Raphael von Hohenstein (eBook)
268 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5679-7 (ISBN)
Meine Mutter war die Literatur-Interessierte in unserer Familie. Sie liebte die griechische Antike, die wir dann auch zu Lande bereisten, genauso wie die deutschen Klassiker. So waren Sie auch zeit meines Lebens ein Teil von mir. Durch meinen Vater, selbst bildender Künstler, habe ich auch hier viele Gemälde und Skulpturen der verschiedenen Epochen im Original gesehen. In jungen Jahren für mich selbstverständlich, jedoch mit zunehmendem Alter wuchs meine Dankbarkeit für diese Zeiten, die ich erleben durfte. Über die Prosa kam ich dann zum Roman als Schriftsteller, welche mir eine völlig neue Welt erschließen ließ.
Eine Freundin der Familie
Da saßen wir nun, ich beobachtete Garance ergriffen und stolz auf das, was mich nun erwartete dabei, wie sie sich immer wieder einen nächsten Band nahm. Es dauerte bis sie bemerkte, dass ich ihr schon eine Weile dabei zusah und so fragte sie, „Willst Du gar nicht wissen, was sie alles nieder geschrieben haben“? Ich schwieg, lächelte sie nur an und wartete auf den Augenblick, bis sie mein Schweigen verstehen würde. Meine glänzenden Augen verrieten ihr, dass die Energie die von meinem, sich gerade mir offenbarenden Bewusstsein ausging, bei ihr ausbreitete und uns in eine verklärte Stimmung versetzte. Eine leichte Bewunderung brachte sie mir daraufhin entgegen und die hatte ich bei ihr zuvor noch nicht erlebt, Begeisterung ja, jedoch verstand ich aber auch, dass sie sich sehr wohl ihrer verborgenen Talente bewusst war, sie auch subtil und diskret einsetzte, aber eben nicht in meinem Beisein. Nebenbei löste das dann wiederum eine leichte Bewunderung für sie bei mir aus. Das Wissen um diese Notizen von Elias und Celyn veränderten gerade mein Leben ebenso wie meine Träume und Erinnerungen es taten, so erschien es mir jedenfalls.
Ein neuer Gedanke pflanzte sich sachte und fast unmerklich bei mir ein, zunächst war es nur ein diffuses Gefühl, welches im Hintergrund mitschwang, sich nur bei sehr genauer Betrachtung des Momentes zeigte, doch dieser Gedanke sollte zukünftig alle Begebenheiten verändern. Er war nicht der Erste seiner Art, wenn auch nur in einem Traum erlebt. Die Erinnerungen verblassten nicht mehr, auch nicht die Geschenkten von Akasha, die Emotionalität wurde bei manchen Erinnerungen mit Zunehmenden wieder Erleben intensiver und wieder flüsterteich im Geiste ein Danke, mit einem Lächeln dabei. Meine Wirklichkeit des ewigen Hier und Jetzt änderte sich leider auch nicht durch die Tatsache, meine verschiedenen Existenzen zu bereisen und so war es auch gegeben, dass sich für mich die Zukunft immer wieder in der Vergangenheit spiegelte. Natürlich wurde dadurch nicht nur meine Dankbarkeit mit der damit verbundenen Gnade, auf die Probe gestellt.
Was jedoch gerade wirklich meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, war die Tatsache, dass wir uns in Caspars ehemaligen Herrenhaus befanden. Die Anwesenheit von Celyns Energie, unser gemeinsamer Trip, war für mich zum Greifen nah. Immer wieder sah ich zu der Stelle, wo die Couch stand, auf der sie einst saß. Die derzeitige Ausprägung meiner Persönlichkeit war seit den letzten Wochen um ein Vielfaches gestiegen und facettenreicher, ich war ungewollt für mich selbst zur Herausforderung geworden. In der Kürze der Zeit konnte ich mit Garance, trotz meiner Bemühungen, nicht wirklich ins Detail gehen und war mir nicht sicher, wie weit meine Einblicke in unsere gemeinsame Vergangenheit momentan reichten. Um das herauszufinden, waren wir wohl jetzt hier und möglicherweise auch um herauszufinden, welche Wichtigkeit Patrizia in dem Ganzen noch spielen sollte.
