Maddrax 620 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5835-2 (ISBN)
Im diesem Band blenden wir wieder zum zweiten Schauplatz der Saga um: Colonel Aran Kormak und Captain Ashley Mara kehren mit Rulfan, Reese und der Roboterin Lybreyz nach Meeraka zurück, wo Kormak seine Pläne zur Machtergreifung forciert - jetzt, nachdem Matthew Drax und Aruula verschollen und auch die Daa'muren fort sind.
In Waashton spinnt Kormak sein Netz, wobei ihm ein Angriff der dort verbliebenen Nosfera sehr gelegen kommt. Die Blutsauger eignen sich zu gut als Sündenböcke...
Der Anschlag
von Ian Rolf Hill
»Pass auf!«
Private Seth Bekka klammerte sich an den Haltegriff über dem Seitenfenster und bäumte sich auf, als wolle er selbst auf die Bremse treten. Das musste er allerdings dem Fahrer, Corporal Rick Kaufman, überlassen. Zum Glück hatte der das Hindernis lange vor Bekkas Warnung gesehen. Rasch brachte er den Humvee zum Stehen.
Der Jeep bildete die Spitze eines Konvois, der Waffen und Munition von Waashton nach Knocks transportierte. Nacheinander hielten die sechs Fahrzeuge an. Sekundenlang sagte keiner der beiden Soldaten ein Wort. Stumm starrten sie auf das reglose Bündel, das vor ihnen auf dem löcherigen Asphalt des ehemaligen Highways lag. Es war ein Mensch. Und er sah aus, als wäre er tot!
Bekka schluckte den Fluch, der ihm auf der Zunge lag, im letzten Augenblick herunter.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus. Der plötzliche Adrenalinschub verursachte ihm leichte Übelkeit, sein Herz raste. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.
»Scheiße, ist der tot?«, würgte er schließlich hervor.
»Das wissen wir erst, wenn du nachgesehen hast«, antwortete Kaufman neben ihm trocken.
»Ich?« Bekka ärgerte sich selbst über den schrillen Klang seiner Stimme. Männlich ging definitiv anders.
Corporal Rick Kaufman, ein finster dreinblickender Soldat mit buschigem Schnauzbart nickte ernst. »Sicher. Es sei denn, du willst, dass wir den Kerl liegenlassen und dran vorbeifahren.«
Dieses Mal schluckte Bekka den Fluch nicht herunter. Er spie ihn förmlich aus. Liegenlassen und vorbeifahren kam natürlich nicht in Frage. Zumal Letzteres ohnehin schwierig geworden wäre, da der Highway in den letzten fünfhundert Jahren nicht nur zugewachsen war, sondern auch der Asphalt arg gelitten hatte, von den Trümmern auf der Fahrbahn ganz zu schweigen.
Einige Schlaglöcher waren zwar ausgebessert und der Bewuchs weitestgehend geräumt worden, dennoch war die Straße weit von ihrem ursprünglichen Zustand entfernt. Es fehlte schlicht und ergreifend an Personal. Sie waren schließlich Soldaten, keine Straßenarbeiter.
Außerdem war die Arbeit nicht ungefährlich. Die Gegend hier draußen vor Waashton wimmelte von Barbaren, Taratzen und anderem mutierten Kroppzeug.
Wahrscheinlich war der Mann einem von ihnen zum Opfer gefallen. Nur seltsam, dass er augenscheinlich unversehrt auf der Straße lag, wie... ja, wie auf dem Präsentierteller.
»Wird's bald?«, knurrte Kaufman.
Bekka teilte seine Bedenken mit dem Corporal. Der zuckte die Achseln. »Kann gut sein, dass das 'ne Falle ist. Aber dafür hast du ja uns als Rückendeckung. Vielleicht ist dem armen Kerl auch die Flucht geglückt und er ist vor Entkräftung hier zusammengebrochen. Also mach schon! Geh und sieh nach. Und nur für den Fall, dass du es nicht verstanden hast: Das war keine Bitte!«
Seth Bekka spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
Genau wegen solcher Bemerkungen wollte niemand gerne mit Kaufman fahren. Als Private hatte er leider keine andere Wahl.
Mit klopfendem Herzen stieg Bekka aus. Er widerstand dem Impuls, sich an den Helm zu greifen. Die Haare darunter juckten von dem Schweiß, der ihm aus sämtlichen Poren quoll.
Der Zweiundzwanzigjährige warf einen Blick zu den restlichen Fahrzeugen, vier schwere Transporter mit jeweils drei Achsen und ein Humvee mit aufmontiertem Maschinengewehr, der die Nachhut bildete.
»Kay-two an Kay-one«, quäkte es aus dem Funkgerät. »Was ist los bei euch? Muss Bekka mal wieder pinkeln?«
Meckerndes Gelächter hallte aus der Membran.
Kaufman verzog die Lippen und griff nach dem Sprechgerät. »Kay-one an alle. Menschlicher Körper auf der Fahrbahn. Ich wiederhole, menschlicher Körper blockiert die Fahrbahn. Bleibt wachsam. Private Bekka checkt die Lage!«
Der beugte sich in den Humvee und schnappte sich sein Sturmgewehr. Kaufman lehnte sich zurück und wandte den Kopf, um über die Schulter auf die Rückbank zu schauen, wo ihr Kamerad Hector leise vor sich hin schnarchte.
»Aufwachen, Soldat!«, bellte Kaufman und verlieh dem Befehl durch einen Schlag gegen das Bein des Schlafenden Nachdruck.
Corporal Hector Bliss schreckte auf, schaute sich verwirrt um und zwinkerte verblüfft, als er feststellte, dass der Konvoi gehalten hatte. Kaufman brachte ihn mit wenigen Worten auf den aktuellen Stand und forderte ihn auf, Bekka mit dem Maschinengewehr Rückendeckung zu geben.
