Ein Leben mit Sahne bitte (eBook)
364 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-00531-1 (ISBN)
Jonas Maag, 1994 geboren, ist Projektleiter in einem Informatik-Unternehmen. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Frage: Wie führe ich ein glückliches Leben? Begonnen mit seinem Kampf gegen Depressionen, über Praktizieren von Buddhismus und Stoizismus, bis hin zu Life Coaching. Dabei lernte er neue Perspektiven auf das Leben einzunehmen und sich von einem verbitterten zu einem erfüllten Menschen zu transformieren. Diese Erfahrung teilt er in seinem Buch 'Ein Leben mit Sahne bitte'. Mehr zum Autor unter: maagdeinleben.ch/about
Jonas Maag, 1994 geboren, ist Projektleiter in einem Informatik-Unternehmen. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Frage: Wie führe ich ein glückliches Leben? Begonnen mit seinem Kampf gegen Depressionen, über Praktizieren von Buddhismus und Stoizismus, bis hin zu Life Coaching. Dabei lernte er neue Perspektiven auf das Leben einzunehmen und sich von einem verbitterten zu einem erfüllten Menschen zu transformieren. Diese Erfahrung teilt er in seinem Buch "Ein Leben mit Sahne bitte". Mehr zum Autor unter: maagdeinleben.ch/about
2. Lebe deinen Traum, sagen sie
Von vielen erfolgreichen Menschen, Motivationstrainern und Lebensberatern hört man stets dieselben Sätze. Folge deinem Herzen, sagen sie. Glaube an dich. Verbinde dich mit deiner inneren Kraft und du kannst alles erreichen, was du dir je erträumt hast. Mach, was du liebst, sagen sie. Folge deiner Leidenschaft! Was du glaubst, ist, was du erreichst. Lebe deinen Traum.
Klingt das nicht einleuchtend? Warum war ich so blind und bin ein Leben lang nie auf die Idee gekommen, einfach das zu machen, was ich will? Lebe deinen Traum, Jonas, und du wirst der glücklichste Mensch auf Mutter Erden sein. Also gut, packe ich es an. Ich werde ein großartiger Autor. Nein warte, ich werde erfolgreicher Unternehmer … oder ein cooler Rapper. Ich könnte auch ein professioneller Kletterer oder ein genialer Erfinder werden. Vielleicht doch besser ein Projektleiter von Solaranlagen, oder ein Hacker für den Geheimdienst. Liebe Motivationstrainer, ich würde gerne meinen Traum leben. Doch was beim Barte der Meerjungfrau ist mein Traum?!
Im Alter von zarten zwanzig Jahren interessierte ich mich für Umweltschutz und erneuerbare Energien. Es war mein innigster Wunsch, ein Elektroauto von der Firma Tesla zu besitzen. Nehmen wir an, ich wäre dem Ratschlag der Lebensberater gefolgt. Ich hätte mir ein Poster eines Tesla Model S an den Spiegel geklebt, um mich jeden Morgen daran zu erinnern, warum ich aufstehe.
Zu dieser Zeit arbeitete ich als Elektroniker in einer Produktionsstätte von Kernspinspektrometern. Meine Arbeit bestand darin, die Sensoren dieser Hightech-Messgeräte mechanisch und elektrisch zusammenzubauen und zu testen. Die Arbeit war mühsam, langweilig und man war umgeben von ungesunden Löt-, Aceton- und Alkohol-Dämpfen. Ich hasste meine Arbeit! Ich verdiente brutto 4.400 CHF pro Monat. Mit diesem Einkommen konnte ich in der Schweiz gut leben, aber mir niemals einen Tesla leisten. Ich wohnte noch bei meinen Eltern und legte das meiste Geld auf die Seite. Ich hatte mich für ein Studium an einer Fachhochschule eingeschrieben: Energie- und Umwelttechnik. Ich wollte Ingenieur werden. Ich wollte selbst meinen Teil zur Entwicklung erneuerbarer Energien beitragen. Ich hatte einen Traum.
