A Marvellous Light (eBook)
528 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60771-1 (ISBN)
Freya Marske lebt in Australien und wurde bis jetzt noch nicht von der Tierwelt umgebracht. Sie schreibt Geschichten voller Magie, Blut und so vielen Küssen wie man ihr erlaubt. Zu ihren Hobbys gehören Eiskunstlauf und das Entdecken neuer Kunstgalerien, und sie hat es sich zur Mission gemacht, alle Gin-Sorten der Welt zu probieren. Ihr queerer, historischer Fantasyroman »A Marvellous Light« war ein internationaler Bestseller und gewann den »Romantic Novel Award« für Fantasy.
Freya Marske lebt in Australien und wurde bis jetzt noch nicht von der Tierwelt umgebracht. Sie schreibt Geschichten voller Magie, Blut und so vielen Küssen wie man ihr erlaubt. Zu ihren Hobbys gehören Eiskunstlauf und das Entdecken neuer Kunstgalerien, und sie hat es sich zur Mission gemacht, alle Gin-Sorten der Welt zu probieren. Ihr queerer, historischer Fantasyroman »A Marvellous Light« war ein internationaler Bestseller und gewann den »Romantic Novel Award« für Fantasy.
1
Reginald Gatlings Verhängnis ereilte ihn unter einer Eiche, am letzten Sonntag eines schnell schwindenden Sommers.
Schwer atmend an die Eiche gelehnt, saß er da, jeder Atemzug schmerzte wie Nadelstiche. Seine Beine waren nicht zu spüren und bewegten sich auch nicht, wie Wachsklumpen, die irgendwie am Rest von ihm angebracht worden waren. Wenn er seine Hand auf die taube Masse legte, bekam er einen Brechreiz, daher griff er stattdessen kraftlos ins Gras. Die raue Baumrinde berührte seine Haut durch einen der Risse in seinem blutbefleckten Hemd. Die Risse waren seine eigene Schuld, er war nicht rechtzeitig losgerannt, deshalb war ihm das Dickicht einer Brombeerhecke, die den See hier im St.-James-Park umgab, als der beste Fluchtweg erschienen. Die Brombeerranken hatten seine Kleidung zerrissen.
Das Blut stammte von dem, was danach passiert war.
»Schaut nur, wie er hechelt«, sagte einer der Männer in verächtlichem Ton. »Ihm hängt die Zunge heraus wie einem Hund.«
Das Beste, was sich im Augenblick über diesen Mann sagen ließ, war, dass er teilweise zwischen Reggie und der brennenden Sonne stand, die langsam den Nachmittagshimmel hinuntersank. Sie stand wie in einer Astgabel vor blauer Fläche, wie ein brennender Stein, der in einer Schleuder zurückgezogen wurde. Lauernd. Wartend. Jeden Augenblick konnte der Stein losgelassen werden und auf sie zufliegen, und sie alle würden gleißend vergehen.
Reggie hustete und versuchte den Unsinn zu verbannen, der in seinem Gehirn köchelte. Seine Rippen krampften sich erneut unter Schmerzen zusammen.
»Na, na«, sagte der andere Mann. »Lasst uns zumindest höflich bleiben.« Die Stimme klang nicht verächtlich. Sie war so ruhig und gleichgültig wie der blaue Himmel, und die letzten Reste von Reggies Mut schrumpften dahin.
»George«, sagte Reggie. Ein Appell.