Seth atmete auf, als sein Kamerad sich aufrichtete und die Dachluke öffnete. Dort brachte er das Geschütz in Stellung und entsicherte es. Sollten tatsächlich ein paar Barbaren so dämlich sein, den Konvoi zu überfallen, würden sie ihr blaues Wunder erleben.
Kaufman nickte Bekka zu, der das Sturmgewehr schräg vor den Oberkörper haltend auf den reglos am Boden liegenden Mann zuging. Er lauschte dem Wind in den Kronen der Bäume. Irgendwo krächzte ein Vogel, das war auch schon alles. Ansonsten herrschte eine geradezu beklemmende Stille.
Private Seth Bekka ließ den Blick über den Waldrand schweifen. Zwischen den Bäumen und Sträuchern nisteten die Schatten. Der Bewuchs war an dieser Stelle so dicht, dass sich das Licht bereits nach wenigen Metern verlor.
Bekka schluckte trocken und lenkte sein Augenmerk auf den Reglosen. Er war ganz in schwarz gekleidet. Kein Stück Haut war zu sehen, selbst die Hände steckten in Handschuhen. Ein Umhang mit Kapuze bedeckte Körper und Kopf.
Seth verlangsamte seinen Schritt, ging leicht in die Hocke und richtete die Mündung des Sturmgewehrs auf den Liegenden.
»Hallo, Sie da! Können Sie mich verstehen? Ich bin Private Bekka von der WCA. Haben Sie das verstanden? World Council Agency!«
Der Vermummte reagierte nicht. Bekka atmete tief durch. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Er überwand die letzten Schritte und stieß den Mann mit dem Lauf des Sturmgewehrs an. Der verlor durch den Stoß den Halt und rollte auf den Bauch. Noch immer konnte Bekka sein Gesicht nicht erkennen.
Der junge Soldat ging auf ein Knie hinunter, um den Fremden herumzudrehen. Das unhandliche Sturmgewehr, das am Riemen über der Schulter hing, schob er auf den Rücken. Dafür löste er die Schnalle vom Gürtelholster, in dem der Driller steckte.
Bekka musste sich weit über den Bewusstlosen beugen, um dessen linke Schulter zu ergreifen. Langsam zog er den Schwarzgekleideten herum.
Ein leises Stöhnen drang über die Lippen des Fremden, der auf den Rücken zu liegen kam. Bekkas Augen weiteten sich, als die Kapuze von dem kahlen, teils vernarbten Schädel rutschte. Auf den ersten Blick sah das Gesicht des Fremden aus, als wäre es mumifiziert. Hätte der Mann nicht gestöhnt, Bekka hätte schwören können, er sei tot.
Die dünne totenbleiche Haut spannte sich wie Pergament über den Schädelknochen. Kein einziges Haar war zu sehen, nicht mal Brauen oder Wimpern. Die Augen waren halb geschlossen, die Nase bestand praktisch nur aus zwei Schlitzen. Darunter ein lippenloser Mund, in dem spitz zugefeilte Zähne schimmerten.
Private Seth Bekka rieselte es kalt über den Rücken. »Verdammt«, zischte er, »das ist ein...«
»Was ist los, Bekka?«, brüllte Kaufman. »Lebt er noch?«
Der junge Soldat richtete sich auf und warf einen Blick über die Schulter. »Ja, Sir, er lebt. Aber...«
Weiter kam Private Bekka nicht. Der Oberkörper des anderen schnellte hoch. Die linke Hand packte ihn im Nacken und zog ihn zu sich herunter.
Der Private spürte die spitzen Zähne an der dünnen Haut seiner Kehle. Dann explodierten die Schmerzen in seinem Hals.
Seth Bekka wollte seinen Kameraden eine Warnung zurufen, doch alles, was ihm über die Lippen kam, war Blut.
Gogol genoss das warme Menschenblut, das aus der Kehle des Soldaten direkt in seinen Mund floss. Mit einem Biss hatte er ihm die Schlagader aufgerissen.
Es kostete ihn sehr viel Willenskraft, um sich nicht festzusaugen. Er hatte schließlich eine Aufgabe zu erledigen.
Zum Glück hatte der Soldat ihm einen Teil der Arbeit abgenommen und den Driller schon halb aus dem Holster gezogen. Der Nosfera griff zu, stieß den Sterbenden von sich und hob den Arm mit dem Driller.
Die Augen des Mannes auf der Lafette weiteten sich. Doch der Soldat am MG war nicht Gogols Ziel. Das war der Kerl hinter dem Steuer des Jeeps. Zweimal betätigte der Nosfera den Abzug.
Das erste Explosivgeschoss zauberte ein Netz aus Rissen in die Windschutzscheibe, das zweite durchschlug sie und detonierte im Innenraum.
Auf das Belfern und Rattern des Maschinengewehrs wartete der Nosfera ebenso vergeblich wie auf die Einschläge großkalibriger Geschosse. Alles lief nach Plan. Noch während Gogol auf den Jeep zulief, sah er, dass der Soldat über dem MG zusammengesunken war.
Armbrustbolzen hatten die Körperpanzerung durchdrungen. Abgeschossen von Gogols Kameraden, von denen nun zwei Dutzend aus dem Dickicht beidseits des Highways strömten. Sie sprangen auf die Trittbretter der Lastwagen, rissen die Türen auf und zerrten die Soldaten ins Freie. Das Maschinengewehr auf dem zweiten Jeep ratterte, verstummte nach...
Erscheint lt. Verlag | 21.10.2023 |
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Reihe/Serie | Maddrax |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-5835-6 / 3751758356 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5835-2 / 9783751758352 |
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Größe: 2,2 MB
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