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Das Haus Zamis 79 (eBook)

Freaktown

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5933-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 79 - Catalina Corvo
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»Soso.« Lächelnd betrat die elegante junge Frau das Wohnzimmer der Zamis.
Thekla beobachtete ihren federnden Gang, die sanft wiegenden Hüften. Das schwarze, seidig glänzende Haar fiel splissfrei auf wohlgerundete Schultern.
»Hübsch habt ihr es.« Auf einen Wink Theklas nahm die Besucherin auf der Couch Platz.
Thekla zupfte ihren eigenen grauen Tweedrock zurecht und setzte sich wie schon einige Male zuvor in Michaels Sessel. »Lydia, Kind, sei so gut, und hole unserem Gast eine Tasse Tee«, bat Thekla und wandte sich an Rebecca. »Oder möchtest du lieber Kaffee?«
Rebeccas Lächeln fiel eine Spur gezwungen aus. »Ein Gläschen AB negativ wäre ganz reizend. Ansonsten lieber nichts.«
»Entschuldige, ich vergaß.«
Thekla hatte natürlich nicht vergessen, dass Rebecca eine Vampirin war ...


1. Kapitel


Immerhin zahlte das Sunflower gut und einigermaßen pünktlich. Ein Job als Tänzerin in einer Stripteasebar war zwar nicht gerade der Traum aller Schwiegermütter, aber besser als putzen, sagte sich Jennifer. Mit einem Körper wie ihrem wäre es eine Schande gewesen, auf gutes Geld zu verzichten. Es finanzierte ihr eine hübsche Dachwohnung und einen ausreichend gefüllten Kühlschrank. An guten Abenden konnte sich das Trinkgeld wirklich sehen lassen. Und die Arbeitszeiten störten sie auch nicht. Meistens konnte sie ausschlafen.

Wenn man nicht gerade müde und fertig auf kaputten Schuhen nach Hause musste, war der Job wirklich in Ordnung. Billigschuhe dagegen nicht.

Und sie ließen sich noch nicht einmal steuerlich absetzen.

Nachdem das Motorengeräusch verklungen war und keine weiteren Möchtegernrennfahrer die Straße mehr unsicher machten, wagte Jennifer einen erneuten Versuch, die Fahrbahn zu überqueren. Dank zwölf fehlender Zentimeter Absatzhöhe humpelte sie dabei wie eine Kriegsversehrte. Das ging erst recht auf die Knöchel.

Flüche murmelnd erreichte sie schließlich im Schneckentempo die U-Bahn-Station. Normalerweise ignorierte sie das schmierige Geländer, diesmal musste sie sich daran festhalten. Von unten wehte der Gestank von Alkohol und Urin herauf. Schaudernd umging Jennifer eine besonders übel riechende Pfütze Erbrochenes ebenso wie den volltrunkenen, abgerissenen Schläfer, der nur einen Meter weiter in sich zusammengesunken auf der Treppe hockte und vor sich hin schnarchte.

Angewidert schlich sich die Tänzerin vorbei, um ihn nicht aufzuwecken.

Am Gleis feierte eine Handvoll Punks mit Dosenbier und billigen Energydrinks die selbst gewählte Trostlosigkeit. Rote Irokesen wippten, Springerstiefel zappelten nervös. Kleine Metallkettchen klirrten an breiten Gürteln und von den Schultern schwarzer Lederjacken. Und das waren nur die beiden Mädchen. Sie trugen knappe Tops unter ihren Jacken, die so viel von Bauch und Dekolleté zeigten, dass sie abgesehen von ihren provokanten Frisuren und der grellbunten Schminke auch gut ins Sunflower gepasst hätten. Die drei zugehörigen vielleicht neunzehnjährigen Jungs erinnerten an eine schlechte Coverband von Kiss. Sie hatten die Gesichter weiß geschminkt. Unmengen schwarzer Kajal umrahmte die Augen und ergänzte die ebenfalls schwarz gemalten Lippen. Auch die Haare glänzten in künstlichem Schwarz oder Eisblond. Gel ließ einzelne Strähnen wie die Stacheln eines Igels vom Kopf abstehen. Alle drei trugen eine gleichartige schwarze Lederkluft und grellweiße T-Shirts, auf denen in dunkelroten Lettern der Schriftzug »Anytime, Baby« prangte.