Nehmen wir an, ich folge diesem Traum. Ich knie mich in das Studium hinein, denn die Jobs, die ich in meinem Traum vorsehe, sind rar. Drei Jahre lang bestimmt das Studium mein Leben. Sechzig-Stunden-Wochen gehören zu meinen gemütlichen Wochen. In den Semesterferien arbeite ich als Elektroniker, um mich über Wasser zu halten. In der Freizeit lese ich Bücher über erneuerbare Energien und Projektmanagement. Wenn man einen Traum hat, arbeitet man schließlich gerne.
Ich absolviere das Studium mit Bestnoten und erhalte sogleich eine Junior-Stelle bei einer renommierten Firma im Bereich Windkraft. In nur fünf Jahren arbeite ich mich zum stellvertretenden Projektleiter hoch. Nicht von irgendwelchen unbedeutenden Projekten, sondern von großen Windkraftanlagen im Ausland. Ich verdiene das Doppelte meines Einkommens als Elektroniker. Endlich nach acht Jahren harter Arbeit kaufe ich mir einen Tesla! Ich bin überglücklich, denn ich habe mir meinen großen Traum verwirklicht. Ich bin ein stolzer Tesla-Besitzer. Jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit fahre, streiche ich liebevoll über die Seitentür des Teslas, gebe dem Steuerrad – wenn es bis dann noch eines hat – einen zärtlichen Kuss und surre mit einem Lächeln auf den Lippen davon. Ich pendle nicht nur, ich fahre am Wochenende aus und genieße die Beschleunigung. Mensch, was für ein Auto! Mein Traum ist Wirklichkeit geworden.
Während ich mit meinem Tesla gerade an der Ostsee beim Bau einer Offshore-Windanlage bin, läutet mein Telefon. Ich nehme ab und eine traurige Stimme am anderen Ende teilt mir mit, dass meine Mutter bei einem Autounfall gestorben sei. Der Tesla, mit dem ich zurück in die Schweiz fahre, bedeutet mir nichts mehr. Wenn ich zu Hause ankomme, reiße ich das Poster des Teslas vom Spiegel und blicke in ein bleiches Gesicht. Ein Gesicht, das sich hasst, weil es lieber Zeit mit Studium und Arbeit verbracht hat anstatt mit seiner Mutter. Der Traum, zuvor mein Lebensantrieb, wird völlig bedeutungslos.
Zum Glück ist es nie dazu gekommen. In Wirklichkeit brach ich nach einem Jahr mein Energie- und Umwelttechnik-Studium ab. Ich hatte mich verausgabt, das Studium war nicht so, wie ich es erwartet hatte, der Arbeitsmarkt in diesem Sektor ausgetrocknet. Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, in diesem Bereich erfolgreich zu werden. Elektroautos interessierten mich noch immer, aber der Traum, einen Tesla zu besitzen, verblasste.
Stattdessen wollte ich in die Welt der Algorithmen eintauchen, vernetzte Systeme bauen und künstliche Intelligenz erschaffen. Ich entschied mich, das darauffolgende Jahr ein Informatikstudium zu beginnen. Es war eine harte Entscheidung, denn es bedeutete ein weiteres Jahr als Elektroniker arbeiten zu müssen. Es fühlte sich nach zwei verschwendeten Jahren an. Ich war ein Versager.
Auf die Schnelle fand ich keine neue Arbeit. Die einzige Möglichkeit, die mir das Leben bot, war zurück zur alten Firma zu gehen und dieselbe verhasste Arbeit auszuführen. Doch dieses Mal sollte es anders sein. In konnte mich besser integrieren und hatte im Gegensatz zu meinem letzten Einsatz tolle Arbeitskollegen um mich herum. Ich mochte die Arbeit noch immer nicht, doch zog sie mich nicht mehr in den Abgrund wie zwei Jahre zuvor. Der Grund war nicht schwer zu finden: Ich war verliebt. Ich stürzte mich in die erste Liebesbeziehung meines Lebens. Diese Frau sollte später der Grund werden, dieses Buch zu schreiben.