George mit der ruhigen Stimme stand zum Park gewandt und präsentierte Reggie die seidene Rückseite seiner Weste und das Weiß seiner Hemdsärmel, die Manschetten penibel hochgekrempelt, aber dennoch blutbefleckt. Er überblickte die grüne Freifläche am Fuß des niedrigen Hügels, den der Eichbaum krönte. An diesem Sonntag im Sommer war St. James voller Menschen, die noch einen letzten Rest schönen Wetters genießen wollten, ehe der Herbst sich über ihren Köpfen schließen würde. Kinder rannten kreischend umher, stürzten von Bäumen oder warfen Kieselsteine auf empörte Enten. Freunde picknickten, Paare spazierten mit zielloser Muße. Die Sonnenschirme der Damen verhakten sich, wenn sie einander passierten und die Gelegenheit nutzten, um ihre Spitzenärmel zu richten. Männer lagen dösend da, den Strohhut übers Gesicht gezogen, oder knabberten an einem Grashalm, während sie sich, auf einen Ellbogen gestützt, zurücklehnten und in einem Buch blätterten.
Keiner dieser Leute schaute zu George oder Reggie oder dem anderen Mann hin, und selbst wenn sie es getan hätten, wären ihre Blicke weitergewandert, ohne genauer hinzusehen oder beunruhigt zu sein. Keiner von ihnen hatte auch nur kurz aufgeblickt, als die Schreie begonnen hatten. Und auch nicht, als sie weitergegangen waren.
Schwach sah Reggie das perlenartige Säuseln der Luft, das den Verhüllungszauber kennzeichnete.
George wandte sich um, trat näher und ging in die Hocke, achtete auf seine Hose, während er einen Schmutzfleck von seiner polierten Schuhspitze wischte. Reggies gesamter Leib, einschließlich seiner wachsartigen Beine, versuchte vor Georges Lächeln zurückzuweichen. Seine Nerven erinnerten sich an Schmerzen und wollten den Körper selbst in die raue Rinde drücken, durch sie hindurch – sich irgendwie auflösen.
Doch der Baum war unnachgiebig, ebenso wie George.
»Reggie, mein lieber Junge«, seufzte George. »Wollen wir es noch einmal versuchen? Ich weiß, dass du einen Teil davon allein gefunden hast und dachtest, du könntest damit durchkommen, ihn vor uns zu verstecken.«
Reggie starrte ihn an. Das scharfe, überraschte Aufheulen eines Kindes, das sich wahrscheinlich das Knie aufgeschlagen hatte, erscholl irgendwo in der Ferne.
»Was um alles in der Welt hast du dir davon erhofft?«, fragte George. »Ausgerechnet du?« Er stand wieder auf – es war eindeutig eine rhetorische Frage gewesen – und machte eine knappe Handbewegung zu seinem Begleiter, der seinen Platz vor Reggie einnahm.
Komm schon, dachte Reggie und schielte zu dem unverhüllten Sonnenball. Schleudere dich auf uns. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt.
»Du hast dieses Ding gefunden. Du hast es dir geschnappt. Jetzt sag uns, wo es ist«, verlangte der Mann.
»Ich kann nicht«, sagte Reggie, jedenfalls versuchte er es. Seine Zunge zuckte.
Der Mann brachte die Hände zusammen. Seine Technik hatte keinerlei Raffinesse, aber bei Gott, er war schnell, seine Finger flimmerten durch die kruden Formen des Fadenspiels und erwachten unter dem weißen Glühen seines Zaubers zum Leben, ehe Reggie auch nur Luft holen konnte. Dann hielt er Reggies Hände fest. Aus seinem Griff gab es kein Entrinnen. Seine dicken Brauen zogen sich zusammen, und er blickte stirnrunzelnd auf Reggies Handflächen, als wollte er ihm die Zukunft voraussagen.
Sie wird kurz sein, dachte Reggie hysterisch, dann kroch das Weiß über seine Haut, und er schrie erneut auf. Danach stand einer seiner Finger in einem schrecklichen Winkel ab. Er hatte sich aus dem Griff des Mannes gewunden.
