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Der Rand der Welt: Durch magische Pforten (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
356 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-6427-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Rand der Welt: Durch magische Pforten -  Linda Beller
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Wenn alles, woran du geglaubt hast, eine Lüge ist - was dann? Melindis ist die zweite Tochter der Königin des Silenreiches. Auf einem ihrer verbotenen Streifzüge entdeckt sie einen Durchgang in der magischen Grenze des Landes. Heimlich betritt sie eine faszinierend fremde Welt. Sie lernt Tio kennen, den ersten Jungen in ihrem Leben. In einer lieblosen Umgebung schlägt er sich zusammen mit seiner Schwester ohne Eltern durch. Bald ahnt Melindis, dass sie von ihrer Mutter über die magische Macht des Silenreiches belogen wird. Doch bevor sie die ganze Wahrheit herausfinden kann, gerät Tio in große Gefahr. Melindis ringt mit sich selbst: Soll sie in ihr bequemes Leben im Schloss zurückkehren? Oder ist sie bereit, alles aufzugeben, um jemandem zu helfen, den sie kaum kennt? Egal, wie sie sich entscheidet - ein Zurück wird es nicht geben.

Linda Beller veröffentlicht unter ihrem Realnamen Karin Koch seit vielen Jahren Kinderbücher beim Peter Hammer Verlag. Die High Fantasy Reihe "Der Rand der Welt" erscheint im Selfpusblishing und wird zwei Bände plus ein Sequel umfassen.

Linda Beller veröffentlicht unter ihrem Realnamen Karin Koch seit vielen Jahren Kinderbücher beim Peter Hammer Verlag. Die High Fantasy Reihe "Der Rand der Welt" erscheint im Selfpusblishing und wird zwei Bände plus ein Sequel umfassen.

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Am Abend vor dem Allwissenstest wurde Melindis früh in ihr Zimmer geschickt. Die Königin hatte ihr endlich erlaubt, den Turm zu verlassen. Den ganzen Nachmittag hatte sie heimlich an ihrem Spickzettel gearbeitet. Die ganze Woche hatte sie im Turm über ihren Büchern verbracht, trotzdem fühlte sie sich nicht gut vorbereitet. Ständig hatte sie sich selbst verbieten müssen, nicht an die Ereignisse am Rand der Welt zu denken. Immer wieder wollten sich ihre Gedanken davonschleichen, drängten sich Bilder von der fremdartigen Sile mit ihren merkwürdigen Kleidern in ihr Bewusstsein. Nachts träumte Melindis von der Kröte, sah sie durch den Luftschleier fliegen. Wenn sie am Morgen die Augen aufschlug, meinte sie, die wellenartige Bewegung der Luft mitten in ihrem Zimmer zu sehen, aber wenn sie dann aufstand, um sie zu berühren, war da nichts mehr. Vielleicht hatte sie sich ja überhaupt alles nur eingebildet. Sie war immer noch auf Diät, und vielleicht fing sie ja schon an, zu phantasieren.

Melindis schlüpfte unter ihre weiche, cremefarbene Wolldecke und strengte sich enorm an, weder an irgendwelches Essen noch an irgendwelche Wiesen mit irgendwelchen ungewöhnlichen Wesen zu denken. Die Augen fielen ihr zu.

Sofort wurde sie von einem Traum überfallen. Sie fand sich auf einer Wiese wieder, natürlich. Die Wiese war über und über mit rosa schimmernden Blüten bedeckt. Melindis bückte sich, um eine der zarten, kniehohen Blumen zu pflücken, als sie die raue und feuchte Haut der Kröte berührte. Es war nicht eklig. Es war angenehm kühl. Sie ließ ihren Finger über das Tier gleiten, es schien die Berührung zu genießen. Melindis nahm die Kröte auf ihre Hand und betrachtete sie mit einer zärtlichen Neugier. Die Kröte zwinkerte ihr verschwörerisch zu und fing augenblicklich an, zu wachsen. Entsetzt spürte Melindis, wie das Tier schwerer und schwerer wurde, sah, wie ihr Flügel aus dem knotigen Rücken sprossen, und da warf sie sie hoch in die Luft. Ein Flattern und ein Flirren, die Kröte umkreiste ihren Kopf, sie schien etwas zu rufen, aber aus ihrem Mund kam nur ein sehr tiefes, hohl rumpelndes Knurren.

