Maddrax 621 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5836-9 (ISBN)
Auf Matts Drängen hin hat Dak'kar eine Expedition in die Todeszone ausgerüstet, um dort mit Haaleys Hilfe Kontakt zu dem offenbar intelligenten Pilzorganismus aufzunehmen.
An Bord von PROTO und von Mabutas Ameisen-Armee verfolgt, dringen sie zum zweiten Mal in das lebensfeindliche Gebiet ein. Doch schon bald bricht der tonnenschwere Panzer in einen Hohlraum ein - und die Gefährten treffen auf eine Gesellschaft, die sie hier niemals erwartet hätten. Eine Begegnung, die ihr Leben in den nächsten Tagen dramatisch verändern wird...
Im Reich der Nocturno
von Lara Möller
Der Boden vibrierte.
Erdreich rieselte auf Licht des Mondes herunter. Ein leises Dröhnen drang an ihre empfindlichen Ohren. Verwundert stellte sie den Korb ab und legte die Handfläche an die von fluoreszierenden Pilzfäden durchzogene Tunnelwand.
Etwas näherte sich. Kein Tier; etwas anderes, Fremdartiges. Das Vibrieren wurde zu einem Beben. Das Dröhnen schwoll bedrohlich an.
Sie hob den Blick an die schimmernde Decke. Es war beinahe über ihr! Furcht flutete ihre Gedanken. Jede Faser ihres Körpers drängte sie zur Flucht.
Da durchbrach ein brüllendes Monster die Tunneldecke und walzte auf sie zu.
Licht des Mondes kreischte vor Entsetzen.
Matt steuerte PROTO konzentriert durch den dichten Regenwald. Überall zeigte sich die Wirkung des Fungizids, das sie mithilfe der Kondore über Mabutas Machtbereich ausgebracht hatten.1 Die Fruchtkörper des aggressiven Pilzes, der das Ameisenvolk bedrohte, waren gänzlich verdorrt. Ihre schrumpeligen Hüllen bedeckten den Dschungelboden wie ein grau-bräunlicher Teppich.
Er warf Haaley einen verstohlenen Seitenblick zu. Sie saß schweigsam auf dem Copilotensitz und hielt angespannt nach Baumwesen Ausschau. Die Ents, wie er die Kreaturen getauft hatte, sollten sich angeblich bis zur Grenze der Todeszone zurückgezogen haben. Da sich ihre kleine Expedition auf direktem Weg zu eben jener Todeszone befand, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie erneut auf diese bizarren Gegner stießen.
Beim Gedanken an die bevorstehende Aufgabe wurde Matt flau im Magen. Vielleicht war es auch die konstante Erschöpfung, die seinen Kreislauf durcheinanderbrachte. Oder der Hunger. Er hatte schon eine ganze Weile nichts gegessen. Das blieb viel zu oft auf der Strecke, genau wie ausreichend Schlaf.
Er nahm einen Schluck Wasser aus einer Feldflasche und widerstand der Versuchung, sich den Rest der Flüssigkeit ins Gesicht und über den Nacken zu gießen. Frischwasser war ein kostbares Gut.
Er klemmte die Feldflasche in die provisorisch angebrachte Halterung neben dem Steuer und fuhr sich mit der Hand müde durchs Haar.
Bei seinem ersten Besuch in der Todeszone hatten ihn Haaley und Ccahuantico begleitet. Es schien Jahre her zu sein, seit sie auf die Suche nach dem Spiegel von Pachacámac gegangen waren.2 Phakcha, der Jaguarpriester, war ihnen damals unbemerkt gefolgt und konnte ihnen beistehen, als sie in höchste Bedrängnis gerieten.
Nicht die einzige Gefahr, die sie inzwischen im südamerikanischen Dschungel durchgestanden hatten...
