Seven Faceless Saints - Ruf des Chaos (eBook)
438 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-2192-2 (ISBN)
Eine dunkle Macht droht, sie erneut auseinanderzureißen ...
Die Rebellion war erfolgreich - Roz und Damian konnten viele Gefangene befreien und die Gesellschaft von Ombrazia aufrütteln. Doch es gibt zu viele, die das alte System des Unrechts aufrechterhalten wollen und der Krieg, der an ihren Grenzen tobt, ist nicht das einzige Schlachtfeld. Als Roz mit Damian an die Front muss, um ihre Freunde aus den Fängen eines brutalen Generals zu befreien, merkt sie, dass ihr sanfter Geliebter sich langsam verändert und einer unkontrollierbaren Wut anheimfällt. Sie begreift bald: Der gefährlichste der Heiligen, Chaos, streckt seine Fühler nach ihnen allen aus.
Abschlussband der SEVEN FACELESS SAINTS-Dilogie
<p><strong>M. K. Lobb</strong> liebt alles Düstere, sei es in der Literatur, bei Humor oder in Kunst und Ästhetik. Sie wuchs in einer Kleinstadt in Ontario auf und studierte Politikwissenschaft. Heute lebt sie am Ontariosee. Wenn sie nicht schreibt oder liest, ist sie entweder im Fitnessstudio oder denkt über die dunklen Seiten des Erdendaseins nach.</p>
1
DAMIAN
Als Kind hatte sich Damian Venturi immer danach gesehnt, mehr Geschichte als Junge zu sein.
Er hatte die Erzählungen über die Heiligen und die Jünger, die mit ihrer Magie gesegnet waren, praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Er hatte von Ruhm im Krieg hoch im Norden geträumt, und davon, Waffen zu halten, ohne dass seine Hände zitterten. Er hatte sich ausgemalt, als Kapitän Schiffe über sternenübersäte Gewässer zu steuern und am Rande der Welt zu stehen, erhobenen Hauptes, in heiliger Rechtschaffenheit. Er hatte sich vorgestellt, sich zu verlieben.
All das hatte er sich mit Strength an seiner Seite ausgemalt, in der Zuversicht, dass der Schutzheilige seines Vaters auch ihn eines Tages segnen würde.
Beim Gedanken daran verzog Damian die Lippen. Er kniete neben Batista Venturis Grabstein. Die glänzende Platte aus Marmor war höher, als sein Vater groß gewesen war, opulent und überflüssig. Ein großer Klotz aus Stein für einen Mann, der sich selbst ebenfalls für groß gehalten hatte.
Egal, wie oft er hierherkam – immer überkam ihn ein Anflug von Bitterkeit. Seine Enttäuschung war unversöhnlich. Als sein Vater gestorben war, hatte Damian Verzweiflung empfunden. Er hatte gesehen, wie sich das Blutrot auf dem strahlend weißen Boden des Palazzos ausgebreitet hatte, und die dumpfen, unentrinnbaren Vibrationen dieser Verzweiflung in seinen Knochen gespürt. Sie war ihm so vertraut wie der Klang seiner eigenen Stimme. Doch nun begann er, den Kummer abzustreifen, Schicht um Schicht, wie schlecht sitzende Kleidung, und an seine Stelle trat jahrelang unterdrückte Wut.
Er drückte die Fingerspitzen ins dichte Gras. Seine Fingernägel schabten über die Erde. Die Heiligen, sofern es sie irgendwo dort draußen gab, gewährten keine Erlösung. Jünger starben wie alle Wesen aus Fleisch und Blut. Der Tod machte alle gleich.
Damian musste es wissen. Er hatte höchstpersönlich einem Jünger eine Kugel verpasst. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er immer wieder hierherkam: um sich selbst leiden zu lassen. Als eine Art Bestrafung, weil er erneut getötet hatte und es diesmal so schlimm gewesen war wie nie zuvor. Noch schlimmer als die schnellen Tode, deren er sich in seiner Zeit an der nördlichen Front schuldig gemacht hatte.
Weil es ihm dieses Mal so verdammt leichtgefallen war.
»Du wünschtest bestimmt, du hättest das mitansehen können, nicht wahr?«, murmelte Damian dem Grabstein zu, während sein Blick die vertraute Inschrift streifte: BATTISTA VENTURI – HOCHGESCHÄTZTER GENERAL, GEEHRT DURCH STRENGTH. Man würde seinen Vater nicht als liebenden Ehemann oder hingebungsvollen Vater in Erinnerung behalten, sondern seine Rolle und seinen Status. Wenn Damian bedachte, was für ein Mann er am Ende gewesen war, war das vermutlich angemessen.