Ich hatte meine Wahl getroffen und lies mein Sein einfach im Raum stehen, nicht nur, um es betrachten zu können. Es ist immer die Schöpfung, die sich selbst erlebt, dachte ich, als ich Garance weiter beim Studieren der Bücher zusah. Das Interesse, mit der ihre Augen die Zeilen durchging, war offensichtlich. Manchmal sah sie beim Umblättern kurz zu mir, um sich zu vergewissern, dass mein Blick noch auf ihr ruhte und, was mich sehr amüsierte, sie zog dabei die linke Augenbraue leicht hoch. Wenn sie Texte von Elias las, spürte ich das und so auch, wenn sie den niedergeschrieben Gedanken von Celyn folgte.
Das meine äußere Erscheinung bindend war, ging mir durch den Kopf, beruhend auf dem materiellen Weltbild welches ich erschuf und auch durch die handgeschrieben Bände, die vor uns lagen, dies war jetzt mehr deutlich geworden. Sie waren außen unbeschriftet, einfach Schwarz, fortlaufend geschrieben und so wusste man eigentlich nicht, welcher Band welchem folgte.
Dass ich die Reihenfolge natürlich kannte, traute ich mich nicht mal zu denken, und war offenbar von mir selbst dann doch darüber mit einer gewissen Furcht besetzt. Diesen Blick von Garance, wie sie mich ansah, als klar wurde, welchen Bezug ich zu den Niederschriften hatte, kannte ich auch von Sasha. Mit diesem achtete sie darauf, dass ich ihr damals zum Anleger folgte. Sie war möglicherweise ein Avatar von Garance oder stand im geringsten Fall unter ihrem geistigen Einfluss. Mit diesem Gedanken blickte ich Garance erneut in die Augen. Den einen Band hatte sie schon bei Seite gelegt und ich wartete, bis sie meinen Blick erwidern konnte. Ich nahm Sasha ihren Leib damals in Limburg, übergab ihm dem Feuer, das war der Gedanke, das beherrschende Bild, das sich vor wenigen Augenblicken in meinem Geist erneut manifestiert hatte, und Garance, sie lächelte mich gerade heraus an, hieß mich im Kreise ihresgleichen willkommen. Sie war weit mehr als nur eine Freundin der Familie.
Madame Lar Veria betrat den Saal und zog ungewollt unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ich holte Luft, um es auszusprechen, doch Garance legte mir den Finger auf den Mund, wandte sich zu Patrizia, um sie erneut zu begrüßen. Sie kam auf uns zu sah mich an, dann Garance und fragte, „Weiß er es, ist er bereit für das was kommen wird“? „Ich denke schon“?, erwiderte sie mit weicher Stimme. „Gut, das ist alles was ich hören wollte“, bestätigte Patrizia, nickte mir zu, begab sich zum Teewagen, goss sich einen Tee ein, ein wenig Milch dazu, lächelte Garance an und verlies uns wieder.
Mein fragender Blick wurde von ihr nicht so erwidert, wie ich es mir gewünscht hätte. In meinen Träumen war sie mir näher als in diesem Moment gerade. Die Spielregeln hatten sich augenblicklich geändert, Patrizia hatte sie geändert, und meine geliebte Garance, lächelte, ich hatte meine Souveränität aufgegeben, die ich wohl nur in meinen Augen gehabt hatte. Ich war ein Vertrauter mit Privilegien und Verpflichtungen, wie mir schien. So wurde ich nur Zeuge dessen, da ich der Anlass dafür war. Wenn ich in Ungnade fallen würde, würde Garance das nicht berühren, ich fühlte mich schon zuvor wie eine Figur auf einem Schachfeld.
