Unfollow me. Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46418-2 (ISBN)
Liza Grimm studierte in München Germanistik und verliebte sich währenddessen in Geschichten. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fantasy- und Science-Fiction-Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie gerade nicht schreibt, twittert sie leidenschaftlich gerne über ihren Hund oder redet auf Twitch über Bücher. Über ihre Social-Media-Kanäle erreicht sie über 100.000 Menschen.
Liza Grimm studierte in München Germanistik und verliebte sich währenddessen in Geschichten. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fantasy- und Science-Fiction-Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie gerade nicht schreibt, twittert sie leidenschaftlich gerne über ihren Hund oder redet auf Twitch über Bücher. Über ihre Social-Media-Kanäle erreicht sie über 100.000 Menschen. Megumi Maria Loy wurde in Japan geboren, wuchs aber hauptsächlich in Deutschland auf und arbeitet seit einigen Jahren als freischaffende Künstlerin unter dem Namen Megumi_M. Ihr Fokus liegt dabei auf figürlichen Darstellungen in unterschiedlichen Stilen, die die Ästhetik zweier Kulturen zusammenbringt. Vor allem das Transportieren von Emotionen und Persönlichkeiten hat es ihr angetan, und die Möglichkeiten der modernen Medien zu nutzen, um sowohl digitale Malereien als auch Animationen zu erstellen. Seit 2019 kann man sie auf Twitch (www.twitch.tv/megumi_m) u.A. beim Schaffen ihrer Werke beobachten. Mehr zu Megumi Maria Loy finden Sie unter https://megumi-m.die-kreativberatung.de.
Toni
Es gab zwei Dinge, die ich nicht leiden konnte: Pizza Hawaii und schlechte Geschichten. Glücklicherweise war die Geschichte von Henry und mir alles andere als schlecht. Genau genommen fand ich sie sogar ziemlich gut.
Gerade standen wir auf der Dachterrasse eines angesagten Restaurants und überblickten die New Yorker Skyline. Der Wind wirbelte meine Haare durcheinander, und als ich sie zum wiederholten Mal aus meinem Gesicht strich, stellte Henry sich hinter mich, sodass sein warmer Körper mich abschirmte.
Das sanfte Gemurmel der anderen Gäste rückte ebenso in den Hintergrund wie die Klaviermusik der Pianistin, die sicher andere Pläne in ihrem Leben gehabt hatte, als an einem Freitagabend für Menschen zu spielen, die der Speisekarte mehr Aufmerksamkeit widmeten als ihr.
»Die Zeit mit dir ist wie ein Traum«, flüsterte Henry, und sein Atem kitzelte mein Ohr. Es waren Sätze wie diese, die mich hatten schwach werden lassen. Henry war ein Schriftsteller, einige seiner Freunde bezeichneten ihn als aufstrebenden Newcomer, andere als die Sensation des kommenden Herbsts. Weder die New York Times noch andere Zeitungen hatten bisher über seinen Roman berichtet, der nächste Woche erscheinen sollte, aber das musste nichts heißen. In der heutigen Zeit gab es auch andere Wege, um Bücher groß zu machen.
»Du bist kitschig«, erwiderte ich und lachte leise.
»Und du liebst das«, hauchte er mir ins Ohr.
Ich liebe dich, hätte ich fast geantwortet, aber es war zu früh für diese Worte. Obwohl wir uns schon seit vier Monaten trafen, waren wir nicht exklusiv, und es war auch nicht so, als brannte tief in mir die ewig lodernde Flamme der unsterblichen Liebe. Doch in einem guten Liebesfilm wäre genau das meine Antwort gewesen, und es machte mich ein wenig traurig, dass wir noch nicht weit genug waren, um diese Vorlage zu nutzen. Aber ich würde diese Worte erst sagen, wenn ich sie so meinte, und nicht dann, wenn sie ein perfekter Teil einer romantischen Erzählung wären.
»Wollen wir noch Nachtisch bestellen?«, fragte ich stattdessen und wirbelte zu Henry herum. Er verzog seinen schmalen Mund zu einem Lächeln. Generell war alles an Henry ziemlich dünn. Er war hochgewachsen, schlaksig, seine Augen waren ebenso klein wie seine Nase und seine Ohren. Außerdem war er deutlich größer als ich. Er trug einen ziemlich teuren Anzug, seine hellen Haare waren fein säuberlich zurückgegelt.
»Schokoladenkuchen?« Er nahm meine Hand und führte mich zurück zu unserem Platz. Die Tische waren mit weißen Decken und roten Rosen in goldenen Vasen dekoriert. Die Teller unseres Hauptgangs waren bereits abgeräumt, die Weingläser noch halb gefüllt.