Er wischte sich die Hände ab, stand auf und schluckte den galligen Geschmack in seiner Kehle hinunter. Als er sich bewegte, fiel Sonnenlicht auf den flachen Stein. Das Schimmern wirkte wie Hohn.
»Ich habe mich schon gefragt, ob ich dich hier finden würde.«
Roz Lacertosa trat neben ihn, die Lippen grimmig zusammengepresst.
Sie war so schön und lässig wie immer: Ihr hochgeschlossenes schwarzes Hemd entblößte kaum etwas von ihrem schlanken Hals, und das lange Haar war zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden. Als sie Battistas Grab fixierte, nahm ihre Miene einen Ausdruck von vager, ungebrochener Abscheu an. Damian konnte es ihr kaum verübeln.
»Wie lange bist du schon hier?« Roz strich mit den Fingern über Damians unteren Rücken. Ihre Berührung ließ ihn erschauern. Er zuckte mit den Schultern.
»Nicht lange.«
Das war gelogen, und die Intensität ihres durchdringenden Blicks verriet ihm, dass sie das wusste. Sie legte die Finger an sein Kinn, umfasste es mit einem Griff, der keinen Widerspruch zuließ, und drehte sein Gesicht, bis er sie ansah.
»Er verdient keine … Mahnwache. Außerdem hat Enzo ihn getötet – und nicht du.«
Damian nahm sanft ihre Hand von seinem Gesicht, zog sie an seine Brust und atmete den Duft ihrer Haut ein. Dann drückte er die Lippen an ihren Hals.
»Damian, bitte«, sagte Roz und hielt ihn am Oberarm fest. In ihren Worten schwang allerdings ein gewisses Amüsement mit. »Nicht vor deinem Vater.«
Mit einem spöttischen Schnauben zog er sie vom kargen Friedhof des Palazzos fort. Seine Laune besserte sich bereits. Der Sommerwind war warm, strich wie eine sanfte Berührung durch sein Haar, und er konnte die tosenden Wellen des Meeres hören, die in unmittelbarer Nähe ans Ufer brandeten.
»Deine Hände sind schmutzig«, bemerkte Roz und hob ihre verschlungenen Hände hoch. Dieser Umstand schien sie nicht weiter zu beunruhigen, doch Damian zuckte zusammen und versuchte, sich von ihr loszumachen.
»Tut mir leid.«
Sie hielt ihn fest. »Was hast du denn gemacht?«
Er gab es auf, und außerdem wollte er sie sowieso nicht loslassen. »Das Chthonium, das Enzo bei den Leichen der Opfer zurückgelassen hatte. Ich habe es neben meinem Vater vergraben. Ich wollte es nicht mehr sehen.« Eigentlich verstand er nicht, weshalb er es überhaupt so lange behalten hatte. Er würde niemals den Anblick vergessen, wie es in den leeren Augenhöhlen der Menschen gesteckt hatte, die der Jünger ermordet hatte.
»Du hättest es ins Meer werfen sollen«, meinte Roz und drückte seine Hand fester. »Aber das ist gut – ich bin froh. Manche Dinge sollten lieber begraben und vergessen werden.«
Damian sparte es sich, ihr zu erklären, dass er niemals vergessen würde, was Enzo in ihrer Stadt angerichtet hatte. Stattdessen wechselte er das Thema. »Wie lief dein Treffen mit den Rebellen?«
Sie lief weiter neben ihm her und schien derweil über seine Frage nachzudenken. Ihre Stiefelsohlen klackerten auf dem Kopfsteinpflaster des breiten Weges, der zum Palazzo führte.
»Ich würde sagen, so gut, wie es eben zu erwarten war.« Sie schwang geringschätzig den Pferdeschwanz über die Schulter. »Einige von ihnen vertrauen mir noch immer nicht recht. Aber sie werden trotzdem zur Versammlung kommen.«
»Du meinst, sie vertrauen mir noch immer nicht.« Damit meinte Damian natürlich, dass Roz’ Freunde wenig begeistert gewesen waren, als sie erfahren hatten, dass sie sich mit einem Sicherheitsoffizier zusammengetan hatte.
