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Die Stauffenbergs (eBook)

Eine große Liebe in Zeiten des Krieges. Roman | Eine der größten und tragischsten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts!
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46842-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Stauffenbergs -  Charlotte Roth
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Ein biografischer Roman, der Sie zu Tränen rühren wird: Die wahre Geschichte über die große Liebe der Stauffenbergs. Bestseller-Autorin Charlotte Roth erzählt in ihrem historischen Roman  eine der schönsten und traurigsten Liebesgeschichten, die das Leben schrieb: eine Geschichte von Anstand und Courage, und von Hoffnung inmitten tiefster Verzweiflung während des Zweiten Weltkriegs. Sie ist die Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Er der jüngste Spross eines schwäbischen Adelsgeschlechts mit einer vielversprechenden militärischen Karriere. Als Nina und Claus von Stauffenberg sich 1929 auf einem Ball kennenlernen, sind sie verliebte junge Menschen auf dem Weg in ein märchenhaftes Leben. Doch der Lauf der Geschichte will es anders: Aus der Mutterkreuzträgerin und dem Wehrmachtsoffizier werden Regimegegner und Verschwörer. Das Schlimmste für ihn: Deutschlands Zusammenbruch. Für sie: der Verlust ihres geliebten Mannes. Trotzdem lässt Nina von Stauffenberg ihrem Claus die Freiheit, zu tun, was er tun muss. Doch das bedeutet, dass sie ihn nach dem 20. Juli 1944 nie wiedersehen und alles verlieren wird ...  »Die Stauffenbergs« ist nach »Rosa & Leo« der zweite biografische Roman in Charlotte Roths Reihe über die größten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts - fesselnde zeitgeschichtliche Unterhaltung für Leser*innen von Brigitte Glaser oder Peter Prange.

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zwanzig Jahren freiberuflich als Autorin, Übersetzerin und Lektorin tätig. Sie lebt in der weltschönsten Stadt London, behält aber einen Koffer in ihrer Geburtsstadt Berlin und einen Fuß am Golf von Neapel. Ihr Debüt Als wir unsterblich waren war ein Bestseller, dem seitdem zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte folgten

Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zwanzig Jahren freiberuflich als Autorin, Übersetzerin und Lektorin tätig. Sie lebt in der weltschönsten Stadt London, behält aber einen Koffer in ihrer Geburtsstadt Berlin und einen Fuß am Golf von Neapel. Ihr Debüt Als wir unsterblich waren war ein Bestseller, dem seitdem zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte folgten

2


Erinnerung
Caroline
1914

Wenn sie in diesen Tagen nach Hause kam, beschleunigte sie ungewollt ihre Schritte. Eine Angst, für die es keinen Grund gab, zwang sie zur Eile. In der Stadt, an den Türen der öffentlichen Gebäude, hingen Zettel mit den Namen der Gefallenen. Davor versammelt standen Frauen, die vor Furcht zitterten, auf jenen Zetteln die Namen ihrer Söhne zu entdecken. Carolines Söhne aber waren noch zu jung, um ihr weggeholt zu werden. Sie waren sicher und geborgen daheim bei Miss Berry, der Kinderfrau, die nur Englisch sprach und sich deswegen mit den Jungen nicht länger vor die Tür wagte.

Dennoch eilte Caroline mit langen Schritten die Allee hinunter. Hier, auf dem Weg zu dem einstigen Verwaltungsgebäude, das den Stauffenbergs als Dienstwohnung zur Verfügung stand, war man früher oft Württembergs König begegnet, der ein bescheidener Mann war, seinen Hund ausführte und freundlich seinen Hut zum Gruß zog. Seit Krieg herrschte, führte jedoch nicht einmal ein König mehr seine Hunde aus. Atemlos stürzte Caroline zur Tür herein, schob selbst Hasso und Nero, ihre geliebten Hunde, beiseite und lief in ein paar Sätzen die Treppe hoch zum Kinderzimmer. Als könnten in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit die Rekrutierer des Kaisers in ihr sicheres Haus eingedrungen sein, um ihre drei kleinen Jungen an die Front zu schaffen.

Der Gedanke, so absurd er angesichts des zarten Alters ihrer Kinder war, drehte ihr den Magen um. Es durfte nicht sein. Niemals. Sie hatte doch schon einen verloren, einen von vieren, ihren kleinen Konrad, der einen Tag nach der Geburt gestorben war.