Einer übte mit leeren Getränkedosen Zielkicken auf einen weiteren Penner, der sich neben einem Mülleimer zusammengerollt hatte. Jedes Mal, wenn eine Dose traf, jubelten die Kids.

Jennifer mied die Gruppe und versuchte, unauffällig vorbeizukommen. Aber ihr Gehumpel fiel auf. Die Jungs zeigten auf sie, machten obszöne Gesten und lachten betrunken.

Nun ärgerte sich Jennifer, dass sie zu faul gewesen war, die Kleidung zu wechseln und sich in einen Jogginganzug zu werfen. Ihr rotes Minikleid erschien ihr plötzlich wie ein Fadenkreuz. Und die hormongesteuerten Halbstarken legten auf sie an. Jennifer setzte sich möglichst weitab auf eine Bank und tat, als habe sie nichts bemerkt. Die Jungs grölten herüber. »Hey, wie wär's, Süße? Machst du's für 'nen Fünfziger?«

Jennifer drehte den Kopf weg. Sie betete inständig, dass die Bahn bald kam. Und hoffentlich hatten diese Kids nicht vor mitzufahren. Aber der Zug ließ auf sich warten. Einer der Punks kam herüber. Breitbeinig stellte er sich neben sie und betrachte sie von oben bis unten. Er stank nach Bier. »Bist schon ein geiles Stück. Willst du fi-«

»Halt die Klappe.« Jennifer hob die Hand und schüttelte sie abwehrend. »Zieh einfach ab und geh zu deinen Mädchen rüber, die werden schon ungeduldig.«

In der Tat waren die Blicke der beiden Girlpunks nicht gerade freundlich. »Schlampe!«, rief eine. »Ja, lass sie doch. Die ist hässlich«, ergänzte das andere Mädchen lautstark.

Aber der weißgesichtige Junge ignorierte die Zwischenrufe. Er setzte sich neben Jennifer. Sie rückte ab, er folgte nach. »Du hast tolle Titten. Die sehen so aus, als warteten sie nur drauf, dass einer sie anpackt.«

Mit lüsternem Grinsen griff er Jennifer an den Busen. Sie ließ ihre flache Rechte auf seine Wange sausen und sprang von der Bank. Er sprang ebenfalls auf. Sein Grinsen bekam eine raubtierhafte Qualität.

Der Streit lockte nun auch seine Kameraden an. Sie taumelten heran.

Der Zug kam noch immer nicht. Hatte das verfluchte Ding etwa Verspätung? Mitten in der Nacht?

»Ey, Puppe. Jetzt sei doch nicht so eine Spaßbremse.«

Das sah nicht gut aus. Drei waren drei zu viel. Jennifer fuhr herum und trat die Flucht an, da rächte sich der Billigschuh ein weiteres Mal. Sie knickte um und stolperte. Die Jungs grölten.

Schon war einer über ihr. Brutal drehte er sie auf den Rücken und setzte sich auf ihre Hüften. »Schau mal, ob sie ein Höschen trägt«, kreischte einer seiner Kameraden. »Ich wette, die geile Schlampe ist schon ganz feucht.«

Sie lachten. Eine Hand fuhr unter den Minirock. Jennifer strampelte und schlug um sich, aber nun warfen sich auch die anderen Jungs auf sie und hielten sie fest.

Tränen traten Jennifer in die Augen, sie schluchzte.

»Lasst mich los!«, bettelte Jennifer. Aber ihre Peiniger packten nur umso fester zu.

Ein Rauschen drang aus dem U-Bahn-Schacht. Der Zug? Zu spät. Er kam zu spät!

