener, grausamer, bösartiger Bastard. Das Buch in dem um seine Brust geschnallten Gurt war der Beweis, nach dem er sechs Monate lang gesucht hatte. Aber Hoffnung war heimtückisch, voller Stacheln und Rasierklingen, die sich tief in die Eingeweide bohrten und schnitten. Hoffnung war der Angst sehr ähnlich.

Jess schlug den Hinterkopf gegen die Steine, wieder und wieder, bis er die Wut endlich unter Kontrolle bekam. Er zwang sie zurück in eine tief vergrabene schwarze Kiste und sicherte sie mit Ketten aus schierer Willenskraft, dann wischte er sich die Tränen vom Gesicht. Es war noch früh, gerade erst ließ die Morgendämmerung den Horizont erröten, und er war todmüde. Seit Wochen war er hinter diesem Buch her gewesen, hatte auf Mahlzeiten, auf Schlaf verzichtet, und jetzt hatte er es endlich gefunden. Er hatte die ganze Nacht lang nicht geschlafen, nichts gegessen bis auf ein schnelles Gyros von einem griechischen Straßenhändler. Das allerdings war schon fast acht Stunden her. Seitdem hatte er sich in einem verlassenen Gebäude versteckt gehalten und das Buch dreimal von vorn bis hinten durchgelesen, sich jedes Detail eingeprägt.

Jess war vollkommen zermürbt vor Erschöpfung und zitterte vor Hunger, aber er wusste, was er zu tun hatte.

Er musste Glain die Wahrheit sagen.

Darauf freute er sich kein Stück, und bei dem Gedanken daran schlug er noch mal den Schädel gegen die Steine, diesmal allerdings etwas sanfter. Dann stieß er sich von der Wand ab, überprüfte rasch, ob sein Puls wieder halbwegs ruhig war, und ging aus dem Tunnel hinaus in den Innenhof – hier waren keine Automaten stationiert, dafür streiften Sphinxe über das Gelände. Froh, dass gerade keine in Sicht war, wandte er sich nach links in Richtung seiner Kaserne.

Nach einer kurzen Pause, in der er ein Stück Brot verschlang und einen ganzen Krug Wasser herunterstürzte, brach er wieder auf und machte in den Fluren einen großen Bogen um alle Frühaufsteher, die sich vielleicht unterhalten wollten. Ihm stand der Sinn mehr nach einer Dusche und traumlosem Schlaf als nach Gesprächen.

Er bekam weder das eine noch das andere. Als er die Tür aufschloss und eintrat, sah er Glain Wathen – Freundin, Mitüberlebende, Klassenkameradin, vorgesetzte Offizierin –; sie saß mit kerzengeradem Rücken auf dem Stuhl neben seinem kleinen Schreibtisch. Ein großes Mädchen, schlank und muskulös. Er würde sie nie als hübsch bezeichnen, aber sie strahlte eine angenehme, lässige Selbstsicherheit aus, die sie sich in den letzten Monaten hart erarbeitet hatte und die sie auf gewisse Weise fast schön machte. Eine starke Persönlichkeit.

Das walisische Mädchen las in aller Ruhe in einem Blanko-Buch, aber als er hereinkam und die Tür hinter sich schloss, klappte sie es zu und stellte es ins Regal zurück.

»Die Leute werden reden, Glain«, sagte er. Er war nicht in der rechten Stimmung, dieses Gespräch jetzt schon zu führen. Zwar brannte er darauf, ihr zu erzählen, was er erfahren hatte, aber im Augenblick war er völlig durch den Wind, und er wollte nicht, dass ausgerechnet sie sah, wie er die Kontrolle verlor. Er wollte ihr frisch und ausgeruht gegenübertreten, um nicht vor ihren Augen einen Wutanfall zu bekommen oder einfach zusammenzubrechen.

»Als Mädchen lernt man früh, dass die Leute immer reden, ganz gleich, was man tut«, sagte Glain. »Wie schön es sein muss, ein Mann zu sein.« Ihr gereizter Ton passte zu ihrer Miene. »Wo bist du gewesen? Fast hätte ich einen Suchtrupp losgeschickt.«

»Du weißt verdammt gut, dass du das nicht tun solltest«, erwiderte er. Na schön. Wenn sie bleiben wollte, auch gut. Er hatte keine Skrupel, die Uniformjacke auszuziehen und das Hemd aufzuknöpfen. Sie hatten als Postulanten darum gekämpft, in Wolfes Klasse zu überleben, und einander bereits in allen denkbaren Zuständen erlebt, und überhaupt war die Hohe Garda kein Umfeld, das sonderlich zu Höflichkeiten ermunterte.