Melindis wachte auf. Noch einmal knurrte es laut. Und das Geräusch kam direkt aus Melindis’ Innerem. Es war ihr hungriger Magen, der sich da so empört und empörend laut meldete. Melindis legte beruhigend ihre Hände auf den Bauch.

Wie soll ich den Test morgen bestehen, wenn ich derart hungern muss?, fragte sie sich. Sie war drauf und dran, an der silbernen Kette, die neben dem Portrait der Königin hing, zu ziehen, um ihre Zofe zu rufen. Doch dann schlug sie ihre Zudecke zurück und schwang in einem spontanen Entschluss die Füße aus dem Bett.

Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, zog sie die Nachttischschublade auf, holte ein Leuchtholz heraus, öffnete lautlos die Tür und schlich sich barfuß durch die spärlich beleuchteten Flure des Schlosses. Es gab viele Flure, lange Flure, verwirrend verwinkelte Flure; Melindis kannte sie alle. Rechter Hand lagen die Gemächer der Königin, nach links ging es zu Lovellas Bereich und geradeaus in die große Empfangs- und Festhalle. Dahinter befand sich der Innenhof mit den gemütlichen Lauben und hübschen Wasserspielen. Von der Halle führte eine Treppe hinunter zu den Wirtschaftsräumen. Als Melindis die Stufen in die Untergeschosse hinabstieg, leistete ihr das Leuchtholz gute Dienste. Auf dem Weg zu den alten Silen hatte man nicht nur an Lichtöffnungen, sondern auch an Kerzen gespart. Sie war erst einmal hier unten gewesen. Ihre Mutter hatte ihr die Räume gezeigt und ihr gleichzeitig verboten, sie jemals wieder aufzusuchen.

»Was hier unten vor sich geht, sollte uns nicht interessieren«, hatte die Königin gesagt. »Es dient unserem Wohlergehen. Mehr darüber wissen zu wollen ist unter unserer Würde.«

Schon von Weitem hörte Melindis Stimmen und Gelächter. Sie zögerte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jetzt jemand in der Küche sein könnte. An der Wand war eine lange Hakenleiste befestigt. Melindis zählte fünfzehn Flügelpaare. Sie waren so verschlissen und glanzlos wie ihre Besitzerinnen.

Diese alten Silen, die in den Kellerräumen wohnten, waren Melindis nicht geheuer. Man sah sie selten. Wie Schatten huschten sie durch die Gänge des Schlosses und verrichteten diskret ihre Pflichten. Die griesgrämige, schweigsame Zofe war die einzige, die Melindis regelmäßig zu Gesicht bekam, an ihren Missmut hatte sie sich genauso gewöhnt wie an ihre Dienstbarkeit.

Melindis’ Magen knurrte schon wieder. Vielleicht saß ihre Zofe ja gerade vergnügt in der Küche, lachte und scherzte. Warum sollte sie nicht bereit sein, ein leckeres Butterschmalzbrot zu richten? Schließlich war es ihre Aufgabe, der Prinzessin Tag und Nacht zu dienen. Melindis steckte das Leuchtholz in die Halterung an der Wand und öffnete beherzt die Tür.

Die Dienerinnen und Köchinnen, die Näherinnen, Friseurinnen, Flickmamsells, Wäscherinnen, Handwerkerinnen, Gärtnerinnen und Putzfrauen, die gerade noch fidel um den großen Holztisch gesessen hatten, verstummten auf einen Schlag und sahen den Störenfried zunächst missbilligend und dann fassungslos an. Eine unangenehme Stille entstand.

Melindis suchte zwischen all den unbekannten, faltigen und von grauen Haaren umrahmten Gesichtern dasjenige ihrer Zofe. Aber sie waren unmöglich zu unterscheiden. Jede von ihnen sah gleichermaßen scheußlich aus.

»Äh, also ich …«, fing Melindis an. Alle Augen waren auf sie gerichtet, etwas, das sie immer sprachlos vor Verlegenheit machte.

»Ich bin so hungrig«, brachte sie endlich heraus.

Eine sehr alte Sile erhob sich. Geräuschvoll schob sie ihren Stuhl zurück und schlurfte zu den großen Tonkrügen, die an der Wand aufgereiht waren. Wortlos holte sie Brot und Schmalz, schnitt eine dicke Scheibe, beschmierte sie exakt mit der richtigen Menge Schmalz und streute eine winzige Prise Kräutersalz darauf. Sie legte das Brot auf einen lila Teller und reichte ihn Melindis.

»Genau wie Ihr es mögt, Hoheit«, sagte sie.