Tränen liefen Jennifers Wangen herab. Wenn nicht zufällig eine Polizeistreife vorbeikam, konnte ihr niemand mehr helfen. Das Rauschen schwoll an. Aber ein Zug war das nicht. Jennifer sah nur weiß geschminkte Fratzen über sich. Was sonst noch vorging, konnte sie nicht ausmachen. Bis das betrunkene Grölen seltsam übergangslos in Schreie mündete. Die Hände ließen von ihr ab.

Das Rauschen war direkt über ihr. Flügel. Schwarze ledrige, flatternde Flügel. Gespannte Haut in surrender Bewegung. Fledermäuse. Hundegroße Fledermäuse mit weiter Flügelspanne. Es musste ein gutes Dutzend sein.

Nie hatte Jennifer solche Kreaturen aus der Nähe gesehen. Schon gar nicht in der Größe. Die bepelzten Biester griffen die Punks an. Nun konnten die kleinen Scheißer nicht mehr grapschen. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, über den Bahnsteig zu rennen und ihre Igel-Köpfe mit den Händen zu schützen. Auch die Mädchen kreischten, als ihnen kleine Krallen in die Kopfhaut fuhren.

Jennifer hingegen streifte nicht ein einziges Tier.

Ebenso wenig wie den schlafenden Penner. Beinahe konnte man glauben, dass die Fledermäuse die Punks mit Absicht verjagten. Kreischend verließen die Halbstarken schließlich in wilder Flucht den U-Bahnhof.

Jennifer richtete sich auf. Einige Augenblicke starrte sie erschöpft ins Leere, dann zog sie das zerfetzte Kleid zurecht. Es war im Ausschnitt und an den Oberschenkeln völlig zerrissen und taugte wohl nur noch als Putzlappen.

Sobald der erste Schock gewichen war, erinnerte sich die junge Frau wieder an ihre fremdartigen Retter.

Sie musste nicht lange Ausschau halten. Wie ein eingespieltes Team sammelte sich der Schwarm im Zentrum des Bahnsteigs. Wild flatterten die schwarzen Leiber um eine Deckenleuchte, dann stürzten sie unvermittelt auf die Stripperin herab. Sie schrie und riss die Hände vors Gesicht.

Doch der Angriff blieb aus. Das Rauschen der Flügelschläge verlor sich, und Jennifer hob den Kopf. Sie blickte in das ebenmäßige, edle Gesicht eines schlanken, bleichen Mannes Anfang zwanzig. Sein Äußeres war attraktiv. Aber etwas störte sie daran. Die junge Frau begriff erst auf den zweiten Blick, was sie irritierte. Er hatte keine Ohrmuscheln. Dafür ragten zwei unförmige, fein geäderte, schwarzfellige Flügelohren aus seinem leicht gewellten schwarzen Haar. Wie Accessoires eines Halloweenkostüms standen sie von seinem Kopf ab. Jennifer schrie nicht. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, ihre Beine wie gelähmt.

So konnte sie nur gebannt dabei zusehen, wie die schwarzen, pelzigen Ohren schrumpften und stattdessen hinter seinen Wangen die Haut zu schmelzen schien. Wie von unsichtbaren Künstlerhänden geformt wuchsen Ohrmuscheln aus dem Knochen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann waren die Fledermausohren verschwunden und das menschliche Gesicht vollständig.

Jennifer brachte nur ein unartikuliertes Stöhnen hervor. Der junge Mann neigte sich zu ihr. Blasse, schlanke Finger strichen kühl über ihre Wange. »Keine Sorge, Miss. Wir sind nicht hier, um Ihnen wehzutun.«

Miss? Wir? Wovon redete er? Ach ja, tatsächlich. Er war nicht allein. Ein gutes Dutzend riesiger Fledermäuse bevölkerte nun den Bahnsteig. Allesamt schlank und groß. Allesamt gut aussehend. Und allesamt nackt. Und keiner schien damit ein Problem zu haben. Bizarr. Einfach bizarr. Jennifer fragte sich, ob ihr im Klub jemand Drogen in die Cola geschüttet hatte.

Der junge Mann...

Erscheint lt. Verlag 21.10.2023
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-5933-6 / 3751759336
ISBN-13 978-3-7517-5933-5 / 9783751759335
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