Sie hatte ihn im Arm gehalten. Claus und Konrad, ihr zweites Paar Zwillingssöhne, hatten bei ihr gelegen, einer links und der andere rechts, während Konrad seinen letzten Atemzug tat. Die Mütter, die sich vor den Anschlagtafeln versammelten, hatten ihre Söhne nicht im Arm halten dürfen, während diese ihren letzten Atemzug taten. Sie waren bei ihnen gewesen, als sie auf die Welt kamen, aber nicht, als sie sie wieder verließen, und ob von den zarten, perfekten Körpern, die ihre Mütter einst geboren hatten, noch etwas übrig war, das wussten sie nicht.

Wie sollte eine Mutter so etwas ertragen?

Und dabei hatte doch eine Frau, die in einer Familie wie der von Caroline Söhne bekam, keine andere Wahl, als es zu ertragen. Familien wie die ihren bekamen Söhne, damit sie dem Kaiser und dem Vaterland dienten.

Heldensöhne, Heldenmütter.

Carolines Herzschlag beruhigte sich erst, als sie die oberste Stufe erreichte und aus dem Zimmer mit der angelehnten Tür die lebendigen, noch kindlichen Stimmen ihrer Söhne vernahm. Sie blieb stehen, um Atem zu holen, hielt sich am Geländer fest.

»Ich melde mich gleich, wenn ich sechzehn Jahre alt werde«, hörte sie Berthold erklären, den Erstgeborene ihres älteren Zwillingspaares, der für gewöhnlich den Wortführer des Dreigespanns gab. »Oder schon mit fünfzehn vielleicht. Das ist nicht mehr so lang hin. Bei einem, der groß und sportlich ist, nehmen sie’s mit dem Alter nicht so genau. Schon gar nicht, wenn er wie ich aus einer der richtigen Familien stammt, denn solche braucht es ja, um unser Deutschland zu verteidigen.«

Aus einer der richtigen Familien.

Carolines Mann Alfred, den sie Schlaggi nannte und der ein so gelassenes, pragmatisches Gemüt hatte, war Oberhofmarschall und Major am württembergischen Hof. Die lange Reihe derer von Stauffenberg, der er entstammte, gehörte dem Ministerialadel an und war für ihre Dienstbarkeit und Treue in den Grafenstand erhoben worden. Ein Graf von Stauffenberg verweigerte seinem Fürsten nichts, was dieser von ihm verlangte, weder sein Leben noch das seiner Lieben. Ein Graf von Stauffenberg schwor Eide und starb lieber, als sie zu brechen.

Um ihre eigene Familie war es kaum anders bestellt: Die von Uexküll-Gyllenbands, baltendeutsche Uradelige mit seit dem Hochmittelalter verbürgten Verdiensten, standen den Stauffenbergs in nichts nach. Feldmarschall von Gneisenau, der das preußische Heer reformiert hatte, war lediglich der berühmteste von Carolines Vorfahren, und einer ihrer Onkel hatte ihre Brüder gelehrt, dass Menschen ebenso wie Pferde für bestimmte Verwendungszwecke gezüchtet wurden: »Der Bauer verpflegt sein Land. Der Edelmann stirbt für es.« Vermutlich musste Caroline sich glücklich schätzen, weil ihr Mann mit seinen fünfundfünfzig Jahren seine aktive Militärzeit lange hinter sich hatte und zum Sterben nicht länger gebraucht wurde.

Aber ihre Söhne!

Die hatten noch alles vor sich.

Berthold, der kleine Gernegroß, der ihr als Erster geschenkt worden war, wurde im nächsten Frühling zehn Jahre alt und sollte im September auf das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium wechseln. Er spielte Klavier, parlierte wie selbstverständlich auf Französisch und Englisch, las unter der Bettdecke Seefahrerromane. Wie konnte er davon sprechen, sich an die Front zu melden? Hatte nicht der Kaiser in Berlin verkündet, zu Weihnachten sei der Krieg bereits gewonnen und vorbei? Bis zu Weihnachten aber waren es nur noch zwei Wochen, ganz Stuttgart lag unter einer Schneedecke, und die Zirkel der Offiziersgattinnen hatten begonnen, Berge von Wolle zu verstricken, damit den Kämpfenden nicht Hände und Füße erfroren. Vom Ende des Krieges war nicht länger die Rede, und Berthold, dessen Stimme kaum noch kindlich und piepsig klang, prahlte weiter:

»Stauffenberg. Das hat seinen Klang. An meiner Haltung und Vaterlandstreue wird bestimmt niemand zweifeln, und dass ich ein fabelhafter Reiter bin, werde ich im Nullkommanichts bewiesen haben.«

»Ich auch«, fiel Alexander, sein Zwillingsbruder, ein. »Wenn du dich meldest, komme ich mit.«