»Eis mit Himbeeren«, erwiderte ich. »Passt besser zum Wein.«
»Natürlich.« Er lachte, als würde meine Antwort keinen Sinn ergeben, und zog den Stuhl für mich zurück. Mit einem dankbaren Lächeln ließ ich mich nieder, und als er saß, nahmen wir die Gläser und prosteten einander zu.
Nachdem Henry an dem Wein genippt hatte, stellte er ihn wieder hin und stützte sich anschließend mit dem Ellbogen auf den Tisch, lehnte sich nach vorn.
»Nächste Woche«, sagte er. »Ich hoffe, die Kritiker zerreißen mich nicht.«
»Es wird gut.« Meine Stimme klang fest. Entschlossen. »Ich mochte deinen Text sehr gern.«
Repeat – Again and again war kein schlechtes Buch. Handwerklich solide. Gut recherchiert. Persönlich. Es würde Fans finden, da war ich mir sicher. Nicht viele, aber die würden den Text umso mehr lieben.
»Das klingt eher wie ein nett verpacktes Okay und nicht wie Dein Buch ist großartig, Henry!« Er seufzte, lehnte sich zurück, schloss die Augen. »Entschuldige. Ich sollte dich nicht so unter Druck setzen. Du bist nicht hier, um mir Komplimente zu machen. Ich mag an dir ja, dass du so ehrlich und unverblümt bist, aber gerade diese Woche … Es ist hart.«
»Das verstehe ich.« Ich legte meine Hand auf den Tisch, bot sie ihm an. Es erschien mir unmöglich, auf den ersten Teil seiner Antwort einzugehen. Tatsächlich fand ich sein Buch nämlich eher Okay. Henry war ein wundervoller Mensch, aber sein Text hatte mich weder überrascht noch zum Nachdenken angeregt. Ich hatte ihn gern gelesen, aber mehr auch nicht.
Für mich war das vollkommen in Ordnung. Ein Künstler war mehr als seine Kunstwerke, aber ich hatte schon zu oft erlebt, dass sie das anders sahen. »Viele Leute werden dein Buch lieben«, wich ich aus. »Da bin ich mir sicher.«
»Aber liebst du es auch?« Er griff nach meiner Hand. Eindringlich starrte er mich an, studierte mein Gesicht, und ich hoffte, dass es mich nicht verriet.
Ich liebe dich, hätte ich in einem kitschigen Film erneut geantwortet. Stattdessen fragte ich: »Hat Logan sich schon gemeldet?«
Sein Agent Logan war der einzige Mensch, der ihn in den letzten Wochen halbwegs aufbauen konnte. Henry zog seine Hand zurück, vor Enttäuschung sanken seine Mundwinkel hinab. Er griff erneut nach dem Glas und nahm einen großen Schluck. »Hat er«, sagte er schließlich und wich meinem Blick aus.
»Und?«
»Er glaubt, dass ich noch bessere Ideen habe.« Henry schnalzte mit der Zunge. »Der nette Weg, um mir zu sagen, dass die aktuelle Scheiße ist.«
»Oder dass er an dich glaubt«, versuchte ich ihn aufzubauen. »Die erste Idee ist doch selten die beste, oder? Wie viele Entwürfe hast du für Repeat geschrieben?«
Die Frage zauberte ein grimmiges Lächeln auf sein Gesicht. »Sieben.« Langsam strich er mit dem Zeigefinger über den Rand des Weinglases. »In dreizehn höllischen Monaten.«
»Siehst du«, antwortete ich und machte mir nicht die Mühe, darauf hinzuweisen, dass er bei unserem ersten Treffen von zwei Jahren geredet hatte. Manche Künstler hatten eine Art, die Wahrheit auszuschmücken und so das echte Leben in pointierte Geschichten zu verpacken. Es war eine Lüge, aber keine, die mich verletzte, deshalb ließ ich sie unkommentiert. »Und wie lange hast du jetzt an der neuen Idee gearbeitet? Zwei Wochen?«
»16 Tage.« Henrys Hand hielt in der Bewegung inne. »Du hast ja recht. Ich mache mir zu viele Gedanken. Die anstehende Veröffentlichung macht mich einfach nervös, und ich hätte gern vorher schon einen neuen Vertrag. Was ist, wenn Repeat ein Flop wird und mich deshalb kein Verlag mehr will? Dann ist mein Schriftstellerleben vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat! Lange halte ich das nicht mehr aus.« Eine tiefe Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. »Ich finde kaum Schlaf, und die Unsicherheit macht mich fertig, aber alles ist besser als das, was davor war.«
»Weißt du …«, setzte ich an, aber Henry sprach einfach weiter.
