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Krimi Trio 3319 -  Alfred Bekker

Krimi Trio 3319 (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8611-2 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Krimis von Alfred Bekker: Das Elbenkrieger-Profil Der Augenschließer Auftrag für einen Schnüffler Ein Serienkiller geht um im Münsterland, sein letztes Opfer wird auf dem berühmten Mittelalter-Markt von Telgte gefunden. Doch während Kriminalhauptkommissar Sven Haller von der Kripo Münster und Kriminalpsychologin Anna van der Pütten im Dunkeln tappen, heftet sich ein Ermittler an die Fersen des irren Mörders, der selbst wahnsinnig zu sein scheint: Er nennt sich Branagorn der Elbenkrieger und behauptet, aus einer anderen Welt zu stammen. Doch er scheint der Einzige zu sein, der es mit dem Mörder aufnehmen kann ... Was für eine gigantische Verschwörung an der Geschichte von einem arbeitssüchtigen Wissenschaftler hing, dessen Frau sich angeblich vernachlässigt fühlte, konnte der Privatdetektiv Stu Tammey anfangs nicht ermessen. Es sah alles nach einem einfachen Fall aus, der auch noch gut honoriert werden sollte. Aber genau das hätte Tammey stutzig werden lassen, wäre da nicht diese aufregende Frau gewesen, die ihm die Sinne vernebelte.

Letzte Ausfahrt Ladbergen


Haller fuhr für Annas Geschmack ziemlich schnell. Hansalinie hatte man die A1 früher genannt, und sie durchschnitt das Münsterland wie ein gebogener Dorn und hatte außer einigen tausend Unfalltoten auch ein paar kleinere Baggerseen hinterlassen, wie zum Beispiel die Buddenkuhle in Ladbergen.

Haller nahm die Ausfahrt.

„Sie haben gar nicht Ihr Navi eingeschaltet“, stellte Anna fest.

„Brauche ich nicht. Ich komme von hier.“

„Aus Ladbergen?“, fragte sie und betonte dabei das Wort auf der vorletzten Silbe.

„Nein, aus Ladbergen“, widersprach Haller und betonte die erste Silbe. „Allein an der Aussprache hört man schon, dass Sie nicht aus Ladbergen kommen.“

„Das sind eben die kleinen Unterschiede!“

„Na ja, streng genommen bin ich auch ein Zugezogener. Meine Eltern haben hier in den Siebzigern gebaut, weil das Land so billig war. Und ganz ehrlich: Zuerst haben wir auch Ladbergen gesagt!“

„Na, da bin ich ja beruhigt!“

„Im Übrigen sind die Auswärtigen schon seit langem in der Mehrheit.“

„Na ja, Ladbergen war für mich bisher immer nur eine Ausfahrt an der Autobahn, wenn ich zwischendurch mal in den westfälischen Landeskliniken in Lengerich zu tun hatte“, meinte Anna. „Ist ja vielleicht auch nicht gerade eine Weltstadt!“

„Sagen Sie so etwas nicht! Nicht über die Heimat von Neil Armstrong!“

„Wie bitte?“

„Ja, wussten Sie das nicht? Die Vorfahren von Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond, stammen aus Ladbergen. Ich habe in der Schule neben jemandem gesessen, der mit Armstrong verwandt war. Etwas weitläufig natürlich.“

„Dann dürft hier ja einiges los gewesen sein, als Armstrong vom kleinen Schritt für einen Menschen und vom großen für die Menschheit gesprochen hat und einen Fußabdruck hinterließ!“

„Und Sie denken, dass ich alt genug sein müsste, um das noch erlebt zu haben?“

„Haben Sie nicht?“

Haller erreichte die Kreuzung und bog von der Saerbecker Straße in die Lengericher Straße, vorbei an einer Tankstelle auf der rechten Seite.