Offenbar war er so müde, dass er nicht mehr klar denken konnte, denn seine Finger waren schon auf halbem Weg zu den Hemdknöpfen, als ihm klar wurde: Wenn er das Hemd jetzt auszog, würde sie das Schmugglergeschirr sehen … ein Geheimnis, das er noch nicht zu teilen bereit war. »Ein bisschen Privatsphäre?«, fragte er. Sie hob die dunklen Brauen, stand aber auf und drehte ihm den Rücken zu. Er ließ sie nicht aus den Augen, während er das Hemd auszog und nach den Schnallen des Ledergeschirrs griff, das das Buch an seiner Brust hielt. »Ich brauche Schlaf, keine Unterhaltung.«

»Schade. Ersteres kannst du dir abschminken«, sagte sie. »In einer halben Stunde ist eine Übung angesetzt. Deshalb habe ich nach dir gesucht. Der Befehl kam, nachdem du dich in die Nacht rausgeschlichen hattest. Wo genau warst du, Jess?«

Jess. Also bestand sie jetzt nicht mehr auf militärische Förmlichkeit. Nicht dass er das wirklich gedacht hätte. Er seufzte, ließ den Gurt an und ersetzte das alte Hemd durch ein neues. »Du kannst dich umdrehen«, sagte er und schloss die letzten Knöpfe. Sie wandte sich um, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und musterte ihn mit viel zu scharfen Augen.

»Wenn dieses kleine Theater der vorgetäuschten Schamhaftigkeit mich davon ablenken sollte, dass du unter dem Hemd eine Art Schmuggelausrüstung trägst … das war wohl nichts«, sagte sie. »Bist du wieder ins Familiengeschäft eingestiegen?«

Die Brightwells hielten den Londoner Buchhandel im Würgegriff und hatten ihre Finger in jedem Schwarzmarkt der Welt. Glain wusste gern alles über die Menschen, die ihr nahestanden. Eine kluge Strategie, und er hatte nachgezogen und sich ebenfalls über sie informiert – die einzige Tochter eines mäßig erfolgreichen Kaufmanns, der sich fast ruiniert hatte, um ihr einen Platz in der Bibliothek zu verschaffen. Sie war mit sechs Brüdern aufgewachsen, allesamt ebenfalls kräftig und hochgewachsen, aber keiner ihrer Brüder war dem Militärleben zugeneigt. Glain war genau so, wie sie aussah: eine starke, begabte, der Gewalt nicht abgeneigte junge Frau, der ihre Fähigkeiten deutlich wichtiger waren als ihr Aussehen.

»Als Brightwell ist man nie wirklich aus dem Familiengeschäft raus.« Er setzte sich aufs Bett. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. Nur allzu gern hätte er sich hineinsinken lassen, aber wenn er das tat, würde er in Sekundenschnelle einschlafen. »Du bist doch nicht nur hier reingeplatzt, um dich zu vergewissern, dass ich noch lebe, oder?«

»Nein.« Sie klang amüsiert und wieder völlig entspannt. »Ich muss dich was fragen.«

»Und zwar? Wie du schon sagtest, wir haben nur eine halbe Stunde Zeit …«

»Jetzt etwas weniger«, sagte sie. »Wir reden ja schon eine Weile. Was weißt du über das Schwarze Archiv?«

Ihre Frage erwischte ihn kalt. Er hatte etwas anderes erwartet, etwas … Militärischeres. Sein müdes Gehirn brauchte einen Moment, um umzudenken. Nach einer...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Reihe/Serie Die Magische Bibliothek-Reihe
Die Magische Bibliothek-Reihe
Übersetzer Maike Hallmann
Sprache deutsch
Original-Titel The Great Library – Paper and Fire
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2024 • Abenteuer-Fantasy • Babel • Bibliothek von Alexandria • Booktok • Buch über Bücher • dark academia • eBooks • Fantasy • London • magische Bibliothek • Neuerscheinung • neuerscheinung 2024 • New York Times Bestseller • she falls first, but he falls harder • TikTok • Tintenherz • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-31518-2 / 3641315182
ISBN-13 978-3-641-31518-4 / 9783641315184
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