Sie blinzelte in die Spätnachmittagssonne. Ihre Wimpern warfen lange, zarte Schatten auf ihre Wangen. »Sie vertrauen dir zumindest insofern, dass sie sich darauf verlassen, dass du bei der Versammlung ihre Sicherheit gewährleisten wirst. Außerdem wissen sie, dass du bei der Aufklärung der Morde geholfen hast und dass wir Freunde sind.«
»Entschuldige bitte«, sagte Damian und streckte den Arm aus, damit sie stehen bleiben musste. »Hast du gerade gesagt, wir wären Freunde?«
Roz’ blaue Augen verdunkelten sich, nahmen einen amüsierten, wilden Ausdruck an. »Wir waren schon immer Freunde, Venturi.«
»Ich denke, du weißt, dass ich das so nicht gemeint habe.«
Sie gab ein kehliges Brummen von sich, blickte zum Himmel auf und tat so, als würde sie angestrengt nachdenken. »Dann sind wir also keine Freunde?«
»Rossana …«, grummelte Damian. Sie befanden sich nun seitlich des Palazzos. Unvermittelt drängte Roz ihn zur Mauer, bis sich sein Rücken an den kühlen Stein drückte. Er hätte selbstverständlich Widerstand leisten können, tat es aber nicht.
»Willst du, dass alle erfahren, dass ich es nicht ertragen kann, von dir getrennt zu sein?«, murmelte sie und ließ die Hände forschend über seine Brust gleiten. Ihr Lächeln hatte etwas Verruchtes. »Willst du, dass alle erfahren, dass ich vom Klang deines Lachens und deiner weichen Haut besessen bin?«
Damian wollte antworten, doch Roz presste den Mund auf seinen. Das hätte eine völlig unschuldige Angelegenheit sein können, hätte sie sich nicht angeschickt, sich mit den Fingern unter den Saum seines Hemds zu stehlen. Eine einzige Berührung ihrer Lippen und er stand in Flammen. Er bekam nie genug davon, Roz zu küssen. Zu spüren, wie sich ihr Körper an seinen schmiegte. Vom vertrauten, süßen Duft ihres Haars, davon, wie ihre Münder zusammenpassten, als wären sie einzig für diese Berührung geschaffen worden … Doch sie machte sich zu schnell wieder von ihm los und nahm den Seufzer mit, den sie aus seiner Brust gelockt hatte.
Als sie zu ihm aufblickte, erkannte Damian, dass hinter ihren Augen noch immer die gleichen unausgesprochenen Gedanken brodelten. So war es schon seit Tagen, und doch hielt irgendetwas sie beide davon ab, das Thema anzuschneiden. So war es einfacher. Einfacher für Damian, seine Arbeit im Palazzo zu verrichten, sich nach dem Tod von Battista und Magistrat Forte so gut es ging dazu zu zwingen, einen Anschein von Ordnung zu wahren. Einfacher für Roz, Zeit mit ihrer Mutter in der Wohnung zu verbringen, die einst Piera gehört hatte, und sich darauf zu konzentrieren, wie es mit der Rebellion weitergehen würde.
»Sag es doch einfach«, bat Damian mit rauer Stimme und ließ die Arme hängen. »Ich merke, wie du es vor dir herschiebst. Also sag es, Roz.«
Sie musterte sein Gesicht mit grimmiger Miene. Nicht misstrauisch, aber forschend. »Ich dachte, du würdest es mir vielleicht übel nehmen.«
»Dass du erkennst, was mit mir nicht stimmt?«
»Es gibt nichts, was mit dir nicht stimmt.«
»Roz, bitte.« Damian fuhr sich mit der Hand seitlich übers...
Erscheint lt. Verlag | 27.9.2024 |
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Reihe/Serie | Seven Faceless Saints | Seven Faceless Saints |
Übersetzer | Katrin Reichardt |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Disciples of Chaos |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Bookstagram • Booktok • BookTok Germany • Chaos • Damian • Front • Große Gefühle • Jennifer L. Armentrout • Jünger • Kerri Maniscalco • kingdom of the wicked • Leidenschaft • Leigh Bardugo • Liebe • Magie • Paranormal • Rache • Rebellen • Retelling • Romance • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Romantische Fantasy • Roz • Sarah J. Maas • Sieben Heilige • Stadtstaat Ombrazia • TikTok • TikTok books • TikTok Germany • tiktok made me buy it |
ISBN-10 | 3-7363-2192-9 / 3736321929 |
ISBN-13 | 978-3-7363-2192-2 / 9783736321922 |
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