„Ich war vier!“, sagte Haller. „Und wir sind erst ein Jahr später hierhergezogen.“

„Dann haben Sie das verpasst!“

„Nein. Mein Freund in der Schule sagte, dass gar nichts los gewesen sei, als Neil Armstrong den Mond betrat.“

„Ach!“

„Es war Schützenfest! Und das war wichtiger! Überall haben sich die Leute die Mondlandung im Fernsehen angesehen. Mein Vater hatte extra einen Bunt-Fernseher gekauft. Eine Riesenkiste! Nur in Ladbergen-Wester hat niemand hingesehen, denn was ist schon eine Mondlandung, wenn man zum Schützenfest gehen kann!“

Anna lachte. Und Haller, der sonst eher verkniffen dreinsah, lächelte zumindest kurz.

Vielleicht reden wir nur so viel, weil wir uns von der äußerst unangenehmen Aufgabe ablenken wollen, die vor uns liegt!, dachte Anna. Es war niemals Routine, den Angehörigen eines Mordopfers zu begegnen. Für keinen Polizisten und auch auch nicht für jemanden, der Psychologie studiert hatte. Es gab eben einfach Situationen, da hatte jegliches Bemühen um professionelle Distanz ihre Grenzen.

Haller bog noch mal ein und anschließend ein weiteres Mal. Anna hatte längst die Orientierung verloren. Sie befanden sich in einer Siedlung mit schmucken Einfamilienhäusern. Alle rot verklinkert mit grauweißen Fugen. Für architektonische Firlefanz boten die strengen Bauvorschriften keinen Platz.

Schließlich bemerkte Anna das Schild mit der Aufschrift 'Lerchenweg'. Vor einem der rot verklinkerten Bungalows stellte Haller den Wagen ab. „Hier ist es“, sagte er knapp.

„Tja ...“

„Zum Glück war schon ein Kollege hier und hat den Eltern von Jennifer Heinze die traurige Nachricht überbracht.“

„Das heißt keineswegs, dass für uns die Aufgabe jetzt angenehmer wird“, wandte Anna ein.

„Stimmt“, musste Haller zugeben. „Für einen Sonntag Vormittag kann ich mir wirklich Angenehmeres vorstellen, als mit den Eltern eines Mordopfers unangenehme Fragen zu erörtern.“

„Es wundert mich, dass sich bisher niemand gemeldet hat, der mit ihr zusammen auf dem Mittelalter-Markt in Telgte war“, sagte Anna. „Wir haben doch auch keinen Wagen gefunden, der zu dem Schlüssel passt, den sie bei sich trug!“

„Das mit dem Wagen wundert mich auch“, sagte Haller. „Aber wieso sollte sie nicht alleine zu dem Markt gefahren sein?“

„Weil die meisten, die ich da gesehen haben, eindeutig in Gruppen gekommen waren. Man verkleidet sich, geht zusammen über den Markt, kauft sich ein paar Sachen, die man unbedingt glaubt haben zu müssen und die das eigene Mittelalter-Feeling etwas auf Vordermann bringen ...“

„Jennifer Heinze war nicht verkleidet“, stellte Haller klar. „Sie trug ganz normale Straßensachen. Nicht wie Ihr spezieller Elbenfreund zum Beispiel!“

Sie stiegen aus.

Wenig später standen sie vor der Haustür. Haller klingelte. Ein Mann mit Halbglatze machte auf. „Haller, Kripo Münster. Dies ist unsere Psychologin, Frau ...“

„Meine Frau und ich trauern, aber wir sind nicht bekloppt und es gibt bei uns in Ladbergen nicht mal einen Kirchturm, der wirklich hoch genug, um sich mit gutem Gewissen zu Tode stürzen zu können. Also machen Sie sich keine Sorgen!“

„... ich wollte sagen, dies ist Frau van der Pütten und wir würden Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Sie sind Herr Heinze, nehme ich an.“

„Nehmen Sie richtig an.“

„Dürfen wir hereinkommen?“, fragte Anna.

Herr Heinze atmete tief durch. Es hörte sich an, als würde er unter einer Zentnerlast ächzen. Und wahrscheinlich war ihm auch genauso zumute.

„Kommen Sie“, murmelte er. „Aber dass meine Frau in der Verfassung wäre, mit Ihnen zu reden, kann ich Ihnen nicht versprechen!“


*


Herr Heinze führte sie in ein weitläufiges Wohnzimmer mit dicken, lederbezogenen Sesseln und Perserteppichen auf Parkett.