Und noch immer gab es keine Spur von Aruula. Matt vermisste sich so sehr, dass es körperlich schmerzte. Gleichzeitig spürte er eine wachsende, dumpfe Resignation. Er war weit davon entfernt, die Suche oder die Hoffnung aufzugeben. Dann wären die Entbehrungen und Verluste der vergangenen Wochen umsonst gewesen. Doch ein Teil von ihm fand sich allmählich mit der schrecklichen Vorstellung ab, seine Gefährtin vielleicht nie wiederzusehen.
Matt wandte sich halb zu All'ec um. Der Sprengmeister von der Nimitz hatte unter Protest auf dem Notsitz Platz genommen, nachdem Haaley ihm unmissverständlich klargemacht hatte, wer die Herrschaft über den Copilotensitz innehielt. Bei All'ecs eher stämmigen Körpermaßen konnte das nicht bequem sein. Aber wer wollte eine Diskussion mit einem Knochenmesser führen, dessen Griff von einer Wahnsinnigen gehalten wurde?
Dak'kar ruhte sich in einer der Kojen aus. Die Wunde an der linken Schulter, die er sich beim Sturz in eine Fallgrube zugezogen hatte, machte ihm ebenso zu schaffen wie die Ereignisse während seiner Gefangenschaft.3
Matt wusste nicht, was genau in diesem Baumhaus geschehen war, welche Register die Entführerin gezogen hatte, um Dak'kar dort festzuhalten. Der Mann von der Nimitz schwieg sich beharrlich aus, doch es war offensichtlich, wie sehr Dak'kar die Erlebnisse traumatisiert hatten.
»Hola, was ist das denn?«, riss Haaley ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte sich leicht vorgebeugt und starrte mit gerunzelter Stirn in den Dschungel.
Nun entdeckte Matt es ebenfalls: Zwischen den Bäumen und anderen Gewächsen schimmerte es weißlich.
Er verlangsamte die Geschwindigkeit und hielt schließlich vor dem feingesponnenen Hindernis, das sich zu beiden Seiten in den Regenwald erstreckte und fast bis in die Baumkronen reichte.
»Das muss die Wand aus Pilzfäden sein, von der einer unserer Stoßtrupps berichtet hat.« All'ec erhob sich vom Notsitz, um das Gebilde ebenfalls in Augenschein zu nehmen. »Irgendwie unheimlich«, fügte er hinzu.
Haaley klopfte dem Sprengmeister lächelnd gegen die breite Brust. »Keine Sorge, Dickerchen. Ich pass' schon auf, dass dir die bösen Fäden nichts tun.«
All'ec bedachte sie mit einem grimmigen Blick und setzte sich wieder.
Besonders gefährlich wirkte die Wand tatsächlich nicht. Matt steuerte auf das Pilzgewebe zu. Es teilte sich wie ein Vorhang vor ihnen. PROTO walzte behäbig vorwärts...
... und sackte plötzlich ab.
Haaley stieß einen erschreckten Laut aus, als sie im Beifahrersitz nach vorn kippte. All'ec fluchte vernehmlich.
Matt gab reflexartig mehr Gas und befreite den Amphibienpanzer aus dem offenbar stark aufgeweichten Boden.
»Merkwürdig«, sagte er mehr zu sich selbst. »Nach einem Sumpfgebiet sieht es hier nicht aus.«
»Vielleicht ein Hohlraum«, vermutete All'ec hinter ihm.
»Möglich«, entgegnete Matt. »Dann hoffen wir mal, dass es nur kleine Tierbauten sind.«
Er seufzte und fuhr weiter.
Hinein in die Todeszone.
Während PROTO durch den dichten Dschungel walzte, schaffte Matt es nicht, sich zu entspannen. Er hatte mit einem sofortigen Angriff der Baumwesen gerechnet. Oder irgendeiner anderen Attacke, bei der sie wieder einmal um ihr Leben kämpfen mussten. Dass nichts dergleichen geschah, beunruhigte ihn irgendwie.