Irgendwie musste die Botschaft, dass es sehr bald etwas zu tun geben würde, Melindis’ Magen erreicht haben. Er gab ein Knurren von sich, das einem Holberhund zur Ehre gereicht hätte.

»Zum Kuckuck!«, entfuhr es Melindis. Irgendjemand kicherte verschämt. Dann fiel die nächste ein und schließlich hallte die ganze Küche vom Lachen der alten Silen wider.

»Ihr solltet in Eure Gemächer zurückkehren, Hoheit. Hier habt Ihr nichts zu suchen«, sagte Melindis’ Zofe mitten in das Gelächter hinein. Unbemerkt hatte sie sich neben die Prinzessin gestellt. Erschrocken drehte sich Melindis zu der alten Frau um. Noch nie hatte die Zofe so ungehalten und respektlos mit ihr gesprochen. Und jetzt schob sie Melindis energisch aus der Küche und schloss die Tür hinter sich.

»Bitte«, sagte Melindis, »bitte erzähl es nicht der Königin.«

Die Zofe hielt erstaunt inne.

Melindis ging auf, was sie da gesagt hatte. Sie hatte ihre Zofe um etwas gebeten. Sie war einer alten Sile gegenüber unterwürfig aufgetreten. Die Zofe sah sie fragend und schweigend, aber nicht unfreundlich an.

»Gute Nacht, Hoheit«, sagte sie schließlich und gab Melindis einen kleinen, kecken, aber freundlichen Schubs, der diese dazu veranlasste, sich endlich in Bewegung zu setzen.

Erst als sie den dunklen Treppenaufgang erreicht hatte, bemerkte Melindis, dass das Leuchtholz noch immer in der Halterung vor der Küchentür steckte. Sie kehrte um. Die Zofe war verschwunden und aus der Küche drang noch immer Gelächter. Irgendjemand rief etwas und das Lachen schwoll noch mehr an. Melindis spürte, wie ein völlig unpassendes Gefühl in ihr aufstieg. Moment mal, dachte sie, das kann aber jetzt nicht sein. Ich bin doch nicht etwa neidisch auf diese alten und hässlichen Silen?

Das Holz in der einen und das Brot in der anderen Hand stieg sie die Treppenstufen hinauf und ging nachdenklich kauend durch das stille, nächtliche Schloss. Just als sie ihre Kammer erreichte und die Hand auf den Türknauf legte – sie hatte sich ihr angebissenes Schmalzbrot zwischen die Zähne gesteckt – hörte sie ein Rascheln hinter sich. Sie drehte sich um und stieß einen entsetzten Schrei aus. Das feine Brot fiel mit der gebutterten Seite zuunterst zu Boden. Ein grüngesichtiges Geisterwesen hatte sich hinter ihr aufgebaut. Es trug ein zartrosa schimmerndes, weites Gewand und sah die erstarrte Prinzessin mit schwarzen, empörten Augen an. Melindis konnte diesem dunklen Blick nicht standhalten und sah angstvoll zu Boden. Unter dem Gewand des Geistes ragten schweinchenrosa Puschelpantoffeln hervor. Die gleichen trug Ihre Majestät, die Königin, sobald sie ihr Baderitual beendet hatte. Und bevor sich Melindis fragen konnte, wie ein Gespenst an die Pantoffeln ihrer Mutter gekommen war, hörte sie deren Stimme.

»Was um Himmels willen hast du mitten in der Nacht in den Schlossfluren zu suchen?«

Ihre Mutter bückte sich, hob das Schmalzbrot auf und besah es angewidert. Sie hatte eine grüne Schönheitsmaske aufgelegt, sah aber derzeit alles andere als schön aus.

»Ich hatte solchen Hunger«, versuchte Melindis sich kläglich zu erklären.

»Und deshalb musste dir mitten in der Nacht die Zofe ein Brot bringen? Aber was hast du dann hier draußen zu suchen?«

»Ich bin so aufgeregt. Wegen dem Test morgen früh.«

Wie zur Unterstützung fing...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2023
Reihe/Serie Der Rand der Welt
Der Rand der Welt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Drachen • Fantasy • Freundschaft • High Fantasy • Humor • Jugendbuch • Kinderbuch • Magie • magische Pforte • magische Tiere • Roman • Zauberei • Zauberstab
ISBN-10 3-7579-6427-6 / 3757964276
ISBN-13 978-3-7579-6427-6 / 9783757964276
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