»Du wirst vielleicht ein wenig warten müssen«, beschied ihn Berthold gönnerhaft. »Ein paar Monate, bis ich gezeigt habe, dass die Stauffenberg-Söhne keineswegs zu jung sind, um ihrem Land zu dienen, weder zu jung zum Kämpfen noch zu jung zum Sterben. Wenn aber das einmal geklärt ist, hole ich dich nach.«

Caroline konnte ihre Söhne nur hören, doch sie glaubte, vor sich zu sehen, wie Claus voll Verehrung zu Berthold aufblickte. Er vergötterte seine älteren Brüder, wünschte sich nichts sehnlicher, als von ihnen anerkannt zu werden. Claus, ihr Kleinster. Der, der ihr von ihrem jüngsten Zwillingspaar geblieben war und von dem sie sich insgeheim wünschte, er möge langsamer als die zwei anderen wachsen. Das Haar hatte sie ihm jahrelang in dichten Locken bis auf die Schultern fallen lassen wie einem Fürstenkind aus vergangener Zeit. Es passte zu seinen feinen, fast mädchenhaft hübschen Zügen und den seelenvollen Augen, doch seit der Krieg begonnen hatte, bestand er auf einem militärisch kurzen Haarschnitt, wie seine Brüder ihn trugen.

Nur war eben Claus nicht wie seine Brüder. Er war zart. Nicht allein, was seine Gesundheit und körperliche Konstitution anbelangte, sondern ebenso an Seele und Gewissen. Wenn die Geschwister sich stritten, hatten Alexander und Berthold den Anlass eine Stunde später schon vergessen, während Claus sich quälte, bei Nacht nicht schlafen konnte und erst Ruhe fand, wenn er sich bei den zwei Älteren für jeden Fehler entschuldigt und mit ihnen Frieden geschlossen hatte.

Von Berthold und Alex erwartete er, dass sie sich ebenfalls entschuldigten. Mit seinem scharfen Bewusstsein für Gerechtigkeit war es ihm unbegreiflich, dass es sie nicht dazu drängte, und er fühlte sich davon so tief gekränkt, dass Caroline Mühe hatte, ihn zu trösten. »Aber sie müssen es doch gutmachen wollen!«, rief er unter Tränen. »Nur ein Wort, und alles wäre vergessen.«

Die Brüder wussten meist nicht einmal mehr, worum es ging, aber Claus plagte sich noch tagelang damit. Seine häufigen Erkrankungen – Angina, Bräune, Drüsenfieber – erschienen Caroline manchmal weniger gefährlich als diese Empfindsamkeit der Seele. Er stand ihr näher als die zwei anderen, auch wenn sie das nie offen eingestanden hätte. Er bedurfte ihres Schutzes, und es bereitete ihr Angst, dass er diesem entwuchs.

»Und mich holst du auch nach«, rief er jetzt mit einem solchen Eifer, einer solchen Inbrunst, dass sich ihr Herz zusammenzog. »Mich soll unser Deutschland auch brauchen!«

Nein, soll es nicht!, schrie es in Caroline. Ich brauche dich, ich habe dich doppelt lieb, weil diese Liebe in mir für zwei gedacht war. Dein Bruder ist mir geraubt worden, und dich darf mir nicht auch noch jemand rauben. Deutschland schon gar nicht. Es hat doch schon so viele, weshalb muss es also noch meinen Clausi bekommen, der mir zu meinem Geburtstag ein Gedicht geschrieben hat und auf seiner Mundharmonika Alle Vögel sind schon da spielt, wann immer er glaubt, dass ich traurig bin?

»Du?«, fragte Berthold von oben herab. »Du taugst nicht dazu, Kleiner. Der Krieg ist doch kein Sandspielplatz, auf dem sich Siebenjährige tummeln.«

»Ja, jetzt bin ich sieben«, begehrte Claus auf, und nur seine Mutter hörte die Tränen, die schon in dieser trotzigen Stimme lauerten. »Aber in zwei Jahren bin ich genauso alt, wie Alex und du heute sind!«

»Das liegt in der Natur der Sache«, erwiderte Berthold altklug wie ein Oberlehrer. »Aber du bist nicht so kräftig wie wir. Im Krieg werden heldische Menschen benötigt. Einer wie du, der beim kleinsten Windhauch krank wird, ist da nur eine Last.«

»Aber als ich im Frühling krank war, hat Dr. Wernecke gesagt, ich bin ein Held!«, rief der arme kleine Claus verzweifelt. »Er hat gesagt, er...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-426-46842-5 / 3426468425
ISBN-13 978-3-426-46842-5 / 9783426468425
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