Träume sind nichts weiter als das: Träume. Zur damaligen Zeit glaubte ich an eine romantisierte Form des Lebens mit Blümchen und Glitzer. Ich glaubte den schillernden Life Coaches auf den TED-Bühnen und Influencerinnen auf YouTube und Instagram, dass jeder seine wahre Bestimmung auf dieser Erde finden konnte und nur diesen einen erleuchtenden Moment bräuchte, um in einer anderen Sphäre zu leben. Die Sphäre der Erfüllten. Ich würde dann selbst mit einem verträumten Lächeln auf den TED-Bühnen stehen und den Nicht-Erfüllten die fünf Regeln eines perfekten Lebens nahebringen.
Versteh mich nicht falsch. Natürlich haben die Lebensberater auf den TED-Bühnen recht, aber eben nur für sich. Was sie sagen, muss und kann nicht für alle anderen Menschen funktionieren. Ich bin überzeugt, dass man seinen Traum leben kann. Wenn man sich voll und ganz auf seinen großen Traum fokussiert und wenn man das Glück hat, dass das Umfeld passt, erreicht man seinen Traum. Ich hätte meinen Tesla bekommen und womöglich ein erfolgreicher Projektleiter werden können. Aber hätte mich das glücklich gemacht? Nein. Ich hätte meine Beziehungen, meinen Körper und wahrscheinlich auch meine Psyche vernachlässigt und wäre trotz Erfüllung meines Traumes nicht zufrieden mit meinem Leben gewesen. Lass mich dir das erklären. Es gibt zwei Gründe, warum das bloße Streben nach Träumen der falsche Weg zu einem erfüllten Leben ist:
1. Im Verlauf meines Lebens hatte ich nicht einen Traum, sondern hundert Träume. Welcher dieser Träume ist nun der richtige? Was macht einen Traum lebenswert? Das kann ich nicht wissen und ich wage zu behaupten, dass es auch nicht einen richtigen Traum gibt. Wie alles andere im Leben sind Träume vergänglich.
2. Selbst wenn ich nur einen einzigen Traum gehabt oder mir einfach einen ausgesucht hätte, hätte ich kein glückliches Leben geführt. Träume basieren häufig auf Begierde. Ich will das haben, was andere haben. Dabei konzentriere ich mich nur auf einen Teil meines Lebens und vernachlässige den Rest. Mein Leben ist nicht mehr im Gleichgewicht. Wie verbissen ich mich an meinen Traum kralle. Wie ich alles andere ausblende. Wie ich mit Ablehnung und Wut reagiere, wenn jemand an meinem Traum zweifelt. »Ich werde es allen zeigen!«, denke ich. Und Gott, das werde ich. Um mit fünfzig Jahren zu erkennen, dass ich weder Freunde, noch innere Ruhe, noch ein tüchtiges Abwehrsystem in meinem Körper habe.
Du magst empört einwenden: »Nur weil du in deinem Leben gescheitert bist, soll ich meinen großen Traum fahren lassen?« Nein, das sage ich nicht. Letztendlich brauchte ich alle meine Niederlagen – und das waren viele – um zu erkennen, was mir Erfüllung bringt. Ich musste meinen Träumen nachrennen, um schlussendlich die Leere in meinem Inneren zu füllen. Aber es waren eben nicht meine Träume, die mir Erfüllung brachten. Träume sind vergänglich. Sie sind nicht real. Mein Traum wird nie so sein, wie ich ihn mir vorstelle.
Du erwiderst womöglich: »Es gibt Tausende Beispiele von Menschen, die ihrer Intuition folgten und erfolgreich wurden. Sie brachten den Mut auf, das zu tun, was ihr Herz ihnen sagte, und fanden Erfüllung.« Daran ist nichts einzuwenden. Ich bin überzeugt, dass dies wahr ist und diese Menschen intuitiv verstehen, was sie...
Erscheint lt. Verlag | 21.9.2023 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Die vier Lebenssäulen • Erfüllung • Gelassenheit • Glaubenssätze • Identität • Lebenserfahrung • Lebensphilosophie • Lebensratgeber • Werte |
ISBN-10 | 3-384-00531-7 / 3384005317 |
ISBN-13 | 978-3-384-00531-1 / 9783384005311 |
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