„Ich mach es dir ganz einfach“, begann sie, als sie mein Dilemma sah, „diese Bände lagen hier schon, als wir uns wieder begegnetten“, und deutete mit der Hand auf sie. „Du liest sie nicht das erste Mal“?, fragte ich etwas widerwillig nach, doch sie sah mich nur an und zog mich in ihren Bann zurück. Es geschah in voller Absicht, um mir ihren Einfluss nicht nur auf mich zu demonstrieren. Mein Erwachen zu begleiten, wäre eine nette Umschreibung für die Situation gewesen, in der ich mich befand und dem zur Folge auch Garance Erscheinen in meinem Leben. Doch wie in meinen Träumen blieb sie ein Mysterium, meine luziden Erinnerungen daran, waren die Blaupausen dafür, die richtigen Antworten zu finden. Mir waren wohl Qualitäten und Erinnerungen zu eigen, die ich mit Celyn damals nicht notiert und beschrieben hatte, in diesen Bänden, die dort vor uns lagen. Ich wusste mit einmal sehr genau, wo Garance mich hinführen wollte.
Sollten wir wieder einmal dem Untergang geweiht sein, würde sich das Karma-Rad weiter drehen, oder könnten wir uns hier und Heute über unser Schicksal erheben und nicht wieder in der Geschichte der Menschheit verschwinden, wie so unzählige Male zuvor. Eine Handvoll von jenen Existenzen scheinen ja historisch belegt zu sein, wenn man dem glauben schenken möchte. Doch meine Erinnerungen erzählen mir das alles noch auf eine andere Weise. Manchmal werden die empirischen Beweise der Gegenwart in ein verklärtes Bild gehüllt und auch gerne glorifiziert, oder eben als nebensächlich dargestellt und verneint. So wie es gerade der Status quo des Bewusstseins der Allgemeinheit forderte. Fast hätte ich in der Dramaturgie der Situation mal wieder vergessen, dass ich ja hier nur zu Besuch war, ein Gast. Was sind schon einige tausend Jahre im Glauben in die Unsterblichkeit.
„Wollen wir was Essen gehen“, fragte ich Garance mit einem Seufzen, und sie erwiderte nur, „Ist es echt so schlimm“, und sah mich nur kurz mitfühlend an. „Die Frage sollte ich wohl lieber Dir stellen“, wandte ich ihre Frage an sie zurück. „Das wir in einer post-apokalyptischen Zeit leben, sollte man nicht mehr versuchen zu leugnen“, war ihre Antwort. „Seinen freien Willen wirklich zu erfassen kann ja auch schon sehr herausfordernd sein“, erklärte ich mich. „Und die Tragweite deiner Handlungen zu verstehen auch“, ergänzte sie und lachte mich an. „Es ist an der Zeit sich über die Begebenheiten zu erheben um eine Veränderung herbeiführen zu können, behaupten immer die die denken frei zu sein“, war mein spontaner Gedanke dazu. Garance betrachtete mich mit ihrer zweiten Aufmerksamkeit und auch diesen Blick kannte ich nicht nur von ihr. Doch was ich auch sah, war, die Ähnlichkeit die Geschwister von verschiedenen Müttern oder Vätern in sich tragen, Wesenszüge der weiblichen oder männlichen Seite in ihnen. Ihr galt auch meine Leidenschaft für Garance und eben auch für Akasha. Und wieder legte Garance mir ihren Finger auf den Mund, damit ich es nicht aussprach, was...
Erscheint lt. Verlag | 30.11.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Historie • Lady Gaia • Phantasie • Science Fiction • Trivialliteratur |
ISBN-10 | 3-7583-5679-2 / 3758356792 |
ISBN-13 | 978-3-7583-5679-7 / 9783758356797 |
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