»Es ist so schwer, als Autor sein Leben zu finanzieren. Ich liebe die Kunst, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das eine einseitige Beziehung ist.«
»Du hast ein Buch beendet«, warf ich ein. »Das ist mehr, als die meisten …«
»Ja, das ist vielleicht mehr, als viele andere schaffen, aber nichtsdestotrotz gibt es deutlich mehr, die erfolgreicher sind als ich. Toni, ich kann doch nicht zurück!«
»Das musst du auch nicht«, beruhigte ich ihn.
»Ich kann nicht ewig in diesem Klub arbeiten.« Henry rieb sich den Nacken, als hätte er Schmerzen. »Am Anfang klang es noch so gut. Nachts als Barkeeper hübsche Frauen bedienen und dann im Morgengrauen die gehörten Geschichten niederschreiben. Oder auf Servietten Ideen notieren. Die Wahrheit ist, dass Stifte darauf quasi nicht verwendbar sind. Da muss ich jeden Strich doppelt ziehen. Für Handynummern ist das okay, aber wie soll ich so den rasenden Ideen in meinem Hirn gerecht werden?« Jeden Satz sagte er schneller als den vorangegangenen. Es war nicht das erste Mal, dass ich sie hörte, und es tat mir leid, dass er diese Zweifel schon so lange mit sich herumtrug. Ich wünschte, ich könnte ihm dabei helfen, aber nur er hatte die Macht, sich aus dieser Gedankenspirale zu befreien. Mir blieb nichts anderes übrig, als geduldig seine Hand zu halten.
»Aber immer noch besser als dein alter Job«, erinnerte ich ihn, obwohl ich seine Arbeit als Informatiker lediglich aus Erzählungen kannte. Unregelmäßige Arbeitszeiten, kein Menschenkontakt, nur Zahlen.
»Ich kann nicht zurück in diese Inspirationssackgasse«, stimmte er zu. »Am Anfang dachte ich noch, dass Computer der perfekte Ausgleich zu meiner kreativen Ader sind, aber … Diese Datensätze bauten ein Grab für meine Muse.« Er überprüfte mit vorsichtigen Bewegungen den Sitz seiner Haare. »Die Wahrheit ist, dass meine Ersparnisse fast aufgebraucht sind, Toni.«
Das war neu. Ich runzelte die Stirn. »Aber du hast doch einen Job.«
»Mit dem verdiene ich gerade mal genug für die Miete«, erwiderte er. Dann deutete er auf das kostspielige Ambiente. Kellner mit Silbertabletts. Leise Klaviermusik hoch über der New Yorker Skyline. »Das alles hier wird von meinen Rücklagen bezahlt. Ich bin nicht bereit, meinen Lebensstandard einzuschränken. Als Informatiker verdient man deutlich mehr als hinter der Bar eines Nachtklubs. Egal, wie angesagt er auch sein mag. Ich habe mein Budget geplant, klar. Aber ich habe auch damit gerechnet, dass Repeat ein großer Erfolg wird. Wenn das ausbleibt …« Er ließ den Satz unvollendet und senkte den Kopf.
»Mit wie viel Geld hast du denn gerechnet?«, fragte ich. Als ich ihn damals im Hidden World kennenlernte und von seiner Geschichte hörte, hatte mich sein Mut angezogen. Menschen, die ihre sicheren Jobs für die Kunst aufgaben, waren selten, denn die meisten Künstler trauten sich nicht, von großen Erfolgen zu träumen. Zumindest war ich...
Erscheint lt. Verlag | 2.4.2024 |
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Illustrationen | Megumi Maria Loy |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | besondere fantasy bücher • Bücher wie Talus • Contemporary Fantasy • Contemporary Romance • das flüstern der magie ähnliche bücher • ebook barrierefrei • enemies to friends to lovers • enemies to lovers bücher • Enemies to lovers deutsch • enemies to lovers deutsch fantasy • fantasy mit romance • Fantasy Romance • Fantasy Romance Bücher • fantasy romantik bücher • Für Fans von Das Flüstern der Magie • für Fans von Laura Kneidl • Geschenk fantasy New Adult • geschenk manga fan • he falls first • Illustrationen • illustrierte Ausgabe • illustrierte fantasy bücher • japanische Comic • Light Novel deutsch • Liza Grimm • liza grimm bücher • magische Artefakte • magische Tinte • magische Zeichnungen • Manga-Influencerin • Mangaka • Mangazeichner • megumi maria loy • Monster • New Adult Fantasy • New York • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • schöne Fantasy Bücher • secret identity • slow burn bücher • Slow Burn Romance • Spiegel Bestseller Autorin • Talus • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-426-46418-7 / 3426464187 |
ISBN-13 | 978-3-426-46418-2 / 9783426464182 |
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