»Was ist?«
Dieses Mal spürte der Schweigezwang Reggies verzweifeltes Bedürfnis nachzugeben und die Frage zu beantworten. Seine empfindliche, pochende Zunge fühlte sich jetzt an wie in dem Moment, als der Zauber geknüpft worden war: gebrandmarkt und kochend heiß. Er wimmerte erstickt und hielt sich das Gesicht. Der Laut, den er von sich gab, schien durch die Luft zu kriechen, dennoch hatte er auf die Parkidylle nicht die geringste Wirkung. Die Leute um sie herum hätten ebenso gut Figuren in einem Gemälde sein können, selig in ihrem Bilderrahmen und sich nicht im Geringsten des kleinen Kindes bewusst, das auf dem Marmorboden der Galerie gerade einen Wutanfall bekam.
»So eine Scheiße«, sagte der Mann. »Verfluchter kleiner Wurm. M’lord, schauen Sie mal.«
»Verdammt und zugenäht«, war Georges Kommentar, während er auf Reggies Zunge starrte, auf der offenbar das Zwangssymbol glühte. Es fühlte sich jedenfalls so an. »Das hat er sich nicht selbst angetan. Trotzdem, ein Schweigezwang hat seine Grenzen. Es gibt Möglichkeiten, ihn zu umgehen.« Er runzelte die Stirn. »Was ist es, Reggie? Spiel Scharade, wenn nötig. Schreib es auf, zeichne es in die Erde. Finde eine Möglichkeit.«
Bei dieser Vorstellung stieg in Reggie ein Rest Hoffnung auf. Als er versuchte, die Hände zu bewegen, brannten sie unter einer plötzlich aufblitzenden, strafenden Hitze, dann wurden sie ebenso stur unempfänglich wie seine Beine. Nein. Es würde für keinen von ihnen so leicht sein.
George hatte die Augen zusammengekniffen. »Na gut. Wo ist es jetzt?«
Reggie zuckte vollkommen aufrichtig die Schultern.
»Wo hast du es zuletzt gesehen?«
Der Schmerz des Zwangs pulsierte warnend, und Reggie wagte es nicht, seine Stimme auszuprobieren. Doch dieses Mal hoben sich seine Hände, als er es ihnen befahl, und er winkte fieberhaft.
»Ha«, sagte der andere Mann. »Jetzt kommen wir weiter.«
»In der Tat.« George blickte wieder hinaus in den Park. Er wandte den Blick nach Norden, dann drehte er sich weiter, in einem langsamen Kreis wie jemand, der sich verirrt hatte und nach Orientierungspunkten Ausschau hielt. Als er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, begann er einen eigenen Zauber aufzubauen, mit der eleganten Meisterhaftigkeit eines Juweliers, der winzige Zahnräder legt.
George spreizte die magisch aufgeladenen Hände, und ein Stadtplan erschien vor Reggie, als hätte jemand eine kleine Tischdecke ausgeschüttelt und über eine Leine gehängt. Blaue Linien leuchteten in der Luft vor einem Hintergrund aus Nichts. Die dickste Linie bildete die vertraute Schlange der Themse, an deren Seiten sich die Stadt ausbreitete.
Reggie tippte auf die ungefähre Lage seiner Behörde. Seine Finger trafen nichts Greifbares, doch der Stadtplan veränderte sich und zeigte einen wesentlich kleineren Ausschnitt von London. Der Fluss bildete die...
Erscheint lt. Verlag | 3.5.2024 |
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Reihe/Serie | The Last Binding | The Last Binding |
Übersetzer | Hannah Brosch |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Alexis Hall • Casey McQuiston • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Bücher in London • Fantasy Krimi • Fantasy Romance • gay romance • historische Fantasy Romane • Hot Romance • LGBTQ • Magie • Male/Male • MM Fantasy Romance • Queere Fantasy Bücher • Queere Fantasy Romance • Queer Love • queer romance • Rainbow Romance • spicy books • Spicy Fantasy Bücher • TJ Klune |
ISBN-10 | 3-492-60771-3 / 3492607713 |
ISBN-13 | 978-3-492-60771-1 / 9783492607711 |
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