Wie auf Kommando sackte der Amphibienpanzer erneut ins Erdreich ein. Diesmal blieb er stecken. Matt drückte aufs Gas, doch nichts geschah. PROTO kam keinen Zentimeter vorwärts.
Neben ihm hob Haaley die Hand. Sie hatte den Kopf leicht schräg gelegt und lauschte intensiv. »Was ist das für ein Geräusch?«
Matt nahm den Fuß vom Gaspedal. In der Stille hörte er ein seltsames Kratzen und Schaben; als würden Dornen über PROTOs Außenwände streichen. Oder lange Fingernägel. Ein Schauer überlief ihn bei dieser Assoziation. Er legte den Rückwärtsgang ein, schaffte es, zurückzusetzen, schlug das Steuer hart nach rechts ein und trat das Gaspedal durch.
Mit einem Satz befreite sich der Amphibienpanzer aus dem Matsch. Das Gefährt schoss vorwärts, streifte einen mächtigen Baum, legte sich dabei leicht schräg und mähte anschließend einen Bambushain nieder, als wäre es ein Haufen Mikadostäbchen. Brachiale Kraft.
Matt lenkte verbissen gegen und brachte PROTO zurück in die Spur. Hoffentlich fiel Dak'kar bei dem Geholper nicht aus der Koje!
»Was war das denn?«, stieß All'ec hervor. Der Sprengmeister hielt sich krampfhaft am Notsitz fest. Auch Haaley umfasste die Lehnen ihres Sitzes.
Matt zuckte die Achseln. »Vielleicht ein Vorgeschmack auf die Dinge, die uns hier erwarten.«
Was sie wenig später erwartete, war ein gut fünfzig Meter breiter Fluss, der sich träge durch den Dschungel schlängelte. Na, wunderbar. Auch das noch.
Aber für genau dieses Terrain war PROTO bestens geeignet.
Matt fuhr langsam auf das Ufer zu. Der Amphibienpanzer sackte tief in den feuchten Untergrund ein, doch blieb nicht stecken. Auf der gegenüberliegenden Uferseite gab es einen breiten Streifen, der frei von Dschungelgewächsen war. Dort konnten sie bequem anlanden. Er musste bloß den Kurs halten. Was bei der geringen Fließgeschwindigkeit kein Problem sein sollte.
Er lenkte PROTO in den Fluss. Das bräunliche Wasser stieg höher und höher, erreichte die Fenster des Cockpits und schloss sich schließlich über ihnen.
Für einen Moment verspürte Matt einen Anflug von Beklemmung. Er schob das Gefühl beiseite und konzentrierte sich aufs Fahren. Oder besser: schwimmen. Gemeinsam mit Haaley und All'ec hielt er angestrengt nach möglichen Gefahren Ausschau, konnte jedoch in der trüben Brühe keine entdecken. Auch die Kameralinsen zeigten nichts. Die Unterströmung war allerdings erstaunlich stark. Matt steuerte leicht gegen, damit sie nicht zu weit von der angepeilten Landestelle abgetrieben wurden.
Gerade als er sicher war, das gegenüberliegende Ufer jeden Moment zu erreichen, ging ein Ruck durch PROTO. Das Gefährt bewegte sich nicht mehr.
Was denn jetzt wieder?
Matt gab Gas, doch nichts geschah. Auf den Kameras war nichts zu sehen. Kein Hindernis, welcher Art auch immer.
»Was ist los?«, erkundigte sich All'ec besorgt.
»Irgendwas hält uns fest.«
Haaley beugte sich vor. Ihre Augen weiteten sich.
»Irgendwas ist dort draußen«, erklärte sie mit Grabesstimme.
»Jetzt ist keine Zeit für Scherze«, gab Matt scharf zurück.
»Ich meine es...
Erscheint lt. Verlag | 4.11.2023 |
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Reihe/Serie | Maddrax |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-5836-4 / 3751758364 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5836-9 / 9783751758369 |
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Größe: 1,4 MB
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