„Setzen Sie sich“, sagte er. „Ich komme gleich wieder. Kann ich Ihnen etwas anbieten?“

„Nein, danke“, sagte Haller.

„Mir auch nichts“, ergänzte Anna.

„Ich habe nur Kaffee da. Oder einen Korn. Den habe ich erst mal gebraucht, als Ihre Kollegen hier waren und uns gesagt haben, was mit ...“ Herr Heinze sprach nicht weiter. Er schluckte und sein Gesicht wurde dunkelrot.

„Es ist schon gut, Herr Heinze. Machen Sie sich um unser Wohl keine Gedanken“, sagte Anna. „Sie stehen jetzt im Mittelpunkt. Und Sie haben alles Recht dazu, zu trauern und eine Weile in erster Linie an sich selbst zu denken.“

Er warf Anna einen kurzen Blick zu und nickte stumm.

Herr Heinze ging hinaus, verschwand durch eine Tür in einem anderen Raum und kehrte nach ein paar Augenblicken zurück. „Entschuldigen Sie, wenn meine Frau heute nicht mit Ihnen reden möchte. Sie schafft das einfach nicht und ist völlig am Ende.“

„Vielleicht kann ich ihr helfen“, sagte Anna.

Herr Heinze schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er mit einem Tonfall, der an den Klang von klirrendem Eis erinnerte. „Das können Sie nicht!“ Er setzte sich. Sein Blick wirkte sehr nachdenklich. Er sah zwar in Hallers Richtung, schien aber durch ihn hindurchzusehen, so als wäre der Kriminalhauptkommissar gar nicht da.

„Herr Heinze, wir haben bei Ihrer Tochter einen Wagenschlüssel gefunden. Aber keines der Fahrzeuge, die wir auf dem Parkplatz an der Planwiese in Telgte gefunden haben, passte zum Schlüssel.“

„Sie hat einen Smart. Den haben wir ihr geschenkt. Ich glaube, das war nach ihrer bestandenen Prüfung, die sie zur Bankkauffrau gemacht hat. Sie war immer eher fleißig und hat alles mit Bestnoten hinter sich gebracht.“

„Farbe und Kennzeichen?“

„Gelb“, sagte Herr Heinze. „Und was das Kennzeichen angeht, schaue ich mal in meinen Unterlagen nach. Auswendig weiß ich das nicht. Wissen Sie, der Smart ist nämlich als Zweitwagen auf mich zugelassen. Wegen der Versicherung. Wenn man jung ist und ein Auto haben will, bezahlt man sich ja dumm und dämlich ...“ Er seufzte. „Sechsundzwanzig Jahre! Ist eigentlich kein Alter zum Sterben, oder?“

„Nein“, sagte Haller.

„Glauben Sie, dass Sie den Verrückten kriegen, der ihr ... so was ... angetan hat?“

„Wir tun unser Bestes, Herr Heinze. Darauf können Sie sich verlassen.“

„Ihr Kollege, der hier war, um uns die Nachricht zu überbringen, hat gesagt, dass man ihr die Haare abgeschnitten hat. Stimmt das?“

„Ja.“

„Dann ist es vielleicht der Irre, der schon ein paar mal hier in der Gegend zugeschlagen hat, oder? Die Zeitungen waren doch voll davon. Der Frisör oder so ähnlich.“

„Barbier. Aber das ist nur ein anderes Wort.“

„Wie lange ist es her, dass dieser Verrückte die erste Frau umgebracht hat?“

„Sieben Jahre.“

„Und Sie haben, wenn Sie mal ehrlich sind, immer noch keine richtige Spur, hab ich recht?“

Haller schwieg. Natürlich hatte er recht. Auch wenn es schwerfiel, das einzugestehen, aber genau so war es. Haller wusste das – und Anna wusste, dass Haller sie niemals hinzugezogen hätte, wenn er in der Lage gewesen wäre, in dem Fall mit...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-8611-1 / 3738986111
ISBN-13 978-3-7389-8611-2 / 9783738986112
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